Alexander von Ungern-Sternberg
Tutu
Alexander von Ungern-Sternberg

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Achtes Kapitel

Der Egoismus der Engel. Erfahrungen eines jungen Mannes, der sein Glück sucht. Der illustre Abc-Schütze

 

Als einige Wochen vergangen waren und der Roman zwischen Tutu und Iduna noch nicht das Resultat gegeben hatte, das der boshafte Zerburo erwartete, sagte er eines Tages zu seinem himmlischen Gefährten: »Du liebst Iduna!« »Gewiß liebe ich sie«, war die Antwort. »Nun, und du kannst dich nicht entschließen, ihr zuliebe dich auf die Erde bannen zu lassen?« Tutu erbleichte und rief, die Hände bittend emporgehoben: »Aber bedenke – drei Menschenleben hindurch – drei lange, trockne, graue, jammervolle Menschenleben hindurch hier auf der Erde kriechen, den Staub eurer Atmosphäre schlürfen! – ach und dabei wissen, daß der große, weite, ewigschöne Himmel mein ist! daß oben die Gefährten Licht und Leben vom ewigquellenden Borne trinken! Hast du bedacht, welche zermalmenden Geschicke in diesen wenigen Worten liegen!« »Ihr Engel seid Egoisten, wie wir es sind!« rief Don Zerburo ärgerlich. »Ich sehe, ich muß auf andere wirksamere Mittel sinnen, dich in die Falle zu locken. Besuche heut abend mit mir eine kleine Gesellschaft lustiger Freunde, die bei Wein und Liedern zusammenkommen.« »Gern«, sagte Tutu.

»Versäume die Zeit nicht; ich erwarte dich um zehn Uhr im Hause der kleinen Tänzerin Aglaë.« Er entfernte sich mit diesen Worten, und der Graf Ossipp trat ein, um ihn bei Hofe vorzustellen. Er fand dort einen berühmten Dichter, dessen Physiognomie Interesse und dessen Schicksal Teilnahme erregte. Man machte ihm den Hof, weil er so glücklich gewesen war, die Strahlen der Sonne der Gunst auf sich zu lenken.

»Wie gefällt Ihnen die äußere Erscheinung des Dichters?« fragte der Graf.

Tutu zuckte zusammen. Er hatte in dem Auge dieses Mannes, den er, gebückt und auf ein gütiges Lächeln lauschend, dastehen sah, nach jenem Feuer gesucht, das eine durch die Größe und Schönheit entzündete Seele ausströmt, und er hatte nichts gefunden als die Selbstgenügsamkeit eines Mannes, der während eines langen Lebens sich selbst gedient und kein Wort, keinen Blick für das Volk gehabt, dem er angehörte, und das seine Erscheinung mit Liebe und Bewunderung hatte auftauchen sehen.

Mit Unwillen wandte sich Tutu weg und folgte seinem Führer durch die Säle, die mit Erinnerungen aus der Geschichte des Hauses und Reiches geschmückt waren.

Ludwig Tieck verbeugt sich vor Friedrich Wilhelm IV. Man sieht, daß Tieck gichtleidend ist. Seine Berufung nach Berlin war 1842 erfolgt, als seine große Zeit bereits vorüber war. Immerhin hatte er 1840 noch den historischen Roman »Vittoria Accorombona« veröffentlicht, der reich an geistvollen Literaturgesprächen ist. Überhaupt sind Sternbergs Urteile über Tieck durchweg zu hart, weil es sich dabei um eine Art von enttäuschter Jugendliebe handelt. Sternberg behauptet, Tieck habe, »wo es sich tun ließ, von dem Gelde, dem Ruhme und dem guten Braten seines Nächsten gelebt«. Der Berliner Hof habe keinen literarischen Geschmack bekommen, weil Tieck die andern Dichter nach Möglichkeit ferngehalten habe. (»Erinnerungsblätter«. Teil I. S. 48-58.)

Als beide sich aber wieder entfernen wollten, rauschte eine junge Dame von blendender Schönheit durch die Gemächer. Sie ging so schnell, daß der Schwarm ihrer Kammerherren und Damen ihr kaum folgen konnte. Tutu sah ihr erstaunt nach. »Das ist der Stern des Hofes«, sagte der Graf, und ein anbetender Gruß erstarb in einem ehrfurchtsvollen Gemurmel aus seinen Lippen.

Eine andere Szene eröffnete sich bei der Tänzerin Aglaë. Die Schöne, welche diesen Abend im Ballett getanzt hatte, lag noch in dem Kostüm der Sylphide auf dem Sofa. Sie war erschöpft und gewann erst einige Munterkeit wieder, als ein paar Gläser Champagner über ihre rosigen Lippen geglitten waren. Sie hielt den Fächer vor, angeblich gegen den Schein der Lampe, eigentlich aber um sich gegen die weit aufgerissenen Augen eines jungen Mannes zu schützen, der ihr gegenüber Platz genommen hatte. Das Haupt dieses Jünglings war von wildem »Haargelock« umrauscht, und in seiner breiten Brust hatte eine ungeheure gotische Leidenschaft sich eingenistet. Er sprach kein Wort, trank unablässig und starrte dabei den Gegenstand seiner Flamme mit einer bis zur Ohnmacht bringenden Ausdauer an. Zur Seite dieses unzerstörbaren Liebhabers saß ein junger, bleicher Mann, der einen lebhaften Spottgeist auf seinen schmalen, zusammengekniffenen Lippen herbergte. Die Artigkeiten, die er der Sylphide sagte, waren versteckte boshafte Epigramme. Er war bei jedem Trinkgelage unentbehrlich; denn er nahm die Stelle desjenigen ein, über den »man sich ärgerte«, eine Stelle, die nie unbesetzt bleiben muß, wenn ein Trinkgelage nicht fade sein soll. Der teutonische JünglingDer teutonische Jüngling ist nicht etwa Heinrich Laube, sondern Fürst Felix Lichnowsky (1814-1848). Sternberg hatte gegen ihn eine starke Abneigung, die auch durch das tragische Ende Lichnowskys, der 1848 von Revolutionären in Frankfurt ermordet wurde, keine Milderung erfuhr. Da beide konservativ dachten, ist der Grund nicht auf politischem Gebiete zu suchen. In den »Erinnerungsblättern« (Teil II. S. 138 und 139) berichtet Sternberg, daß Lichnowskys Ausschweifungen seinen Körper nicht geschädigt, aber seinen Geldbeutel fast bis auf das letzte Geldstück geleert hatten: »Wenn man zu der Hahn kam, fand man immer den unerträglichen Flegel, den Fürsten Lichnowsky, dort . . . Er hatte eine kleine Zeit des Glanzes, dies war sein abenteuerlicher Zug nach Spanien – all dieser Schimmer löste sich bald wieder auf . . . Frech und zügellos in jedem Worte, war er es ebenso in jeder Miene und Bewegung.« und dieser Spötter waren zwei harte Gegensätze. Die übrigen jungen Männer bestanden aus jener Gesellschaft gemischten Schlages, die keine Zusammenkunft verderben, aber auch keiner einen besonders geistreichen oder poetischen Zauber verleihen. Es war einer darunter, der von einer sehr langen italienischen Romanze nur immer eine Strophe sang, weil er die übrigen nicht wußte; aber diese eine Strophe mit stets wechselndem Ausdruck vortrug, bald schmeichelnd, bald zärtlich, bald drohend, bald in einem Grabeston dumpf vor sich hinmurmelnd, was einen wunderbaren Effekt hervorbrachte; der andre, wenn man ihn zu Worte kommen ließ, was aber selten geschah, erzählte wundersame und unglaubliche Abenteuer. Die Sylphide, die, sowie Tutu eintrat, nur für diesen Augen hatte, ließ die andern treiben und sprechen, was sie wollten.

»Es scheint, daß du heute nicht bei Laune bist«, warf Don Zerburo dem Timon, so nannte man den jungen Mann, der neben dem Teutonen saß, über den Tisch zu.

»Und wann sahst du ihn jemals bei guter Laune?« fragte ein anderer. »Wenn er es wäre, würde er sogleich unerträglich sein. Gib uns eine kleine Schilderung deines Lebens, Timon! Zeige uns, wie man in der Welt sein Glück sucht!«

»Habt ihr Mut, etwas Ernsthaftes zu hören?« fragte Timon, indem er seine Lippen zusammenkniff und sein Glas mit einer unheilkündenden Miene auf den Tisch setzte.

»Ich liebe den Ernst«, sagte der Teutone. »Der Witz ist eine Erfindung des Satans und der Franzosen; Gott und der Deutsche sind immerdar ernsthaft.«

»Ich habe mich mit der Zivilisation überworfen«, fing Timon an. »Ich fand früh, daß die Welt, auf meine Zunge gelegt, einen Beigeschmack von Verbrechen und Elend erzeugte. Ich sah, daß zwei Dritteile der zivilisierten Erde miteinander in ewigem Krieg liegen, damit das letzte Drittel ruhig schlafen und verdauen könne. Das war es, was mir an der ganzen Einrichtung nicht gefiel.«

»Der Eingang ist tragisch und erhaben!« rief Zerburo.

»Meinen Eintritt in die Laufbahn des Staatsmanns machte ich in der Schule der ›Diskreten‹. Hier war alles Geheimnis, Stille, Ordnung, altes geheiligtes Herkommen. Mein Chef war einer von den Männern, die einen Aktenstoß mit einer Art heiligen Schauers ansehen. Der Staat ist ihrer Ansicht nach eine türkische Moschee, in die man nur eindringen darf, wenn man die Fußbekleidung, mit der man die profanen Märkte und Straßen betreten hat, ablegt. Die Eingeweihten haben göttliche Würde und erkennen sich an mysteriösen Mienen und Zeichen. Wer einen der Geringsten beleidigt, ist ein Feind aller. Ein Fehler, den ich beging, fiel wie ein Staubatom in das Uhrwerk, und zum Zeichen, wie genau und scharf es gearbeitet war: es drohte durch dieses Staubatom in Unordnung und Stocken zu geraten. Ich mußte mich entfernen, und der Zufall wollte, daß ich in die direkt entgegengesetzte Richtung verschlagen wurde, in die Schule der ›Indiskreten‹. Diese arbeiteten öffentlich und geheim ihren Feinden, den ›Diskreten‹, entgegen. Sie belustigten sich dabei, Staub in Masse aufzuwirbeln, damit er in die feinen Uhrwerke und künstlichen Automaten ihrer Gegner falle. Die Häupter dieser Schule sind gewöhnlich außer Tätigkeit gesetzte Geschäftsmänner, die ihre Mußestunden dazu anwenden, die Papierkörbe ihrer Vorgänger umzustürzen, um eine Unzahl kleiner Notizen daraus hervorzulangen, mit deren Hilfe die Welt erfährt, wie viele Beweise von Schwäche und Torheit der Verstorbene hinterlassen, und welche Zettelchen zweideutigen Inhalts er hierhin und dorthin geschrieben. Sie gehen aber auch zu künstlicheren Präparaten über. Sie legen ein historisches Faktum in Essig und ziehen es als pikant und gewürzhaft wieder heraus. Einige dieser Konfitüren legen sie als Lockspeise den Diskreten vor, die sich öfters verleiten lassen anzubeißen, zum großen Gespött und Triumph der indiskreten Schule. Dann treiben sie einen ärgerlichen Kleinhandel mit diplomatischen Geheimnissen, die sie entkleiden und wieder bedecken, wie ein Kind seine Puppe. Mit einer Grausamkeit ohnegleichen gehen sie oft einer schamhaften Anekdote zuleibe, und zwingen sie, sich bis auf einen unerlaubten Grad hin zu entblößen. Jeder Schirm, jede Tapetenwand, hinter dem ein Faktum Toilette macht, wird von ihnen indiskret angebohrt und durchlöchert, vor jedes Schlüsselloch der Geschichte legen sie ein großes lauschendes Ohr. Dabei befolgen sie eine unmoralische Politik; sie werfen sich mit der Miene des Enthusiasmus einem berühmten Manne an die Brust, nicht um ihn zu bewundern, sondern um die Zahl seiner Westenknöpfe, die Flecken auf seiner Halsbinde zu notieren. Sie haben vor allen Dingen die Jugendfreunde der berühmten Männer in ihrem Sold; denn eine boshafte Erfahrung hat sie gelehrt, daß niemand besser die Schwächen und geheimen Gebrechen der Berühmten beobachtet und sie schadenfroh ins Publikum bringt als gerade jene Schmarotzer, die sich in die Intimität einbohren wie Insekten in das gesunde Fleisch, das sie vergiften. Ich fiel in Ungnade, weil ich einmal zur Unzeit indiskret war und dadurch die Geheimnisse der Zunft in Gefahr brachte. Da ich nun aus beiden Schulen ausgewiesen war, in denen sich die erlaubte Tätigkeit des Staatslebens entwickelte, sah ich mich vor die Türe des Tempels des Staatsbürgertums gesetzt.«

»Hast du einen neuen Feldzug unter die Gelehrten unternommen?« fragte Zerburo.

»Allerdings beschäftigten mich die großen Probleme«, entgegnete Timon, »die sich unsere Wissenschaft heutzutage zur Lösung stellt; und ich gedachte alles Ernstes, von dem unbehaglichen Staatsleben in die weiten luftigen Hallen der Wissenschaft anmutig einzugehen. Vor allen Dingen schwebte mir der Plan zu einer großartigen Korrespondenz vor. Ich sah in einer hellen Nacht den Mond an mit jenem zärtlichen und väterlichen Auge, mit dem ein Erzeuger seinen noch wenig entwickelten, aber hoffnungsvollen Sprossen anblickt. Weit entfernt, mit diesem stillen Freunde nach Weise früherer Zeiten sentimental zu schwärmen, sah ich ihn mir darauf an, ob er wohl einer gründlichen, wissenschaftlichen Ausbildung fähig sei. Ich dachte daran, ihn mit den Segnungen unseres Abc bekannt zu machen; vorher aber wollte ich wissen, ob der Gute vielleicht schon eine Ahnung hatte von diesen kostbaren Symbolen unserer Weisheit. Ich entschloß mich, bei ihm anzufragen. Auf meinem väterlichen Gute angelangt, vernichtete ich eine Ernte, die eben in voller Blüte stand, und benutzte das leergewordene Feld, um mit Rübsamen die Gestalt eines kolossalen A hinzuzeichnen. Als das geniale Bild fertig war, sah ich aufmerksam mit einem kostbaren Fernrohr hinauf: nichts – keine Antwort! Ich war nicht verstanden worden; es gab kein ›A‹ auf dem Monde. Ich zeichne ein B, ein C! immer dieselbe Effektlosigkeit, immer dieselbe krause, unverständliche, tote Fläche dort oben. Ich schreite rasch weiter und gelange bis zum ›I‹, da regt sich's oben. Ich sehe mehrere Nächte hintereinander ein Häuflein im Monde, einen dunkeln, schwarzen, runden Gegenstand, der unverrückt stehenbleibt. Ich sinne nach: Was kann es sein? Endlich, o welch ein Entzücken! Ich betrachte mein ›I‹, es fehlt der Punkt darauf; im Monde war der Punkt. Ich sah mich verstanden! Der Mond kannte das ganze Abc; er war stillschweigend gefolgt, so lange ich richtig zeichnete, beim ›I‹ bemerkte er, daß ich den unerläßlichen Punkt vergessen hatte, und er setzte ihn zu.

Himmel, welch ein Entzücken! Eine innige, eine unableugbare Verständigung mit einem achtbaren Satelliten, einem ehrenvollen und mächtigen Himmelskörper war zustande gekommen! Im vollen Rausche des Entzückens buchstabierten wir uns nun beide durchs ganze Abc durch. Ich hatte mein ganzes Vermögen für Rübsamen ausgegeben, ich hatte die Ernten von mehreren Jahren zugrunde gerichtet, aber was waren dies für elende Bagatellen in Vergleich mit den Erfolgen, die ich mit meinem großen illustren Abc-Schützen davongetragen!

Ich weinte Tränen der innigsten Befriedigung; die Wissenschaft hatte großmütig die Wunden geheilt, die der Staat mir geschlagen.«

»Hoffentlich bliebst du jetzt bei der Wissenschaft, da sie sich dir so freundlich bewiesen?« fragte Zerburo.

»Ich verließ sie«, entgegnete Timon; »ja, ich war undankbar genug, nach diesen glänzenden Resultaten, die sie mir hatte erzielen helfen, sie dennoch zu verlassen, und zwar aus Interesse für die Menschheit. Ich hegte moralisch-patriotisch-humanistische Zwecke. Eine große Idee reifte in meinem Hirnschädel; ich wollte für die Erziehung der Jugend wirken, für ihre Heranbildung zu einer kräftigen Generation, die dem Zerwürfnis und dem Elend unserer Tage nicht mehr ausgesetzt sein sollte. Die Mittel, die man wählte, um zu diesem Zwecke zu gelangen, schienen mir schon mehr oder weniger abgenutzt; das Turnen zum Beispiel war, nach meiner Ansicht, abgetan, ich brachte ein neues Erregungsmittel auf, und zwar wählte ich dazu das Federballspiel. Hier schien mir alles vereinigt, was einzeln früher zur Kräftigung und Sittlichung in gymnastischen Künsten angewendet worden. Die Sprünge, das Laufen und Haschen gehörten in das System des Turnens, die Berechnung des Wurfs und der Flugkraft des Balls spielte in die höhern Wissenschaften über, während die anmutigen Biegungen und Stellungen, die die Spielenden annehmen, ins Gebiet der Tanzkunst, der Schauspielkunst und überhaupt der Kunst übergingen. Welch einen mächtigen Vorteil hatte ich da vor den plumpen, aus der Mode gekommenen Turnern voraus! Mit wie großer Leichtigkeit mußte es mir gelingen, auch das schöne Geschlecht für mich zu gewinnen! Da ich wußte, daß in Deutschland jede neue Lebensregung sich vorerst durch ein Buch ankündigt, setzte ich mich sogleich hin und schrieb ein Werk, das ich in mehrere Kapitel, Unterkapitel, Paragraphen und Abschnitte einteilte und mit Noten versah. Das Werk führte den Titel: »Das Federballspiel als Mittel, eine kräftige, patriotisch gesinnte Generation hervorzurufen, oder der Federball, betrachtet von religiöser, politischer, kosmopolitischer, humanistischer, patriotischer Seite; ferner der Federball, betrachtet in seinem Zusammenhange mit der Muskel- und Knochenlehre; dann der Federball in seinen diätetischen und pathologischen Beziehungen, und endlich der Federball, betrachtet in seinen generellen Verhältnissen zum allgemeinen Fortschritt der Menschheit.« Ein kleiner Anhang, der wieder seinerseits einen Anhang mit sich führte, gab die Geschichte des Federballs von uranfänglichen Zeiten an, mit gelehrten Zitaten und Abbildungen alter Monumente, auf welcher einem aus der Periode der hundertundsiebenten Dynastie Ägyptens der König Memnon mit der Amazonenkönigin Thalestris, Federball spielend, dargestellt ist.

Ein höchst seltenes und merkwürdiges Monument! Das Werk, als es erschien, machte ungeheures Aufsehen und erlebte schnell nacheinander siebzehn Auflagen, zum Beweis, wie trotz der Überflutung der Literatur ein Buch, das große Ideen und eine erhabene Gesinnung zur Schau trägt, dennoch sein Publikum findet. Eine Gesellschaft trat zusammen, die mir ein Monument garantierte, natürlich erst nach meinem Tode. Es war in einem einfachen, doch grandiosen Stile erfunden. Auf diese Weise entschädigte mich auch der Patriotismus für die Wunde, die mir der Staat geschlagen. Ich konnte zufrieden sein, doch, wie ihr seht, bin ich es noch immer nicht, und ich bin jeden Augenblick bereit, ein Feld zu entdecken, wo endlich einmal die für mich, und zwar für mich ganz allein, bestimmten Lorbeeren wachsen.«

Die Aufmerksamkeit aller wurde hier durch einen Schrei unterbrochen, den Tutu ausstieß. Die Sylphide hatte, unter dem Vorwand, ihm etwas ins Ohr zu flüstern, seine Wange mit einem Kusse gestreift. Zum Glück war dieser ominöse Kuß so flüchtig gewesen, daß er ohne Erfolg für den armen Himmelsbürger blieb.

Aber er machte Anstalten zu entfliehen; nur mit Mühe hielt ihn Zerburo zurück.

»Wenn ihr mir vergönnt, so werde ich euch ein Jagdabenteuer erzählen«, rief der junge Mann, der die unwahrscheinlichen Geschichten liebte. Man stimmte diesem Vorschlag bei, und die in Aufruhr geratene Gesellschaft gruppierte sich wieder ruhig um den Tisch.


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