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XV. Der Sport in Hamburg.

Neben der Pflege der Künste und Wissenschaften geniesst auch der Sport in allen seinen Erscheinungsformen an der Alster und Elbe von jeher eine zielbewusste Pflege und hat es verstanden, nicht nur die Blicke der Sportwelt Deutschlands, sondern auch der Nachbarländer in hervorragendem Maasse auf sich zu lenken, damit zum guten Theil auch den Fremdenverkehr Hamburgs belebend. Wenn auf dem Horner Moor das Deutsche Derby zur Entscheidung gelangt oder beim Borsteler Jäger für den Grossen Preis von Hamburg gesattelt wird, wenn die Unterelbe-Segelwettfahrt des Norddeutschen Regatta-Vereins – zumeist in Gegenwart und unter Betheiligung des Kaisers – stattfindet, oder wenn auf der Alster Ruderer aus allen Gauen des Reiches in friedlichem Wettbewerb unter einander, oft auch im Verein mit Ausländern, ihre Kräfte messen, dann sind die Augen der internationalen Sportwelt auf Hamburg gerichtet und ihre Vertreter – grossentheils distinguirte Persönlichkeiten – weilen bei uns zu Gast.

Der Pferde-Sport hat von Alters her bei uns seine Heimath, und trotz vielfacher Bemühungen, ihn nach Berlin zu ziehen, spielen sich die bedeutendsten Entscheidungen, deren wichtigste das Derby ist, auf Hamburger Gebiet ab. Das Bild vornehmen Lebens, das dann sich in Horn auf der in den letzten Jahren vielfach verbesserten und verschönerten Bahn des Hamburger Renn-Clubs entwickelt, der im nächsten Jahre (1902) stolz und mit froher Genugthuung auf eine ereignissreiche 50jährige Geschichte zurückblicken kann, steht an Glanz hinter demjenigen der Tage von Iffezheim nicht zurück.

Ein gleich vornehmes Leben beobachtet man zu Gross-Borstel auf der jüngeren Bahn des Hamburger Sport-Clubs, jener opferfreudigen Institution, die sich neben ihrer älteren Collegin ein nicht zu unterschätzendes Verdienst um das kräftige Aufblühen des Pferde-Sports in der Elbe- und Alsterstadt erworben. Den Culminationspunkt bildet der hier zur Entscheidung gelangende Grosse Preis von Hamburg, durch dessen hohe Dotirung mit 100 000 Mark der Borsteler Club für seine Bahn ein würdiges Pendant zum Deutschen Derby geschaffen hat.

Weiterhin interessiren der vom Hamburger Poloclub ausgeschriebene Concours hippique im Velodrom Rotherbaum, sowie die Veranstaltungen auf der Rennbahn Bahrenfeld.

Wie befruchtend nach aussenhin die Pflege des Pferde-Sports bei uns wirkt, zeigt das allmähliche Entstehen von Rennplätzen in der Umgegend Hamburgs, so in Lüneburg, Oldesloe, Elmshorn, Lauenburg und Travemünde.

Gleich dem Pferde-Sport findet auch der Wasser-Sport im nordischen Venedig ganz besonders begeisterte Anhänger. Dem Norddeutschen Regatta-Verein, der mit dem Kaiserlichen Yacht-Club zu Kiel engste Fühlung unterhält und mit ihm auch an der »Kieler Woche« participirt, gehören die vornehmsten Kreise unserer Einwohnerschaft an, und Segeln wie Rudern findet durch ihn, dem der Allgemeine Alster-Club, der Hamburger Yacht-Club und der Hamburger Segel-Verein zur Seite stehen, erfolgreichste Förderung.

Die zahlreichen Wettfahrten, welche die genannten Vereine im Sommerhalbjahr zu veranstalten pflegen, zerfallen in offene und interne Regatten, von denen von allgemeiner Bedeutung nur die ersteren sind. Die weitaus wichtigste dieser Veranstaltungen ist die Unterelbe-Regatta des Norddeutschen Regatta-Vereins, die als Einleitung der Kieler Woche betrachtet werden darf. Wie schon oben erwähnt, erhält sie erhöhtes Interesse dadurch, dass der Kaiser ihr beizuwohnen und auch mit seiner Yacht in Concurrenz zu treten pflegt. Start und Ziel sind bei Cuxhaven. – Neben dieser Segelwettfahrt steht, an sportlicher Bedeutung ihr gleich, die vom Allgemeinen Alster-Club und dem Norddeutschen Regatta-Verein gemeinsam abgehaltene Internationale Amateur-Ruder-Regatta auf der Alster, die sich weit über die schwarz-weiss-rothen Grenzpfähle hinaus hohen Ansehens erfreut. Das Hauptinteresse lenkt sich hierbei auf den Kampf um den vom Hamburger Senat gegebenen Preis, der ein Meisterwerk Hamburger Goldschmiedekunst ist.

Dass ausser Pferde- und Wasser-Sport auch das Radfahren eine grosse Gemeinde bei uns hat, zeigt das Bestehen der beiden Bahnen am Grindelberg und in Eilbeck, die beide im Laufe des Sommers stark frequentirt werden und bei der häufigen Veranstaltung von Rennen, die stets hervorragende Kämpen am Start sehen, ausserordentlich lebhaften Besuch auf Seiten des Publikums aufzuweisen haben. – Der Automobil-Sport hat ebenfalls bei uns seine Stätte gefunden, war doch die im Velodrom Rotherbaum veranstaltete grosse Automobil-Ausstellung von glänzendstem Erfolg begleitet. – Fussball und ähnliche Zweige des Sports finden in Hamburg und Umgegend ebenfalls fleissige Pflege, wie die fast allsonntäglich stattfindenden kleineren Meetings beweisen.

So steht Hamburg in sportlicher Beziehung, von England abgesehen, hinter keinem anderen europäischen Platz zurück, marschirt aber in Deutschland zweifellos an erster Stelle, und die besten Elemente unseres Publikums sind es, die sich dem Sport widmen und reiche Mittel zu seiner kräftigen Förderung aufwenden.


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