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König Ludwig war sofort mit dem Intendanten der Königlichen Oper in Verbindung getreten wegen Walpurgas Engagement.
Da diese zwei so mächtige und bedeutende Fürsprecher hatte, wie den König und Richard Wagner, so hielt es natürlich nicht schwer damit.
Richard Wagner verbürgte sich für die Reife ihrer Kunst, daher wurden Walpurga gleich große Rollen in Aussicht gestellt.
Das war im Jahre 1880.
Walpurga war nun zwanzig Jahre alt und war zu einer stattlichen, liebreizenden Jungfrau erblüht, die wohl dazu geschaffen war, Wagners Idealgestalten darzustellen. Ihre große, schlanke Gestalt eignete sich vortrefflich für die Bühne.
Die Züge ihres schönen Gesichtes hatten sich in den letzten Jahren verklärt und veredelt.
Die Kunst adelt denjenigen, der sich ihr ganz ergibt. Richard Wagner konnte wohl zufrieden sein mit dieser Interpretin seiner Kunst.
Für den Oktober 1880 war Walpurga also der Königlichen Oper verpflichtet worden.
Nun wollte sie sich erst nach ihrem anstrengenden Studium einige Wochen Ruhe gönnen im Forsthaus.
Frau Dr. Moritz, die nun wirklich ihr Institut verkauft und mit Walpurga zusammen eine hübsche, nicht sehr große, aber völlig ausreichende Wohnung bezogen hatte, blieb in München zurück, um noch allerlei für ihren Liebling vorzubereiten.
Vater und Mutter freuten sich sehr über die ihnen noch geschenkten Wochen. Noch einmal konnten sie ihr liebes Kind so ganz für sich allein haben, ehe es sich mit all seinem Können und seiner ganzen Persönlichkeit der großen Welt schenkte. Noch einmal konnten sie sich so recht von Herzen freuen an der innigen Zärtlichkeit, die ihnen Walpurga entgegenbrachte.
Es war gleichsam, als wollte Walpurga in der kurzen Zeit, da sie daheim weilte, die geliebten Eltern für alle Entbehrung entschädigen mit ihren Liebesbeweisen.
Ehe Walpurga nach Hause reiste, war sie noch einmal in Bayreuth gewesen, um gewissermaßen eine Generalprobe ihres Könnens abzulegen.
Der Meister hatte sie, begeistert und entzückt, mit feuchtschimmernden Augen in seine Arme gezogen und ihre Stirn geküßt. Ihrem ersten Auftreten in München wollte er natürlich beiwohnen.
König Ludwig hatte bestimmt, daß Walpurga zuerst in drei verschiedenen Rollen in drei Separatvorstellungen vor ihm auftreten solle, ehe ihr erstes öffentliches Auftreten stattfand. Erst wollte er selbst beurteilen, was sie leisten konnte, ehe er seinen Schützling der öffentlichen Kritik preisgab.
So sollte Walpurga am 8. Oktober vor dem König die Elisabeth im »Tannhäuser«, am 11. Oktober das Evchen in den »Meistersingern«, und am 19. Oktober die Sieglinde in der »Walküre« singen.
Am 22. Oktober sollte dann ihr erstes öffentliches Auftreten als Elisabeth vor dem großen Publikum stattfinden.
Das alles erzählte Walpurga daheim ihren Lieben. Sie war ganz ruhig dabei, ganz zuversichtlich, und fühlte keine Angst.
Hatte sie vor den strengen, kritischen Augen und Ohren Meister Wagners bestanden, so würde sie ja auch die anderen zufriedenstellen.
Nur vor dem Auftreten vor dem König bangte ihr ein wenig. Wenn sie ihm mißfiel, dann konnte sie kein anderer Erfolg entschädigen.
Den Förster und die Försterin erfaßte schon beim Anhören dieser Erzählung Walpurgas arges Lampenfieber, und sie nahmen einander an den Händen als könnte ihnen das die Ruhe wiedergeben.
Tonerl aber, die inzwischen nun auch schon ein hübscher, draller Backfisch geworden war, schlug entsetzt in die Hände und sagte tief aufatmend:
»Weißt, Burgerl, wenn i Du wär, die Angst brächt' mich um. Net um eine Million könnt' i ein Tönerl rausbringen, dös blieb mir in der Kehle stecken. I glaub', auf der Stell' fiel i tot um auf der Bühne, wenn mich all die Leut' anschau'n würden!«
Walpurga faltete die Hände über der Brust und sagte mit leuchtenden Blicken:
»Wenn ich nur vor Seiner Majestät bestehe, vor den Leuten hab' ich gar keine Angst!«
»Ach, der König hat Dich doch schon singen hören, Burgerl, dös braucht Dich doch nimmer zu bekümmern!« warf die Försterin ein und betrachtete mit stolzen, strahlenden Blicken ihre schöne Tochter.
Walpurga streichelte ihr liebkosend die Hände.
»Mutterl, mein liebes, gutes Mutterl, das ist doch ganz etwas anderes. Wenn ich ihm hier im Stübchen oder draußen im Wald ein Liedchen gesungen habe, das ist doch ganz etwas anderes, als wenn ich nun zwischen all den anderen großen Künstlern auf der Bühne stehe und ganz jemand anders sein muß, als die Walpurga Malwinger.
Aber sorgt Euch nur nicht, ich vertraue auf meine Kunst. Und wenn ich nur erst die ersten paar Töne vor unserem lieben König herausgebracht hab', dann vergesse ich alles um mich her und alles Zagen ist vorbei. Meister Wagner muß ja wissen, ob ich etwas leisten kann. Wäre er nicht zufrieden gewesen, hätte er mich noch nicht herausgelassen auf die Bühne!«
Tonerl sprang empor und drehte die Schwester lustig herum.
»Du, i freu mich ganz närrisch, daß wir alle ins Theater nach München kommen dürfen, um Dich anzuschauen. Eia, dös wird gar fein! Gelt, Mutterl, stolz wollen wir da sein auf unser Burgerl. Und der Sepperl muß auch dabei sein, dös is doch klar. Gelt, Burgerl, der Sepperl darf net fehlen?«
»No, dös is die Hauptsach' für Dich, daß der Sepperl dabei is!« neckte der Vater.
Tonerl wurde rot und lachte.
»I mag nun mal den Sepperl soviel gern; er is doch halt a braver Bursch', 'leicht findst Du keinen braveren!« sagte sie, sich verteidigend.
»Freili, dös is er g'wiß, Tonerl. I sag' auch nix gegen den Sepperl, b'hüt Gott, nur a wengerl necken will i Dich!« antwortete der Förster lachend.
Tonerl fiel ihm um den Hals.
»Meinetwegen, Vaterl, dös magst schon tun. I weiß nur net, was Du willst. Der Sepperl is doch halt wie ein Kind vom Haus, gelt? Er g'hört doch zu uns!«
Der Förster streichelte ihre frischen Wangen.
»No ja, Tonerl, wir haben auch g'wiß nix dagegen, Mutterl und i, wenn Du ihn gern magst!«
Da umhalste das Tonerl auch die Mutter. Die drückte sie fest an sich und seufzte.
Sie wußte schon, der Sepperl und das Tonerl, das könnte einmal Mann und Frau geben, und die beiden würden gewiß glücklich miteinander sein. Ob aber auch ihr Burgerl da draußen in der Welt so ein sicheres Glück finden würde?
Wieder seufzte sie und sah zu Walpurga hinüber mit sorgendem Ausdruck.
Diese faßte lächelnd über den Tisch nach der Mutter Hand. Gar weiß und fein sah ihre schlanke Rechte neben der harten, abgearbeiteten Hand der Mutter aus.
Des Königs Wille war in Erfüllung gegangen. Die Hand, die ihm einst wohlgetan, war nicht von Schwielen und rauher Haut entstellt.
»Mutterl,« sagte Walpurga, »wo flog denn dieser tiefe, tiefe Seufzer hin?«
Die Försterin blickte liebevoll in ihr lächelndes Gesicht.
»Ob Du wohl auch glücklich wirst, da drauß' in all dem Glanz, mei Burgerl? Ob es wohlgetan war, daß wir des Königs Wunsch erfüllten? Einen gar so anderen Weg hast Du einschlag'n müssen, als den, der Dir von Geburt aus bestimmt war. Schau, soviel sorgen tu i mich oft!« sagte sie leise.
Burgerls junge, frische Lippen berührten innig die Hand der Mutter.
»Sorg' Dich nicht, mein liebes Mutterl, Du und der Vater, Ihr habt mein Bestes gewollt, habt mich ohne Murren von Euch gelassen, weil Ihr mein Glück fördern wolltet. Euch und meinem lieben, gütigen König dank' ich's von ganzem Herzen, daß Ihr mich den Weg gehen ließet, der doch wohl vom lieben Herrgott für mich bestimmt war. Ohne Gottes Willen fällt ja kein Vögerl vom Baum, er hat auch mein Geschick in seinen Händen.
Und was mir auch draußen beschieden sein mag, ich habe meine Kunst, die mich emporträgt. Kein größeres Glück gibt es für mich, als diese Kunst ausüben zu dürfen, und ein anderes Glück such' ich nicht. Und wenn ich einmal müd' und ruhebedürftig bin, dann flücht' ich mich hierher in meine liebe, schöne Heimat. Dann komm ich zu Dir, liebes Mutterl, wie ein müde geflattertes Vöglein und, laß mich von Dir hätscheln und verwöhnen. Und Vaterl und das Tonerl, die helfen Dir noch dabei, wie schon jetzt, wenn ich heimkomme.
Ach, Ihr wißt ja nicht, wie schön es ist, so ein Heimkommen, was für ein großes Glück es ist, weil Ihr immer daheim seid! Da muß man erst ausfliegen aus dem Nest, um zu merken, wie schön das Heimkommen ist.«
Der Försterin standen Tränen in den Augen.
»Kinderl, wie lieb dös geklungen hat, was Du da g'sagt hast. Und eine Freud' machst uns mit solchen Worten. Hab' doch schon manchmal g'meint, es kann Dir gar nimmer g'fallen in unserm engen Häuserl!«
Walpurga umarmte bewegt all ihre Lieben.
»Wie soll's mir hier nicht gefallen? Auf der ganzen Welt gibt's doch kein lieberes Plätzerl als die Heimat, und das Herz von Vaterl und Mutterl. Wenn man noch so tatendurstig und verlangend ins Weite fliegt und die ganze große Welt einem noch zu klein erscheint für alles, was man erreichen will, zum Ausruhen ist es doch nirgends so schön, wie in der Heimat. Und je enger sie ist, die liebe Heimat, je wärmer kann man sich da einkuscheln, wie ein Vögerl ins warme Nest!« sagte sie dabei.
»Dös hör' i gern, Burgerl. I hab' nur g'meint, weil Du manchmal so traurig ausschaust, wenn Du allein da hier im Stüberl sitzt und zum Fenster hinausschaust!« sagte die Försterin forschend.
Walpurga strich sich über die Stirn und atmete tief auf.
»Ach, Mutterl,« sagte sie, »dann denk' ich an unseren lieben, königlichen Herrn. Es bedrückt mich manchmal sehr, daß er, dem ich alles danke, der uns allen soviel Gutes getan hat, so unglücklich und so krank ist. Ja, Mutterl, krank ist er, viel kränker, als er zeigen will, krank im Gemüt. Und wenn ich daran denke, dann habe ich eine so große Sehnsucht in mir, daß ich ihm helfen möchte. Aber keiner kann ihm helfen, keiner, das fühl' ich in mir, und das macht mich traurig!«
Walpurga sagte das alles in großer Erregung, und ihre Augen schimmerten feucht.
Die Försterin sah bang und besorgt in ihres Kindes erregtes Gesicht.
Sie alle hatten ja den König sehr lieb und verehrten ihn aufrichtig als ihren Wohltäter. Aber aus Walpurgas Worten klang eine so leidenschaftliche Klage, daß der Försterin das Herz weh tat.
Der Vater und Tonerl trösteten Walpurga.
Tonerl machte allerhand Späße, um die Schwester aufzuheitern. Da wurde Walpurga auch schnell wieder vergnügt.
»Ach, Ihr müßt nicht denken, daß ich den Kopf hängen lasse. O nein, ich freue mich doch des schönen Lebens und meiner herrlichen, geliebten Kunst. Und auf den lieben Gott vertraue ich. Wenn niemand den König gesund machen kann, der liebe Gott kann es, wenn er nur will!«
* * *
Während dieser letzten Rasttage daheim sah Walpurga den König nur ein einziges Mal. Und nur zu einem flüchtigen Besuch sprach er im Forsthaus vor.
Gütig und freundlich, wie immer, erkundigte er sich nach Walpurgas Befinden und fragte sie lächelnd, ob sie Angst vor ihrem ersten Auftreten habe.
Da sah Walpurga mit ihren großen, schönen Augen in sein Gesicht.
»Nur eine Angst habe ich, daß ich Eure Majestät nicht zufriedenstelle!« antwortete sie.
Er sah sie lange an. Was für eine schöne, junge Dame sein kleines Waldvöglein geworden war. Wie das blühende, lachende Leben stand sie vor ihm. Wer auch so froh und gesund sein könnte! –
Er seufzte tief auf, seine Züge verdüsterten sich.
Walpurga hätte weinen mögen, als sie das sah, aber sie bezwang sich tapfer.
Mit allen Tränen konnte sie ihm nicht helfen, aber ihr Lachen, das zauberte noch immer einen frohen Glanz in seine Augen.
Und so plauderte und lachte sie, bis sich sein Gesicht wieder aufheiterte.
Der König forderte dann den Förster auf, ihn in den Wald zu begleiten.
Als der König sich von Walpurga verabschiedete, sagte er lächelnd:
»Also auf Wiedersehen in München, und keine Angst, Waldvöglein, wirst Dein Lied schon singen, daß es mir gefällt!«
Als er dann an des Försters Seite dahinschritt, sah ihm Walpurga seufzend nach und sagte zu ihrer Mutter:
»Hast Du es nun gesehen, Mutterl, wie krank er aus den Augen schaut? Der Arme, ach, der Arme! Ein König sein und sich nicht freuen dürfen am Leben, wie traurig ist das!«
Die Mutter streichelte stumm das goldene Haar ihres Kindes, und das Herz war ihr schwer, wie jeder Mutter, die ihr Kind leiden sieht. –
An demselben Abend kam Sepperl zu Besuch. Da wurde es gar lustig im Försterhäusl. Sepperls Schnurren und Späße verscheuchten alle Sorgen. Als er Walpurga sah, schlug er sich aufs Knie.
»Sakra, bist ja schon wieder a wengerl schöner und fürnehmer g'worden, Burgerl. Kannst es glauben oder net, die Hoffräuleins von unser gnädigen Frau Königin-Mutter, und all die Gräfinnen und Baroninnen in München, die schau'n alle net fürnehmer aus, als Du!«
Walpurga lachte.
»Geh', Sepperl, strapazier' Dich nicht mit Komplimenten. Gib mir Deine Hand und sag' mir kurz und bündig Grüß' Gott!«
Er wischte sich mit komischer Umständlichkeit die Hände ab, faßte dann aber herzlich und kräftig die ihren.
»Also grüß' Gott auch, Burgerl, und lieb ist's von Dir, daß Du net stolz bist!«
Walpurga sah ihn neckend an.
»Stolz, einem königlichen Diener gegenüber, o nein, wenn man den nicht respektieren wollte. Schließlich bist Du doch auch schon wer!«
Sepperl warf den Kopf gravitätisch in den Nacken und tat sich sehr stolz auf, als er im Stüberl auf und ab spazierte.
»Freili, man is schon wer, sehr eine g'wichtige Person, meinst net auch, Tonerl?«
Bei dieser Frage drehte er sich plötzlich nach Tonerl um, hob sie jauchzend hoch empor und drehte sich mit ihr im Kreise. Dabei rief er lachend:
»Grüß' Gott auch, Tonerl! No, wie geht es Dir, hm? Bist noch frisch beieinand'?«
Tonerl wandte sich in seinen Armen. Es gefiel ihr nicht in der luftigen Höhe.
»Du, laß mich herab. Du dummer Bub', meinst, i will ewig in der Luft schweben?« schalt sie halb lachend, halb ärgerlich.
»Erst mußt Dich mit an Busserl auslösen!« rief er lachend, sie mit seinen lustigen Augen anfunkelnd.
»A Watschen kannst kriegen!« drohte sie.
»Dann bleibst hübsch da heroben!«
»Du, i kratz' Dir die Augen aus!«
Sepperl lachte.
»Ach geh', dös tust nimmer, Du willst doch net a mal einen Blinden zum Mann haben!«
»Laß mich aus, Du, Du dalketer Bub'; Du wirst noch lang' net mei Mann, noch lang' net!«
»Aber Du wirst ganz g'wiß meine Frau, und dös kommt dann auf eins raus, gelt?« sagte er lachend und drückte ihr einen Kuß auf den Mund.
Aber schon hatte er auch von Tonerl eine kräftige Ohrfeige im Gesicht sitzen.
Sepperl krümmte sich wie im tiefsten Schmerz und hielt sich die Wange mit lautem Jammer.
»Au, au, dös is nun die Hand von einem zarten Dirndl. Sakra noch eins, dös überleb' i net. Wart' nur, Du schlimmes Tonerl, dös vergeß i Dir net!«
Tonerl war selbst erschrocken vor ihrer raschen Tat und sah unsicher nach ihm hinüber.
Da sah sie aber, daß er gar lustig durch die gespreizten Finger blinzelte, und schnell drehte sie ihm den Rücken zu.
Gerade wollte er sich wieder heimlich an sie heranschleichen, da hielt ihn die Försterin am Arm fest.
»Jetzt gibst a Ruh, Du Unband, Ihr seid ja alle beid' noch Kindsköpfe!«
»Aber gelt, mei Frau wird das Tonerl doch?« fragte Sepperl schmeichelnd die Försterin und umfaßte nun diese mit einem herzhaften Kuß.
»Jetzt fang' Dein Hallodri noch mit mir an. Du Unband!« drohte diese lachend.
»Nur erst versprechen sollst mir, daß dös Tonerl mei Frau wird, dann laß i Dich aus!« bettelte Sepperl.
»No, wegen meiner; wenn Dich das Tonerl mag, i bins zufrieden!« antwortete die Försterin halb ernst, halb scherzend.
»No, dann hat's seine Richtigkeit!« sagte Sepperl gemütsruhig.
»Haha, lang net!« trotzte Tonerl auf. »I mag Dich lang net zum Mann, Du bist mir zu g'walttätig. Müßt' ja eh bei Dir d' längste Zeit in der Luft schweben. I dank' schön!«
Sepperl sah sie verschmitzt an.
»No, wart' noch a wengerl. Pfingsten auf zwei Jahr, da frag' i wieder mal an bei Dir. Jetzt bist halt noch a dummes, kleines Dingerl, bis dahin bist 'leicht schon noch a wengerl g'scheiter g'worden. Dann nimmst mich unb'sehen, da kannst Dich drauf verlassen!«
Tonerl machte nur stumm eine bezeichnende Gebärde nach der Stirn und zuckte die Achseln.
Walpurga hatte lächelnd dieser Szene zugesehen. Nun sagte sie neckend:
»Bei mir müßtest Du freilich auch noch erst anfragen, Sepperl, ob ich Dich zum Schwager will!«
Sepperl lachte.
»Dös kann gleich g'schehen, also was meinst, bin i Dir recht als Schwager?«
Walpurga betrachtete ihn mit neckender Gründlichkeit von oben bis unten. Dann sagte sie gewichtig:
»Gefällst mir nicht übel, und wenn Dich das Tonerl nicht will, dann kannst Du ja bei mir einmal anfragen!«
Da fuhr Tonerl wie der Blitz herum und wollte etwas sagen.
Als sie aber aller Augen lächelnd auf sich gerichtet sah, zuckte sie nur wieder die Achseln.
»Ich will Dir aber doch lieber beim Tonerl ein wenig das Wort reden!« fügte Walpurga lächelnd hinzu.
Sepperl warf den Kopf in die Höhe.
»I dank Dir schön, Burgerl, aber a rechter Mann ficht seine Sach' allein aus. I werd' mir schon selber das Wort reden beim Tonerl, wenn's an der Zeit ist!«
Und vergnügt vor sich hinpfeifend, holte er des Försters Zither herbei und fing an zu spielen.
Und nachdem er eine Weile nachdenklich vor sich hingesehen hatte, schnalzte er mit den Fingern, und zum Tonerl hinüberblickend, sang er ein Schnadahüpferl:
»I kenn halt a Maderl Mit Aeuglein so braun,
Die is gar so lieb ich Und hold anzuschaun.«
Da stemmte Tonerl die Arme in die Hüften und sang neckend:
»Und i kenn' a' 'n Buben,
Der is net recht g'scheit,
Der hat halt dös Maderl
Eh' es will, schon g'freit.«
In dieser Weise neckten sich die jungen Leute den ganzen Abend, bis Sepperl sich auf den Heimweg machte.
Zum Abschied stieß er draußen noch einen lauten Juchzer aus und rief noch einmal zurück:
»B'hüt Gott auch, Tonerl!«
Da lehnte sich Tonerl besorgt zum Fenster hinaus.
»Du, Sepperl, gibst doch fein acht auf den Weg; weißt, an der Klamm, daß Du net zu Schaden kommst!«
Sepperl rief darauf jauchzend zurück:
»Ohne Sorg', Tonerl, i geb' schon acht auf Deinen künftigen Mann!«
Da flog energisch das Fenster zu.
»So ein dummer Bub'!« schalt Tonerl, halb ärgerlich, halb lachend.
Die anderen gaben sich den Anschein, gar nichts gehört zu haben.
Nach einer Weile seufzte Tonerl aus tiefen Gedanken auf.
»Vaterl, der Sepperl weiß doch an der Klamm g'nau Bescheid, gelt, es passiert ihm nix?«
Der Förster lächelte beruhigend:
»Sei ganz ruhig, Tonerl, der fallt wie a Katz' auf die Fuß', wenn er fehltritt; aber dös tut er net, er kennt jeden Schritt in der Umgegend!«
Das schien Tonerl zu beruhigen, und sie wurde nun wieder lebhaft.