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Von den historischen Persönlichkeiten der Galerie des Luxembourg ist Königin Maria Medici selbst gewiß so günstig dargestellt, als es sich mit der Ähnlichkeit vertrug: immerhin waren ihre auch sonst so genau bekannten Züge der Art, daß sie sich sowohl intim als offiziell mit einem gewissen Ausdruck von Großartigkeit geben ließen. Die zunehmenden Jahre sind höchst diskret angedeutet; lieber gab Rubens sie in der früheren Zeit (z. B. in dem Bilde der Vermählung per procura) reifer, als sie damals gewesen sein mochte, um ihr dafür in den späteren Bildern etwas mehr Jugend zulegen zu können. Ihre Kamarilla war von bedenklicher Art, allein in der vielen königlichen Repräsentation, die daneben herging, hatte sie sich eben jenes sichere Ansehen von Majestät zu erwerben gewußt, das auch aus ihren sonstigen Porträts spricht. Hiermit sind nicht jene schnell gemalten Zugaben zur Galerie des Luxembourg gemeint, jene Darstellung als kriegerisch aufgeputzte Minerva oder Bellona usw., sondern die Bildnisse der Galerien von Madrid und Wien; dort thront sie, laut Nachbildung, offenbar höchst würdevoll als Witwe; hier, in Schülerausführung, aber vortrefflich, ist sie in ihrer großen vornehmen Üppigkeit gegeben, so wie sie überhaupt gewünscht haben wird, weiter gemalt zu werden. – Ihr Gemahl, König Heinrich IV., ist in der Galerie des Luxembourg zweimal in ganzer Figur dargestellt: in der Szene, da er das Bildnis Mariens betrachtet, und in derjenigen, da er ihr die Regentschaft übergibt, und diese beiden Gemälde, an die sich dann die späteren Künstler wesentlich hielten, sind für sein ganzes großes Andenken entscheidend geworden Wir lassen als unvollendet außer Vergleichung die Darstellungen Heinrichs auf den beiden Riesenskizzen in den Uffizien, und ebenso mag auch noch in der Galerie des Luxembourg seine sonderbar geratene Apotheose außer Betracht bleiben. Wäre es aber nicht von allen Seiten, von der Geschichte und von der Kunst her, ein nützliches und lehrreiches Werk, mit Hilfe von einigen Photographien die Wandlungen in den Urkunden über das Aussehen des Königs zusammenzustellen? Er wäre dessen doch gewiß würdiger als sein Enkel Ludwig XIV. – Woher aber war dem Rubens jene tiefe Sympathie mit Heinrich IV. und jener Wille der Verklärung gekommen?. Die kleinen Bildnisse vom jüngeren Franz Pourbus (Louvre) hätten dies Andenken in keiner sonderlichen Höhe gehalten; schon in dem Stiche des Cherubino Alberti und vollends in dem großen Stiche des Goltzius erscheint Heinrich bei allem Geist und Leben doch abgemergelt und wunderlich, und in seiner letzten Zeit hat er, nach Aussagen, ein erschüttertes Aussehen gehabt. Ob und wann Rubens den König gesehen hat, ist völlig unbekannt; es könnte am ehesten geschehen sein bei der Reise nach oder aus Italien (1600 oder 1609), und nun hat er dem König einen hohen Wuchs und eine frische offene Großartigkeit gegeben, und diese hat seither die Vorstellung von demselben beherrscht. Hohe, verklärende Kunst hat hier dem ganzen Königshause, das von Heinrich abstammte, einen großen Dienst geleistet. – Eine dritte, geschichtlich äußerst erwünschte Physiognomie in diesem Zyklus ist in der »Krönung der Königin« die inmitten des nächsten Geleites stehende fürstliche Frau von schönen, nur etwas gealterten und ins Fette gegangenen Zügen: zunächst eine staatsgeschichtliche Kuriosität, denn es ist Heinrichs geschiedene erste Gemahlin, und sie wohnte der Feier bei und ging im Zuge ihrer Nachfolgerin mit, weil sie die letzte vom Hause Valois, die Schwester der drei vorangegangenen Könige war, ohne die der Hof gleichsam unvollständig gewesen wäre; für die älteren Zeitgenossen war sie noch immer die einst in ihrer Jugend zauberschöne Marguerite de Valois, und wir können nicht sagen, ob es (abgesehen von geringen Stichen) ein sicheres frühes Porträt von ihr gibt; für die Geschichte von Frankreich aber ist sie eine unentbehrliche Zeugin durch ihre so lebendig lautenden Memoiren Sie lebte zu Paris aus (1615) in einem großen Palast mit Prachtgarten auf dem linken Seine-Ufer.. – Für zahlreiche andere vornehme Anwesende in all diesen Bildern hat man Namenangaben, die für sicher gelten, und bei der Vollendung (1625) lebten noch so viele Leute, die über deren Kenntlichkeit entscheiden konnten, daß man im ganzen die Bildnistreue annehmen kann.