Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 1
Johann Wolfgang von Goethe

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810

[Sonnabend 9.Februar?]

Es ist mir doppelt und dreyfach ia tausendfach unangenehm daß du nicht kommst. daß ich nicht mit dir in Freuden die Woche endigen und anfangen kann. Ich lasse heute Abend noch einmal fragen. Adieu. Ich leide mit dir und habe keine frohe Stunde als wenn dir's wohl ist.

G.

811

[Sonntag 10. Februar]

Wie meine beste sich befindet mögt ich gerne wissen, es war recht schade daß du gestern nicht beym Thee und Abendessen warst, es ging alles recht gut. Herder sagte Wiel. einmal etwas unartiges und dieser erwiederte was grobes. Ich will nur erleben wenn Wieland älter wird, wie es mit seinem Radotage werden kann, denn er schwätzt alle Tage ärger in den Tag hinein. Der Herzog schmiss die schöne Vestale um und es sprang ein Finger ab, die Herzoginn betrug sich gar himmlisch schön dabey. Übrigens war man vergnügt und gut, mir raunte Mephistopheles einige Anmerckungen Leise zu, und ich lies mir den Punsch schmecken. Adieu Beste sag mir wo du heut bist, ich bleibe bis gegen Abend zu Hause meiner zu warten und aufzuräumen.

d. 10. Febr. 82.

G.

812

[Montag 11. Februar]

Sag mir Lotte ein Wort. Es ist mir in deiner Liebe als wenn ich nicht mehr in Zelten und Hütten wohnte als wenn ich ein wohlgegründetes Haus zum Geschenk erhalten hätte, drinne zu leben und zu sterben, und alle meine Besitzthümer drinne zu bewahren. Vor zehen Uhr seh ich dich einen Augenblick. Ich kann dir nicht Lebe wohl sagen denn ich verlasse dich nicht.

d. 11. Febr. 82.

G.

813

[Dienstag 12. Februar, Fastnacht]

Dein Liebes Pfand bring ich dir heute früh zurück eh ich in die Probe gehe. Noch nie hab ich den Schluss des Carnavals so sehnlich gewünscht als diesmal. Von Morgen an zähl ich eine neue Epoche. Und muß und werde ein neues Leben anfangen. Wie ists gestern Abend noch gegangen? Ich wäre gern geblieben. Adieu. Wir waren gar vergnügt. Ich war der fünfte zu 4 Fürstlichkeiten. Sie waren alle recht gut unter einander, und der Prinz munter und unterhaltend. Lebe wohl. Du weist was ich mit iedem Erwachen wiederhohle.

d. 12ten Febr. 82.

G.

814

[Mittwoch 13. Februar?]

Ich kann aus dem Conzert gehn wann ich will. Treff ich iemanden etwa um halb achte zu Haus.

G.

815

[Donnerstag 14. Februar?]

Mein Sutor hat den Auftrag dir Herders Antwort zu bringen. Schreibe mir doch was die Herzoginn und Seckendorfs sagen. Adieu liebste ich freue mich dir noch einen Guten Morgen bieten zu können.

G.

816

[Sonnabend 16. Februar]

Der Entschluss zu Hause zu bleiben wird mit dem frühen Morgen schwanckend, was wäre ein Tag ohne dich zu sehen. Ich möchte mir die Haare abschneiden und sie dir als so viel Worte der Liebe schicken. Sag mir wie du heute deinen Tag zubringen wirst, und wo ich dich den Abend finde? Lebwohl und sag mir ein Wort.

d. 16. Febr. 82.

G.

817

[Sonnabend 16. Februar?]

Beykommendes Zettelgen war schon geschrieben und eben auf dem Weege.

Ich dancke für deinen Grus, werde wohl zu Hause bleiben und dich heut Abend wenn du aus dem Conzert kommst begrüsen.

d. 16. Febr. 82.

G.

Es ist mir recht wohl.

818

[Sonntag 17. Februar?]

Schicke mir l. Lotte die Zeichnungen die der Herzoginn Mutter gehören.

So schweer es mir fällt will ich heut zu Hause bleiben denn es ist mir höchst nötig. Adieu du hörst noch von mir.

G.

819

[Sonntag 17. Februar]

Meine l. L. erhält hier die verlangten Lieder, ich wünsche daß sie ihr viel Freude im Stillen machen. Zugleich auch einen rothen Bleystifft, zeichne das Landschafftgen was noch fehlt, das letzte will ich machen. Adieu beste und sag mir ein Wort.

d. 18. Febr. 82.

G.


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