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»Nehmt, Herrin, diesen Kranz,«
Sprach ich zu einer wunderfeinen Magd,
»So zieret ihr den Tanz
Mit diesem Blumenschmuck, wenn ihr ihn tragt!
Hätt ich viel köstliche Gesteine,
Sie wären all die euern;
Laßt, Herrin, michs beteuern,
Daß ich es treulich mit euch meine!
Ihr seid so wohlgetan,
Daß ich euch gern ein Kränzlein geben will,
So gut ichs winden kann.
Ich weiß viel Blumen stehn in Hüll und Füll,
Wohl weiß und rot, fern in der Heide,
Wo lieblich sie entspringen
Bei muntrer Vöglein Singen:
Da sollten wir sie brechen beide!«
Sie nahm, was ich ihr bot,
Gleich einem Kind, das ein Geschenk beglückt.
Ihr ward die Wange rot,
Alsob die Lilie Rosenfarbe schmückt.
Den Blick sah ich sie schamhaft neigen,
Da ward mir von der Süßen
Zum Lohn ein holdes Grüßen –
Und bald noch mehr: des laßt mich schweigen!
Ich glaubte niemals mehr
An größre Wonne, als ich da besaß.
Es fielen auf uns her
Viel Blüten von den Bäumen in das Gras.
Ach wie ich da vor Freuden lachte,
Weil mich mit süßen Wonnen
Das Traumbild hielt umsponnen:
Da kam der Tag und ich erwachte!
Mir ist von ihr geschehn,
Daß ich den Mägdlein all zur Sommerszeit
Nun muß ins Auge sehn,
Ob ich sie wiederfand? o Seligkeit!
Wie? wenn sie wär in diesem Tanze?
Ihr Frauen, habt die Güte,
Rückt aus der Stirn die Hüte:
Ach – fand ich sie doch unterm Kranze!
Unter den Linden
Bei der Heide,
Wo unser zweier Bett gemacht,
Da mögt ihr finden.
Wie wir beide
Pflückten im Grase der Blumen Pracht.
Vor dem Wald im tiefen Tal,
Tandaradei!
Lieblich sang die Nachtigall.
Ich kam gegangen
Hin zur Aue –
Mein Trauter harrte schon am Ort.
Wie ward ich empfangen,
O Himmelsfraue!
Des bin ich selig immerfort.
Ob er mich küßte? Wohl manche Stund,
Tandaradei!
Seht, wie ist so rot mein Mund.
Da tat er machen
Uns ein Bette
Aus Blumen mannigfalt und bunt.
Darob wird lachen,
Wer an der Stätte
Vorüberkommt, aus Herzensgrund:
Er wird sehn im Rosenhag,
Tandaradei!
Sehen, wo das Haupt mir lag!
Wie ich da ruhte,
Wenn man es wüßte,
Barmherziger Gott – ich schämte mich.
Wie mich der Gute
Herzte und küßte,
Keiner erfahr es als er und ich,
Und ein kleines Vögelein –
Tandaradei!
Das wird wohl verschwiegen sein!
Heißen sollt ihr mich willkommen,
Der euch Neues meldet, das bin ich!
Was ihr alles sonst vernommen,
War nur Wind – drum fraget jetzo mich.
Doch ich will Entgelt;
Wenn ihr dies nicht scheut,
Will ich manches melden,
Was das Herz erfreut.
Sorgt, daß mir der Lohn gefällt!
Deutschen Frauen will ich sagen
Solchen Lobspruch, daß sie aller Welt
Noch viel inniger behagen:
Und ich tu es ohne Gut und Geld.
Denn wer nähm als Sold
Wohl von Frauen Lohn?
Drum sag ich bescheiden:
Es erfreut mich schon.
Grüßen sie mich lieb und hold.
Länder hab ich viel gesehen,
Und die besten prüft ich allerwärts.
Übles möge mir geschehen,
Würde je abtrünnig mir das Herz,
Daß mir wohlgefalle
Fremder Sitte Brauch;
Wenn ich unwahr spräche,
Sagt, was hälf mirs auch?
Deutsche Zucht geht über alle!
Von der Elbe bis zum Rheine
Und hinab bis in das Ungarland
Sind die besten Fraun alleine,
Die ich auf der weiten Erde fand.
Weiß ich recht zu schauen
Edeln Sinn und Leib,
Helf mir Gott – ich schwöre,
Daß das deutsche Weib
Besser ist als andre Frauen!
Deutscher Mann ist wohlerzogen,
Deutsche Frauen sind engelschön und rein;
Wer sie tadelt, hat gelogen,
Anders kann es wahrlich nimmer sein.
Zucht und reine Minne,
Wer die ehrt und liebt,
Such in deutschen Landen,
Wo es beides giebt –
Lebt ich doch noch lang darinne!
Dieses Lied verbreitete sich bald nach Bekanntwerden allgemein, Ulrich von Lichtenstein singt davon in seinem Frauendienst: »Dies Lied mir in das Herze klang, Es tat im Innern mir so wohl, Denn ich ward da von Freuden voll, Es schien so süß mir, schien so gut, Von ihm ward ich gar frohgemut.«
Die Welt man bunt und prangend sah,
Grün Wald und Anger fern und nah;
Die kleinen Vöglein sangen da,
Jetzt ruft die Nebelkräh ihr Krah!
Verfärbte sich die Welt etwa?
Grau ist sie allenthalben ja –
Viel Naserümpfens drob geschah.
Ich saß auf grünem Berg im Klee,
In bunten Blumen schritt das Reh;
Nun zwischen mir und diesem See
Sing alle Augenlust ade!
Wo wir uns Kränze wanden eh,
Da liegt nun Reif und tiefer Schnee,
Der tut den armen Vögeln weh.
Die Toren lachen laut: Hihi!
Die Armen, ach, wie winseln sie,
Und tun mir leid, weiß keiner wie!
Drei bittre Sorgen hab ich, die
Der harte Winter mir verlieh;
Doch drückten sie mich nun und nie.
Wann erst ein Frühlingsvogel schrie!
Eh ich noch länger lebte so,
Äß ich die Krebse lieber roh!
O Sommer, mach uns wieder froh.
Du ziertest Busch und Au, allwo
Beim Blumenspiel mein Kummer floh:
In Lust entbrannt ich lichterloh,
Da trieb der Winter mich ins Stroh!
Wie Esau lag ich träg in Ruh,
Mein glattes Haar ward rauh im Nu;
Ach Sommerlust, wo weilest du?
Ich sah so gern dem Feldbau zu,
Und eh ich länger so vom Schuh
Mich drücken ließ, wie jetzt ichs tu,
Eh würd ich Mönch in Toberlu!
Ein Spiel mit den fünf Vokalen, das vom Truchseß in St. Gallen und Rudolf dem Schreiber – siehe diese beiden! – nicht ungeschickt nachgeahmt wurde. In der zweiten Strophe habe ich mir der Reimreinheit wegen einige Freiheiten erlauben müssen. – Toberlu [Schönau] war ein berühmtes Zisterzienserkloster an der Dober, das heutige Dobrilugk im Reg.-Bezirk Frankfurt a. d. Oder.
O weh, es kommt ein Sturm gebraust.
Davon in unsern Tagen,
Wie er die ganze Welt zerzaust,
Man singen wird und sagen.
Der soll, so hört man schreckensbleich
Pilgrim und Waller klagen.
Durchrasen jedes Königreich
Und Baum und Turm zerschlagen.
Den Großen weht das Haupt er ab.
Drum laßt uns fliehn zu Gottes Grab.
O weh, wie doch die Ehre ward
Ein Fremdling deutschen Landen,
Wo Mannheit, edle Sinnesart,
Wo Gold und Silber schwanden.
Wer noch alldies sein eigen nennt
Und bleibt daheim mit Schanden:
Ihm lohnt nicht Gott, für ihn entbrennt
Kein Weib in Liebesbanden.
Er fürchte einst im Himmel Gott,
Auf Erden schon der Menschen Spott.
O weh uns müßig Volk, daß wir
Uns lässig niederließen,
Daß jetzt bei Lust und Freuden hier
Uns Not und Jammer sprießen.
Zu keiner Arbeit mochten mehr
Im Lenz wir uns entschließen,
Er trug nur flüchtige Freuden her.
Die Dauer nicht verhießen.
Uns trog der kurze Vogelsang –
Heil dem, der sichres Glück errang!
O weh dem Liede, das wir da
Zur Grillenfiedel sangen,
Statt daß wir, eh der Winter nah,
Zu sammeln angefangen.
Ach, daß wir nicht mit Bienenfleiß
Uns mühten! Längst errangen
Wir Lohn dann als der Mühe Preis:
Es geht, wies stets gegangen.
Es höhnt ein Narr des Weisen Wort,
Wer recht hat, zeigt dereinst sich dort!
Die Chronisten berichten von einem Orkan im Dezember 1227, jedoch ist vielleicht auch an einen Sturm im Politischen gedacht.
Maria, lichtes Frauenbild,
Du Hochgelobte, Süße,
Hilf mir durch deines Kindes Ruhm,
Daß meine Schuld ich büße.
Du aller Gnaden reiches Meer,
Der Tugend voll und Güte,
Aus deren edelm Herzen reich
Uns Gottes Geist erblühte.
Heil sei uns allen, daß du Ihn geboren.
Der dir als Schöpfer, Vater, Kind erkoren!
Den Höhe, Breite, Tiefe, Länge
Nach irdischen Maßen nie umfänge.
Dein kleiner holder Leib hat ihn umfangen!
Kein Wunder groß wie dieses ist;
Die du der Engel Königin bist,
Du trugst ihn ohne Schmerz und Bangen!
O weh! Wohin entschwunden ist mir doch Jahr um Jahr?
War nur ein Traum mein Leben? Ach, oder ist es wahr?
Was ich als wirklich wähnte, wars nur ein Traumgesicht?
So hätt ich denn geschlafen und wüßt es selber nicht?
Nun bin ich wach geworden und mir blieb unbekannt,
Was mir zuvor vertraut war wie diese jener Hand.
Und Leut und Land, darin ich von Kindheit an erzogen,
Sind mir so fremd geworden, als wär es schier erlogen.
Die mir Gespielen waren, sind heute träg und alt.
Umbrochen ist der Acker, geforstet ist der Wald.
Wenn nicht genau wie einstmals noch heut das Wasser flösse.
Fürwahr, ich wähnte wirklich, daß Unglück mich umschlösse.
Mich grüßet lauwarm mancher, der sonst mich gut gekannt.
Die Welt ist voller Ungnad und fiel aus Rand und Band.
Mit Schmerz denk ich an manchen so wonnevollen Tag,
Der spurlos mir zerronnen als wie ins Meer ein Schlag:
Für Ewigkeit, o weh!
O weh, wie sich gehaben die jungen Leute nun,
Wie sind sie voller Kleinmut und wie verzagt sie tun!
Sie wissen nur von Sorgen, doch warum tun sie so?
Wohin den Blick ich wende, ich sehe keinen froh.
Das Tanzen, Lachen, Singen verging in Not und Leid,
Nie hört ich Christen klagen ob solcher Jammerzeit.
Seht an den Schmuck der Frauen, der einst so zierlich stand,
Selbst stolze Ritter tragen ein bäurisches Gewand. –
Jüngst sind uns Unglücksbriefe von Rom zu Hand gekommen:
Man gab uns Recht auf Trauern, die Freude ward genommen.
Nun schmerzt michs tief – wir lebten dereinst so freudenvoll –
Daß ich mein lustig Lachen in Tränen tauschen soll.
Die Vögel unterm Himmel betrübt selbst unsre Not:
Was Wunder, wenns mich selber betrübt bis in den Tod?
Ich dummer Mann, was sprech ich im Zorn manch unnütz Wort?
Wer Erdenwonnen nachgeht, verscherzt die andern dort
Für Ewigkeit, o weh!
O weh, man hat vergiftet uns mit der Süßigkeit,
Im Honig seh ich schweben die Galle allezeit.
Die Welt ist außen lieblich, ist weiß und grün und rot,
Doch innen schwarz von Farbe und finster wie der Tod.
Wen sie verführt, verleitet, der suche Trost und Heil,
Ihm wird für kleine Buße Verzeihung noch zuteil.
Daran gedenkt, o Ritter, auf daß es euch gelinge;
Ihr tragt die hellen Helme, tragt Panzer, Kettenringe,
Ihr tragt den Schild, den festen, und das geweihte Schwert!
Wollt Gott, ich selber wäre solch eines Sieges wert,
So wollt ich armer Sünder verdienen reichen Sold;
Nicht mein ich Hufen Landes, nicht mein ich Fürstengold:
Des ewigen Lebens Krone, die wollt ich selig tragen,
Die leicht ein Söldner könnte mit seinem Speer erjagen.
Könnt ich die selige Reise doch wagen über See,
So wollt ich jubelnd singen und nimmermehr o weh –
Für ewig nicht, o weh!
Mit den Briefen ist der im September 1227 gegen Kaiser Friedrich geschleuderte Bannstrahl gemeint.