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Der Hundestag, seit vielen Wochen
Verkündet, war nun angebrochen.
In Mankomai in grüner Runde
Sah man die excellenten Hunde
Spazierend mit einander sabbern,
Mit Höflichkeiten sich beschlabbern,
Und Ein'ge auch an Knochen knabbern.
Sie sollten nach der Herrscher Willen
Die Klagen aller Thiere stillen,
Indem sie weise sich beriethen,
Was wohl an Freiheit sei zu bieten,
Denn Das, was zu verbieten sei,
Besorgte schon die Polizei.
So wollte es der Fürstenbund,
Und so war denn auch, g'nau genommen,
Das Volkswohl, statt auf Einen Hund,
Auf Zwanzig Hunde hier gekommen.
Nun schien die große Gottessonne –
Bekanntlich auch der Hunde Wonne;
Nicht um ihr Licht und dessen Segen,
Nein, nur der lieben Wärme wegen –
So lieblich auf die grüne Runde,
Daß all' die Diplomatenhunde
Sich's länger nicht enthalten konnten,
Und hin sich legten und sich sonnten.
So pflegten sie der süßen Ruh'
Und drückten ihre Augen zu,
Daß nicht das Licht incommodire,
Und streckten von sich alle Viere,
Und sielten sich im weichen Grase
Und wonnestöhnten durch die Nase.
Das war ein Schnarchen, ein Geschnoper!
Nur Einer seufzte voller Gram:
Der träumte von der letzten Oper,
In der nicht ein Ballet vorkam.
Nun trat, als Ritter Blaff maskirt,
Aristokratisch und geziert,
Der Fuchs zu dieser Hundetruppe,
Und staunte ob der Schläfergruppe,
Und wußte nicht, wie ihm geschah,
Und sah und stand und stand und sah,
Mißtrauend seinen Augen. Drauf
Schlug er ein hell Gelächter auf.
»Ja!« rief er, »ja, die edlen Grafen
Und die Barone, ja, sie schlafen!
Die Abgesandten der Monarchen,
Hol' mich der Jäger! ja, sie schnarchen!
O ihr Murrer
Und Knurrer,
Ihr kleinen Bläffer
Und großen Kläffer,
Ihr übertreibt, ihr übertreibt,
Wenn Ihr so lässig liegen bleibt!
Beschämt in Eurem edlen Thun nur
Die ichsücht'gen gekrönten Wire!
Denn Eure Fürsten, sie geruhn nur,
Ihr aber schlaft für's Wohl der Thiere!
Ist Das nun der Areopag?
Ist Das der große Hundestag?
Nein, wie die Sonn' auch strahlt und lacht,
Ich seh' nur eine Hundes nacht!
»He!« rief, der Laune Zügel lassend
Und Einen bei den Ohren fassend,
Er: »He, was ist denn Eure Meinung
Von unsrer neuen Steuer-Einung?«
Der Dachshund, Graf von Langschnauz, streckend
Die Beine und sich langsam reckend,
Sprach weiter Nichts als: »Steuer? Steuer?
Laßt mich! Mich schläfert ungeheuer!«
Drauf klappte er die Ohren zu
Und pflegte wiederum der Ruh'.
Der Fuchs ging weiter. »He, Exc'llenz!
Die Frage über Descendenz
Der Löwen: habt Ihr sie entschieden,
Daß nie sie stört des Reiches Frieden?«
Der Haushund Michel von Modern
Auf Duckedich und Wedelgern,
Er lallte halb im Schlafe, streckend
Die Beine und sich langsam reckend,
Und sprach: »Ob Der – im Löwenreich –
Herrscht – oder Der – das ist mir gleich!
Der Eine – Andre – ja und denn auch –
Und überhaupt – im Ganzen – wenn auch!«
Drauf wälzte er sich noch herummer,
Und neigte wieder sich zum Schlummer.
Der Fuchs ging lachend weiter. »He!
Was haltet Ihr von Reineke
Und seinem Orden, den Fuchsiten!
Von ihren neuen Proselyten?«
Der Freiherr Ritter Mops von Köter,
Als Diplomat ein Schwerenöther,
Der dachte viel, sprach aber nicht,
Zog ein verdrießliches Gesicht,
Die stumpfe Nase rümpfend, streckend
Die Beine und sich langsam reckend,
Und murrte durch die Zähne, murrte
Und murrte stärker, bis er knurrte,
Und schlief im warmen Sonnenschein
Nach dieser Antwort wieder ein.
Noch feiner nahm dieselbe Frage,
In plastisch-graziöser Lage,
Das Windspiel auf, Baron von Taille,
Die diplomatischste Canaille,
Gewandt und schlank, glatt und geschmeidig,
Und ein Gebiß, so scharf und schneidig!
Der lächelte nur halb und, streckend
Die Beine und sich zierlich reckend,
Schlief er, mit Zügen sanft und heiter,
Im Augenblicke wieder weiter.
»Ei!« rief der Fuchs und lachte wacker;
»Das sind zwei äußerst feine Racker!
Der Bläffer dort und hier der Hetzer:
Zwei starre, eingefleischte Ketzer!
Die unserm Tempel, unserm schwachen,
Gewiß noch viel zu schaffen machen.«
Drauf ging er weiter. »Euer Gnaden,
He! Sagt, wie wahrt Ihr uns vor Schaden,
Den unser größtes Staatsverbrechen
Könnt' bringen, unser Haupt-Versprechen!
Verhindert Ihr Revolutiönchen
Vielleicht durch die Constitutiönchen?«
Der Hühnerhund Baron von Packan –
Er hatte einen schwarzen Frack an
Mit Einundzwanzig Orden drauf –
Der schlug gar nicht die Augen auf.
Er stöhnte durch die Nas' und, streckend
Die Beine und sich langsam reckend,
Sprach er: »Ich will jetzt gar Nichts hören!
Ich laß' mich nie im Schlafe stören!«
Drauf sucht' er beißend einen Floh,
Und Das war seine Meinung so.
Der Fuchs ging nun zum Bullenbeißer,
Dem plumpen, dicken Maulaufreißer,
Und rief ihm in die ekle Fresse:
»Exc'llenz, was meint Ihr zu der Presse?
Die Stellung mit der Präventive,
Sie ist und bleibt doch eine schiefe;
Auch gaben wir in Kochjuchhei
Vor vielen Jahren sie schon frei.
Das ganze Reich ist nun begehrlich,
Und lösen wir das Wort nicht ehrlich,
So wird das Ding zuletzt gefährlich!
Dem edlen Duster von dem Strich
War auch nicht sehr regiererich;
Er murrte stark und blaffte, streckend
Die Beine und sich langsam reckend,
Nichts weiter als: »Das Maul gehalten!
Mich schläfert! Alles bleibt bei'm Alten!«
»Fuchs!« rief der Fuchs, »vor Diesem nimm
Dich sehr in Acht, denn Der ist schlimm!
Fragt man ihn über Preßgewalten,
So schreit er blos: Das Maul gehalten!
So kurz entschied ja kaum Lykurg!
Auch ist er Ketzer durch und durch;
Wenn wir uns nicht vor Dem bewahren,
So drohen uns gar viel Gefahren!
Wie können Gutes wir verheißen
Von Denen uns, die Bullen beißen?«
Und lachend ging er durch das Rudel
Auch noch zu dem gelehrten Pudel.
»He!« rief er, »Kanzler von Apport,
Ich bitt' um Euer weises Wort,
Wie wir es machen mit der Einheit?
Wie wir verbannen die Gemeinheit,
Das provinzielle Dickthun das,
Und diesen Siebenmeilen-Haß?«
Der Staatsminister Pudel, streckend
Die Beine und sich langsam reckend,
Hob nur ein wenig seine Ohren
Und rief: »Ach, laßt mich ungeschoren!«
Drauf senkte er die Augenlider
Und schnarchte höchst gemüthlich wieder.«
»Nein,« rief der Fuchs, »nun bin ich klug.
Ha ha, ha ha! nun ist's genug!
Nun weiß ich, was ein Hundestag
Je helfen oder schaden mag.
Heil Euch im Friedens-Siegerkranz!
Die Edlen hier verstehn Euch ganz,
Sie könnten Etwas thun, jedoch,
Die Weisen, sie beschlafen's noch!
Das Schlimme bleibt halt, das ist klar,
Ganz accurat so wie es war.
Die Fürsten werden gut vertreten,
Ihr Völker habt das nicht vonnöthen!
Euch wär' der Hundstag neue Plage.
Ihr habt ja längst schon Hundetage.
Doch drum verzagt, geduld'ge Schafe,
Nicht, denn das Glück kam stets im Schlafe!
Im Schlafe treibt kein Thier 'was Böses,
Nur immerdar höchst Religiöses;
Im Schlafe ist der Geist am freisten,
Und wirkt im Schlafe drum am meisten.
Leb' wohl, Du stille Hundesnacht
Mit Deiner goldnen Sternenpracht!
Doch denk' auch dran, daß nur im Dunkeln
Die Sterne sichtbar sind und funkeln,
Und sie erlöschen, wenn das Licht,
Das ewige, des Geist's anbricht.
Leb' wohl, Du stille Hundesnacht,
Und gib auf Deinen Morgen Acht!
Denn schau', es ist Dein trüber Mond
Von zwanzig Höfen da umthront:
Und's könnte doch 'mal auf der Erden
Ein bischen schlechtes Wetter werden!
Lebt wohl, Ihr müden Sorgentödter,
Ihr Kunststückmacher, all' Ihr Köter
Vom Bulldogg bis zum Bologneser,
Ihr reichsverwesende Verweser!
Und geht, wenn hier in Mankomai
Der große Hundestag vorbei,
Auf Urlaub wiederum nach Haus
Und ruht Euch von der Arbeit aus!
Erholung thut, wie's liebe Brot,
Dem Körper, unserm Geiste noth.
Und sollt' es doch ein Mal geschehen,
Daß Ihr müßt an den Rathstisch gehen
Und, statt zu schnarchen süß, geruhen,
Ein ganz klein Bischen 'was zu thuen,
So bitt' ich Euch um Gotteswillen
Und sechs Millionen Pfund Camillen:
Hemmt Eures Geistes Vorwärtsflügel!
Haltet Eure Freiheitswuth im Zügel!
Erlaubt dem Volke nicht zu viel!
Allerhöchstens einen Pappenstiel!
Was Ihr auch brauen mögt und kneten,
Das Resultat sei stets: Verbot!
Und wollt das Volk Ihr recht vertreten,
So laßt es ja in seiner Noth.
Denn Noth lehrt beten, wie bekannt,
Und so wird fromm das weite Land,
Und ist's erst fromm, so wird's allmälig,
Wenn auch nicht hier, doch jenseits selig.
Und wenn das Volk es ein Mal wagt,
Und einen Fürsten Euch verklagt,
Der gnädigst Allerhöchst geruhte,
Zu führen etwas stark die Knute,
So zuckt die Achseln All' und nennt
In dieser Sach' Euch impotent.
Und Dies vor Allem, merkt es wohl,
Sei Eurer Thätigkeit Symbol:
Drei Monat treiben wir Mysterien,
Und in den andern neun sind Ferien!«
So höhnte, sich zum Labesal,
Hier der Fuchsiten-General,
Was ihm, der Thier und Thierheit haßte,
So recht in seinen Wucher paßte.
Doch wenn die übermüth'ge Macht
Erst ihrer Opfer höhnt und lacht,
Und sie zum grausen Schauspiel ladet,
Wie sie sich in den Thränen badet,
So Noth und Angst und Schmerz entsaugen
Mit Vampyrgier der Sklaven Augen,
Bis keine ihnen mehr entrinnt:
Dann wird sie taub, die Macht, und blind!
Dann geht auf gottverdammten Wegen
Sie eiligst ihrem Fluch entgegen!
Dann hört sie im Gerassel der Ketten,
Nur Jubel- und Sieges-Drommeten;
Dann wackelt, trotz seinem Triumphe,
Das Haupt schon auf ihrem Rumpfe;
Dann muß sie verderben
Und sterben!
Und ihr Grab schmückt keine Blume
Zu heitrem, lieblichem Ruhme!
Kein Pilger betet daran,
Und die Nachwelt speit es an!
Fuchs! Fuchs!
Fuchsiten-Dux!
So voll Macht und List –
So ränkig und schlau Du bist.
Nimm Dich in Acht!
Dein Tempel kracht!
Dich schützt nicht Dein heiliges Kleid:
Es kommt Deine Zeit!
Schon wackelt, trotz seinem Triumphe,
Das Haupt auf Deinem Rumpfe!
Schon wird es hell!
Schon strömt der Quell
Des ewigen Lichts!
Und all' Deine Macht,
Und all' Deine Pracht
Versinkt in Nichts! |