Edgar Wallace
Das Gesicht im Dunkel
Edgar Wallace

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24

Eines Morgens stattete Mr. John Stormer seiner Detektiv-Agentur einen seiner nicht eben häufigen und stets überraschenden Besuche ab. Er warf sich in den Schreibtischsessel, klemmte einen Kneifer auf die breite Nase und fragte den ehrerbietig wartenden Willitt nach dem Stand des Geschäfts.

»Heute morgen kamen fünf neue Fälle: vier Ehegeschichten und eine Erpressungssache.«

»Und was gibt es Neues am Portman Square?«

Willitt berichtete eingehend, und nachdem Stormer ihn stumm bis zu Ende angehört hatte, erledigte er mit unglaublicher Geschwindigkeit alle laufenden Angelegenheiten, die aber so zahlreich waren, daß er erst gegen neun Uhr abends den letzten Brief unterschrieb.

»Was den Fall Malpas betrifft«, sagte er dann, »so gelten die Anordnungen weiter, bis sie von Marshalts Anwälten aufgehoben werden. Das Haus wird weiter bewacht, ein Mann bleibt auf dem Dach, und einer von unseren besten Leuten bleibt immer – Slick Smith auf der Spur. Sie verstehen?«

»Jawohl.«

»Es ist fatal, daß wir ihm derart auf den Fersen bleiben müssen, aber ich muß sichergehen. Kabeln Sie sofort, wenn sich etwas ereignen sollte. – Was wollte übrigens Marshalt von diesem Mädchen – Bedford heißt sie wohl?«

»Ja. Bisher hat sie in Fontwell gewohnt.«

»Und Mrs. Elton – ist sie nicht auch eine geborene Bedford?«

»Ja, unter dem Namen hat sie geheiratet.«

»Hm – ob dieses Mädchen –? Sie wohnt jetzt im Palace-Hotel? Wir brauchten eigentlich notwendig einen weiblichen Detektiv, und sie war noch dazu Sekretärin von Malpas –«

»Ich glaube, Shannon ist in sie verliebt.«

»So?« erwiderte Stormer zerstreut. »Na, einem hübschen Mädchen macht jeder Mann den Hof. Das hat weiter nichts zu sagen. Aber Shannon möchte ich ganz gern mal sprechen.«

Er griff nach dem Telephonhörer.

Willitt schlug ein Notizbuch auf und nannte erst die Nummer von Dicks Privatwohnung. Stormer rief an und hatte Glück, denn Dick war eben nach Hause gekommen.

»Hören Sie, Shannon, ich habe Ihnen doch gelegentlich schon geholfen – wie Sie wissen, machte ich Sie auf Slick Smith aufmerksam, als der herüberkam.«

»Ganz recht, aber hier bei uns benimmt er sich geradezu musterhaft!« erklärte Dick lachend.

»Den Anschein gibt er sich gewöhnlich. Irgendwie muß er doch seinen Unterhalt erwerben. Aber ich habe Sie nicht seinetwegen angerufen. Es ist Ihnen doch bekannt, daß der verstorbene Marshalt uns mit der Bewachung seines Hauses beauftragt hatte. Wir setzen unsere Tätigkeit natürlich fort, bis seine Anwälte den Auftrag zurückziehen, und es wäre mir lieb, wenn Sie meine Leute inzwischen gewähren ließen. Ich habe ihnen befohlen, der Polizei nach Kräften beizustehen und ihr nichts in den Weg zu legen.«

»Sehr liebenswürdig. Ich begreife Ihre Verlegenheit.«

»Das bezweifle ich. Sagen Sie, haben Sie eigentlich den Herrn gesehen, den Marshalts Anwälte angestellt haben, um sein Haus zu bewachen?«

»Gesehen habe ich ihn.«

»Betrachten Sie ihn einmal genau!« Stormer lachte und hängte an.

Er kicherte noch vor sich hin, als er zu Tisch ging. An diesem Abend speiste er in Audreys Hotel, und nach dem Essen schlenderte er in die Halle hinaus.

»Haben Sie noch ein Zimmer frei?« erkundigte er sich bei dem Portier. »Ich sehe eben, daß ich heute nicht mehr nach Hause kommen kann.«

Der Angestellte schlug im Register nach.

»Sie können Nr. 461 haben.«

»Das ist mir zu hoch. Ich möchte ein Zimmer im zweiten Stock haben.«

Wieder blätterte der Portier in dem Heft.

»Nr. 250 und 270 sind frei.«

»Schön, dann geben Sie mir Nr. 270. Siebzig ist meine Glückszahl.«

Audrey wohnte in Nr. 269.


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