Jeremias Gotthelf
Wie Uli der Knecht glücklich wird
Jeremias Gotthelf

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Schön Wetter war es am Morgen, auf den Abend drohte ein Gewitter. Schon um acht hörte Uli auf zu mähen, um beizeiten zetten und kehren zu können, schon am Morgen wurden zwei Fuder eingeführt. Beim Mittagessen sagte Uli, das Nachtessen soll man nicht früh zweg haben, heute werde es wohl späten Feierabend geben. Das Heu werde alles gut, sollte alles hinein, es wäre schade, wenn es noch einmal Regen kriegte. Im Nachmittag fing es sich an zu stecken, es wollte nichts mehr vorwärts; man steckte die Köpfe zusammen, statt daß man die Arme rührte. Wo Uli war, rückte es, wo er hinkam, war alles im Hinderlig. Der Melcher zeigte sich nicht auf der Matte, der Karrer fuhr, wie wenn er Schnecken hätte, und als Uli ihm sagte, er solle doch schneller laufen lassen, es täte es den Pferden wohl, warf er mutwillig ein Fuder in den Bach, daß man darob fast eine Stunde verlor. Und als Uli dazukam und aufbegehrte, da müsse einer doch fahren wie ein Blind, um da ein Fuder umzuwerfen, so sollte er an allem schuld sein mit seinem Pressier; solange er da sei, gehe es schlecht. Er könne nichts, sagte der Karrer, als alle Leute kujiniere, und wenn er ihm nicht recht fahre, so solle er selbst fahren, er rühre keine Geißel mehr an, bis der Meister es ihm selbst befehle. Damit warf er Uli die Geißel zu und legte sich behaglich auf einen Heuwalm. Uli hatte schon die Geißel am dünnern Ort gefaßt, um zu versuchen, was ungebrannte Asche vermöge, doch besaß er sich und führte kochend in Zorn das Fuder heim.

Die Alte rüstete zu Nacht, und als sie Uli mit dem Fuder kommen sah, fragte sie Vreneli, die vorankam: Was es gegeben, daß Uli fahre? «Frag ihn selbst, Base,» sagte Vreneli. «Es ist ein grusamer Streit unter den Diensten, und wenn sich der Vetter des Ulis nicht annimmt, so kömmts nicht gut. Ich wäre schon lange fortgelaufen.» Da stund die Base auf, ging Uli entgegen und frug: «Warum fahrst du? Was hats gegeben?» Und Uli fragte mit bleichen, bebenden Lippen: «Wo ist der Meister, er söll usecho.» «He Ymmers, wie siehst du aus! Komm du in die Stube, er ist dort. Es söll derweilen einer die Rosse halten.» Uli ging nach, und die Base nahm aus einer Ecke auf dem Ofen ein Kacheli mit Kaffee und sagte: «Nimm das geschwind und trinks! Ich hatte es dem Vreneli dänne deckt, aber nimm dus, es bekömmt dann ein andermal. Aber sag mir geschwind: was hats gegeben, was ists?» «Meisterfrau, ich will fort und das auf der Stelle, so will ich nicht mehr dabeisein. Ich will dem Meister die Geißel geben, dann meinen Lohn und noch heute fort. Ich will mich nicht töten für Andere und noch dazu ausgelachet sein.» «He Uli, Uli, wer lachet dich aus?» «Gerade der Meister, der treibt nur den Narren mit mir und ist kein Meister, sonst würde er sehen, was seine Pflicht und sein Nutzen ist, darum will ich fort.» «Und was ist denn meine Pflicht und mein Nutzen?» sagte Joggeli, der eben zur Türe hineinkam. «Ich will meinen Lohn,» sagte Uli, «und will fort.» «Du hast keinen Grund,» sagte Joggeli, «du wirst wohl bleiben.» «Nein, Meister, ich bleibe nicht und habe guten Grund. Ihr habt mich als Meisterknecht angestellt und unterstützt mich nirgends. Ihr befehlet selbst nichts, ich soll aber auch nicht befehlen, da kann ein jeder machen, was er will. So braucht Ihr keinen Meisterknecht und habt mich falsch gedinget, und deswegen will ich nicht mehr dabeisein.» «Aber was hast du denn zu klagen?» fragte Joggeli, schon nicht mehr recht keck. «He, daß Ihr kein Meister seid. Wenn Ihr ein Meister wäret, so wäret Ihr heute gekommen und hättet auch pressiert und befohlen oder hättet wenigstens gesagt, man solle sich schicken. Aber statt dessen habt Ihr mich allein fechten lassen, habt wohl gesehen, wie sie drehen, der Melcher, der Karrer nicht vom Hause wollen, und habt mich stecken lassen, darum will ich fort.» «He, ume nit grad so prüßisch,» sagte Joggeli, «ich kann nicht immer an allen Orten sein. Hättest du mir das Maul gegönnt, so hätte ich etwas sagen können, aber wenn man so viel zu sinnen hat wie ich, so kann man nicht immer an alles sinnen.» «Sinnen hin, Sinnen her,» sagte Uli, «ich will meinen Lohn, ich bleibe nicht mehr.» «He, Uli,» sagte die Meisterfrau, «nimm non es Kacheli und bsinn dih! Du bist uns ganz der Recht und es hat dir noch niemand von uns ein Unantwort gegeben. Ds Gunträri, ds Vreneli und ich haben schon manchmal zueinander gesagt: wenn es so seinen Fortgang nehme, so komme der Hof wieder instand und es gebe auch wieder eine Ornig.» «Solang der Karrer und der Melcher da sind, kömmt es nicht gut, und mit ihnen bleibe ich nicht mehr, keine Stunde; entweder gehe ich, oder sie müssen gehen.» He, he, sagte Joggeli, man mache im Zorn leicht etwas Unrechtes; sie wollten sich gegenseitig noch bsinnen bis morgen, man könne dann immer noch sehen. «Meister, das ist ausbsinnet,» sagte Uli, «das ist mir schon zu lang auf dem Magen gelegen; entweder gebt Ihr dem Karrer und dem Melcher noch heute den Lohn oder mir, eins von beiden.» «Ich werde mir doch von einem Knecht nicht sollen befehlen lassen,» sagte Joggeli. «Ich will Euch nichts befehlen, ich lasse Euch ja dWehli, aber eins von beiden muß sein.» «Bis doch nit e Göhl,» sagte die Meisterin, «da wollte ich mich bald ausbesonnen haben.» «Ja, aber wo dann einen anderen Karrer und einen anderen Melcher hernehmen gerade in dieser unmußigen Zeit? Das kann nicht gehen.» «He,» sagte Uli, «wenn die fort sind, so geht die ganze Sache ds Halb ringer, und dann kann ich auch noch melken und fahren so gut als die. Ich will einstweilen den Dienst für Beide machen, und ich denke, es wird nicht lange gehen, bis man Andere hat. Aber Ihr könnts machen, wie Ihr wollt, es ist mir ganz recht, zu gehen. Ich habe es gestern geschrieben, ich werde wohl bald wieder kommen.»

Das schlug bei Joggeli ein und er bequemte sich, den Karrer und den Melcher kommen zu lassen, um ihnen den Lohn zu geben. Die meinten, er wolle ihnen nur ein Kapitel lesen, und begehrten gleich von Anfang ganz fürchterlich auf und machten, als ob sie die ganze Erde dem Mond ins Gesicht spucken wollten. Als Joggeli so hübscheli von Lohngeben zu reden anfing, da sagten sie, das sei ihnen gerade recht, und sie begehrten es; aber dann könne er sehen, wie es ihm ergehe, wenn Uli alle die weggebissen hätte, die ihm im Wege seien. Er solle nur füremachen, es lächere sie nur, größeren Lohn hätten sie schon längst haben können. Joggeli wurde ganz lugg (weich). Glücklicherweise war die Frau in der Stube geblieben, um den Wagen zu reisen, wenn er bestechen oder in den Graben fahren sollte. Diese sagte nun: «Seh, Joggeli, mach füre, sie haben ja gesagt, sie begehrten ihn. Die zwei Schlinglen sind mir schon lange im Weg gewesen, es ist gut, wenn die einmal fort sind; ich hoffe, sie gehen noch heute.» Keine Stunde länger blieben sie in einem solchen Hause, sagten Beide. Sie könnten ihrethalben bis Martistag heuen, es lächere sie nur, und je eher sie fort könnten, desto lieber sei es ihnen.

Joggeli zählte Beiden den Lohn zweg. Draußen fing es an zu winden, die Wolken flogen am Himmel, schwarze Wände, der Zukunft einer kummervollen Seele vergleichbar, erhoben sich langsam, die Vögel suchten die Gebüsche, die Fische sprangen nach Mücken, Windspiele rissen hoch in die Lüfte bald Heu, bald Staub. Draußen hastete Uli, Heu so viel möglich einzubringen, drinnen zählten hohnlächelnd die Beiden ihr Geld und meinten: Ob Joggeli nicht auch noch wolle gehen und helfen, es mangelte sich bei dem schönen Heuwetter. Der Wind riß das Heu von den Gabeln, die Mähnen der Pferde flogen im Winde, die Heulader flogen den Walmen nach, die schönen Recherinnen spudeten sich wie flüchtige Rehe, in hochgefüllten Fürtüchern das Zusammengerechete nachtragend. «Häb dih!» scholl es von unten herauf; die mächtigen Rosse jagten im Trabe, die Heraufgeber sprangen nach, warfen mitten im Laufe Gabeln voll auf den Wagen, die der kundige Lader auf den Knien mit ausgebreiteten Armen empfing. Schwere Tropfen rauschten, der Wind stieß heftiger, nach dem Bindbaum sprang einer; im Hui war er auf dem Fuder, mit dicken Wellenseilen wurde er niedergeschnürt, flink eilten die Recherinnen um das Fuder, kämmten es glatt. Da jagte das Wetter heran, es glitzerte der schwere Regen, es krachte aus den schwarzen Wolken, Staub stob weit dem Regen voran. Die mächtigen Rosse flogen weit ausgreifend, aber durch Ulis sichere Hand geleitet der Scheune zu. Mit den Gabeln auf den Achseln rannten die Heuer nach, und mit den Fürtüchern über Achseln oder Kopf formierten den flüchtigen Nachtrab die lustigen Heuerinnen, die unter Lachen und Schäkern sich schüttelten unter sicherem Dache. Da platzte der Regen herab in ungemeßnen Strömen, es zuckte die Glut des Blitzes durchs dunkle Tenn, hart klepfte es über dem Hause. Ängstlich und andächtig stund das Gesinde im Schopf; es wußte, der Herr rolle nahe über seinen Häuptern weg.

Es dunkelte, man rief zum Essen, schwarz war es noch am Himmel, aber der Regen rauschte sanfter, der Donner rollte ferner; da kamen aus dem Gaden herab der Melcher und der Karrer gsunntiget (in Sonntagskleidern), machten Adie bei ihren Freunden, die ganz erstaunt frugen, was das geben solle? He, sie sollten Uli fragen, hieß es, der sei jetzt der Meister, und weil sie nicht unter einem Solchen sein wollten, so gingen sie lieber, sie möchten für kein Geld bleiben. Nachdem sie ihre Sachen, die sie würden holen lassen, guter Obhut empfohlen, den Andern geweissaget, daß sie es auch nicht lange mehr da machen würden, wanderten sie fort wie zwei Nachtvögel zwischen Tag und Nacht, das angebotene Essen verschmähend.

Uli sah sie nicht gehen, aber als er hörte, daß sie fort seien, leichtete es ihm ordentlich ums Herz, und die ihm zugefallene Arbeit kam ihm fast wie ein Lohn, eine Freude vor. Es war auch, als ob zwei Sperrscheiter aus einer Maschine genommen worden. Trotzdem daß zwei Arbeiter weniger waren, wurde doch nicht weniger gemacht. Uli spudete sich freilich ganz wunderbar, und es schien manchmal, als ob er zwei- und dreifach sei. Er mähte und besorgte doch die Ställe, dängelte größtenteils und war doch nicht viel länger daheim als die Andern; aber er wußte alles anzukehren, konnte zwei, drei Sachen fast miteinander machen. Im Vorbeigehen gleichsam ging ihm dies und jenes, wozu ein Anderer eine Stunde brauchte. Erst da sieht man, was für ein Unterschied es ist zwischen einem Gstabi (Klotz, sperrig, steif) und einem beseelten Menschen. Zudem konnte nun Uli die Kräfte recht zusammenspannen, daß Eins dem Andern helfen mußte. Unter ihm verrichtete der Bub so viel als sonst ein Knecht. Aus der übrigen Diener- und Taunerschaft schien ein böser Geist gefahren zu sein, es war alles willig und rührsam. Es schien fast, als ob ihnen selbst etwas an der Sache gelegen sei. Die, welche in der Verschwörung gegen Uli am tiefsten verflochten waren, die zeigten sich nun nach deren unglücklichem Ausgang als die Eifrigsten. Ja sie rühmten nun Uli und erzählten ihm alles, was der Karrer und der Melcher getan, gesagt und im Sinn gehabt und wie sie ihnen oft abgewehrt und gesagt hätten, es komme nicht gut, wie es sich ihnen aber nicht geschickt hätte, sich dareinzumischen, und dazu hätten sie ihn nicht sövli gekannt.

Der Melcher und der Karrer hielten mit großem Jubel in einer nahegelegenen Pinte sich auf, rühmten mit weitem Maul, wie sie es gemacht, und konnten vor Freude nicht schlafen, weil sie nicht erwarten mochten, welche Zerstörung und Verwirrung nun in der Glungge zum Vorschein kommen werde, weil sie nicht mehr da seien. Aber es ging den ersten Tag. Da sagten sie: Ja, das sei noch so gegangen, aber man werde es morgen schon sehen. Es ging aber morgen auch. Da vertrösteten sie die Leute auf den dritten Tag. Aber auch dieser verstrich, in der Glunggen war alles emsig und ruhig. Kein Mensch fragte nach ihnen. Ja wenn sie sich von weitem zeigten, so taten ihre ehemaligen Freunde, als hätten sie keine Augen. Das begann sie doch zu gmühen, denn es hatte insgeheim jeder für sich die Erwartung gehegt, man werde nach ihm schicken und ihn wieder haben wollen. Jeder hatte bei sich schon ausgedacht, wie er aufbegehren, wieviel Lohn er mehr fordern wolle, und jetzt kam niemand. Niemand sah nach ihnen. Da sandte der Karrer eine geheime Botschaft an Joggeli ab. Diese sollte verblümt zu verstehen geben, der Karrer käme wieder. Eigentlich sei der Melcher an allem schuld, der habe immer alles hintereinandergereiset und der Karrer es nicht besser gsinnet. Es sei ihm jetzt leid, er sehe sein Unrecht ein. Der Melcher aber sandte eine gleiche Botschaft an Uli, ließ ihm einen Neutaler versprechen, wenn er mache, daß er wieder darkomme. Der Karrer sei an allem schuld, wenn der nicht dagewesen wäre, so hätte der Melcher nicht daran gesinnet, so wüst zu tun. Sobald er zu Uli komme, wolle er ihm sagen, was der Karrer für einer sei. Er wisse noch Sachen, woran jetzt niemand sinne.

Als Uli dängelete, kam Joggeli zu ihm und sagte: «Der Karrer wäre neue Sinns, wieder zu kommen; er hat neue gmurbet, der Melcher syg neue an allem schuld. Es wird wohl am richtigsten sein, wenn man ihn wieder kommen heißt? Er ist sich gewohnt hier, ein Neuer muß man erst wieder brichten, wie man es haben will.»

«Meister,» sagte Uli, «das könnet Ihr machen, wie Ihr wollt, aber mit dem Karrer will ich nichts zu tun haben. Der Melcher hat mir einen Neutaler versprechen lassen, wenn ich ihm z'best rede, und gibt dem Karrer an allem schuld. Es ist Einer wie der Andere, ich kehre nicht die Hand um. Und so gewiß einer wieder kömmt, so haben wir wieder Streit.»

«Jä nu,» sagte Joggeli, «so ists. Aber was meinst denn, was sollen wir anfangen, wenn dir kein Anderer recht ist? Gwerchet muß die Sache doch sein, so kann es nicht länger gehen.»

He, sagte Uli, er glaube, die Sache sei gwerchet worden so gut, als wo der Melcher und der Karrer dagewesen. Mit dem Heuen seien sie ja bald fertig und hätten trotz dem schlechten Wetter weit weniger lang daran gemacht, als die Leute sagen, daß man andere Jahre daran gezogget (herumgeschleppt) habe. Er glaube nicht, daß etwas versäumt worden sei. «Du bist doch afe so prüßische, Uli,» sagte Joggeli, «man kann gar nicht mit dir reden.» «He nei, Meister,» sagte Uli, «aber ich habe auch gemeint, ich schaffe, daß öppe nit viel dahintenbleibt, und da macht es mich taub, wenn ich immer hören muß, ohne Melcher und ohne Karrer gehe es nicht.» «Ja, das habe ich nicht gesagt,» antwortete Joggeli, «verstehe mich wohl. Aber was soll dann gehen? So kann es nicht bleiben. Jemand muß herzu.» «Ja,» sagte Uli, «das meine ich auch, und ich habe geglaubt, Ihr hättet für Andere gesehen.» «Nein,» sagte Joggeli, «ich habe geglaubt, du wollest nach Andern sehen, weil du die Andern nicht mehr gewollt.» «Ich bin ja nur Knecht,» sagte Uli, «und kann ja nicht andere Knechte dingen, das würde Euch öppe nicht anständig sein. Aber wenn Ihr nichts darwider habt, so möchte ich Euch etwas sagen.» «He,» sagte Joggeli, «red ume; es düecht mich, ich brauche dirs nicht lange zu erlauben.»

Nun setzte Uli auseinander, daß wenn es gut kommen solle, einer Meister sein müsse. Bisher sei ein jeder Meister gewesen, der Karrer, der Melcher, jeder souverän in seinem Stall über seine Person, seine Zeit, und alle Andern hätten nach ihrem Beispiel nach der gleichen Freiheit gestrebt. Joggeli solle es ihm nicht für übel nehmen, aber er müsse es sagen: er habe nicht recht den Meister gemacht und befohlen; die Leute hätten ihn nicht gefürchtet, und doch hätte er niemand die Meisterschaft anvertrauen wollen, daher sei ein jeder Meister geworden; Eins habe hieraus, das Andere dortaus gezogen und mit allem sei man in Hinderlig gekommen. Er wolle nicht lebig dadänne, wenn mit dem Hof nicht ds Halbe mehr zu machen wäre, wenn man recht zum Herd sehe und auch aus den Ställen ziehe, was öppe der Brauch sei. Aber dafür müsse einer da sein, der befehle, und die Andern müßten wissen, daß sie zu gehorchen hätten. Nun sei ihm ganz recht, wenn Joggeli befehlen wolle; aber wenn er es nicht tue, so müsse es ein Anderer tun in seinem Namen, sonst wolle er lieber nichts mit der Sache zu tun haben. «So befiehl doch,» sagte Joggeli, «ich habe dir ja manchmal gesagt, du sollest befehlen, es sei deine Sache.» «Ja, gesagt habt Ihr mirs wohl, aber den Andern nie, daß sie mir gehorchen sollen, ds Gunträri.» «Du bildest dir das nur ein,» sagte Joggeli, «aber du mußt nicht meinen, man könne da so einem, den man nicht kennt, gleich das ganze Heft in die Hand geben und machen lassen, als wenn niemand sonst mehr daheim sei. Meinethalb befiehl allesame, nur der Frau nicht, was sie kochen soll.» «Das begehre ich nicht, Meister,» sagte Uli, «aber dem Karrer und dem Melcher muß man befehlen dürfen, was sie machen sollen und wie man es haben will. Man kann nicht in einem Stall die Ordnung haben und im andern eine andere, und einer muß dem Andern helfen. Das geht bei den Herren gewöhnlich so schlecht, weil die nicht wissen, wie eine Sache sein soll, und daher auch nicht befehlen können, wie sie es haben wollen. Es machts nun ein jeder nach seinem Kopf. So ist man hinger em Haus im Emmental, vor dem Haus im Oberland und nebendran im Seeland und zuletzt ringsum im Uflat.»

Joggeli ergab sich in sein Schicksal. Zwei Knechte wurden angestellt mit der Weisung, Uli zu gehorchen. Der alte Karrer und der Melcher wanderten endlich in die Weite hoffnungslos, nachdem sie in der Nähe umsonst Platz gesucht. Sie fluchten nicht übel über die Falschheit der Leute. Als sie noch in der Glungge gewesen, hätte sie jeder gerühmt, ihnen den Kopf groß gemacht, als ob jeder sie wolle; jetzt, da sie zu haben wären, begehre sie Keiner.


 << zurück weiter >>