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Von Shelley.
O es gibt Geister in der Luft,
Und Genien im Abendwinde,
Mit hellem Aug', wie Stern' im Duft
Der Dämm'rung strahlen durch die Linde;
Um sie, die lieblichen, zu sehn,
Sah man dich einsam oft von Menschen gehn.
Du sprachst mit Winden, lautem Quell,
Den Stimmen der seltsamen Wesen,
Mit Seen, vom Schein des Mondes hell,
Bist hoch erfreut du dann gewesen,
Wenn Antwort kam, doch wollten sie,
Als ein werthloses Gut, sie deine Liebe nie.
Und suchst in Sternenaugen noch
Du Strahlen, die dir nimmer galten,
Die eines Andern Reichthum? Doch
Fühlst du den Harm der Sehnsucht walten?
Hast hoffend, treuer Thor, gewagt,
Daß je ein Wort, ein Kuß dir Antwort sagt?
Was baust du deinen Hoffnungstraum
Auf dieser falschen Erde Schwanken?
Hat nicht die eigne Seele Raum
Für tausend Lieb' und Schmerz-Gedanken?
Wenn dir Natur – ein Antlitz lacht,
Was läßt du ihnen, dich zu trügen, Macht?
Es ist entflohn, das Lächeln, ganz
Dein Herz gebrochen und erblichen,
Dir ist des Monds, der Sterne Glanz,
Die Geister sind, die Träum' entwichen:
Wohl blieb dir deine Seele treu,
Doch schmerzdurchzuckt, als ob's dein Quälgeist sei.
Und diesen Geist, der dich umflicht,
Gespenstisch, wie dein eigner Schatten,
Ihn scheucht dein eitles Mühen nicht,
Es kann nur größerm Schmerz dich gatten.
Sei, wie du bist: dein dunkles Sein
Hüllt jeder Wechsel nur noch dunkler ein!
Levin Schücking.
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