Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 1
Johann Wolfgang von Goethe

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990

[Sonntag 27. Oktober]

Ich bin zweymal durch deinen Hof gegangen ohne bey dir anfragen zu können. Sage mir wie du lebst? Mein Zahnweh ist leidlich doch hab ich mich bey Hofe entschuldigt. Weil es gar leicht erregt und arg wird. sage wie ist's Nachmittag und Abends. Gehst du an Hof? Ich mögte Lichtensteins wegen einen Augenblick hinauf.

d. 27. O. 82.

G.

991

Immer hoffte ich meine Gute würde sich entschliesen mich noch durch ihre Gegenwart glücklich zu machen. Ietzo da es achte schlägt muß ich drauf Verzicht thun. Ich befinde mich heute Abend recht wohl und will Morgen wohl wieder reiten.

G.

992

[Montag 28. Oktober]

Meiner L. einen guten Morgen zu sagen hat mich allerley, zuletzt der Jude Ephraim abgehalten.

Von ihm zu erzählen wird mir ein Spas seyn. Bald hab ich das bedeutende der Judenheit zusammen. und habe grose Lust in meinem Roman auch einen Juden anzubringen. Adieu.

††† Hieroglyphe der Duchesse Mazarin.

d. 28. O. 82.

G.

993

[Mittwoch 30. Oktober]

Ich dancke dir wie für alles Gute auch für das Bild mit der beständigsten lebhafftesten Liebe. Hier sind zwey Briefe. Den andern bring ich. Lebe wohl süses Herz und dencke an den deinigen. Diesen Abend will ich auch zur Cour.

d. 30. O. 82.

G.

994

[Donnerstag 31. Oktober]

Versprechen macht noch keinen Besiz. Madame Basch mag es mit mir ausmachen denn ich habe dein Weibgen in meine Gewahrsam gebracht.

Bald komme ich dich zu suchen, und dir zu wiederhohlen was dir bekannt ist.

Den Thee verleg ich auf den Sonnabend und lass es heute herum sagen.

d. 31ten O. 82.

G.

995

[Anfang November?]

Von dem frühsten Morgen an habe ich dich bey mir gehabt und hoffe zu Mittage auf die Erfüllung dieses wachenden Traumes. Recht sehnlich erwarte ich dich und bin immer dein. An Wilhelm hab ich recht viel dicktirt, wenn ich so fortfahren könnte sollte dieses Buch in einer Woche fertig seyn. Lebe wohl. Ich war zu Hofe geladen habe aber abgesagt. Erfreue mich bald mit deiner Gegenwart.

G.

996

[Sonnabend 2. November]

Ich wünsche ein Wort von deiner Hand zu sehen, denn ich bin in einem Sonnabends Getreibe, damit ich erquickt werde.

Komm diesen Abend ia um fünfe und mache die Wirthinn da wo du es unsichtbar immer bist.

d. 2. Nov. 82.

G.

997

[Sonntag 3. November]

Wenn du um vier Uhr von deiner Mutter zurückkommst wirst du mich finden, der deiner mit Sehnsucht erwartet. Du gehst nicht an Hof, ich auch nicht wir wollen schreiben und lesen und was der Himmel giebt. Lebe wohl du nimmer Abwesende.

d. 3. Nov. 82.

G.

998

[Montag 4. November]

Seit fünf Uhr da ich erwachte bin ich bey dir. Ich habe an W[ilhelm] dicktirt, das dritte Buch rundet sich es soll hoff ich balde fertig werden Nachmittag bin ich bey dir und immer und ewig. Adieu.

d. 4. Nov. 82.

G.

999

[Donnerstag 7. November]

Heute sind es sieben Jahre daß ich herkam, mögte ich doch auch mit heute eine neue Epoche meines Lebens und Wesens anfangen wodurch ich dir immer gefälliger würde. Tausend Gedancken gehen zu und von dir. O meine Geliebte die Schicksale der Menschen sind wunderlich.

Hier schick ich dir die Weltkarte die du einige Zeit vermissest, es ist kein Pläzgen drauf gezeichnet oder drinn enthalten wo ich nicht dein mit Liebe und Treue gedencken würde. Lebe wohl und sey und bleibe mir was du bist alles und alles.

d. 7. Nov. 82.

G.

Heute Abend erwarte ich dich.

Soll ich etwa die Gräfinn und Boden einladen daß ich auch diese mit guter Art bewirthe.


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