C. Cornelius Tacitus
Die Germania
C. Cornelius Tacitus

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Strafen und Gericht.

Diese Versammlungen sind auch offen für Klage und peinliches Gericht. Die Art der Strafe wird aus dem Wesen des Vergehens entnommen. Verräther und Ueberläufer hängt man an einem Baum auf; Feigheit, Fahnenflucht und widernatürliche Wollust wird geahndet, indem man den Schuldigen in Schlamm und Sumpf wirft und unter darüber geworfenem Flechtwerk erstickt. Dieser Anwendung zweier entgegengesetzter Todesarten liegt das Gefühl zu Grunde, daß ein Verbrechen gleichzeitig mit seiner Bestrafung vor die Oeffentlichkeit gestellt, eine Schändlichkeit ihr entzogen werden müsse.

Aber auch bei leichteren Vergehen findet Abstufung der Strafen statt. Letztere bestehen in einer Buße an Pferden und Vieh; eine Hälfte derselben fällt dem König oder der Volksgemeinde zu, die andere dem Geschädigten oder seinen Angehörigen.

Endlich werden in jenen Versammlungen die Häuptlinge gewählt welche in den einzelnen Gauen und Marken die Rechtspflege zu üben haben. Jedem Gewählten stehen hundert Männer aus dem Volke als Rath und zugleich als Behörde zur Seite.

Caput XII.

Licet apud concilium accusare quoque et discrimen capitis intendere. Distinctio poenarum ex delicto: proditores et transfugas arboribus suspendunt, ignavos et imbelles et corpore infames coeno ac palude iniecta insuper crate mergunt. Diversitas supplicii illuc respicit, tanquam scelera ostendi oporteat, dum puniuntur, flagitia abscondi. Sed et levioribus delictis pro modo poena: equorum pecorumque numero convicti multantur; pars multae regi vel civitati, pars ipsi qui vindicatur vel propinquis eius exsolvitur. Eliguntur in isdem conciliis et principes, qui iura per pagos vicosque reddunt; centeni singulis ex plebe comites, consilium simul et auctoritas, assunt.


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