Adolf Glaßbrenner
Neuer Reineke Fuchs
Adolf Glaßbrenner

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Neunundzwanzigstes Capitel.

             

Der Fuchs, der nicht bei diesem Treiben,
    Erhielt sehr viel geheime Schreiben
Und ungeheure Summen Geld
    Aus allen Winkeln dieser Welt,
Aus fernsten Bergen, fernsten Fluren,
    Von seinen frommen Creaturen.

Die Kreuz-Aebtissin Spinne schrieb:
    »Herr General, es ist mir lieb
Euch unterthänigst zu vermelden,
    Daß wir den ketzerischen Helden
Johanniskäferchen bezwungen,
    Und daß das ganze Werk gelungen,
So Ihr, an Weisheit hochbegabt,
    Uns gnädigst anbefohlen habt.
Denn nicht nur Er, den Gott verdamme!
    Auch seine Braut, das Gotteslamme,
Ist todt, und ihre beiden Reiche,
    Durch möglichst feine Fuchsenstreiche,
Sind Dreckkäfern nun übergeben,
    Der unser ist mit Leib und Leben.
Verzeiht, daß feiner nicht ersonnen
    Die Fäden, die, zum Netz gesponnen,
Uns so Erkleckliches gewonnen!
    Der schöne Fang wär' bald entronnen.
Gezwungen nur durch höchste Noth
    Beschloß ich beider Fürsten Tod,
Treu nach dem vierzigsten Capitel
    Des Ratiobuchs, als letztes Mittel.
Auch habt Ihr deshalb kein Gerede
    Zu fürchten, noch der Presse Fehde;
Denn die Censur im Vaterlande
    Uebt größtentheils nur unsre Bande.
Auch in der Post der Blumenstaaten
    Sind die Fuchsiten wohlberathen:
Wir kriegen jeden Brief zu lesen
    Von Dem, der je uns gram gewesen.
Anbei folgt eine Million
    Ducaten, die für seinen Thron
Der Dreckfürst gab (sie ist geliehen
    Von Vampyr, dem Baron, dem reichen,
Dem Blutsauger ganz ohne Gleichen),
    Um wieder sie herauszuziehen,
So viel es schreien mag und plinsen,
    Vom Volke mit enormen Zinsen.
Gott segne Euch, Herr General!
    Ich grüße Euch viel tausend Mal,
Und bleibe im Fuchsitensinne
    Eu'r Hoheit
                            ganz ergebne
                                                        Spinne.« 

 
Nachschrift:
»Ich habe ein'ge schöne Nonnen
    Für unsern Orden hier gewonnen;
Wollt Ihr nicht 'mal auf Euren Reisen
    Im Kloster uns die Ehr' erweisen?«
 

Der zweite Brief, den Reinhard nahm,
    Vom großen Ochsen Babba kam.
Er lautete: »Gesegnet sei
    Die Stund', in welcher Wir herbei
Aus der Verbannung Euch gerufen
    Zu Unsres geist'gen Thrones Stufen!
Der Glaube breitet seine Schwingen,
    Trotz der verfluchten Ketzer Schlingen,
Durch Eure Hülfe segnend aus
    Jetzt wieder über Hütt' und Haus.
Ich schicke Euch durch einen Bullen
    Den Orden Unsrer goldnen Nullen,
Und einen zweiten noch, den Ihr
    Verleihen sollt dem König Stier.
Wenn Ihr Euch dem Gewalt'gen nahet,
    Seht zu, daß Ihr ihn gänzlich fahet,
Daß er sich Unserm Schutz vertraue,
    Viel Klöster stifte, Kirchen baue,
Und Unser bleibe ganz und gar
    Mit Macht und Eifer immerdar.
Wir werden ihm dagegen helfen
    Mit Füchsen, Raben, Schlangen, Wölfen,
Mit Floh und Laus et caeteris,
    Durch Klaue, Schwanz, Maul und Gebiß,
Auf allen Wegen, grad' und krummen,
    Den frechen Geist zu unterdrücken,
Bis er sich wird bescheiden bücken,
    Und all' sein Thiervolk zu verdummen.
Führt Ihr Dies aus, so soll's gebrechen
    Auch nicht an Dank: Ich bin bereit,
Und lass' Euch schon bei Lebenszeit
    In Unserm Tempel heiligsprechen.

Der Himmel soll Euch ferner schützen
    Bei'm Werk, so Ihr Euch unterzogen!
Wir bleiben gnädigst Euch gewogen:
    Babba,
                        der Ochs auf Siebenspitzen.«

Der Fuchs las nun noch weiter fort
    Von Ränken, Religion und Mord,
Und gab die Antwort alsogleich
    Kurz, bündig, aber inhaltreich,
Im Zimmer schreitend hin und her,
    Dictirend seinem Secretair,
Der Fledermaus, und dieses Luder
    War ebenfalls ein Ordensbruder,
Seit langen Jahren eingeweiht
    In der Fuchsiten Wirksamkeit.

Als die Correspondenz vorbei,
    Da athmete Herr Reinhard frei
Und sprach zu seinem Nachtgespenst:
    »Du, der Du alle Löcher kennst,
Wo nächtens unsre Brüder streichen,
    Um gute Beute zu erschleichen:
Sollst heute Nacht so lange flattern,
    Bis Du Herrn Grimbart wirst ergattern,
Den Dachsen, meinen lieben Vetter.
    Dem sagst Du Nichts als »Donnerwetter!«
Er weiß schon, was dies Wort will sagen,
    Und wird Dich weiter nicht befragen.
Jetzt laß mir einen Wagen holen,
    Und thue, wie ich Dir befohlen.«

Der Fleder bückte sich und grinzte
    Und sprach: »Ich bin zu Eurem Dienste.«


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