Friedrich de la Motte Fouqué
Die Saga von dem Gunlaugur genannt Drachenzunge und Rafn dem Skalden
Friedrich de la Motte Fouqué

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Neun und zwanzigstes Kapitel.

Er hat in Leifangur noch drey Nächte gelebt und drey Tage.

Wenig hat er gesprochen während seiner Abschiedstunden von der Welt, denn er lag meist immer im tiefen, schweren Wundenschlaf. Und das Wenige, was er vorbrachte, kam vielen Umstehenden wie ein wahnsinniges Geträume vor, weil es immer nur von Liebe und Frieden handelte; nicht nur zu Schön-Helga, um die er Glück und Leben in so blühender Jugend verloren hatte, sondern auch zu dem durch ihn erschlagnen Rafn dem Skalden.

Andere jedoch sahen es grade umgekehrt, vermeinend, erst in diesen schweren Augenblicken gehe dem armen Gunlaugur sein bis dahin so trüb umdüstertes Leben recht mild und freudenreich und wohlverstanden auf.

198 Zu dieser zweyten Ansicht bekannte sich ein frommer, freundlicher Christenpriester, welchen bey seinen Wanderungen durch das noch damahls kaum halbgläubige Nordlandsvolk sein Beruf just in diese Gegend geleitet hatte.

Der bethete über dem sterbenden Gunlaugur, und man sahe sowohl des Bethers, als des Sterbenden Angesicht sich immer mehr und mehr verklären.

Endlich war es auch, als wolle Gunlaugur zu guter Letzt noch einmahl recht wunderschön singen; so anmuthig leuchteten seine Augen, so lieblich lächelnd öffneten sich seine Lippen; aber er konnte nicht mehr singen. Das Lächeln jedoch blieb über die todesbleichen Züge des Gestorbenen anmuthig ausgegossen.

Sie haben ihn ehrenvoll zu Leifangur begraben, und das schöne Schwert, die Gabe des alten freundlichen Königes Ethelred von Britannien, womit der arme Drachenzunge seinen letzten Kampf gehalten hatte, ward ihm feyerlich in das letzte Bette nachgesenkt. 199

 


 


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