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Wie man sich denken kann, gab es im Dorfe einen Menschen, welcher die Entwicklung Eppie's mit größerer, wenn auch stillerer Theilnahme verfolgte als sonst jemand. Er wagte zwar nichts zu thun, was ein stärkeres Interesse an dem angenommenen Kinde eines armen Mannes bekundete, als man von der Freundlichkeit des jungen Herrn erwarten durfte, wenn ihn eine zufällige Begegnung zu einem kleinen Geschenk an den alten Mann veranlaßte, dem andere freundliche Worte gaben, aber er sagte sich, die Zeit würde schon kommen, wo er mehr für seine Toch [162]ter thun könne, ohne Verdacht zu erregen. War er inzwischen sehr unglücklich, daß er seiner Tochter nicht geben konnte, was ihr zukam? Kann's eben nicht sagen. Das Kind hatte seine gute Pflege und war voraussichtlich recht glücklich dran, wie Leute in bescheidener Stellung oft sind, – glücklicher vielleicht, als die in Reichthum aufwuchsen.
Der berühmte Ring, der seinen Besitzer drückte, wenn er seine Pflicht vergaß und seinem Vergnügen nachging, – ob der wohl sehr hart gedrückt hat, wenn sein Besitzer auf die Jagd ging, oder ob er dann nur leise drückte und erst nachher sich unangenehm fühlbar machte, wenn die Jagd längst zu Ende war und die Hoffnung ihre Flügel senkte, rückwärts schaute und zur Reue wurde?
Gottfried's Wange und Auge glühten jetzt höher als je. Er war so einig in dem was er wollte, daß es beinahe aussah, als sei er ein fester Charakter. Kein Dunsey war wiedergekommen; die Leute meinten, er sei Soldat geworden oder außer Landes gegangen, und in einer Sache, die eine anständige Familie so nahe anging, mochte sich niemand zu genau erkundigen. Nicht länger sah Gottfried Dunsey's drohenden Schatten auf seinem Wege, und klar und klarer lag nun die Bahn vor ihm zur Erfüllung seiner liebsten längst gehegten Wünsche. Jedermann sagte, Gottfried sei auf dem rechten Wege, und niemand zweifelte, was daraus werde, da es nicht viele Tage in der Woche gab, wo er nicht zu Lammeters hinübergegangen wäre. Fragte man ihn selbst scherzend, ob der Tag schon festgestellt sei, so lächelte er in dem angenehmen Bewußsein eines Freiers, der Ja sagen könnte, wenn er wollte. Er fühlte sich gebessert, frei von Versuchung, und sein zukünftiges Leben schien ihm wie ein gelobtes Land, um das er nicht mehr zu kämpfen brauchte. Schon sah er sich am eigenen Heerde glücklich, er spielte mit den Kindern und Nancy lächelte ihn an.
Und das andere Kind, das nicht am häuslichen Heerde saß – das wollte er gewiß nicht vergessen; er wollte schon danach sehen, daß es gut versorgt sei. Das war ja Vaterpflicht.