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Früher als gewöhnlich stand Gottfried auf und frühstückte, wartete dann aber, bis seine jüngeren Brüder fertig waren und hinausgingen, in dem getäfelten Wohnzimmer, um den Vater allein zu treffen, der vor dem Frühstückzimmer mit seinem Verwalter einen Gang durch Haus und Hof machte. Im rothen Hause frühstückte jeder zu einer andern Zeit, und der Squire war immer der letzte, da er seinem des Morgens etwas schwachen Appetit gern lange Zeit ließ, ehe er ihn auf die Probe stellte. Heute dauerte es lange ehe er erschien – ein großer stattlicher Mann von sechzig Jahren, mit einem Gesichte, in welchem die kräftige Stirn und der etwas harte Blick gegen den schlaffen und schwächlichen Mund eigenthümlich abstachen. Sein Aeußeres zeugte von Vernachlässigung, sein Anzug war etwas schlumpig, und doch zeichnete sich der alte Herr in seiner ganzen Erscheinung gegen die andern Landwirthe des Dorfes vortheilhaft aus, die vielleicht eben so gebildet waren wie er, aber, im Leben langsam emporgekommen, nie das Gefühl verloren hatten, [81] sie hätten Vornehmere über sich, und denen daher das Selbstbewußtsein und die Würde des Squire gänzlich abging. Für den alten Herrn standen vornehmere Leute in so weiter Ferne, wie Amerika oder die Sonne am Himmel; sein Lebelang war er an die Huldigung des Dorfes gewöhnt, war aufgewachsen in dem Gedanken, seine Familie, sein Silberzeug und alles, was er sonst hatte, sei das älteste und beste, und da er nie mit höher gestellten Leuten zusammentraf, so störte keine Vergleichung diese selbstgefällige Anschauung.
Als er ins Zimmer trat, blickte er verwundert seinen Sohn an und sagte: »was, hast Du auch noch nicht gefrühstückt?« Sonst wurde kein freundlicher Gruß zwischen ihnen gewechselt, nicht aus Unfreundlichkeit, sondern weil die zarte Blume Höflichkeit an solchen Stellen wie das rothe Haus nicht wächst.
»Doch, Vater«, sagte Gottfried, »ich hab' schon gefrühstückt, aber ich wollte auf Dich warten, um mit Dir zu sprechen.«
»Na, schön«, antwortete der Squire, indem er sich auf den ersten besten Stuhl warf und sofort ein Stück Rindfleisch abschnitt, welches er dem Jagdhunde vorhielt, der mit ihm hereingekommen war; dabei sagte er mit einer polternden Gewichtigkeit, die in Raveloe für ein Vorrecht seines Ranges galt: »Klingle nach meinem Bier, hörst Du? Ihr jungen Leute denkt immer nur an Euch selbst. Für andere laßt Ihr Euch immer Zeit.«
Der alte Herr verbrachte sein Leben eben so müssig wie seine Söhne, aber er so gut wie die andern Väter in Raveloe hielten die Fiktion aufrecht, die Jugend sei ausschließlich die Zeit der Thorheit und ihre bejahrte Weisheit sei fortwährend in einem Zustande des Leidens, den sie sich durch Spott etwas erleichtern müßten. Gottfried sagte kein Wort, bis das Bier gebracht war und sie wieder allein waren; inzwischen hatte der Jagdhund so viel Stücke Rindfleisch verzehrt, wie ein armer Mann an keinem Festtage bekommt.
»Mit Feuerbrand hab' ich schändliches Unglück gehabt«, fing er an; »vorgestern ist's passirt.«
[82] »Was, gestürzt?« fragte der Alte, nachdem er einen Schluck Bier genommen. »Ich dachte, dazu wärst Du ein zu guter Reiter. Ich bin nie mit 'nem Pferde gestürzt. Wär' mir so'n Malheur passirt, ich hätte mich hübsch nach 'nem andern Pferde umsehen können; meinem Vater saß das Geld nicht so lose, wie gewissen andern Vätern. Aber das geht so nicht mehr – es muß anders werden. Bei all den Hypotheken und Rückständen ist mir das Geld so knapp, als wär' ich ein Bettler an der Landstraße. Und noch dazu sagt der Hansnarr, der Kimble, die Zeitung spräche von Frieden. Wahrhaftig, das Land könnte nicht mehr bestehen. Die Preise gingen 'runter wie toll, und von meinen Rückständen kriegte ich nichts, wenn ich die Kerls auch alle pfänden ließe. Und der verdammte Fowler! Aber ich habe auch keine Geduld mehr mit ihm; noch heut am Tage schicke ich zum Advokaten. Der Schurke von Lügner! versprach mir ganz bestimmt, schon vorigen Monat wollte er mir hundert Pfund bringen. Er macht sich's zu nutze, daß sein Vorwerk so weit abliegt; er meint, da vergäß ich ihn.«
Der alte Herr war bei dieser Rede oft durch Husten unterbrochen worden, aber nicht lange genug, daß Gottfried hätte zu Worte kommen können. Er merkte wohl, sein Vater wollte jede Bitte um Geld wegen des Unglücks mit Feuerbrand im voraus abweisen, und nicht ohne Besorgnisse erkannte er, bei der nachdrücklichen Betonung seiner Geldverlegenheit werde er für seine weiteren Mittheilungen in der ungünstigsten Stimmung sein. Aber nun er mal angefangen, mußte er fortfahren.
»Die Geschichte mit dem Pferde ist noch schlimmer«, sagte er, sobald der Vater schwieg und sich wieder über das Fleisch hermachte; »das Thier hat sich aufgespießt und ist todt. Aber, Vater, ich wollte Dich gar nicht bitten, mir ein andres Pferd zu kaufen; ich dachte nur dran, daß ich nun kein Geld habe, Dich zu bezahlen. Dunsey sollte Feuerbrand vorgestern auf der Jagd verkaufen, und nachdem er mit Bryce zu hundertzwanzig Pfund abgeschlossen hatte, ist er noch auf die Jagd geritten und hat einen wahnsinnigen Satz gethan, daß das Pferd auf der [83] Stelle geblieben ist. Wenn das nicht passirt wäre, könnt' ich Dir heute die hundert Pfund bezahlen.«
Der alte Herr hatte Gabel und Messer hingelegt und starrte verwundert seinen Sohn an, da seine Fassungskraft nicht schnell genug war, um diese seltsame Umkehrung des Verhältnisses zwischen Vater und Sohn sofort zu begreifen, daß jener von diesem hundert Pfund haben solle.
»Die Wahrheit ist, Vater, – es thut mir recht leid ich habe sehr Unrecht gethan«, stammelte Gottfried, – »Fowler hat die hundert Pfund schon bezahlt. Als ich letzten Monat drüben war, gab er sie mir mit, aber Dunsey quälte mich so um das Geld und da gab ich's ihm, in der Hoffnung, ich würd' es Dir bald wieder bezahlen können.«
Der alte Herr war vor Zorn purpurroth geworden und das Sprechen wurde ihm schwer. »Dunsey hast Du das Geld gegeben, Junge? Und seit wann bist Du denn so dick Freund mit Dunsey, daß Du Dich mit ihm zusammenthust, um mein Geld zu verschwindeln? Also so'n Taugenichts bist Du geworden? Ich sage Dir, das leid' ich nicht. Ich jage Euch alle aus dem Hause, die ganze Bande, und nehme wieder eine Frau. Ich sag' Dir, Junge, vergiß nicht, mein Grundbesitz ist kein Majorat; seit meines Großvaters Zeit können wir in unserer Familie mit dem Vermögen machen, was wir wollen. Das bedenke, Du Nichtsnutz! Dunsey das Geld zu geben! Und warum wohl? Da steckt gewiß 'ne Lüge dahinter.«
»Gewiß nicht, Vater, ich lüge nicht«, sagte Gottfried. »Ich selbst hätte das Geld nicht ausgegeben, aber Dunsey quälte mich so drum, und ich war Narr genug und gab's ihm. Aber ich wollt's Dir bezahlen, ob er's mir wiedergäbe oder nicht. Das ist die ganze Geschichte. Es ist mir nie eingefallen, Dir das Geld zu unterschlagen; dazu bin ich nicht der Mann. Auf einem unehrlichen Streich hast Du mich doch noch nie ertappt, Vater?!«
»Wo ist denn Dunsey? Was stehst Du da und schwatzest? Geh hin und hol' mir den Burschen, sag' ich Dir; er soll mir Rechenschaft geben, wozu er das Geld nöthig hatte und was er [84] damit gemacht hat. Er soll dafür büßen. Ich jage ihn weg. Hab's schon mal gesagt, und jetzt thu ich's. Er soll mir nicht mehr trotzen. Mach fort und hol' ihn her.«
»Dunsey ist noch nicht wieder da, Vater.«
»Was, hat er selbst auch den Hals gebrochen?« rief der Alte beinahe unwillig bei dem Gedanken, daß er in diesem Falle seine Drohung nicht ausführen könne.
»Nein, er hat keinen Schaden genommen, glaub' ich; das Pferd hat todt dagelegen und Dunsey muß zu Fuß fortgegangen sein. Wir werden aber wohl bald von ihm hören. Ich weiß nicht, wo er steckt.«
»Und warum mußtest Du ihm denn das Geld geben? Darauf gieb mal Antwort«, sagte der Alte, indem er wieder gegen Gottfried losging, da er Dunsey nicht erreichen konnte.
»Ja Vater, ich weiß selbst nicht«, sagte Gottfried zögernd.
Diese ausweichende Antwort kam recht kläglich heraus, aber Gottfried log nicht gern, und da er nicht übersah, daß keine Zweideutigkeit auf die Dauer ohne ausgesprochene Unwahrheit bestehen kann, so war er völlig unvorbereitet, etwas zu erfinden.
»Du weißt's nicht? Dann will ich's Dir sagen. Du hast was ausgefressen und mußt sein Stillschweigen erkaufen«, sagte der Alte mit einem plötzlichen Scharfsinn, welcher Gottfried erschreckte. Das Herz schlug ihm heftig, wie nahe sein Vater der Wahrheit sei, und der plötzliche Schreck drängte ihn unwiderstehlich einen Schritt weiter auf der abschüssigen Bahn; – dazu genügt leider ein schwacher Stoß.
»Nun Vater«, erwiderte er, indem er sich ein möglichst unbefangenes Ansehen zu geben suchte, »es war eine unbedeutende Geschichte zwischen mir und Dunsey, die keinen andern was anging. Es lohnt sich kaum der Mühe, unsern Jungensstreichen so genau nachzuforschen, und für Dich hätt' es gar keinen Unterschied gemacht, Vater, wenn ich nicht das Malheur mit Feuerbrand gehabt hätte; dann hätt' ich Dir das Geld richtig bezahlt!«
»Jungensstreiche! Dummes Zeug! damit sollt'st Du doch zu [85] Ende sein. Und ich sage Dir, junger Herr, Du mußt damit zu Ende sein«, sagte der Alte, indem er die Stirn runzelte und seinem Sohne einen zornigen Blick zuwarf. »Du machst mir Geschichten, für die ich kein Geld mehr habe. Mein Großvater hatte den ganzen Stall voll Pferde und machte ein großes Haus, und die Zeiten waren schlecht, so viel ich weiß, und so könnt' ich auch leben, wenn ich nicht vier nichtsnutzige Jungens hätte, die mich aussaugen wie Blutegel. Ich weiß wohl woher das kommt; ich bin ein zu guter Vater gegen Euch alle gewesen. Aber damit hat's ein Ende, das sollst Du erleben.«
Gottfried schwieg. Er war nicht sehr scharfsinnig in seinem Urtheil, aber er hatte immer das Gefühl gehabt, die Nachsicht des Vaters sei nicht wirkliche Güte, und er hatte ferner ein unbestimmtes Verlangen nach einer gewissen Zucht empfunden, die seine irrende Schwachheit geleitet hätte und seinem bessern Selbst zu Hülfe gekommen wäre. Der Alte schlang das Frühstück eilig hinunter, nahm einen tüchtigen Schluck Bier, rückte den Stuhl vom Tisch und fing wieder an:
»Du wirst am meisten drunter zu leiden haben, weißt Du; Du solltest mir doch helfen, gut Ordnung zu halten.«
»Nun, Vater, ich habe Dir doch oft angeboten, ich wollte selbst die Wirthschaft in die Hand nehmen, aber Du hast's immer übel genommen und schienst zu glauben, ich wollte Dich verdrängen.«
»Wüßte doch nicht, daß Du mir so was angeboten hättest, oder daß ich's übel genommen hätte«, antwortete der Vater, dessen Gedächtniß sich nur auf gewisse starke Eindrücke ohne alle Einzelnheiten beschränkte; »ich weiß blos, eine Zeit lang schienst Du ans Heirathen zu denken, und ich legte Dir keine Hindernisse in den Weg, wie mancher andere Vater gethan hätte. Mir wär's ganz recht, wenn Du Lammeter seine Tochter zur Frau nähmst. Ich glaube, hätte ich nein gesagt, dann wärst Du wohl dabei geblieben, aber aus Mangel an Widerspruch hast Du Deinen Sinn geändert. Du bist ein Kerl wie eine Wetterfahne; artest ganz auf Deine Mutter. Die hatte nie ihren eigenen Willen; [86] eine Frau braucht's auch nicht, wenn sie 'nen tüchtigen Mann hat. Aber Deine Frau, die muß mal 'nen Willen haben; denn Du weißt so wenig, was Du willst, daß ich mich ordentlich wundere, wenn Deine beiden Beine einen Weg gehen. Das Mädchen hat auch nicht geradezu gesagt, sie wollte Dich nicht, nicht wahr?«
»Nein«, sagte Gottfried, dem es sehr heiß und unbehaglich wurde, »aber ich glaube nicht, daß sie mich nimmt.«
»Glaubst nicht! wie, hast Du denn nicht mal den Muth sie zu fragen? Ob Du dabei bleibst, daß Du sie willst – das ist die Sache!«
»Ich möchte keine andre«, sagte Gottfried ausweichend.
»Nun, dann laß mich für Dich anhalten, hörst Du, wenn Du nicht soviel Herz hast, es selbst zu thun. Lammeter wird nicht grade unzufrieden sein, sollt' ich meinen, wenn seine Tochter in meine Familie heirathet. Und das hübsche Mädel – na, ihren Vetter hat sie nicht gewollt, und sonst wüßt' ich doch keinen, der Dir im Wege stände.«
»Bitte, Vater, für jetzt wollen wir's lieber lassen«, sagte Gottfried in höchster Angst. »Ich glaube, jetzt ist sie grade ein bischen böse auf mich, und am liebsten führ' ich meine Sache selbst. Bei so was muß doch ein Mann selbst auftreten.«
»Nun, dann sprich und führ Deine Sache, und sieh zu, daß Du ein neues Blatt anfängst in Deinem Leben, Junge. Das muß man bedenken, wenn man heirathen will.«
»Ich sehe nicht, wie das grade jetzt möglich ist, Vater. Du übergäbst mir doch nicht gern eine Pachtung, glaub' ich, und sie, scheint mir, zöge nicht gern hier ins Haus zu allen meinen Brüdern. Sie ist an ein ganz anderes Leben gewöhnt.«
»Zöge nicht gern hier in's Haus?! Davon sei mir still; frag sie nur erst, dann sollst Du schon sehen«, erwiderte der Squire mit einem kurzen höhnischen Lachen.
»Jetzt möcht ich's lieber lassen, Vater«, meinte Gottfried, »und hoffentlich sagst Du auch kein Wort davon; so was darf man nicht übereilen.«
[87] »Ich werde thun, was mir gefällt«, sagte der Alte; »Du sollst gewahr werden, daß ich Herr bin; sonst kannst Du Dich packen und Dir anderswo was suchen. Jetzt geh und sag' dem Verwalter, er braucht nicht zum Advokaten und soll auf mich warten. Und laß mein Pferd satteln. Und halt, noch eins: sieh Dich um, daß Du Dunsey sein Pferd verkaufst und bring mir das Geld, hörst Du? Auf meine Kosten soll er keine Pferde mehr halten. Und wenn Du weißt, wo er steckt – und das wirst Du wohl wissen – dann sag' ihm nur, er solle sich die Mühe sparen, wieder nach Hause zu kommen. Stallknecht mag er werden und sich sein Brod verdienen. Ich will ihn nicht mehr auf dem Halse haben.«
»Ich weiß wirklich nicht, wo er ist, Vater, und wenn ich's wüßte, dann ist's nicht meine Sache, ihm zu sagen, er solle wegbleiben«, antwortete Gottfried, indem er nach der Thür ging.
»Zum Henker, Junge, steh nicht da und räsonnire, sondern geh und laß mein Pferd satteln«, rief der Alte, indem er sich eine Pfeife ansteckte.
Als Gottfried draußen etwas zur Besinnung kam, wußte er kaum, ob er sich in dem Gefühle, die Unterredung habe in seiner Lage eigentlich nichts geändert, mehr erleichtert fühlen solle oder mehr besorgt in dem Bewußtsein, er habe sich noch weiter in Lug und Trug verstrickt. Daß er um Nancy anhalten solle, hatte ihm einen neuen Schrecken eingejagt; wenn sein Vater mal in der Weinlaune nach Tisch ein Wort gegen den alten Lammeter fallen ließ, so saß er fest und war in der Verlegenheit, das Mädchen geradezu auszuschlagen. Wie gewöhnlich nahm er wieder seine Zuflucht zu der Hoffnung auf eine unvorhergesehene Wendung des Schicksals, einen günstigen Zufall, der ihn vor unangenehmen Folgen bewahren und vielleicht sogar seine Falschheit nachträglich durch den Beweis rechtfertigen würde, wie klug sie gewesen. Und darin, daß er auf einen günstigen Wurf mit dem Glückswürfel hoffte, ist Gottfried nicht grade altmodisch zu nennen. Ein glücklicher Zufall scheint mir noch heut zu Tage [88] der Gott aller derer zu sein, die ihre eigenen Anschläge verfolgen, statt einem Gesetze zu gehorchen, an welches sie glauben. Laßt heut zu Tage einen vornehmen Mann in eine Lage kommen, deren er sich schämt, und sein Sinn wird auf alle Möglichkeiten gestellt sein, die ihn von den offenbaren Folgen dieser Lage retten können. Laßt ihn über sein Einkommen leben oder die entschlossene ehrliche Arbeit scheuen, die lohnenden Gewinn bringt, und er wird alsbald von irgend einem Wohlthäter träumen oder einem Einfaltspinsel, der sich verleiten läßt, sich für ihn zu verwenden, oder gar von irgend einem unbestimmten Gemüthszustande irgend einer unbestimmten Person, die einstweilen noch gar nicht da ist. Laßt ihn die Pflichten seines Amts versäumen und er wird sich unfehlbar darauf verlassen, das Versäumte werde sich schließlich doch als nicht so wichtig erweisen. Laßt ihn das Vertrauen eines Freundes täuschen und er wird wieder jenes verzwickte schlaue Etwas verehren, genannt Glücksfall, welches ihm die Hoffnung giebt, sein Freund werde nie etwas davon erfahren. Laßt ihn seine anständige Hantirung aufgeben und einem feineren Beruf sich zuwenden, für den ihn die Natur nie bestimmt hat, und seine Religion wird unfehlbar wieder der Dienst des herrlichen Glückszufalls sein, an den er glaubt als den mächtigen Schöpfer des Erfolges. In dieser Religion ist das böse Prinzip nichts anderes, als die natürliche Ordnung, wonach jeder Samen Frucht bringt nach seiner Art.