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1811.
Im Abendschein, im grünen Hain
Da ging ein Mägdlein jung,
So weiß wie Schnee auf Bergeshöh',
So flink wie's Reh im Sprung.
Ein süßes Bild, gar traut und mild,
Gar lieblich hold und fein,
War's hier und dort, an jedem Ort,
Wie's Licht mit seinem Schein.
Und hell wie Licht sein Angesicht,
Sein Blick ein heller Stern.
Es ging und kam wie Täubchen zahm
Und grüßte nah und fern.
Es ging und kam und Blümlein nahm
Und sich ein Kränzlein wand;
Dann flog es hin mit leichtem Sinn
Und winkte mit der Hand.
Und mit dem Wink es jeden fing,
Er ward ihm untertan:
Von süßem Schmerz schwoll jedes Herz,
Von süßem Himmelswahn.
Ihr Leutchen, wißt, das Mägdlein ist
Nicht von der Erdenflur,
Sein weißes Kleid spricht Engelfreud'
Und himmlische Natur.
Sein heller Schein im grünen Hain,
Sein lichter Sternenblick,
Die Segenshand auf uns gewandt
Verkünden Himmelsglück.
Ihr Leutchen wißt, das Mägdlein ist
Das Lilienmädchen schön;
Sie muß im Hain im Abendschein
Nach süßen Blumen gehn;
Sie muß im Hain im Abendschein
Nach süßer Unschuld gehn;
Dann segnet sie, dann grüßet sie
Die Erdenjungfraun schön:
Daß sie den Kranz beim Himmelstanz
Einst tragen so vor Gott,
Daß sie so weiß der Tugend Preis
Bewahren rein von Spott.
O süßer Schein im grünen Hain!
O holdes Himmelslicht!
O Lilienmaid! verlaß uns heut,
Verlaß uns nimmer nicht!