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Er begab sich in die Bibliothek seines Klubs und ergriff Burke's Nachschlagewerk über den englischen Reichsadel.
Als sein Oheim von seiner Verlobung vernahm, hatte er folgende Worte geäußert: »Dennant! Sind das die Dennants von Holm Oaks? Sie stammt aus dem Hause Penguin.«
Niemand, der Mr. Paramor kannte, hätte ihn eines aufgeblasenen Wesens geziehen; und doch lag ein Ton in seiner Rede, der ausdrücken sollte: ›Aha, recht so; dazu sind just wir vollauf berechtigt . . .‹
Schelton schlug den Namen Baltimore auf und las: »Charles Penguin, fünfter Baron Baltimore. Nachkommen: Alice, geb. 184–, heiratete 186– Algernon Dennant, EsquireAdelsbezeichnung, auch etwa Hochwohlgeboren von Holm Oaks, in Cross Eaton, Oxfordshire.« Er legte den Band »Reichsadel« nieder und griff nach jenem über den »Großgrundbesitz«. Darin stand: »Dennant, Algernon Cuffe, ältester Sohn des verstorbenen Algernon Cuffe Dennant, Esquire, J. P. und Irene, zweite Tochter des Honourablen Philipp und der Lady Lillian March Mallow; Erziehung: Eton und Ch. Ch. Oxford; J. P. für Oxfordshire. Wohnort: Holm Oaks usw. usw.«
Das Buch über »Großgrundbesitz« bei Seite legend, griff er nach einem Band der »Arabischen Nächte«, den irgend ein Mitglied auf dem Buchpulte seines Lehnsessels liegen gelassen hatte; aber statt zu lesen, blickte er sich im Zimmer um. Auf fast jedem Sitz saßen, lesend oder schlummernd, Herren, die alle, laut ihrem eigenen Werturteil Adelssprößlinge der Penguin-Stammfamilie hätten heiraten können. Zum ersten Male machte es einen starken Eindruck auf ihn, mit welch majestätischer, mußevoller Vornehmheit sie die Seiten ihrer Bücher umblätterten, mit ihren Teetassen tändelten, oder gemütlich schnarchten. Und doch waren nicht zwei einander gleich – da war ein hochgebauter Mann mit schwarzem Schnurrbart, dichtem Haar und roten, glatten Wangen; ein anderer kahlköpfig, mit vorgebeugten Schultern; ein schrecklicher alter Stutzer, mit grauem Spitzbart und großer, weißer Weste; ein glattrasierter, lebhafter Herr, über das mittlere Alter hinaus, dessen Gesicht dem eines Vogels ähnelte; ein hagerer Misanthrop von blaßgelber Gesichtsfarbe; und ein sanguinisches Geschöpf in tiefem Schlafe. Schlafend oder wach, lesend oder schnarchend, korpulent oder mager, behaart oder kahl – die physische Individualisierung all ihrer roten oder blassen Gesichter war eine vollständige. Sie alle waren Geschöpfe von bestem Guß. Schelton starrte sie an oder las in den »Arabischen Nächten«; so verbrachte er die Zeit bis zum Diner.
Er saß noch keineswegs lang im Speisesaal, da schlenderte ein entfernter Verwandter heran und ließ sich an dem Nebentische nieder.
»Ah, Schelton! Zurück? Irgend jemand erzählte mir, du machtest eine Reise um die Erde.« Forschend musterte er durch seine Brillen die Speisekarte. »Eine leere Suppe! . . . Hast du Jellabys Rede gelesen? Höchst unterhaltend, wie er alle die Kerle zu Brei zerdrückt. Der beste Mann im Parlament, wirklich, das ist er . . .«
Schelton hielt inne in der physischen Einverleibung seines Spargels. Einst hatte auch er die Gewohnheit gehabt, Jellaby zu bewundern; heute fragte er sich verwundert: warum? Das rote und rasierte Gesicht neben ihm, über einem breiten, sauberen Hemdeinsatz, war geschwellt von guter Laune; seine kleinen, durchaus gewöhnlichen und hartherzigen Augen weihten sich der inneren Beschauung des erfolgreichen Eßvorganges.
»Erfolg!« dachte, wie plötzlich erleuchtet, Schelton – »Erfolg ist es, was wir in Jellaby bewundern. Wir alle suchen den Erfolg . . . Ja,« gestand er zu, »er ist wirklich eine erfolgreiche Kanaille.«
»Ach so!« erwiderte sein Nachbar, »ich vergaß . . . Du stehst im andern Parteilager?«
»Nicht sonderlich. Wer hat dich auf diese Idee gebracht?«
Nachlässig blickte sein Nachbar um sich.
»Ach,« sagte er, »ich dachte nur so . . .« Und Schelton hörte es fast, wie er hinzusetzte: ›Es muß in seinem Oberstübchen nicht ganz richtig sein.‹
»Warum bewunderst du Jellaby?« fragte er ihn.
»Weiß, was er will,« antwortete sein Nachbar; »das ist mehr als andere von sich sagen können . . . Dieser Weißfisch da ist für die Katz'! Ein heller Kopf, dieser Jellaby! Macht keine Dummheiten! Hast du ihn je reden gehört? Ein prachtvoller Sport, ihn zu beobachten, wenn er in der Opposition ist. Dann sind die anderen ein armes Pack!« Und er lachte laut auf, entweder weil er Jellaby auf der Seite der Minorität so gut zu würdigen verstand oder in verständnisinniger Wertschätzung der Champagnerblasen seines Glases.
»Minoritäten sind immer verstimmend,« sagte Schelton trocken.
»He? Was?«
»Ich meine, es ist immer betrübend, Leute zu sehen, die keine Aussicht auf Erfolg haben – Kerle, die alles in Verwirrung bringen, die Disziplin stören, also wie man sagt, Fanatiker und dergleichen mehr sind . . .«
Neugierig wandte ihm sein Nachbar seine Augen zu.
»Er – ja, ja, gewiß,« sagte er dann verlegen. »Nimmst du nicht etwas Pfefferminzsauce? Ich habe es immer gesagt, das ist das schmackhafteste Stück vom Lamm.«
Der große Saal mit seinen unzähligen Tischchen, die so gestellt waren, daß jedermann sich voll abhob von der Goldwand hinter ihm, begann, seinen Einfluß auf Schelton wieder zu gewinnen. Wie viele Male hatte er hier gesessen, sorgsam seinen Bekannten zugenickt, glücklich, wenn er gerade jenen Tisch bekam, an den er gewöhnt war, eine Zeitung mit dem neuesten Wettrennen in der Hand; mit irgend jemand, der über eine gewisse Grenze nicht hinausging, mit dem er ein bißchen schwatzen konnte, bis seiner sich die Empfindung bemächtigte, genug getrunken zu haben. Er war so glücklich gewesen! Das heißt, so glücklich, wie ein Pferd glücklich ist, das seinen Stall nie verläßt.
»Schau' dir den armen, kleinen Bing an, wie er herumpustet,« sprach sein Nachbar und wies auf einen dürren, vertrockneten, buckligen Kellner. »Sein Asthma wird immer ärger; man kann ihn schon von der Straße aus keuchen hören.«
Ihn schien dies zu belustigen.
»So etwas, wie ein moralisches Asthma existiert wohl nicht, nicht wahr?« fragte Schelton.
Seinem Nachbar entfiel seine Brille.
»Heda! Das wieder wegnehmen; es ist übergar,« rief er. »Noch ein Stück Lamm.«
Schelton schob seinen Tisch zurück.
»Gute Nacht!« sagte er. »Der Stiltonkäse ist vorzüglich!«
Sein Nachbar hob seine Brauen und senkte abermals seine Augen auf den Teller nieder.
Im Vorsaal ging Schelton unter dem Zwange alter Gewohnheit zur Wage und wog sich darauf. »Elf Stein!«Gewichtsbezeichnung im englischen Rennsport, aber auch für Hafer, Fleisch und Flachs. »Elf Stein« sind etwa 69 kg dachte er, »also zugenommen!« und indem er die Spitze einer Zigarre abschnitt, ließ er sich im Rauchersalon mit einem Roman nieder.
Nach einer halben Stunde legte er das Buch bei Seite. Die Erzählung schien für Schwachköpfe geschrieben zu sein; denn obwohl sie eine spannende Handlung, voll miteinander wohl kombinierter Personen schilderte, war sie doch augenscheinlich so ausgearbeitet, daß sie über nichts Aufschluß bieten sollte. Er sah nach dem Namen des Verfassers, jedermann hatte ihm das Buch wärmstens empfohlen. Er versank in Grübeleien und starrte ins Kaminfeuer . . .
Als er aufblickte, sah er Antonies zweiten Bruder, einen jungen Mann im Stutzeralter, mit sonnigen Wangen und faulem Lächeln sich über ihn beugen, offenbar ein wenig beschwippst.
»Gratuliere dir, alter Bursche! Höre mal, was bewog dich, diesen g‒garstigen Bart wachsen zu lassen?«
Schelton verzog das Gesicht.
»Das Riechfläschchen der Herzogin,« las der junge Dennant, das Buch ergreifend. »Das hast du gelesen? Famos, nicht wahr?«
»Oh, ganz außerordentlich famos,« antwortete Schelton.
»Eine famos spannende Handlung! Bekommt man einmal einen Roman in die Hände, dann will man keinen Blödsinn über – wie nennt man's nur? – Psychologie lesen, man sucht Unterhaltung.«
»Das will ich meinen!« murmelte Schelton.
»Dort, wo ihr der Präsident ihre Diamanten stiehlt, ein kolossal guter Happen . . . Da kommt der alte Benjy! Hallo, Benjy!«
»Hallo, Bill, alter Kerl!«
Dieser Benjy war ein junges, glattrasiertes Geschöpf, dessen Gesicht und Stimme und Gehaben eine vollendete Zusammenstellung von Gefühllosigkeit und Frohsinn bildeten.
Als Zugabe zu diesem jungen Mann, der so geschmeidig und hart und fröhlich war, kam ein grauer, kurzbärtiger Gentleman mit misanthropischen Augen, namens Stroud, herbei; zusammen mit einem andern Herrn in Scheltons Alter, mit einem Schnurrbart und einem kahlen Fleck in der Größe einer Kronenmünze, den man zu jeder beliebigen Nacht des Jahres im Klub treffen konnte, falls es kein so ziemlich unerreichbares, außerhalb London stattfindendes Wettrennen gab.
»Du wirst doch schon wissen,« begann der junge Dennant, »daß dieser Schwerenöter hier« – er schlug dem jungen Mann Benjy aufs Knie – »sich morgen verheiratet? Mit Miß Casserol – kennst doch die Casserols! – von Muncaster Gate.«
»Wahrhaftig!« sagte Schelton, entzückt, daß er endlich etwas zu sagen hatte, das alle verstehen würden.
»Young Champion ist der erste Trauzeuge und ich der zweite. Ich sage dir, alter Knabe, du tust am besten, wenn du mit mir gehst und dir die Sache ansiehst. Du wirst solch eine Gelegenheit, die Praxis kennen zu lernen, nicht so bald wieder bekommen. Benjy, ich gebe dir eine Karte.«
»Hocherfreut!« murmelte Benjy.
»Wo findet das Rennen statt?«
»In St. Briabas, um 2 Uhr 30. Komm und sieh dir an, wie der Trick gemacht wird. Ich hole dich um eins ab; wir haben dann Lunch und gehen zusammen.« Abermals streichelte er Benjys Knie.
Schelton nickte zustimmend. Die pikante Gefühllosigkeit der Affäre ließ ihn erschauern und verstohlen beobachtete er den innerlich verhärteten Benjy, dessen Sanftmut unerschütterlich blieb und dessen Interesse mehr durch ein in Aussicht stehendes Wettrennen, als durch eine kommende Verehelichung gefesselt ward. Aber Schelton wußte aus eigenen Gefühlsregungen, daß solches in Wirklichkeit nicht der Fall sein konnte. Das Ganze war bloß eine Wahrung des guten Tones, der verschrobene Gedankengang einer höheren Zuchtart, die Pflicht, sich unbedingt nicht so zu zeigen, wie man ist. Und als er, sich umwendend, Strouds Augen – unter zottigen Brauen – auf Benjy gerichtet, die sonderbar habgierigen Blicke des Renners sah, empfand er ein gewisses Bedauern für jenen.
»Wer ist denn dieser Kerl dort mit dem Kunstfuß? Ich sehe ihn immer hier herum,« fragte der Renner.
Und Schelton sah einen bleichen Mann, auffallend durch seinen Mangel geteilten Haares und durch eine gewisse Unstätigkeit in seinem Gebaren.
»Er heißt Bayes,« sagte Stroud; »verbringt sein halbes Leben unter Chinesen – muß eine Pike auf sie haben! Jetzt aber, mit einem Kunstfuß, kann er sie nicht mehr aufsuchen.«
»Die Chinesen? Was hat er mit ihnen zu tun?«
»Liest wohl mit ihnen die Bibel oder schießt Gewehre ein. Frag' mich nicht . . . Ein Abenteurer.«
»Schaut ein wenig wie ein Schwerenöter aus,« sprach der Renner.
Schelton blickte auf die krankhaft zuckenden Wimpern des alten Stroud. Er begriff sofort, wie sehr es einen Mann, der eine Weidmannskarte zu »Woods and Forests« und eine Unmenge von Zeit für das »Bridge«-Spiel und den Klatsch im Klub übrig hatte, empfindlich stören mußte, solche Leute mit unsauberem Lebenswandel in seiner Umgebung zu sehen. Eine Minute später schritt der Mann mit dem Kunstfuß ganz nahe hinter seinem Sessel vorbei. Und Schelton beobachtete sofort, wie auffallend erkennbar sich der Unwille seiner Klubgenossen zeigte. Jener besaß Augen, die – in England nichts Ungewöhnliches – wie Feuer hinter Schloß und Riegel glühten; er schien just der Mensch zu sein, der geneigt sein mochte, alle möglichen Arten von Dingen zu verüben, die den guten Ton verletzten – also ein Individuum, das sich sogar bis zu kavalierartigem Benehmen versteigen mochte. Er sah Schelton ohne Scheu gerade in die Augen, und sein unnachgiebiger Blick hinterließ den Eindruck grimmer Vereinsamung. Alles in allem gewiß eine für einen solchen Klub unziemliche Person . . . Schelton erinnerte sich der Worte eines alten Freundes seines Vaters: »Ja, Dick, alle Arten von Kerlen gehören dem Klub an und sie suchen ihn aus allen Arten von Gründen auf, und eine Menge von ihnen kommt, weil sie, die armen Lumpen, sonst nicht wüßten, wohin sie gehen sollten.« Und als er seinen Blick von dem Mann mit dem Kunstfuß auf Stroud übertrug, kam es Schelton so vor, daß selbst er, der alte Stroud, zu diesen armen Lumpen gehörte. Man kann nie wissen! . . . Ein Blick auf Benjy, der stets an sich haltend und fröhlich war, brachte ihn wieder zu sich. Ach, dieser glückliche Teufelskerl! Bald würde er nicht mehr hierher zu kommen brauchen! Und der Gedanke an den letzten Abend, den er selbst hier verbringen würde, durchflutete seinen Geist mit einer sich fast bis zum Schmerz steigernden süßen Empfindung.
»Benjy, ich setze dir hundert ein!« sagte der junge Bill Dennant.
Stroud und der Wettrennmann gingen, um das Spiel zu verfolgen. Und wieder einmal war Schelton seiner Träumerei überlassen.
›Der gute Ton!‹ dachte er; ›jener Kerl muß von Stahl sein. Sie werden nun irgendwohin gehen, die halbe Nacht beim Poker herumhocken oder sich in irgendeine Narretei einlassen.‹
Er ging hinüber zum Fenster. Es hatte angefangen zu regnen, wüst und tosend sahen die Straßen aus. Die Droschkenkutscher legten ihre Mäntel um. Zwei Frauen, eng aneinander geschmiegt unter einem Regenschirm, eilten ungestüm dahin, und eine dünngekleidete, verbissene Vogelscheuche lungerte mit grämlichem, verzweifeltem Schritt vorbei.
Schelton wand sich mühsam zwischen die Klubgenossen hindurch und kehrte zu seinem Sessel zurück. Vor seinem Geistesauge stieg eine Prozession alter Schul- und Studienfreunde auf. Schließlich und endlich: was war in seiner eigenen Erziehung, oder in der ihren, gewesen, um sie nach irgendeiner anderen Norm als der des guten Tones heranzubilden? Was, das sie in irgend etwas Lebensernstem unterwiesen hätte, lag darin? Ihre Schwachköpfigkeit war, wenn man sich die Sache gründlich überlegte, geradezu unglaublich. Alle besaßen so ein Wesen, als ob sie alles wüßten, in Wirklichkeit aber verstanden sie nichts – weder die Natur noch die Kunst oder das Gemütsleben. Sie hatten nichts von den geistigen Beziehungen, die alle Menschen einen. Wahrlich, schon solche Worte gehörten nicht mehr zum guten Ton; außerhalb ihres kleinen Zirkels gab es keinen guten Ton. Da sie aus gewissen Schulen, Universitäten und Regimentern hervorgingen, hatten sie eine fixe Ansicht über das Leben! Und sie waren diejenigen, denen die Obhut des englischen Staates, der Gesetze, Wissenschaft, des Heerwesens und der Religion überantwortet war. In der Tat, es lag System darin – ein System, nichts zu früh anzufangen oder zu beginnen, eine gesunde Faser zu bilden und dem späteren Leben zu gönnen, sie zu entwickeln!
›Erfolgreich!‹ dachte er und stolperte fast über ein Paar Patent-Glanzschuhe, die einem gemütlich aussehenden Mitglied mit Mondscheingesicht und goldenem Nasenzwicker gehörten; ›ach, ja, nur recht viel Erfolg!‹
Jemand kam und griff nach dem Buch auf dem Tisch, nach eben jenem Band, der ursprünglich diesen Gedankengang in ihm angeregt hatte; und Schelton konnte, während jener saß, eine fast feierliche Wonne bei ihm gewahren. Das Weiße seiner Augen wies eine träge, gelassene Unachtsamkeit dar. In diesem Buche gab es nichts, das ihn erschüttern oder denken machen konnte.
Das mondgesichtige Mitglied mit den Patent-Glanzschuhen kam heran und begann, von seinem jüngsten Besuch in Südfrankreich zu plaudern. Er hatte ein oder zwei Skandalanekdötchen zu erzählen und sein breites Gesicht strahlte vor Freude hinter seinem goldenen Nasenzwicker. Er war ein großer Mann mit einem solchen Vorrat von leichtem, weltmännischem Humor, daß man wirklich nicht umhin konnte, sich an seinem Geschwätz zu ergötzen, zumal er den vollendeten Eindruck hinterließ, das Leben zu genießen und sich daran vollauf gütlich zu tun. »Well, gute Nacht!« murmelte er schließlich – »habe eine Verabredung!« Und die Gewißheit, die er zurückließ, daß diese Verabredung charmant und dabei ungebührlich sein mußte, war wie ein Wonneschmaus der Seele.
Und langsam sein Glas hebend, trank Schelton es aus; ein wohliges Gefühl überkam ihn. Seine Überlegenheit über diese seine Klubgenossen besänftigte ihn. Er durchschaute den ganzen unechten Schein und Trug dieses Klublebens, die Niedrigkeit der Erfolganbetung, die Nichtigkeit all dieser glacébehandschuhten Romanschriftsteller des guten Tones und die fürchterliche Anständigkeit unserer englischen Erziehung. Es war höchst angenehm, alle diese Dinge zu durchschauen, für ihn schmeichelnd, über sie erhaben zu sein. Und aus den weichen Tiefen seines Lehnstuhles blies er den Rauch und streckte seine Gliedmaßen dem Feuer zu; und das Feuer brannte ihm entgegen in diskreter und ehrbarer Glut.