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Erster Teil


Erstes Kapitel

Licht, das in das weite Gemach eindrang, – ein Gemach von solcher Höhe, daß die geschnitzte Decke sich genauer Betrachtung entzog – wanderte mit der sinnenden, kühlen Neugier der Morgendämmerung über ein phantastisches Museum der Zeit. Das Licht, unbefangen von dem Vorurteil des menschlichen Auges, enthüllte seltsame Widersinnigkeiten, als beleuchte es den leidenschaftslosen Gang der Geschichte.

Denn in diesem Speisesaal, einem der schönsten in England, hatten die Caradocs Jahrhunderte lang die Trophäen und Dokumente ihrer Existenz gesammelt. Rund um diesen Speisesaal hatten sie gebaut, niedergerissen und wiederaufgebaut, bis die übrigen Gebäude von Monkland Court ein ziemlich einheitliches Bild boten. Hier allein hatten sie das Werk der alten, beinahe möchte man sagen, mönchischen Baumeister unberührt gelassen und in dieser Halle hatten sie unbewußt ihre Seelen eingeschlossen. Denn hier befanden sich, nunmehr dem Lichte ausgesetzt, all jene fast rührenden Zeugnisse menschlichen Sehnens, für immer fortzuleben, jene Hüllen ihrer verblichenen Körper, die Fetische und sonderbaren Wahrzeichen ihres Glaubens, und überall die Spuren ihrer Behandlung durch die mitleidslosen Hände der Zeit.

Der Chronist hätte hier alle notwendigen Bestätigungen finden, der Forscher aus diesem Material die adelige Herkunft genau beweisen, der Philosoph der Entwicklung der Aristokratie nachspüren können von den Uranfängen ihrer Übermacht durch rohe Gewalt oder Schlauheit, Jahrhunderte ihrer Herrschaft hindurch, zu malerischem Verfall und bis zum Beginn ihres Widerstandes. Sogar der Künstler hätte hier vielleicht ihren trockenen, unergründlichen, alles durchdringenden Geist zu empfinden vermocht, so wie man ihn etwa beim Besuch einer alten Kathedrale in seiner Verknöcherung herausfühlen kann.

Von dem sagenumsponnenen Schwert jenes walisischen Häuptlings, dem eine Tat des Hochverrats die Gunst und eine Belohnung Wilhelms des Eroberers eingebracht und der mit der Witwe eines Normannen viele Ländereien in Devenescire erhalten hatte, bis zu dem Pokal, den die Pächter in Devonshire für ihren Gutsherrn Geoffrey Caradoc, den gegenwärtigen Earl of Valleys, anläßlich seiner Eheschließung mit Lady Gertrude Semmering durch Sammlung erstanden, fehlten keinerlei Insignien, mit Ausnahme der Familienporträte in der Galerie von Valleys House in London. Es war sogar ein altes Duplikat jener vergilbten und zerfetzten Schriftrolle vorhanden, laut welcher von königlicher Seite Titel und Ländereien John, dem hervorragendsten aller Caradocs, neuerlich zugesichert wurden, der es unglücklicherweise verabsäumt hatte, ehelich zur Welt zu kommen infolge einer jener komischen Vergeßlichkeiten, denen man in der Genealogie der meisten alten Familien begegnet. Ja, dort hing sie fast zynisch in einer Ecke; denn wenn auch dieser Vorfall gewiß eine brennende Frage im fünfzehnten Jahrhundert gewesen war, so lieferte er jetzt nur noch den Stoff zu einer ironischen kleinen Geschichte in Anbetracht der Tatsache, daß Nachkommen von Johns ›eigenem‹ Bruder Edmund zweifellos unter den Bauern einer nicht weit entfernten Gemeinde zu finden waren.

Das Licht, das auf die Rüstungen und auf die Tigerfelle darunter fiel, die Bertie Caradoc, der jüngere Sohn, erst vor Jahresfrist aus Indien heimgebracht, schien zu erzählen, wie kraft des einfachen Naturgesetzes, das die Starken und Abenteurer bevorzugt, jene, die einst in der vordersten Reihe gestanden hatten und an denen jetzt der Hauptstrom des nationalen Lebens fast vorbeifloß, sich gezwungen sahen, Abenteuer zu ersinnen, damit sie nicht am Ende den Glauben an ihre eigene Kraft einbüßten.

Das unbarmherzige Licht jener ersten halben Stunde des Sommermorgens erzählte noch von vielen sonstigen Änderungen, wie es so von den ernsten Wandbehängen zu den Samtteppichen wanderte und aus deren Gegensatz den sicheren Beweis erbrachte, daß der gesunde Menschenverstand des gegenwärtigen Grafen und der Gräfin die Askese der Vergangenheit nicht aufkommen ließ. Und dann schien es das Interesse an dieser kritischen Reise zu verlieren, als sehnte es sich danach, alles in Zauberglanz zu hüllen. Denn die Sonne war aufgegangen, und zu den östlichen Fenstern strömte ihre geheimnisvolle Freude weit herein. Und mit ihr kam durch eine offenstehende Butzenscheibe eine wilde Biene in den Saal, die sich zwischen den Blumen auf dem einen Ende des Tisches niederließ, das benutzt wurde, wenn nur wenige Leute im Hause waren. Die Stunden flogen schweigend dahin, bis die Sonne hochstand und die ersten Besucher erschienen: drei rosige, schwatzende Dienstmädchen, die mit Besen hereinkamen. Sie gingen weiter und zwei Diener traten ein, die Vorläufer der Frühstücksbrigade, die einen Augenblick in professionellem Nichtstun herumstanden, wonach sie anfingen, bedächtig den Tisch zu decken. Dann kam ein kleines sechsjähriges Mädchen, das sehen wollte, ob nicht irgend etwas Aufregendes passierte – die kleine Ann Shropton, Tochter des Sir William Shropton aus seiner Ehe mit Lady Agatha, der ältesten Tochter des Hauses und der einzigen der vier jungen Caradocs, die schon verheiratet war. Sie schlich auf den Zehenspitzen, um zu überraschen, was zu überraschen da war. Sie hatte ein breites, kleines Gesicht und weitgeöffnete, freimütige, haselnußfarbene Augen über einer kleinen Nase, die gerade und etwas plötzlich aus dem Gesicht wuchs. Von einem losen Gürtel umschlungen, der tief unter der Taille ihres grauen Leinenkleidchens angebracht war, wie um die Ungebundenheit zu symbolisieren, schien sie alles im Leben für einen guten Spaß zu halten. Und bald hatte sie auch etwas Aufregendes gefunden.

»Schau mal, die dicke Hummel, William! Glaubst du, daß ich sie in meinem kleinen Glaskästchen zähmen könnte?«

»Nein, Miß Ann; und geben Sie acht, Sie werden noch gestochen!«

» Mich würde sie nicht stechen.«

»Warum nicht?«

»Weil sie's nicht täte.«

»Freilich – wenn Sie meinen –«

»Für welche Zeit ist das Auto bestellt?«

»Für neun Uhr.«

»Ich fahre mit Großpapa bis zum Tor.«

»Wenn er nun aber nein sagt?«

»Na, dann werd' ich trotzdem mitfahren.«

»Aha.«

»Ich könnte ja mit ihm bis nach London fahren! Geht Tante Babs mit?«

»Nein, ich glaube nicht, daß noch jemand mit Seiner Lordschaft fährt.«

»Ich würde auch fahren, wenn sie mitkäme. – William!«

»Ja?«

»Wird Onkel Eustace bestimmt gewählt?«

»Natürlich, ganz bestimmt.«

»Glaubst du, daß er ein gutes Parlamentsmitglied wird?«

»Lord Miltoun ist sehr klug, Miß Ann.«

»Wirklich?«

»Na, glauben Sie es denn nicht?«

»Glaubt es Charles?«

»Fragen Sie ihn.«

»William!«

»Ja?«

»Ich mag London nicht. Ich mag hier, und ich mag Catton, und ich mag zu Hause ganz gern, und ich hab' Pendridny furchtbar lieb – und – ich mag Ravensham.«

»Seine Lordschaft werden heute auf dem Weg nach London über Ravensham fahren, wie ich gehört habe.«

»O! Dann wird er Urgroßmama besuchen. William – –«

»Da ist Miß Wallace.«

Von der Tür her sagte eine Dame mit breitem, blassem, geduldigem Gesicht:

»Komm her, Ann!«

»Ja, gleich. – Hallo, Simmons!«

Der eintretende Hausverwalter entgegnete:

»Hallo, Miß Ann!«

»Ich muß gehn.«

»Das tut uns aber wirklich leid.«

»Ja.«

Die Tür wurde leicht zugeworfen, und in dem großen Raum herrschte das geschäftige Schweigen, das stets einer Mahlzeit vorangeht. Plötzlich traten die vier Männer am Frühstückstisch einen Schritt zurück. Lord Valleys war hereingekommen.

Er kam, einen blauen Zettel lesend, langsam näher, während eine kleine, wenig charakteristische Falte zwischen seinen geraden grauen Augen stand. Haar und Schnurrbart, die anfingen, stahlgrau zu werden, waren kraus, sein Gesicht mit den klaren Zügen gebräunt und doch rötlich – das Gesicht eines Mannes, der sich selbst kennt und mit diesem Wissen zufrieden ist. Auch seine hohe, aufrechte Gestalt und die soldatische Art, wie er den Kopf trug, bestätigten den Eindruck nicht so sehr der Selbstzufriedenheit, als vielmehr der Befriedigung über die Gewohnheiten seines Lebens und Denkens. Und all seinen Bewegungen merkte man an, daß er sich seiner Umgebung nicht bewußt war, eine Eigenschaft derer, die viel in der Öffentlichkeit leben, die zur Befriedigung aller materiellen Bedürfnisse des Daseins nur die Hand auszustrecken und sich um die Meinung andrer nie zu kümmern brauchen. Er nahm Platz, während seine Augen noch immer das Papier durchforschten, und begann sofort zu essen, was man vor ihn gestellt hatte; als er dann bemerkte, daß seine älteste Tochter hereingekommen war und sich neben ihn gesetzt hatte, sagte er:

»Zu dumm, bei solchem Wetter nach London fahren zu müssen!«

»Ist es eine Kabinettsitzung?«

»Jawohl. Diese verteufelte Sache mit den Ballons.«

Aber die dunklen Augen in Agathas schmalem, zartem Gesicht studierten fast begierig die Einzelheiten eines Servierbrettes zum Warmhalten von Schüsseln auf der Anrichte, wobei sie dachte: ›Ich glaube, das wäre am Ende noch praktischer als meine. Wenn William nur sagen wollte, ob er diese großen Servierbretter wirklich den einzelnen Heißwasser-Gefäßen vorzieht!‹ Sie brachte es jedoch über sich, in ihrer sanften Stimme zu fragen – denn all ihre Worte und Bewegungen waren sanft, sogar ein wenig schüchtern, so lange nichts geschah, das das Wohl ihres Gatten oder ihrer Kinder bedrohte:

»Glaubst du, daß diese Kriegspanik für Eustaces Aussichten günstig ist, Vater?«

Aber ihr Vater gab keine Antwort; er begrüßte einen Neueingetretenen, einen großen, hübschen jungen Mann mit dunklem Haar und blondem Schnurrbart, der kein Verwandter war und doch eine gewisse negative Ähnlichkeit mit ihm hatte. Claud Fresnay, Viscount Harbinger, mit den energischen, regelmäßigen Zügen und der leichten Adlernase, besaß in der Tat auch etwas von dem, was man den normannischen Typus nennt; was jedoch bei dem ältern Manne nur eine unbewußte Anerkennung des eigenen Selbst als Muster anzudeuten schien, erweckte bei dem jüngeren den Eindruck des stärkern Geltenwollens und zugleich stärkerer Unsicherheit, als fürchte er sich ein wenig davor, eine Minute verstreichen zu lassen, ohne etwas zu verspotten.

Hinter ihm war eine große Frau eingetreten von voller Figur und vornehmer Erscheinung mit noch braunem Haar – Lady Valleys. Obgleich ihr ältester Sohn dreißig war, zählte sie selbst noch wenig über fünfzig Jahre. Nach der Stimme, dem Benehmen und der ganzen Persönlichkeit zu schließen, konnte man vermuten, daß sie einst eine anerkannte Schönheit gewesen war. Aber jetzt zeigte ihr fast joviales Gesicht mit den großen graublauen Augen und dem rauh gewordenen Teint mehr als nur eine Spur des Alters. ›Guter Kamerad‹ und besonders ›Weltdame‹ sprach aus jedem ihrer Züge, aus jedem Ton ihrer Stimme. Ihre Person verriet in der Tat frische Luft und bequemes Leben, besaß überströmende Energie und war nicht ohne Humor. Sie beantwortete jetzt Agathas Bemerkung.

»Aber gewiß, meine Liebe, etwas Besseres wäre gar nicht denkbar.«

Lord Harbinger unterbrach:

»Übrigens – Brabrook wird darüber sprechen. Haben Sie ihn je gehört, Lady Agatha? ›Herr Vorsitzender, ich erhebe mich, und mit mir erhebt sich das demokratische Prinzip –‹«

Agatha aber lächelte nur, denn sie dachte:

›Wenn ich Ann bis zum Tor mitfahren lasse, so wird sie das morgen nur als Vorwand für etwas anderes benutzen.‹

Da sie kein Interesse am öffentlichen Leben nahm, fand ihre ererbte Sucht zu befehlen in peinlich genauer Anordnung der Haushaltsangelegenheiten allein Ausdruck. Es war fast ein Kult bei ihr, eine Leidenschaft, als hielte sie sich etwa für ein Vorbild nationaler Häuslichkeit, für den Bannerträger einer patriotischen Bewegung.

Lord Valleys, der erledigt hatte, was notwendig schien, stand auf.

»Irgend eine Botschaft für deine Mutter, Gertrude?«

»Nein, ich habe gestern abends geschrieben.«

»Sage Miltoun, er soll diesen Mr. Courtier im Auge behalten. Ich habe ihn einmal reden hören – gar nicht übel.«

Lady Valleys, die sich noch nicht hingesetzt hatte, begleitete ihren Gatten zur Tür.

»Richtig, ich habe Mutter wegen jener Frau geschrieben, Geoff.«

»War das notwendig?«

»Ja, ich glaube schon; es beunruhigt mich – schließlich hat Mutter doch etwas Einfluß auf Miltoun.«

Lord Valleys zuckte die Achseln, drückte leicht den Arm seiner Frau und ging hinaus.

Obwohl auch er über dieselbe Sache eine ungewisse Besorgnis empfand, war er doch ein Mensch, der es vermied, Störungen aufzusuchen. Er besaß Nerven, die überhaupt keine Nerven zu sein schienen – man findet sie besonders bei denjenigen seines Standes, die viel mit Pferden umgehen. Seinem Temperament gemäß vertrat er die Ansicht, daß jeder Tag seine eigene Plage habe. Zudem war sein ältester Sohn ein Rätsel, das zu lösen er längst aufgegeben hatte, soweit Frauen in Betracht kamen.

Als er durch die äußere Halle schritt, zögerte er einen Augenblick, denn es fiel ihm ein, daß er seine jüngere Tochter, seinen Liebling, noch nicht gesehen hatte.

»Lady Barbara schon unten?«

Da man ihm eine verneinende Antwort gab, schlüpfte er in den Automantel, den ihm Simmons hinhielt, und ging durch das weiße Portal hinaus, das mit den aus Stein gehauenen Caradoc-Falken geschmückt war.

Die klare, hohe Stimme von Klein-Ann drang durch das gedämpfte Surren des Motors an sein Ohr.

»Steig ein, Großpapa!«

Lord Valleys zog eine Grimasse unter dem krausen Schnurrbart – das Wort Großpapa vernahm er stets mit einem merkwürdigen Gefühl, er, der erst sechsundfünfzig war und sich durchaus noch nicht so alt fühlte; und mit der behandschuhten Hand auf Ann weisend, sagte er:

»Schickt jemand zum Pförtnerhaus nach dem da!«

Die Stimme von Klein-Ann erwiderte laut:

»Nein, ich komm' allein zurück.«

Der abfahrende Wagen erstickte die Diskussion.

Wie Lord Valleys das Auto lenkte, illustrierte er in fast rührender Weise die Änderung der Sitten durch ihren Zerstörer, die Wissenschaft. Ein Förderer der Rennen und erst seit kurzem Leiter der Fuchsjagden, der, abgesehen von der Politik, fast ganz in seinen Pferden aufging, war er sozusagen von seinem gesunden Menschenverstand dazu gebracht worden, die Sache ihrer Verdränger nicht nur zu dulden, sondern sogar aufzugreifen und zur Entwicklung zu bringen. Sein Instinkt der Selbsterhaltung war im geheimen an der Arbeit und beschleunigte die Zerstörung seines Selbst, indem er ihn zwang, sich zu überreden, daß die Wissenschaft und ihre ununterbrochenen Siege über die blind-brutale Natur in den Dienst eines Prestiges gelockt werden könnten, das auf einer versteinerten, unveränderlichen Grundlage ruhte. Dieses Schritthalten mit der Zeit, dieses Aufgehen in den Resultaten der modernen Entdeckungen, diese Beschleunigung der ganzen Existenz, so daß alles Oberfläche und nur wenig Wurzel war – die wachsende Veränderlichkeit, das Kosmopolitische und sogar Kommerzielle in seinem Leben, worauf er sich als Mann von Welt eher etwas zugute tat – all das untergrub die Isoliertheit, die einem Mann in seiner Stellung logischerweise geboten war, jedoch so im Verborgenen, daß er nichts davon merken konnte. Halsstarrig und nicht sehr scharfsinnig, obgleich in praktischen Dingen keineswegs ungeschickt, ließ er sich entschlossen vom Strome weitertragen und hielt die Ruder fest, ohne zu merken, daß er sich inmitten eines Wirbels befand. In der Tat trieb ihn sein gesunder Menschenverstand – entgegen dem reaktionären Geist, von dem sein Sohn Miltoun so viel besaß – in einem fort zu jener leichteren Lebensart, die vom geistigen Kapital der Reaktion lebend, möglichst viel materielles Kapital aus ihrem Feind, dem Fortschritt, schlägt.

Er lenkte den Wagen eigenhändig, berechnend und selbstsicher, in lässiger Haltung, die Mütze tief über die ruhig dreinblickenden Augen gezogen; und wenn auch diese unerwartete Sitzung des Kabinetts wahrend der Pfingstferien nicht nur lästig war, sondern auch Anlaß zu Befürchtungen gab, war er doch durchaus imstande, das rasche weiche Gleiten durch die Sommerluft zu genießen, die ihm mit solch schmeichelnder Milde unter den hohen Bäumen der langen Allee entgegenwehte. Klein-Ann saß schweigsam neben ihm mit recht weit auseinandergespreizten Beinen. Autofahren war eine neue Aufregung, denn zu Hause war es verboten; und ein sinnendes Entzücken glänzte in ihren weit auseinander stehenden Augen über der etwas plötzlichen kleinen Nase. Nur einmal sprach sie, als in der Nähe des Pförtnerhauses der Wagen langsamer fuhr und sie an der kleinen Tochter des Hüters vorbeikamen.

»Hallo, Susie!«

Sie erhielt keine Antwort, aber der Ausdruck in Susies schmalem, blassem Gesichtchen war so demütig und voller Anbetung, daß Lord Valleys, der kein sehr aufmerksamer Mann war, es mit einer Art von Befriedigung konstatierte. ›Ja,‹ dachte er etwas unvermittelt, ›das Land hat doch noch einen gesunden Kern!‹


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