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Liebe Bettine.
Ich habe zuviel die ganze Zeit an Dich gedacht, und mein Gemüt saß zu gleicher Zeit zu sehr wie auf einer Schaukel, als daß ich Dir hätte schreiben können, auch hab ich täglich abreisen wollen, aber es hat sich mir Abenteuer an Abenteuer gereiht, und ich bin mit allerlei künstlichen Spinnweben umflochten worden, die ich im Anfang leicht hätte zerreißen können, aber ich sah mit künstlerischer Lust den Geweben zu und habe aus kindischer Tollkühnheit mir selbst Stricke daraus geflochten. Ich habe den Geliebten Benediktchens so liebgewonnen, daß ich den beiden Glücklichen emsig in ihrer Intrige helfe. Beide haben sich wie Engel gegen mich betragen, Benediktchen ist eins der holdesten und genialsten Mädchen, die man wahrscheinlich nur einmal begegnet. Außerdem habe ich noch eine wunderliche Liebschaft, aus der ich gar nicht klug werde. Zwei Freundinnen hab ich auf einer einsamen Insel in einem engen Flußtal hier kennengelernt, der Vater des einen Mädchens hat auf der Insel einen Eisenhammer, das andre Mädchen ist von hier, eine Freundin Benediktchens, sie ging die Einsiedlerin besuchen, und ich begleitete sie. Hanchen heißt die Einsiedlerin und Gretchen die Freundin, sie ist klein, äußerst niedlich und fein, eines Seraphs Gestalt, aber einen ernsten Kopf mit schwarzen tiefsinnigen Augen, an ihrem Gesichte ist nichts schöner als die ewig rege Freundlichkeit, die in einem beständigen wunderlichen Kampfe mit dem Tiefsinn von Stirn und Auge begriffen ist. Wenn man sie ansieht, ist es, wenn schnelle Wolkenschatten unter dem Sonnenschein her über die Felder fliehn. Sie ist streng und freundlich und gleich einem Granatbäumlein, das in unserm Klima keine Frucht trägt. Sie ist nicht glücklich, denn kaum mag man sie zu umarmen wünschen, so wünscht man auch, sie zur Freundin zu haben, weil sie zu bescheiden ist, ihr volles Herz in sehnsüchtigen Blicken zu verraten. Sie sieht einen nur mit vertraulichen Augen an, an denen die Begierde zu einem schwermütigen Ergötzen des Zweifels wird.