Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Viel bedeutender in literarischer Beziehung als die lateinischen sind auf dem Felde der Didaktik die in der Volkssprache verfassten Werke der Angelsachsen in unserer Periode. Ihr gehört selbst der Hauptrepräsentant dieses nationalen Schriftthums an, durch welchen zugleich die Prosa der Angelsachsen auf den Gipfel der Ausbildung, die sie erreichte, geführt wurde, ein auch durch seine Fruchtbarkeit merkwürdiger Autor, Aelfric. Aber in unserem Zeitraum wurde auch schon vor ihm die didaktische Prosa in angelsächsischer Sprache gepflegt. Das Beispiel, das König Aelfred dafür gegeben, hatte doch trotz oder vielleicht gerade wegen des Niedergangs der gelehrten Bildung fortgewirkt: je geringer und seltener die Kenntniss des Lateinischen wurde, desto mehr musste wieder, wie zu Aelfreds Zeit, das Bedürfniss sich geltend machen, wissenschaftliche und religiöse Bildung vermittelst der Volkssprache zu verbreiten und zu fördern. Diesem Zweck dienten zunächst und vor allem Uebersetzungen und freiere Bearbeitungen lateinischer Werke. So wurde die Regel Benedicts im ganzen treu Hier und da findet sich eine irrige Auffassung des lateinischen Textes: so wenn gleich im Prolog durch lustum (Zeile 7, pag. 1 der Ausg. von Schröer) das voluntatibus des Originals wiedergegeben ist. und geschickt übertragen, wie es nicht unwahrscheinlich ist, von dem, der nach Dunstan am meisten um ihre Einführung sich bemühte, von Aethelwold. Die angelsächsische Prosabearbeitung der Benedictinerregel, herausgeg. von Schröer. 1. Hälfte. Kassel 1885. (2. Bd. von Grein-Wülkers Bibl. der angelsächsischen Prosa.) So besitzen wir auch eine Sammlung von Homilien in angelsächsischer Sprache, die vor Aelfrics Werken entstanden ist; The Blickling Homilies of the tenth century. Ed. by Morris. London 1880. (Sie sind so genannt nach der Bibliothek in Norfolc, welcher das Ms. angehört.) – – Wülker, Grundriss S. 484 ff. eine derselben, in welcher des baldigen Untergangs der Welt, den man ja mit Ablauf des ersten Jahrtausend nach Christi Geburt erwartete, gedacht wird, datirt sich selbst vom Jahre 971. Es ist die Predigt am Himmelfahrtstag (No. XI), s. ed. 1. pag. 119. Die einzelnen Homilien scheinen von 508 verschiedenem Alter zu sein; manche sind mehr als andre in einem alterthümlicheren Stile als die des Aelfric geschrieben, sowohl was den Wortschatz als den Satzbau betrifft. Die Sammlung enthält 19 Stücke, von welchen einzelne nur mehr oder weniger fragmentarisch erhalten sind. Es sind einmal Predigten für die Fastensonntage, Palmsonntag, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten, die Feste der Verkündigung und der Himmelfahrt Mariä, der Geburt Johannes' des Täufers, Peter und Paul, sowie des heiligen Martin; ferner eine Predigt zum Michaelisfest, in welcher die Sage von der Gründung der Kirche auf dem Garganus den Inhalt bildet; S. oben Bd. 2, S. 358. ein anderes Stück gibt ausführlich die Legende des heiligen Andreas, aber nicht in der Form einer Predigt; Nach derselben Quelle als die oben S. 63 ff. behandelte angelsächsische Dichtung. endlich finden sich noch ein paar Homilien paränetischer Natur, so eine über das was der Seele Noth thut, eine andre über das nahe Ende der Welt. Der Inhalt der Sammlung ist also ein recht mannichfaltiger, der zugleich die Predigt in ihren verschiedenen Formen charakterisirt. Das Interesse an dem Werke wird noch erhöht durch die verwandtschaftlichen Beziehungen, welche im Stoff oder in der Behandlung einzelne der Homilien zu didaktischen und legendarisch-epischen Dichtungen der Angelsachsen haben, Beziehungen, deren genauere Darlegung recht wünschenswerth wäre. Das ganze Werk verdiente in mannichfacher Rücksicht (so auch namentlich in Betreff der Stoffquellen oder Vorlagen) eine gründliche Untersuchung, deren es noch vollständig entbehrt. – Auch unter den noch nicht gedruckten Homilien des Vercelli-Buchs Ihren Inhalt zeigt Wülker auf Grund der Handschrift in seinem Grundriss S. 485 ff. an. sind sicher einzelne, die in die Zeit vor Aelfrics Werken hinauf reichen. Wie sich denn hier z. B. die Predigt der Blickling Homilies über den heiligen Martin mit geringen Aenderungen wieder findet. S. Wülker a. a. O. S. 490.
Auch manche andre uns nicht erhaltenen geistlichen Schriften in angelsächsischer Sprache gab es, wie denn über einzelne als heterodoxe Aelfric klagt. S. die angelsächsische Vorrede zu seiner ersten Homiliensammlung Ed. Thorpe. Vol. I, p. 3. Aber es fehlt selbst nicht ganz 509 an Werken weltlicher Wissenschaft in der Volkssprache. Man setzt noch in die Zeit vor Aelfric ein Heilmittelbuch (Laece Boc), In: Cockayne, Leechdoms, Wortcunning and Starcraft of early England. London 1864–1866. T. II. – S. Wülker, Grundriss S. 509, Ten Brink Gesch. der engl. Lit. Bd. I, S. 124 f. eine Sammlung von Recepten und ärztlichen Vorschriften, theils aus antiken Quellen, theils aus mündlicher Ueberlieferung von der heidnischen germanischen und irischen Vorzeit her, wie denn darin auch Zauberformeln sich finden, ein Werk, kulturgeschichtlich sicher von hohem Interesse, trotzdem noch nicht so genau als es verdiente, untersucht. Einen Anfang dazu hat allerdings schon der Herausgeber in seiner ausführlichen Preface gemacht.
Aelfric, Dietrich, Abt Aelfrik. Zur Literaturgeschichte der angelsächsischen Kirche. In: Niedners Zeitschr. für histor. Theologie 1855, Heft 4 und 1856, Heft 2. – Wülker, Grundriss S. 452 ff. bald nach der Mitte des Jahrhunderts geboren, erhielt seine Ausbildung in Winchester, wo er auch Aethelwolds Schüler war. Dort wurde er Mönch des Alten Klosters. Er zeichnete sich mit der Zeit so aus, dass Aethelwolds Nachfolger, Aelfeah ihn Ende der achtziger Jahre für würdig hielt, in das Kloster Cernel, welches der Than Aethelmer herstellte, auf dessen Bitte, offenbar zur Unterweisung der Mönche, gesandt zu werden. Dort war es, wo Aelfric die Anregung zur Ausarbeitung seiner ersten Homiliensammlung fand, mit welcher er seine so fruchtbare Laufbahn als Schriftsteller eröffnete. In Winchester, wohin er zurückkehrte, hat er auch als Lehrer gewirkt, wofür die Schulbücher, die er Mitte der neunziger Jahre verfasst hat, zeugen. Seine ausserordentliche literarische Thätigkeit brachte ihn mit den angesehensten Männern weltlichen und geistlichen Standes in nähere Beziehung, sodass ihm der Bischof Wulfsine von Shireburn sogar die Abfassung eines Hirtenbriefs auftrug, worin den Priestern vom Bischof ihre Pflichten, wie sie die Kirche festgestellt hatte, eingeschärft sowie liturgische Anweisungen gegeben werden. Die sogen. angelsächsischen Canones in Thorpe, ancient laws and institutes of England, Vol. II, pag. 342 ff. Dass man einem so gelehrten und um die Kirche verdienten Mann gern die Leitung eines Klosters übertrug, kann nicht Wunder nehmen. Als der Than Aethelmer zu Egnesham die Benedictinerregel 510 einführte, berief er als Abt den ihm befreundeten Aelfric 1005. Auch jetzt setzte dieser seine literarische Arbeit im Interesse der Laien wie des Klerus fort. Er scheint noch bis in das dritte Jahrzehnt des elften Jahrhunderts gelebt zu haben.
Die schriftstellerische Thätigkeit Aelfrics bestand ganz vorzugsweise in Uebersetzung aus dem Lateinischen, wie er sie denn mit einer solchen in seiner ersten Homiliensammlung anhob, zu welcher ihn, wie er in deren angelsächsischer Vorrede sagt, der Mangel an religiöser Belehrung derjenigen seiner Landsleute bewog, die nicht lateinisch verstanden und andrerseits durch heterodoxe englische Bücher, die sie für grosse Weisheit hielten, zu Irrthümern verführt wurden. Dies wäre aber um so gefährlicher in einer Zeit, wo man das Ende der Welt so bald erwarte. Aelfrics Uebersetzung aber ist, wie die von ihm belobten Werke des Königs Aelfred, S. die lateinische Praefatio der ersten Homiliensammlung; ebenso für das nächst folgende. der offenbar sein Vorbild war, eine mehr oder weniger freie, bald im wörtlichen Anschluss, bald nur dem Sinne nach ausgeführt, theilweise wird sie zur blossen Bearbeitung, indem sich eine selbständige Darstellung mit der Uebersetzung verbindet.
Die umfangreichste und zugleich eine der wichtigsten Leistungen auf diesem literarischen Gebiet sind seine drei Homiliensammlungen, von denen nach Dietrich die erste um 990, die zweite 994 und die dritte um 996 herauskam. Die beiden ersten Sammlungen The Homilies of the anglosaxon church. The first part, containing the Sermones catholici or homilies of Aelfric. By Thorpe. 2 Voll. London 1844–1845. stehen in einer näheren Beziehung, indem die zweite nur eine neue Folge der ersten ist; beide, dem Erzbischof Sigeric gewidmet, enthalten vornehmlich Homilien im engern Sinne, d. h. solche, welche den Text der Bibel erklären; in beiden werden Predigten für die allgemeinen Festtage und die Sonntage, geordnet nach dem Kirchenjahr, gegeben, so hat man sie auch Sermones calholici genannt, namentlich zur Unterscheidung von der dritten Sammlung, Aelfric's Lives of Saints being a set of sermons on Saints' days etc. ed. by Skeat. London 1881. (Vol. I.) welche Predigten für Festtage der Heiligen und zwar solcher enthält, die die Kirche in England nicht allgemein feierte, wohl aber einzelne 511 Klöster als ihre Schutzheiligen: daher betitelt diese Sammlung Aelfric auch selbst Passiones und Vitae Sanctorum . In der Praefatio dieser Sammlung: placuit nobis in isto codicello ordinare passiones vel vitas sanctorum illorum, quos non vulgus, sed coenobitae officiis venerantur.
Betrachten wir zunächst die beiden ersten Sammlungen etwas näher. Eine jede ist mit einer an den Erzbischof gerichteten lateinischen Praefatio und mit einem angelsächsischen Vorwort versehen, eine jede enthielt 40 Sermonen ( cwyda); On ægđer þæra boca sind feowertig cwyda. Angelsächsische Vorrede der 2. Sammlung, vgl. auch die latein. Praef. In der Handschrift der 2. Sammlung wie in der Ausgabe von Thorpe finden sich einige mehr, die jedesfalls später hinzugefügt sind. S. übrigens hierüber Dietrich S. 507 f. die zweite Sammlung, die der Autor schon bei der Herausgabe der ersten unter der Feder hatte, sollte zur Ergänzung derselben und zum Wechsel mit ihr dienen, indem sie im folgenden Jahre gebraucht würde. S. die latein. Praef. der ersten Sammlung. Die erstere Rücksicht hat aber mehr als die zweite gewaltet, denn es sind nur einige Festtage, wie die Geburt Christi, die Erscheinung, Palmsonntag, Ostern, Stephans Martyrium, in beiden Sammlungen zugleich bedacht; die meisten Sermonen der zweiten Sammlung sind vielmehr für andre Feste als die der ersten bestimmt, namentlich gilt dies von den Heiligenfesten, die man damals allgemein in England feierte, denn, wie oben bemerkt, kommen ja hier nur solche in Betracht. Da finden wir in der ersten Sammlung ausser dem Täufer, den Apostelfürsten und Stephan, Laurentius, Clemens, Andreas, Bartholomäus gefeiert, ferner das Fest der unschuldigen Kinder und des Erzengels Michael (die Weihe seiner Kirche auf dem Garganus); in der zweiten Sammlung dagegen Sermone für die Feste der Kreuzfindung (19) und der Siebenschläfer (32), ferner der Heiligen Gregor, Cuthbert, Benedict, der Apostel Philipp und Jacob, Simon und Judas, des Matthäus, der Heiligen Alexander, Eventius und Theodulus, sowie des Martin. Die Liste dieser Namen kann zugleich mit den in den Blickling-Homilies behandelten (s. oben S. 508) zeigen, welche Heiligenfeste allgemein in der Kirche Englands am Ende des zehnten Jahrhunderts gefeiert wurden. – Die Autoren, denen Aelfric in der Erklärung gefolgt ist, nennt er in der Praefatio der ersten Sammlung selbst, es sind: Augustin, Hieronymus, Beda, Gregor, Smaragd und »zuweilen«, fügt er hinzu, Haimo. Ganz 512 vorzugsweise aber hat er Gregors Homiliarium in Evangelia benutzt. Die Benutzung der Autoren besteht aber in einer Uebertragung, in der oben angezeigten verschiedenen Weise. Dasselbe gilt von den Legenden.
Auch die dritte Sammlung, die der Passiones, ist mit einem doppelten Vorwort, einem lateinischen und angelsächsischen, versehen, von welchen das letztere an den Ealdorman Aethelwerd gerichtet ist. Auf seine und des Than Aethelmer Bitte ist das Buch, wie wir hier erfahren, von Aelfric verfasst worden und zwar zur Stärkung des Glaubens. In diesem angelsächsischen wie in dem lateinischen Vorwort begrenzt er die Aufgabe des Buches im Hinblick auf die beiden vorausgehenden Sammlungen, wie oben angezeigt, auf die Heiligen, »welche nicht das Volk, sondern Mönche durch Gottesdienst feiern«. Trotzdem aber finden sich unter den 36 Stücken des Buchs nicht nur ein paar (die Siebenschläfer und Martin) denselben Heiligen gewidmet, welche in einer der beiden ersten Sammlungen gefeiert sind, sondern selbst sechs Predigten über biblische Texte und für allgemeine Kirchenfeste. S. das Genauere bei Dietrich S. 517. Letzteres erklärt sich mir nur aus der Absicht, die Sammlung, deren Stücke allmählich entstanden, ja zum Theil selbst einzeln wohl schon edirt waren, zu füllen, das erstere findet aber, obwohl es dem über die Auswahl der Heiligen aufgestellten Grundsatz widerspricht, darin wenigstens eine Entschuldigung, dass die beiden genannten Stücke in der zweiten Sammlung nicht vollständig behandelt waren. Die Siebenschläfer sogar in auffallender Kürze. In Betreff des Lebens des Martin s. Dietrich S. 520. Die Ordnung der Stücke ist auch hier nach dem Kirchenjahr erfolgt und aus diesem Grunde wohl das erste der Geburt Christi, der gleichsam zum Anführer der Heiligen gemacht wird, gewidmet. Die behandelten Heiligen ausser den zwei genannten sind: Durch gesperrten Druck haben wir die englischen hervorgehoben. Eugenia, Basilius, Sebastian, Maurus, Agnes, Agathe, Lucia, die vierzig Soldaten von Sebastia, Georg, Marcus, Alban, Aetheldrytha, Swithun, Apollinaris, Abdon und Saunes, die Maccabäer, Oswald, die Thebaische Legion, Dionys, Eustachius, Eadmund, Eufrasia, Caecilius, Chrysanthus und Daria, der Apostel Thomas. Dazu kommt Petri 513 Stuhlfeier und die Kreuzeserhöhung. Diese Homiliensammlung hat drei angelsächsische Anhänge in den Handschriften, von welchen der erste die Interrogationes Sigewulfi, die wir weiter unten besprechen, der zweite De falsis diis, eine noch ungedruckte aus dem Latein übersetzte Homilie ist (wie es scheint kulturgeschichtlich von Interesse, s. Dietrich S. 252), der dritte eine angelsächsische Uebersetzung der Cyprian beigelegten Schrift De XII abusivis. Alle drei Stücke werden mit mehr oder weniger Recht dem Aelfric zugeschrieben. Die Quellen oder Vorlagen des Uebersetzers, denn etwas anders will und kann auch hier Aelfric nicht sein, sind sehr verschiedene, so ist er beim Leben der Agnes der dem Ambrosius beigelegten Vita, bei dem des Martin Severus, bei Eadmund Abbo, bei Swithun Lantfred gefolgt. S. über die zuerst genannte Vorlage oben S. 301, über die beiden letzten oben S. 394 f. und 496; über Severus aber Bd. I, S. 317 ff. Das berühmte Werk der Vitae patrum, auf das er in der lateinischen Vorrede hinweist, ist auch verschiedentlich benutzt, so beim Leben der heiligen Eugenia. – Formell ist diese Sammlung dadurch merkwürdig, dass sie in noch höherem Grade als die beiden andern in einer rythmischen, zum Theil selbst alliterirenden Prosa geschrieben ist. Von einer Dichtung aber kann um so weniger die Rede sein, als der Ausdruck einfach, klar und fliessend, aber ungeschmückt und schwunglos, stets ein Sermo pedester bleibt, wie er sich ja auch der lateinischen Prosa seiner Vorlage oft ganz unmittelbar anschliesst.
Nicht minder wichtig für die Verbreitung allgemeiner und insonderheit religiöser Bildung unter den Laien Englands war die Uebersetzung alttestamentlicher Bücher, welche Aelfric danach unternahm. In Greins Bibliothek der angelsächsischen Prosa. Bd. I, S. 22 ff. ausser dem Buch Esther, über dessen Ausgabe s. weiter unten. Wiederum kam ihm, wie wir aus dem ausführlichen Vorwort der Genesis erfahren, die Anregung von seinem Freunde, dem Ealdorman Aethelwerd, der ihn bat dieses Buch zu übertragen. Um ihn zur Uebernahme des schwierigen Unternehmens zu bestimmen, verlangte er zunächst nur eine Uebersetzung des Buchs bis zu Isaak, da er von da an eine solche schon besässe. Aelfric aber hatte noch ein andres Bedenken, als die Schwierigkeit. Er hielt eine »nackte« Erzählung ohne Erklärung des »geistlichen Verständnisses« für sehr [un?]verantwortlich, da, wenn sie einem beschränkten Menschen in die Hände fiele, dieser glauben könne, er dürfe nun auch wie 514 die Patriarchen leben, namentlich auch in geschlechtlicher Beziehung. Aelfric gibt dann in der Vorrede auch Beispiele des tiefen geistlichen Verständnisses, indem er zeigt, wie in den beiden ersten Versen die Dreieinigkeit zu erkennen ist, und wie sich die auch sonst in dem Buche offenbart. Auch auf Typen Christi weist er hin. Das alte Testament ist daher von den Christen so wenig zu verwerfen, als von den Juden das neue.
Zu seiner Uebersetzung der Genesis, die mit wenigen Weglassungen die Vorlage genau wiedergibt, fügte Aelfric eine nur auszügliche Uebertragung der vier andern Bücher des Pentateuch, wohl unter theilweiser Benutzung einer älteren Uebersetzung. Ueber die Weglassungen, welche dem Angelsachsen schwer verständliche, dem Laien unwichtige Stellen betrafen, s. Dietrich S. 495 f. Dem Pentateuch liess er später auch noch Uebersetzungen der Bücher Josua, der Richter und Esther Herausgeg. von Assmann in der Anglia Bd. IX, S. 25 ff. – – Assmann, Abt Aelfrics angelsächsische Bearbeitung des Buches Esther. Halle 1885 (Leipzig. Dissertation). folgen in alliterirender Bearbeitung. Auch eine Uebertragung des Buchs Hiob In Greins Bibl. angelsächsischer Prosa. Bd. I, S. 265 ff. (Dieser Druck mit der Handschr. verglichen von Assmann in: Anglia l. l. S. 39 ff.). wird ihm mit Wahrscheinlichkeit beigelegt.
Auch ein Werk zur Erklärung der Genesis, die Interrogationes Sigewulfi des Alcuin, worin dieser die Fragen seines Schülers beantwortet, übersetzte unser Autor, der es mit einigen einleitenden Worten über den Verfasser versah, auszugsweise. Herausgeg. mit Einleitung von Mac Lean in: Anglia Bd. VI, S. 425 ff. und VII, S. 1 ff.
Aelfric hat sich aber als Uebersetzer nicht auf geistliche Schriften beschränkt; er übertrug auch wissenschaftliche Werke, sie bearbeitend. So gab er einen Auszug aus »dem grösseren und kleineren Priscian« in angelsächsischer Sprache heraus, woran sich eine lateinische Wörtersammlung mit Uebersetzung reihte; Aelfrics Grammatik und Glossar, herausgeg. von Zupitza. 1. Abtheil. Text und Varianten. Berlin 1880. ferner ein Gesprächbüchlein in lateinischer Sprache mit Interlinearübersetzung, wie die Grammatik für den Schulunterricht verfasst. Dies Colloquium findet sich neu herausgeg. in Wright, Anglosaxon and old english Vocabularies. 2. ed. by Wülker. Vol. I, p. 89 ff. Auch bearbeitete er das Werk Beda's De temporibus unter Benutzung der beiden andern desselben 515 Autors: De temporum ratione und De natura rerum im Angelsächsischen. S. über diese Bearbeitung Aelfrics die demnächst im Druck erscheinende Leipziger Dissertation von F. A. Reum und über die oben genannten Werke Beda's Bd. I, S. 604 ff. und 610.
Schliesslich sei von den selbständigen geistlichen Schriften Aelfrics eine hier betrachtet, die von ihm als Abt an einen Laien, den Than Sigferd gerichtet, von allgemeinerem Interesse erscheint. Es ist eine Einleitung in das Alte und in das Neue Testament. De veteri et de novo Testamento. In Greins Bibliothek angelsächsischer Prosa. Bd. I, S. 1 ff. Der Verfasser hebt mit dem Satze an, dass der sehr weise ist, welcher vermittelst (guter) Werke spricht. Im Anschluss an diesen Satz geht er dann auf das Werk Gottes über, durch das er sich offenbarte: die Schöpfung. Nachdem er hierauf der Dreieinigkeit gedacht, berichtet er in der Kürze die Schöpfung der Engel und den Sturz Lucifers, dann die des Menschen und seinen Sündenfall, um darauf zu den Büchern Mose überzugehen, deren Inhalt er vorführt, seiner Uebersetzung entsprechend bei dem ersten und zweiten länger verweilend. Es folgen dann die andern Bücher des A. Testam., deren Inhalt und Verfasser in der Kürze besprochen werden. Bemerkenswerth ist, dass auch der Weltalter stets gedacht wird.
Das Neue Testament hebt nach Aelfric mit Johannes dem Täufer an, der, wie der Morgenstern der Sonne, so Christus vorausging. Hier werden die einzelnen Bücher in ähnlicher Weise wie beim Alten Testamente behandelt. Bei dem Verfasser der Apocalypse wird eine längere fromme Anekdote von ihm erzählt. Die Rettung des unter die Räuber gegangenen Jünglings nach Eusebius, Hist. eccles. l. III, c. 23.
Nachdem der Verfasser dann seine Einleitung in die Bibel mit einem Amen geschlossen, folgt noch ein Anhang sehr verschiedenen Inhalts. Hier werden die beiden Testamente mit den zwei Seraphim des Jesaia verglichen und den 72 Büchern der Bibel die gleich grosse Zahl der Völker nach der Sündfluth sowie der Jünger Christi gegenüber gestellt. Ferner wird des siebenten Dieses in einer eigenthümlichen Weise: Seó seofođe yld ys, þe yrnđ mid þisum sixum fram Abele þam rihtwîsan ôđ þissere worulde ende, nâ on lybbendum mannum, ac on forđfarennum sâwlum on þam ôđrum lîfe, þär þär hig blissiađ andbîdiende git þäs êcan lîfes, þonne hig arîsađ, swâ swâ we ealle sceolon, of dêađe gesunde ûrum drihtene tôgeânes. A. a. O. S. 19 f. und achten Weltalters gedacht, und auf den Werth 516 der Bibelkenntniss hingewiesen, woran sich eine Ermahnung der drei Stände: laboratores, bellatores, oratores, reiht. Endlich folgt auch noch eine Schilderung der Zerstörung Jerusalems. Das hier folgende Amen schliesst meines Erachtens das Buch. Ein noch folgendes Anhängsel, worin er den Than verwarnt, ihm bei seinen Besuchen nicht mit Trinken zuzusetzen, erscheint doch nur wie ein Postscript.
In dieser Schrift hat Aelfric vornehmlich Isidors In libros veteris ac novi testamenti prooemia benutzt. –
Die literarische Arbeit Aelfrics als Ganzes betrachtet hat eine ebenso hohe Bedeutung in inhaltlicher wie in formeller Beziehung. Wie durch ihn die Prosa, emancipirt von dem Vorbild der lateinischen, zu einer freien, leichten, selbst anmuthigen Bewegung gelangt, so zeigt sich im Inhalt seiner Werke der Fortschritt der geistigen wie sittlichen Bildung, welchen die von Aethelwold und Dunstan eingeführte kirchliche Reform angebahnt. Ein Vergleich seiner Homilien mit der älteren Blicklingsammlung lässt dies recht erkennen, worauf Earle, Anglosaxon literature, London 1884, S. 215 ff., hingewiesen hat.
Auf dem Felde der nationalen Geschichtschreibung wird zwar in diesem Zeitraum das angelsächsische Annalenwerk fortgesetzt, Eine auszügliche und oft schlechte lateinische Bearbeitung in schwülstiger Sprache fand es in unsrem Zeitraum bis zum Jahre 975 durch einen Aethelweard, vielleicht den Gönner Aelfrics. Sie ist in vier Bücher getheilt, von denen das letzte einige eigne schätzbare Notizen enthält. S. Lappenberg, Gesch. Englands S. l. VI. Dies Werk ist publicirt in: Monum. historica britann. pag. 499 ff. und vgl. darüber die Preface pag. 82 f. es sinkt aber seine Ausführung wieder zum reinen Chronikenstil in ihrer Dürftigkeit und Farblosigkeit herab; zum Ersatz dafür gleichsam findet sich aber jetzt die trockene Prosa hier und da durch Gedichte In: Wülkers Bibliothek der angelsächsischen Poesie Bd. I, S. 374 ff. und in den Ausg. der Annalen (s. oben S. 249, Anm. 1). – – Wülkers Grundriss S. 338 ff. unterbrochen, Die aber darum noch nicht gleichzeitig mit den Jahren geschrieben sind, wie dies schon Lappenberg, a. a. O. zeigte. so in unserm Zeitraum bei den Jahren 937, 942, 973, 975. An ein paar andern Stellen (959, 979) scheint der zum Theil poetische und hier und da selbst alliterirende Ausdruck auf solche hinzuweisen.
517 Das bedeutendste der Gedichte (73 Langzeilen), das allein wahren ästhetischen Werth hat, ist das erste, worin der Sieg der Angelsachsen bei Brunanburh über die Schotten unter deren König Constantin und die mit ihnen vereinten Normannen aus Irland besungen, und namentlich der grosse König Aethelstan zugleich mit seinem Bruder gefeiert wird. So beginnt denn auch das Gedicht beim Jahr 937: »Hier erstritten König Aethelstan, der Edlen Herr, der Mannen Ringgeber, und sein Bruder auch, der Edeling Eadmund lebenslange Ehre mit der Schwerter Schneiden im Kampfe bei Brunanburh; es zerspalteten den Schildwall, es zerhieben mit den Hämmern die Kampflinden (die Lindenschilde) die Söhne Eadweards: war ihnen doch vererbt von ihren Stammverwandten, dass sie oft im Streit gegen jeden der Feinde das Land schützten, den Schatz und die Heimath.« – Der Dichter berichtet dann, wie die Schotten und die Seeleute, dem Tode geweiht, fielen; wie das Feld triefte vom Blute der Männer vom Morgen bis Abend; wie die Westsachsen die Schotten verfolgten, und die von Mercia die Normannen unter Anlaf besiegten. Den Kampf selbst schildert er nicht weiter, wohl aber die Niederlage der Feinde, die ruhmlose Flucht ihrer Führer; darauf die stolze Heimkehr der siegreichen königlichen Brüder, die die gefallenen Feinde dem Raben, dem Adler und dem Wolf zur Aetzung lassen. Eine Walstatt gleich dieser sah die Insel nicht seit der Landung der Angeln und Sachsen. – Es ist ein Triumphlied, von patriotischem Stolze getragen. Vgl. Lappenberg S. 382 ff.
Inhaltlich unbedeutend sind die beiden folgenden kurzen Gedichte, von denen das erste (13 Langzeilen) die Befreiung von fünf Orten ( burg) Merciens aus der Dänengewalt durch König Eadmund, das andre (20 Langzeilen) die Krönung Eadgars berichtet, das Datum und das Alter des Königs in sehr umständlicher Ausführung feststellend, eine wahrhaft chronistische Versification. Das letzte Stück (37 Langzeilen) ist interessanter und hat auch etwas mehr poetischen Schmuck: nachdem der Tod Eadgars und der des Bischofs Cyneweard gemeldet ist, stimmt der Autor ein Klagelied über die Verfolgung an, welche im Beginne der Regierung des unmündigen Nachfolgers Eadgars über die Benedictiner in Mercien hereinbrach; da traf 518 auch die Verbannung über das Meer hin den Eorl Oslac, der gewiss ihr Gönner war. Aber die Rache des Himmels liess nicht auf sich warten: ein Komet zeigte sie an, eine Hungersnoth brach aus. Vgl. Lappenberg S. 414.
Der poetische Stil dieser Gedichte ist wie der Vers eine Ueberlieferung der alten nationalen Epik, doch erscheinen beide in einfacherer, man möchte sagen, abgeschwächter Gestalt. Wie der Stil nicht so farbenreich, aber auch nicht so bunt, so ist auch die alliterirende Langzeile weniger wirkungsvoll gebildet.
In einem grösseren Stile und bereits im Charakter des Epos ist ein andres historisches Gedicht verfasst, das dem Annalenwerk nicht angehört. In Wülkers Bibl. der angelsächsischen Poesie S. 358 ff. – – Zernial, Das Lied von Byrthnoths Fall. Ein Beitrag zur altgermanischen Volkspoesie. Berlin 1882 (Progr. des Humboldt-Gymnas.). – Wülker, Grundriss S. 334 ff. Seinen Gegenstand bildet das für die Angelsachsen unglückliche Treffen von Maeldun im Jahre 991, der Tod ihres Führers Byrhtnoth und seiner ihn rächenden Getreuen: also eine ruhmvolle Niederlage, wie in dem Rolandslied. Die in Essex unfern des Ausflusses des Panta, zwischen zwei Armen desselben, gelegene Stadt wurde von den Dänen bedrängt, der Ealdorman Byrhtnoth eilte mit zu geringer Mannschaft zu ihrem Entsatz herbei, an das Ufer des nördlichen Armes, sodass dieser beide Heere trennte. – Das Gedicht ist uns unvollständig überliefert, indem der Anfang und der Schluss fehlen; so wie es erhalten, zählt es 325 Langzeilen. Wenn auch an beiden Stellen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht viel verloren gegangen ist, so ist leider doch in Folge dieser Unvollständigkeit ein sicheres Urtheil über die Composition der Dichtung nicht möglich.
Sowie diese vorliegt, beginnt sie damit, dass Byrhtnoth die Seinigen vom Pferd absteigen lässt; er ordnet sie zum Kampfe und gibt ihnen die nöthigen Weisungen; dann steigt er selbst ab, um, wo es ihm am liebsten war, bei seinen Herdgenossen seinen Platz einzunehmen (v. 24). Da erscheint am Ufer drüben ein Bote der Wikinge, der laut rufend ihre Forderung dem Eorl verkündet. Sie verlangen Gold nach eigner Schätzung, dann wollen sie mit den Schätzen zu Schiffe gehen und Frieden halten. Zornig und entschlossen antwortet darauf Byrhtnoth, 519 den Schild fassend und die schwanke Esche schwingend: »Höre du, Seemann, was dieses Volk sagt: sie wollen euch zum Tribut Speere geben, giftige Spitzen und alterprobte Schwerter – – sage ihnen, dass hier steht ein unverächtlicher Eorl mit seiner Schar, der diesen Erbsitz seines Königs, dessen Volk und Land schützen will. Ein Hohn wäre es, mit unsern Schätzen euch ziehen zu lassen ohne Kampf.« Dieser beginnt darauf, aber zunächst nur mit Pfeilen, da der durch die Fluth angeschwollene Fluss die Annäherung der Feinde hindert. Als aber die Ebbe eintrat, versuchten die Dänen sich der über den Panta führenden Brücke zu bemächtigen, doch vergeblich. Nun baten die »verhassten Gäste« Byrhtnoth, sie die Furt passiren und das Ufer heraufkommen zu lassen. Dieser erlaubt es ihnen im Uebermuth. »Kommt rasch zu uns, ihr Männer, zum Kampfe; Gott weiss allein, wer dieser Walstatt walten soll«: ruft er ihnen über das Wasser zu – als gelte es einen Zweikampf. Die Wikinge waten hindurch, das Wasser nicht achtend.
Nun hebt die Schlacht an. Mit ihren Schilden bilden die Angelsachsen die Phalanx, – jetzt ist die Stunde gekommen, wo der Ruhm zu ernten, wo die dem Tode Geweihten fallen sollen (v. 104 f.). Schlachtruf ertönt, die Raben kreisen, der Aar, begierig nach Aetzung. Es fliegen die Speere, der Bogen eilte, das Schild fing die Spitze auf. Bitter war der Kampfsturm, die Mannen fielen auf beiden Seiten. Byrhtnoth feuert die Seinigen an. Nun greift ihn selbst einer der Dänen an und verwundet ihn. Ergrimmt stösst der Eorl dem übermüthigen Wiking den Speer durch den Hals, eiligst sendet er noch einen zweiten ihm durch die Brünne ins Herz: um so mehr frohlockte er, lachte der muthige Mann und sagte für dies Tagewerk dem Schöpfer Dank. Da lässt aber einer der Feinde einen Speer fliegen, der den edlen Degen König Aethelstans durchbohrt. Ein junger Knappe, an seiner Seite, zieht ihn aus und schleudert den blutigen auf den Feind, ihn zur Erde fällend, zurück. Ein andrer Däne will jetzt den verwundeten Eorl plündern, dieser reisst sein Schwert aus der Scheide und schlägt nach ihm, doch einer der Feinde parirt, das Schwert entsinkt der Hand, die es nicht mehr zu führen vermag. Der graue Held kann sich nicht mehr aufrecht erhalten: er heisst noch die Seinigen vorwärts schreiten, und zum Himmel aufblickend, dankt er Gott für alle Freuden des Lebens und befiehlt ihm 520 seine Seele (v. 180). Da hieben die heidnischen Knechte ihn nieder und ebenso die beiden Mannen, die bei ihm standen, die neben ihrem Herrn das Leben liessen.
Dieser Tod des Führers ist der Höhepunkt der Dichtung, wo auch mit Recht die Darstellung am ausführlichsten ist. Der Dichter erzählt dann, wie sein Fall für die Feigen im Heere das Zeichen zur Flucht ist, wie einer derselben, Godric sogar dabei das Ross und Reitzeug Byrhtnoths mitgehen heisst. Anders aber benehmen sich seine Herdgenossen. Die stolzen Degen wollen ihren Herrn rächen. Sie feuern sich dazu mit kühnen Reden an: sie gedenken ihres Adels, den sie unverletzt erhalten wollen; niemand soll ihnen vorwerfen, dass sie, da ihr Herr und Freund fiel, den Kampfplatz verliessen. Den Reden folgt die That. Eine Menge von Einzelkämpfen schildert dann der Dichter, worin die Getreuen ihren Herrn rächen, und mancher von ihnen fällt, um zur Seite desselben, des so lieben Mannes, zu liegen.
So ist der letzte Abschnitt der Dichtung eine begeisterte Verherrlichung der alten germanischen Vasallentreue, in einer reichen und doch nicht ermüdenden Ausführung. Ueberhaupt nimmt diese Dichtung, deren Stil auch durch grössere Einfachheit So finden sich nach Zernial S. 10 nur 6 Kenningar (vgl. oben S. 9) in der Dichtung. und Reinheit des Kolorits, möchte ich sagen, und ein rascheres Fortschreiten von dem der ältern Epik der Angelsachsen vortheilhaft sich unterscheidet, unter den epischen Werken des Mittelalters eine hervorragende Stelle ein. Es zeichnet sie auch eine schöne Einheit und Gliederung der Composition, soweit wir über dieselbe urtheilen können, aus: wie der ausführlich geschilderte Tod des Helden die Mitte bildet, so bereitet der erste Theil ebenso auf ihn vor, wie der dritte und letzte die an dem Feinde genommene Blutrache als Folge des Todes zum Gegenstand hat. Wenn des Helden Uebermuth, der aber in seiner Tapferkeit wurzelt, seinen Untergang herbeiführt, so wird er gesühnt durch die Liebe seiner Herdgenossen, die sich in ihrer ihn rächenden Aufopferung bewährt. So ist Byrhtnoth auch im ästhetischen Sinne der wahre Held der Dichtung, die man deshalb mit Recht Byrhtnoths Fall betitelt.