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Die Biene und der Lenz.

1805.

Ziehst du dein goldnes Röckchen an?
Die goldnen Stiefeln auch?
O Bienchen, Vöglein wohlgemut
Mit leichtem Sinn und leichtem Blut,
Was locket dich das Sonnenlicht?
Was lockt dich Blütenhauch?

Was summst du lustig hin und her,
Hast nie des Spiels genug?
Der Lenz ist kurz, du süßes Kind,
Dich faßt der Strom, dich nimmt der Wind,
Dich bringet um den Blumenraub
Der Menschen List und Trug.

Wohl zieh' ich an den goldnen Rock
Und kleid' in Gold den Fuß,
Leicht ist mein Blut und leicht mein Sinn,
In Freuden ich geboren bin;
Drum locket mich das Sonnenlicht
Und Blumenliebesgruß.

Der Lenz ist kurz, das Leben schnell,
Drum flieg' ich schnell dahin;
Mein Frühlingsschein, mein Blumenreich,
In jedem Kelch mein Bettchen weich,
Auf jeder Flur mein Leben bunt –
Drob trag' ich frohen Sinn.

O Bienchen, Vöglein wohlgemut,
O süßes Frühlingskind!
Horch, horch, wie klagt die Nachtigall
Im Erlenbusch mit Trauerschall!
Auch sie im Lenz geboren ist,
Doch nur auf Trauern sinnt.

Wohl höre ich die Nachtigall,
Ihr Klagen fromm und still;
Sie ist die schmerzenreiche Frau,
Ihr Trauerkleid ist dunkelgrau;
Doch sprich, warum ich trauern soll,
Weil sie nicht froh sein will?

Schau' her, wie bebet Strauch und Laub
Im jungen Sonnenschein!
Wie küssen sich die Blumen lieb!
Und rufen: Kleiner Honigdieb,
Komm', sammle Blumenliebeskost!
Denn dieser Lenz ist dein.

O Vöglein, Vöglein wohlgemut,
Mit goldnem Flügelpaar!
O leichtes Leben frommer Brust!
Zieh mich zum Lenz, zu seiner Lust,
Und mache mir mit Liebesqlanz
Die trüben Augen klar.



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