Bettina von Arnim
Clemens Brentanos Frühlingskranz
Bettina von Arnim

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An Bettine.

Ich kann Dir nur ein paar Worte schreiben, da die Post spät ankam. Dein Brief hat mich recht gerührt, schreib mir doch ausführlicher und hüte Dich vor aller Überreizung. Du hättest eine Ohnmacht gehabt, schreibt mir die Toni, und an die Wand Dich gestoßen und ein tiefes Loch dicht unter dem Aug! –

Ich fühl es an meinem Aug, so sehr leid tut mir's! So sind wir denn wieder recht einig; ach Gott, ich bin doch so ängstlich! – Sei doch nur recht vergnügt, so wirst Du gewiß nicht mehr solche Anfälle haben! Ich habe Dich gekränkt zwei Wochen lang mit dummen Briefen, und dann kamst Du auf den Ball und warst im Herzen nicht freudig dazu, da war Dir die ganze Welt ein Ekel, da mußte Dir wohl wüste im Kopfe werden! – Warum muß ich denn allein nur so dumm sein, hätte ein anderer so von Dir gedacht, ich hätte ihm den Kopf zurechtgesetzt und hätte Dich geschützt gegen jeden Vorwurf! – Ach ich bitte Dich, sei glücklich. Ostern komme ich nach Frankfurt, da wollen wir uns recht ausschwätzen. Grüße die Gundel, sage ihr mein Mitleid mit ihrem Unwohlsein wie auch, daß ich einen großen Brief von der Mereau habe und daß zwischen uns ein artiger Briefwechsel, eine Art Präliminär-Friedensartikel sich zu erheben scheint. – Grüße die Toni, aber Dein Aug, Dein Aug! das scharfe Eisen, was so dicht daran Dich verwundete, leidet doch Dein Aug nicht; ich fühle, wie ich Dich liebe voll Angst! tut es denn noch sehr weh? – und eine Ohnmacht, gut, daß ich nicht dabei war. Ich bitte, halte Dich gut! ergib Dich keiner Betrübtheit, wenn es vielleicht eine böse Narbe wird! Wenn's doch erst besser Wetter wär, so könntest Du doch die frische Luft genießen, sie ist Dir sehr notwendig, sie ist Dein Element. – Du mußt alles Traurige vermeiden! – es könnte Dir schädlich sein.

Lebe wohl, lieber Engel. Clemens.

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