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In den letzten Tagen des August verließen wir den Eyjafjördur auf dem Dampfer »Thyra«. Die Fahrt ging einige Tage die Küste entlang. In einem halben Dutzend Häfen und Fjorden nahmen wir Passagiere und Waren auf.
Unter den Mitreisenden waren es allmählich gegen hundert Färinger geworden, die ein paar Monate in den isländischen Gewässern gefischt hatten und jetzt in ihre liebe Heimat zurückkehrten. Sie waren alle froher Stimmung und sangen, besonders am Abend, wenn es dunkel zu werden anfing und die Wogen um uns brausten, fast unaufhörlich ihre eigenartigen färöischen Volkslieder.
Auf unserer Küstenfahrt hatten wir auch Gelegenheit, mehrere der sogenannten englischen »Trawlers« zu sehen, das heißt Fischdampfer mit Schleppnetz, die immer zahlreicher nach Island kommen, um hier Steinbutten zu fangen und sie lebend nach England zu bringen.
Auf den Färöern konnten wir mit Erlaubnis des Kapitäns diesmal einen flüchtigen Besuch machen.
Dann fuhren wir mit Volldampf gegen Schottland.
In Edinburg gingen wir eilends nocheinmal zu unseren Freunden in der Lauriston-Street, wo wir, ebenso wie auf der Hinreise, einige sehr gemütliche Stunden verbrachten.
Eine weniger angenehme Überraschung gab es aber dann, als wir auf unser Schiff, die »Thyra«, zurückkehrten: Wir fanden hier die Besatzung in großer Verlegenheit, denn in Schottland waren wegen Kohlenstreiks keine Kohlen zu bekommen!
Da war guter Rat teuer.
Schließlich wagte unser Kapitän die Fahrt über die Nordsee mit den wenigen Vorräten, die wir noch hatten.
Und alles ging gut – bis Helsingör. Hier waren wir mit unsern Kohlen zu Ende, und wir mußten, um Kopenhagen zu erreichen, zuletzt an ihrer Stelle die auf dem Schiff vorhandenen Petroleumfässer verbrennen!
Aber auch damit hatten wir Glück. Die »Thyra« kam mit dem neuen Brennstoff ganz ordentlich zurecht und brachte uns wohlbehalten in den heimatlichen Hafen von Kopenhagen.
Nicht zu beschreiben ist die Freude, mit der Friedrich zu Hause von seinen Eltern und Geschwistern empfangen wurde. Wir waren plötzlich zwischen 11 und 12 Uhr nachts angekommen, beide frisch und fröhlich und in vollster Gesundheit.
Zwei Monate lang waren wir fort gewesen. Da gab es auf beiden Seiten unendlich viel zu erzählen, am meisten natürlich von unserer herrlichen, großen Reise.
*
Damit will ich schließen.
Sollte unter den Lesern der eine oder andere durch meinen Bericht auch ein wenig von dem berühmten »Islandzauber« verspürt haben oder einer Erholung bedürfen, so weiß ich ihm keinen besseren Rat als diesen:
Mach eine Sommerreise nach Island, reite quer über die schöne Insel, und du wirst wiederkommen als ein neugeborener Mensch!