Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 1
Johann Wolfgang von Goethe

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220

[Freitag 20. Februar]

Hier etwas zum Frühstück für Sie und für Frizzen. Die Götter seyen freundlich mit Ihnen wie sie's mit mir sind. Adieu. Kalt und licht ists in meinen Feldern wie Sie wohl von oben herein werden sehen können.

d. 20. Febr. 78.

G.

221

[Mittwoch 25. Februar]

Ihr gestrig Zettelgen kriegt ich durch Versehn erst heut früh. Hier schick ich etwas von den frühzeitigen Fröhlichkeiten der Welt. Möchten Sie die Blumen recht freundlich ansehen. Nach Tische komm ich wohl, schicken Sie mir durch Überbringern meinen Schwartenmagen und eine Bratwurst, mein Meelkasten ist gestern angekommen und macht mir grose Freude auch sind der schönsten Weinfächser von Franckfurt gekommen die ich an der Vorderseite meines Hauses anpflanzen will. Ade Gold,

d. 25. Feb. 78.

G.

222

[Sonnabend 7. März]

Ihren Friz mit Blumen und Früchten schick ich Ihnen wieder das ist das schönste was mir iezt die Welt hat. Er mag Ihnen unsere Possen und leben erzählen. Adieu.

d. 7. März 78

G.

223

[Freitag 20. März?]

Willkommen liebe Frau. Der Mann ist von Ehringsdorf und heist Helfer. Edelsheim ist ankommen und Grüst sie.

G.

224

[Sonntag 22. März]

Wollten Sie mir wohl ein halbduzzend Blätter Postpapier schicken, ich bin eben überm Silhouete machen. Und den Band der Phis[iognomik]. heut komm ich zum Essen. Adieu.

d. 22. Merz 78.

G.

225

[Donnerstag 26. März]

Hier sind freundliche Blumen Sie für meine stumpfe Gesellschaft zu entschädigen. Wenn Sie iemand mit einem Korbe schicken wollen sollen Sie noch mehr haben, auch Radiesgen und Salat.

d. 26. Merz 78.

G.

226

[Montag 30. März]

Wenngleich die Feyerlichkeit die Sie heute erwartet ein geringes Morgenbrodt des Einsiedlers auslöschen muss; so schick ich doch Ihnen und Frizzen ein Stück Kuchen. Die Götter sind lieblich im Frühlingsregen und warmen Wind.

d. lezten Merz 78.

G.

227

[Freitag 10. oder Sonnabend 11. April]

Ich weis sehr wohl wie Sie meine Picks tracktiren, dass es mir aber Ernst ist sehen Sie dadran dass ich nicht komme ob ich gleich gern käme. Adieu lieber Engel hier schick ich Ihnen Blumen. Wenn ich's übers Herz bringen kan so geh ich auf den Montag fort. Wenn man nicht sagen kan wie lieb man eins hat so scheints man wolle sich mit bösem helfen wenns im Guten nicht fort will.

G.

228

[Montag 13. April]

Hier haben Sie die Lieder und ein Blümlein Vergiss mein nicht. Der Himmel ist nicht wie gestern und ehegestern. Und ich weis nicht was für Ahndungen wie Spinnen mir übers Herz krabeln. Ich wollt es wären Blähungen die vom Reiten vergehn. Adieu l. Engel.

d. 13. Apr. 78.

G.

229

[Ostersonntag 19. April]

Weil sich des heutigen Tages Christen untereinander erfreuen sollen, schick ich Ihnen bey schönem Morgenschein einige Blumen meines Gartens. Wenn Sie lieblich sind, lieben Sie mich.

d. 1. Ostertag 78.

G.

230

[Dienstag 21. April]

Eh ich abgehe schicke ich noch einen Straus und Bohn. da mein Würdiger Freund noch einen Plaz übrig hat, so fahr ich mit demselbigen hinüber. Adieu lieb Gold dancke für gestern Abend. Grüsen Sie Steinen.

d. 21. Apr. 78.

G.

231

[Donnerstag 23. April]

Das wollt ich Ihnen gestern zur guten Nacht schicken also das heut zum guten Morgen. Dass Sie nicht zu haus waren, sagte mir es sey gut mit Ihnen.

d. 23. Apr.

G.

232

[Sonnabend 25. April]

Mit einer Hiazynthe.

Aus dem Zauberthal dortnieden
Das der Regen still umtrübt,
Aus dem Taumel der Gewässer
Sendet Blume Grus und Frieden
Der dich immer treu und besser
Als du glauben magst geliebt.

Diese Blume die ich pflücke
Neben mir vom Thau genährt
Lässt die Mutter still zurücke
Die sich in sich selbst vermehrt.
Lang entblättert und verborgen
Mit den Kindern an der Brust
Wird an neuen Frühlingsmorgen
Vielfach sie des Gärtners Lust.

d. 25. Apr. 78.

G.

233

[Freitag 1. Mai]

Ich dencke dass es Morgen sehr schön Wetter seyn wird wollten Sie die Partie nach Buffarth mit der Herzoginn arrangiren. Wir nähmen etwa Herders den Prinzen, Knebeln und Wedeln mit. Es müsste aber gleich ausgemacht werden wegen des Bestellens.

d. 1. May 78

G.

d. Herzog und Stein verstehn sich von selbst, die Waldn[er] hat ia den Dienst.

234

[Sonnabend 2. Mai]

Eh Sie sich in den Freuden der Welt verlieren noch einen guten Abend und eine Blume von mir.

Die Kinder werden viel von unserm fehlgeschlagenen versuch auf die Vestung zu erzählen haben.

d. 2. May 78.

G.

235

Da ist die Zeichnung an der ich so lang pinsele und die ich heut verdorben habe. Ich hätte weinen mögen. Doch es muss auch gut seyn und nur durch Fehler die einen recht ärgern rückt man fort. Adieu Engel.

G.

236

Diese Blumen sollen Ihnen gute Nacht sagen. Sehr ungern hab ich mich vertreiben lassen. Liebste beste Gute Nacht! und muthwillige Träume! die doch wenigstens niemand necken.

G.

237

Ich muss Sie bitten, nach 9. zu Hause zu kommen. Die H[erzogin] wird mit süser Musik erscheinen. Indessen siz ich auf ihrem Canape und schlaf eins, oder geh zu den Grasaffen oder in Garten oder alles 3.

238

Dancke beste Frau für das Wort, es ist immer lindernder als Cremor tartari. Es ist so seltsam auch mit der Reise und mit der Wirthschafft vorher. Gute Nacht! Gute Nacht!

G.

239

[Leipzig, Dienstag 12. Mai]

Liebste Frau vor unserm Abschied aus Leipzig noch ein Wort. Morgen gehn wir mit dem Fürsten nach Dessau. Wenn Sie sonst seltsames hören wundern Sie sich allenfalls, aber fürchten Sie nichts für uns, wenn die Götter iezt keinen Meisterstreich machen wollen so lassen sie die schönste Gelegenheit aus der Hand zu zeigen dass sie ihre alte Rechte nicht aufgegeben haben. Ich bin sehr still und grade zu. Es ist alles in Bewegung und Krieg und Friede immer zweifelhafft. Zeug zu ein Paar Westgen schick ich Ihnen, es wird aussehn wie ein Küras. Grüsen Sie die Herzogin, Waldner und Steinen, Adieu. Ihren Sternschlüssel schlepp ich mit mir herum, lassen Sie sich von Philipp meine Capitals geben. Schreiben Sie mir, dass ich wenigstens bey meiner Rückkunft etwas antreffe. Wir wohnen im Hotel de Baviere, adressiren Sie s dahin. Adieu liebste.

d. 12. M. 78

G.


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