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Liebe Bettine.
Du bist ein närrisches Mädchen, nun bist Du in Deinem letzten Brief wieder lustig, und wir waren grade sehr traurig wegen Dir. Sophie weint oft tagelang, sie glaubt, sie werde mich durch Dich verlieren. Nun waren wir schon entschlossen, in ein paar Tagen nach Trages zu reisen, damit Du sie dort sehen könnest, und nun gehst Du auf einmal ins Schlangenbad. Sophie ist sehr traurig darüber, sie weiß nun gar nicht, wie sie zu Dir gelangen soll, ich bitte Dich, schreibe bald, ob es vielleicht gar nicht möglich ist, dann gehe ich grade nach Marburg, doch ohne Sophie, die auch dahin zieht; wann, wissen wir noch nicht. Ich bitte Dich herzlich, werde nicht wieder ängstlich, beim Lichte besehen war die Langeweile in Frankfurt viel dran schuld. Arnim ist jetzt in England, wohin ich ihm nicht schreiben kann. Meine Büste erhältst Du in einigen Wochen; Du wirst sie finden, wenn Du von Schlangenbad zurückkehrst, vielleicht besuche ich Dich dort von Marburg aus. Um alles in der Welt willen verliebe Dich in niemand, den ich nicht kenne. Die Männer sind außer mir, Arnim und Wrangel nichts wert, und Savigny, der aber einen starken Naturfehler hat, daß er Dich nicht versteht, kann auch noch hinzugezählt werden, der ist aber mehr vortrefflich, als daß er mir's wert wäre, folgert sich daraus. Schreibe der lieben Sophie, antworte auf ihren lieben Brief!
Dein Clemens! –
Du fragst nach meinen Liebesliedern, närrisch Kind, nicht alle Seufzer lassen sich in Worten aussprechen, und daß Du sie mitseufzen solltest – ach nein! das macht mich zu wehmütig, viel lieber lasse Dich mit ihnen anhauchen, an die der Schmelz der Poesie in reinen Kristallen sich anlegt.
Von den Mauern Widerklang – Auf der Mauern höherm Rand Nacht ist voller Lug und Trug, Sonne wollt nicht untergehn, |
Willst du mir Trost verleihen, Laß um des Lichtes Quelle Du sahst im Nektarkelche Aus deines Herzens Raume Du bist die Zaubervase, |
Dies letzte kleine Gedicht, liebe Bettine, entstand, weil unsre Sophie (denn so muß ich sie nennen, die auf Deine Gunst meines Glückes Los gesetzt hat) einen kleinen Schmetterling retten wollte, der, nachdem er seine Flügel am Licht verbrannt hatte, in ihrem Champagnerglas versank. – Ach Kind! diese Gedichte sind wie die kleinen Johanniswürmchen, die leuchtend hin und wider fahren.
Nun sing ich Dir hier noch ein Liedchen, was aus den Saiten meiner Gitarre entschlüpfte, als ich gestern abend im Mondenschein mit Sophie am Fenster lag, nachdem ich Deinen lieben Brief ihr vorgelesen hatte und sie recht tief bewegt war von dem Glück, was Du ihr im Rosenbusch unter Deinem Fenster prophezeist. –
Sieh dort auf dem Wiesengrunde Elfchen spielen Lotto heut, Du gewinnst die beste Nummer: Sieh, wie scheint der Mond so weit, Brünstig glühn Johannisfunken, Auf dem Acker glüht ein Schein. In des Drachen Gruft hinunter, |
Diese kleinen Gedichte oder poetische Mücken, die einem umschwirren in heiteren Stunden, summen einem im Geist, bis man sie mit dem Reim totschlägt und in dem Busen eines Freundes einsargt, damit sie doch da anständig begraben sein mögen! – Deiner Treue von jeher hab ich diese Spur heiterer und beglückender Stunden nun ganz unbefangen hingegeben; keinem andern Menschen könnt ich das. O wie sehr fühl ich in diesem Augenblick, was Du mir bist! – Ach lasse darum diese Gedichte einen Wert für Dich haben, weil Du der Lebensbaum bist, der in seine frische Rinde sie von der Bruderhand sich eingraben läßt; lasse es mit Dir verwachsen, das Gefühl, daß glückliche Zeiten auch mich begrüßten, und wenn böse Zeiten kommen, so lasse mich in Deines Herzens Schrein die Schätze der Erinnerung finden. In dieser Empfindung einer stillen Nacht, wo ich die Schätze der Freundschaft und Treue, die nur in geliebten Menschen aufbewahrt sind, überzählte, hab ich auch nachfolgendes Gedicht an Dich gemacht.
Laß Dich, mein Kind, den Tadel nicht verführen, Denn Gottes Hand, sie kann uns plötzlich rühren, Bis dahin suche Trost in dem Sprüchworte, Daß vor dem Morgen erst der Himmel grauet, |
Schreib, befriedige uns, beglücke und pflege unser Glück, ersehnt, verlangt von Deinem treuen Bruder
Clemens.
Schmerzlich ist's mir immer, wenn Du Deiner Klostertage erwähnst und nie Dich bemühen magst, sie ein bißchen zu ordnen, da Du selbst noch Material dazu hast! – Wär's denn nicht höchst intressant, einen kleinen Katechismus Deiner religiösen Begriffe zu geben!