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Der Dichter

Meine Seele geht auf die Berge mit euch,
Unter den Tannen wandelt sie,
Meine Seele hält Zwiegespräch mit den Freunden,
Meine Seele ist nicht so ganz allein.

Wenn ihr steht auf der Kuppe des Bergs,
Schaut ihr weit in die Ebene hinaus,
Denkt ihr wohl: da fern am Rand

Fern, fern liegt die große Stadt, denkt ihr wohl:
An den Einsamen, der ungesehn,
Bei euch steht auf der Kuppe des Bergs, denkt ihr wohl
Mancher Worte, manches Lieds, und wohl auch manches Leids des Dichters.

Schick ich euch die roten Hefte ins Haus,
Denk ich mir lesen die feine Frau,
Aber sie zürnt, wo ich am ernstesten.
Wer den Dichter liebt, liebe ihn ganz.
Keinen Raum, keine Pflanze möchtet ihr anders, denn sie wächst.

Wo ein heißes Feuer ist, lohdert eine große Flamme,
Wo auf die Flamme der Nebel drückt,
Ist Rauch und Schwelen. – Könnt ihr nicht fortblasen den Nebel,
Könnt ihr auch nicht klagen des Rauches und Schwelens.

Soll das Feuer nicht brennen heiß?
Soll die Flamme nicht lohdern groß?
Wollt ihr ein Feuerchen in eurem Kamin?

Des Dichters Feuer ist kein Hausgebrauch,
Des Dichters Feuer ist kein umschlossener Ofen.
Des Dichters Geige ist kein Spieluhrwerk.
Nicht umgrenzt ihr sein Singen, nicht durchsüßet ihr Profetenzorn.

Der Dichter, der die Lieben erschreckt,
Geht leidend abseit, geht in Schmerz,
Geht in großem Weltzorn, und brennt sich auf
In ohnmächtigem Eifern.

Der Dichter, gemieden von seinem Volk,
Gestoßen in die einsame Wüste, verlacht, verhöhnt, und gehaßt,
Sucht Freundes süße Seelen und findet gesäuertes Bedauern.
Daran stirbt sein Herz, daran wird er stumm,
Daran ist die Wüste noch mehr grauensvoll.

Da ist ihm kein Abendrot,
Da ist ihm kein Echo, kein weiches
Ruhn im Wissen der Liebe einer Seele.
Allein, ewig allein, immer drohende Augen,
Immer Stirnerunzeln, und nie ohne Vorbehalt
Wird sein Wort angehört.
Er verstummt, er geht abseit, die Flügel seines Lieds
Hängen gebrochen, oh ihr wißt nicht,
Wißt nicht, was ihr Dichters rauschendem Aufflug
Rostige, lastende Ketten anhängt!


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