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Das neue Rathhaus.

XI. Oeffentliche Bauten, Kirchen und Denkmäler.

Am Rathhausmarkt, dem Mittelpunkt des städtischen Verkehrs, erhebt sich das neue Rathhaus, das hervorragendste Gebäude Hamburgs, gekrönt von einem 111 m hohen Thurme mit dem Reichsadler auf der Spitze. Es ist ein prunkvoller Sandsteinbau im deutschen Renaissancestil, nach dem gemeinsamen Entwurf von neun Hamburger Architecten erbaut. Die Grundsteinlegung erfolgte im Jahre 1886, das Richtfest fand 1892 statt, die Einweihung 1897. Die Bau- und Einrichtungskosten betrugen über 10 Millionen Mark. Die Aussenseiten sind reich mit Giebelfiguren, Broncebildnissen, Standbildern, Wappen u. s. w. geziert.

Ueber dem Haupteingange steht unter einem Mosaikbilde der Hammonia am Thurme die Inschrift:

Libertatem quam peperere majores
Digne studeat servare posteritas.

An der Hinterfront stellen zwei Flügel des Rathhauses die Verbindung mit der Börse her und umschliessen mit dieser den Ehrenhof mit dem Hygiea-Brunnen.

Durch ein schmiedeeisernes Thor gelangt man vom Rathhausmarkt in die Thurmhalle und durch diese auf die Rathhausdiele. Rechts derselben befindet sich die Haupttreppe des Senats, welche oben in das Senatsgehege führt mit der Rathsstube, Rathslaube und dem Arbeitszimmer des präsidirenden Bürgermeisters.

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Rathhausdiele.

Schöne Gitterthore aus geschmiedeter Bronce trennen das Senatsgehege von den reich ausgestatteten verschiedenen Festräumen: Phönixsaal, Waisenzimmer, Bürgermeistersaal, Saal der Republiken, Kaisersaal, Bürgersaal und dem Festsaal an der Hofseite: 41 m lang, 18 m breit und 15 m hoch. Aus dem Bürgersaal gelangt man in das Foyer und den Sitzungssaal der Bürgerschaft, einen der schönsten Parlamentsräume der Gegenwart.

Die übrigen Räume des Rathhauses enthalten die Geschäftszimmer der Bürgerschaft, des Senats, der Staatshauptkasse, des Staatsarchivs, der Finanzdeputation und der Deputation für Handel und Schiffahrt.

Besichtigung Sonntags, Dienstags, Donnerstags und Sonnabends von 10-3 Uhr, Eintrittsgeld 50 ₰ Sonntags 20 &#8368;; Einlasskarten beim Portier auf der Rathhausdiele.

Eine illustrirte Beschreibung des Rathskellers ist an Ort und Stelle zu haben.

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Bacchus

Der Rathsweinkeller im Kellergeschoss des Rathhauses umfasst 920 Sitzplätze. Am Eingange befindet sich eine aus dem alten Rathsweinkeller im Eimbeck'schen Hause gerettete Bacchus-Statue. Die beiden Haupträume sind »die bunte Kuh« (das Hamburger Admiralitätsschiff) und der Grundsteinkeller, rechts liegt der Rosenkranz, eine speciell den Damen geweihte prachtvolle Trinkstube, links der Remter mit Remterlaube.

Das Stadthaus (am Neuenwall) ist der Sitz der Polizeibehörde. Auf dem Platz davor das Petersen-Denkmal, dem 1892 verstorbenen Bürgermeister Dr. Petersen errichtet.

Das Verwaltungsgebäude umfasst einen grossen Häusercomplex zwischen Bleichenbrücke und Stadthausbrücke und enthält die Bureaus der Baudeputation, der Stadtwasserkunst, des Grundbuchamtes, das Stempelcomptoir u. a.

Das Reichs- Post- und Telegraphen-Gebäude (am Stephansplatz), 1883-1884 in freier Anlehnung an den italienischen Renaissancestil erbaut mit reichem figürlichem und bildlichem Schmuck. Sehenswerth ist der Schalterraum.

An demselben Strassenzuge (Ringstrasse) liegen noch die stattlichen Gebäude der General-Zoll-Direction und der Behörde für Krankenversicherung (gegenüber dem botanischen Garten), etwas weiter am Holstenthor rechts das Strafjustizgebäude. Diesem parallel gegenüber befindet sich das neue Gerichtsgebäude für bürgerliche Rechtsstreitigkeiten.


Die St. Nicolaikirche

(ev.-luth.) am Hopfenmarkt, 1168 als Kapelle erbaut, 1842 durchFeuer zerstört, von 1846-1863 neu erbaut (Baukosten 4,200,000 M.) mit einem Thurm von 147 m Höhe (der dritthöchste Thurm Deutschlands). Die Orgel ist mit 101 klingenden Stimmen und 5808 Pfeifen das grösste Orgelwerk Deutschlands (70 000 M.).

Vom 1. Mai bis 30. Septbr. wochentags von 12½-2½ Uhr unentgeltlich geöffnet, zu anderen Tageszeiten nach Meldung beim Kirchenbeamten: Neueburg 28pt. Taxe: 2 Personen 50 &#8368;, für jede Person mehr 20 &#8368;; gedruckte Führer 20 &#8368;. – Gottesdienst im Sommerhalbjahr Sonntags von 8-9, 9¾-11 und 12-1, im Winterhalbjahr von 9¾-11, 12-1 und 1½-2½ Uhr. – Das Glockenspiel spielt Mittwoch Mittags von 1-1½ Uhr, Freitags von 8½-9 Uhr und Sonntags von l-1½ Uhr.

Die St. Petri-Kirche (evang.-luth.) am Speersort, die älteste Kirche der Stadt, zwischen 1134 und 1194 gegründet, 1814 von den Franzosen als Pferdestall benutzt, 1842 abgebrannt und 1844-1849 in der ursprünglichen Form im spätgothischen Stile wieder aufgebaut. Sehr imposant ist die 132,5 m hohe Thurmpyramide.

Geöffnet Wochentags von 9-3 Uhr. Küster: Paulstr. 6.

Die St. Jacobikirche (evang.-luth.) in der Steinstrasse ist der älteste Kirchenbau Hamburgs; sie stammt aus dem 13. Jahrhundert, wurde 1497 zu ihrer jetzigen Gestalt erweitert; 1865 renovirt. Der 102 m hohe Thurm wurde 1827 neu errichtet.

Wochentags von 9–7 Uhr kostenlos zu besichtigen. Meldung im Kirchenbureau. Die Besteigung des Thurmes, von dessen Gallerie man eine gute Fernsicht hat, kostet M. 2,40. – Hauptgottesdienst von 9½-11 Uhr Sonntags.

Die St. Catharinenkirche (evang.-luth.) am Zollkanal, im 13. Jahrhundert begründet, besteht in ihrer jetzigen Gestalt seit dem 17. Jahrhundert, die Orgel stammt aus dem 15. Jahrhundert, der Thurm ist 115 m hoch.

Sonnabend und Sonntag Vormittags geöffnet bis 12 Uhr. Besichtigung zu anderer Zeit nach Meldung im Kirchenbureau Catharinenkirchhof 30. – Hauptgottesdienst um 9½ Uhr Sonntags. – Motette des Hamburger Kirchenchors: Donnerstags Abends von 7½-8 Uhr.

Die grosse Michaeliskirche (evang.-luth.) an der Michaelisstrasse in der Neustadt, im Zopfstil 1757-1762 von Sonnin erbaut, hat Platz für 3000 Personen, die alle den Prediger sehen und verstehen können, da kein Pfeiler, keine Säule das hochgewölbte Dach stützt, dieses sich vielmehr selbst trägt.

Von dem 1786 vollendeten 131,81 m hohen Thurme geniesst man den besten Ueberblick über Hamburg-Altona und Umgegend und das ganze untere Elbgebiet; die Fernsicht ist am günstigsten Nachm. von 2-5 Uhr, besonders an Sonn- und Feiertagen. Besichtigung der Kirche und Besteigung des Thurmes ausser Sonntag Vormittags zu jeder Tageszeit gestattet; Meldung beim Küster, Kraienkamp 2. Wegen Besteigung des Thurmes Meldung beim Thürmer: Gr. Michaeliskirche 3; Taxe für eine Person 1,20 it., 2 Personen 1,80 A, 3-8 Personen 2,40 M.

Die Dreifaltigkeitskirche (ev.-luth.) in St. Georg, 1743-1747 erbaut mit dem 56 m hohen Thurme, der mit seiner grün oxydirten Kupferbedachung besonders von der Lombardsbrücke und der Aussenalster einen schönen Anblick gewährt.

Die kleine Michaeliskirche, im 18. Jahrhundert erbaut, ist Pfarrkirche der römisch-katholischen Kirche, desgleichen die 1891/92 in romanischem Stile erbaute Marienkirche, ein zweithürmiges Gotteshaus in St. Georg, Danzigerstrasse.

Die kleine Michaeliskirche ist täglich bis 10 Uhr Vormittags geöffnet, Besichtigung zu anderen Zeiten nach Meldung beim Küster: Michaelisstrasse 9 ptr. – Hochamt Sonntags 9¾ Uhr.

Die Marienkirche ist täglich geöffnet; Meldung beim Küster: Danzigerstrasse 62 ptr. – Hochamt Sonntags 10 Uhr.

Ausser den genannten Kirchen befinden sich noch verschiedene Gotteshäuser für die übrigen christlichen Gemeinden in Hamburg und zahlreiche, theilweise sehr stattliche evangelische Kirchen in den Vororten. Synagogen befinden sich an den Kohlhöfen (täglich unentgeltlich zu besichtigen Meldungen beim Castellan), in der 1. Elbstrasse und vor dem Dammthor. Der neue israelitische Tempel der Reform-Gemeinde liegt Poolstrasse 12. Besichtigung jederzeit bis Dunkelwerden, Meldungen beim Castellan. – Gottesdienst Freitag Abend und Sonnabend Vormittag (mit Predigt) sowie an allen Festtagen; Orgel und gem. Chor.

Krieger-Denkmal

Das Krieger-Denkmal (Esplanade), den 1870/71 Gefallenen des 2. Hanseat. Inf.-Reg. No. 76 gewidmet, von Schilling-Dresden modellirt, stellt die Siegesgöttin dar, gefallene Krieger verschiedener Waffengattungen mit Palme und Lorbeerkranz bedeckend – eine sehr wirkungsvolle Darstellung.

Das Lessing-Denkmal (Gänsemarkt), 1881 errichtet vom Verein für Kunst und Wissenschaft zur Erinnerung an die Wirksamkeit Lessings als Dramaturg am Opernhof 1767–1769.

Der Welcker-Brunnen (dem Stadttheater gegenüber), 1886 von Rechtsanwalt Dr. Wex dem Andenken des Heidelberger Rechtslehrers Prof. Karl Theod. Welcker errichtet.

Das Büsch-Denkmal, ein Obelisk auf dem Wall an der Lombardsbrücke, zur Erinnerung an den Begründer der Handelswissenschaften.

Das Schiller-Denkmal (gegenüber der Kunsthalle) wurde 1866 errichtet auf Anregung des Schiller-Vereins.

Das Adolph-Denkmal (auf dem Wall), gewidmet dem Grafen Adolph IV. von Schauenburg, dem Schirmherrn der Stadt im Anfang des 13. Jahrhunderts; das Denkmal stand ursprünglich auf dem Adolphsplatz vor der Börse.

Der Hansa-Brunnen (Hansaplatz in St. Georg) ist 20 m hoch und mit der Hansa-Statue gekrönt.

Das Kirchenpauer-Denkmal in den Anlagen vor der Gewerbeschule, 1889 dem hochverdienten Bürgermeister Dr. Kirchenpauer errichtet.

Das Meyer-Denkmal (beim Klosterthor), dem verdienten Kaufmann Heinr. Chr. Meyer 1884 errichtet.

Auf dem Hofe der Hauptfeuerwache (Spitalerstr.) befindet sich das Kipping-Denkmal, dem Branddirector Kipping errichtet, welcher 1892 bei einem grossen Brande der Freihafenspeicher in Ausübung seines Berufs (gleich seinem früheren Vorgänger, Repsold (s. u.) den Tod fand.

Auf dem Messberg steht ein Marktbrunnen mit Statue einer Vierländerin.

Die Statuen der Germania und Hammonia schmücken die Brooksbrücke, welche über den Zollkanal nach dem Freihafen führt; hier befindet sich auch der von Kaiser Wilhelm II. am 29. October 1888 eingefügte Schlussstein der Bauten und des Zollanschlusses Hamburgs.

Der Kaiser Karl-Brunnen (Fischmarkt) mit dem in Kupfer getriebenen Standbilde Kaiser Karl des Grossen, ist 12 m hoch.

Auf der Trostbrücke, nahe am Patriotischen Gebäude, stehen die Statuen von Graf Adolph III. von Schauenburg und Hamburgs erstem Erzbischof Ansgar.

Im Ehrenhof des Rathhauses der Hygiea-Brunnen, vor dem Stadthause das Petersen-Denkmal (vergl. S. 56).

Bei der Sternwarte (am Millernthor) das Repsold-Denkmal, dem Techniker Repsold errichtet, verdient um die Gründung der Sternwarte und des Feuerlöschwesens, verunglückte 1830 bei einem Brande in Ausübung seines Berufes, ebenso wie der Branddirector Kipping 1892 (s. o.)

Petersen-Denkmal.

Das Kugel-Denkmal (auf dem Gertrudenkirchhof) ist zur Erinnerung an die Belagerung der Franzosen 1813 aus Kugeln errichtet, die in die Stadt geworfen wurden.

Ein Sarkophag (an der Jungiusstrasse, dem Petrikirchhof gegenüber) erinnert an 1138 Hamburger, welche mit vielen Tausenden ihrer Mitbürger von dem französischen Marschall Davoust im härtesten Winter 1813 und 1814 aus dem belagerten Hamburg vertrieben, ein Opfer ihres Kummers und ansteckender Seuchen wurden.

Das Hagedorn-Denkmal wurde 1897 in dem uralten Eichenhain an der Krugkoppel in Harvestehude am Fusse des Licentiatenberges errichtet, der die Hagedorn-Linde trägt. Der Dichter (1708 in Hamburg geboren und 1754 daselbst verstorben) machte hier seine täglichen Spaziergänge.

Das Heinicke-Denkmal (an der Ecke der Heinicke- und Ludolfstrasse), 1895 dem Lehrer der Taubstummen am Schauplatz seiner Thätigkeit (Eppendorf) errichtet.

Auf dem Wege von Barmbeck nach Friedrichsberg ein Denkstein zur Erinnerung an die während der Belagerung 1813/14 vertriebenen, in Barmbeck verstorbenen Bürger Hamburgs.

Das Jungmann-Denkmal auf dem Jacobikirchhof an der Wandsbeker Chaussee, zur Erinnerung an den Helden von Eckernförde (1849), den schleswig-holsteinischen Major Jungmann.

Besonders grosse und prunkvolle Denkmäler besitzt Hamburg bis jetzt nicht; in schlichter und einfacher Weise, wie auch das Wesen seiner Bürger ist, weiss die Stadt ihre um das Gemeinwesen verdienten Söhne auszuzeichnen und in der Erinnerung der Nachwelt lebendig zu erhalten.

Seewarte mit Kersten Miles-Brücke.

Als ein solches echt hamburgisches Denkmal verdient die Kersten Miles-Brücke im Zuge der Seewartenstrasse über den ehemaligen Stadtgraben bei der Seewarte, die jetzige Helgoländer Allee, ganz besondere Aufmerksamkeit. Die in den Formen der Frühgothik gehaltene massive Brücke hat eine Spannweite von 37 m; sie trägt als Schmuck die Wappen von 32 früheren Hansestädten, während an den Risaliten der Widerlager die Bildsäulen vier berühmter Hamburger aufgestellt sind: An der Südseite links worthaltender Bürgermeister Kersten Miles († 1420), welcher den Land- und Strandräubern an der Unterelbe, den Herren von Lappe, das feste Haus Ritzebüttel (mit dem heutigen Cuxhaven) entriss und sich so als weitausschauender Politiker bezeigte, indem er Hamburg diesen festen Punkt an der Elbmündung zu verschaffen wusste; rechts davon Hamburgs berühmtester Seeheld, Simon von Utrecht († 1437), der sich in der Seeschlacht vor Helgoland gegen die Vitalienbrüder (1402) hervorthat und den gefürchteten Seeräuber Störtebecker gefangen nach Hamburg brachte. Als hamburgischer Rathmann führte er 1433/34 eine Flotte gegen Ostfriesland und eroberte u. A. Emden. Ihm zu Ehren ist auch die im Zuge der Kersten Miles-Brücke über die Sylter Allee führende Brücke benannt. Zum Andenken an sein in alten Liedern vielbesungenes Schiff »Bunte Kuh« ist die grosse Halle im Rathsweinkeller benannt (vergl. S. 56), wo ein Modell dieses Schiffes aufgehängt ist; auf der Nordseite links Ditmar Koel († 1563), der 1525 den gefürchteten dänischen Seeräuber Claus Kniphof in der Osterems besiegte und gefangen nahm, 1527 in den Rath gewählt wurde, sich auch 1529 um die friedliche Einführung der Reformation in Hamburg verdient machte und es 1548 bis zum Bürgermeister brachte; ihm gegenüber rechts Berend Jacob Karpfanger, einer der berühmtesten Seeleute Hamburgs, lieferte 1678 mit der Fregatte »Kaiser Leopold« fünf französischen Kaperschiffen in der Elbmündung ein siegreiches Treffen und ging 1683 auf einem Zuge gegen die Korsaren im Hafen von Cadix mit seiner brennenden Fregatte »Wappen von Hamburg« unter, nachdem er zuvor seine Mannschaft in Sicherheit gebracht hatte.

So lange Hamburg besteht, werden diese vier Helden von Hamburgs Seetüchtigkeit zeugen zu den Zeiten des Hansabundes, und wie Hamburg nach dem Verfall der Hansa zuletzt noch allein von allen Staaten des grossen heiligen römischen Reiches deutscher Nation es nicht allein wagte, die deutsche Kriegsflagge auf dem Meere wehen zu lassen, sondern sie auch siegreich zu führen verstand.

Der Gang der ereignissreichen Geschichte in langen Jahrhunderten beweist nur zu beredt, wie Hamburg in allen Nöthen und Gefahren immer auf den Weg der Selbsthilfe, in aller Drangsal stets nur auf die eigene Kraft und Tüchtigkeit angewiesen gewesen ist. Ganz naturgemäss musste diese Thatsache in weitgehendster Weise einen nachhaltigen erziehlichen Einfluss ausüben und weckte so einerseits das nie versagende Selbstvertrauen in die eigene Kraft, andrerseits aber auch die Liebe und Treue zur Vaterstadt und deren geheiligten Institutionen, gepaart mit einem berechtigten hohen Selbstbewusstsein und einem lebhaften Gefühl für Unabhängigkeit und Freiheit. Und so prangt denn auch heute noch – wie schon im 17. Jahrhundert am alten Deichthor – am neuen Rathhause das stolze aber ernste Mahnwort:

Libertatem quam peperere majores
Digne studeat servare posteritas,

oder wie es in metrischer Uebertragung auf dem Kugeldenkmal lautet:

Freiheit haben dir, Hamburg, die Väter tapfer errungen,
Würdig wahre sie dir bis auf das spät'ste Geschlecht.

Doch die Verhältnisse sind mit dem Wandel der Zeiten andere geworden. Hamburg ist heute ein selbständiger Bundesstaat des geeinten Deutschland, und als Zeichen der Ergebenheit und nie verlöschender Dankbarkeit gegen die Gründer des neuen Deutschen Reiches und einer neuen Zeit wird sich demnächst an Hamburgs denkwürdigster Stätte, auf dem Rathhausmarkte, das von Senat und Bürgerschaft beschlossene hervorragende Denkmal des ersten Deutschen Kaisers und auf stolzer Elbhöhe als würdiges Seitenstück aus freiwilligen Beiträgen dasjenige seines grossen Kanzlers erheben; hoch droben aber auf der Spitze des Rathhausthurmes prangt der deutsche Reichsadler als neues Wahrzeichen des sicheren Vertrauens, dass die Freie und Hansestadt ihre Freiheit nicht besser gewahrt weiss als in der freudigen Zugehörigkeit zum festgefügten Staatenbunde des Deutschen Reiches.


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