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Das schwarze Werk war gut gelungen:
Marieenwürmchen lag bezwungen
Auf immerdar, an Seel' und Leibe,
Vom listigen Fuchsitenweibe.
Kaum war ihr so viel Kraft geblieben,
Daß sie die Schenkung unterschrieben
Des ganzen Reiches an den Orden,
Deß Mitglied sie nunmehr geworden,
Nach ihrem Beicht'ger und der Muhme,
Zu ihrem eignen Heil und Ruhme:
Nicht anders könne sie erlösen
Die Seele aus der Macht des Bösen.
Ihr feines Leibchen war verdorrt,
All ihre Frisch' und Blüthe fort;
Ein jeder Sinn war starr und dumpf,
Und Herz und Seele still und stumpf.
Man that mit ihre, was man wollte,
Da sie nicht lächelte, noch grollte.
Ihr holdes Köpfchen war gebeugt,
Und selten nur das Auge feucht;
Doch drang,
Ihr selber unbewußt,
Ein Ton zuweilen aus der Brust:
Das war ein Klang,
So krank, so bang!
Des süßen Lebens Schwanensang!
Und wie das Gift des Fuchses schleiche,
Bewies sich bald im ganzen Reiche.
Das stille Glück war schon zerstört,
Und Mann und Weib und Kind bethört
Durch schnöde Lehren ihrer Pfaffen,
Die gegen alle Freude blaffen,
Und alle Wünsche heißen schweigen,
Indem sie auf den Himmel zeigen.
Und Mißtrau'n herrschte rings umher;
Kein heitres Schwatzen tönte mehr
Im bunten, duft'gen Blüthenraume,
Im Gras, am Quell- und Waldessaume;
Das leise, glückliche Geflüster
Und unschuldselige Gelüster
Der Würmchen, Käfer und Insecten,
Die in den grünen Betten heckten,
Das farbenkosende Gewirr,
Das sonnenwonnige Geschwirre,
Das Liebeskosen mit dem Mai:
Das Alles, Alles war vorbei!
Denn grün und lustig ist die Flur,
Reich und verschwendrisch die Natur;
Auf Berg und Thal, in Wald und Au,
Ob schwarz der Himmel oder blau,
Am stillen Bach, am großen Meer
Geht segnend Gott der Herr einher!
Doch alle seine schönen Gaben
Sieht man verderben und begraben
Vom Zwang, dem alten bösen Geist,
Den Teufel man und Satan heißt.
So schön nun auch der Frühling ist:
Wenn irgendwo ein Volk vergißt,
Aus todtem Schlummer sich zu raffen,
Und neues Leben rings zu schaffen,
Und in des Lichtes Sonnenklarheit
Zu blühn in Freiheit, Kraft und Wahrheit,
So sündigt's schwer am lieben Gott!
So mißbraucht es die ew'ge Güte!
So ist der holde Lenz sein Spott,
Und das Verderben seine Blüthe. |