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Fünftes Kapitel.
Die verschiedene Anlage von Kapitalien.

Obgleich alle Kapitalien nur zum Unterhalt produktiver Arbeit bestimmt sind, so ist doch die Menge dieser Arbeit, die von gleichen Kapitalien in Gang gesetzt werden kann, je nach ihrer verschiedenen Anlage sehr ungleich, ebenso wie der Wert, den diese Anlage dem jährlichen Boden- und Arbeitsprodukte hinzufügt.

Ein Kapital kann auf viererlei Art angelegt werden: entweder erstens zur Hervorbringung der Rohprodukte, die jährlich für den Gebrauch und die Konsumtion der Gesellschaft nötig sind, oder zweitens zur Verarbeitung und Herrichtung dieser Rohprodukte für den unmittelbaren Gebrauch und Verzehr, oder drittens zum Transportieren der rohen oder verarbeiteten Produkte von den Plätzen, wo sie in Überfluß vorhanden sind, nach denen, wo man ihrer bedarf, oder endlich zur Teilung ganzer Posten von einer der beiden Gruppen in so kleine Stücke, daß sie der gelegentlichen Nachfrage derer, die ihrer bedürfen, entsprechen. Auf die erste Art werden die Kapitalien aller derer angelegt, die die Verbesserung oder den Betrieb von Ländereien, Bergwerken oder Fischereien unternehmen, auf die zweite die aller Manufakturunternehmer, auf die dritte die Kapitalien aller Großhändler, und auf die vierte die aller Kleinhändler. Es läßt sich schwer denken, daß ein Kapital auf irgendeine Art angelegt werden könnte, die sich nicht in die eine oder andere dieser vier einreihen ließe.

Jede dieser vier Arten, ein Kapital anzulegen, ist sowohl für den Bestand oder die Ausdehnung der drei übrigen, als auch für das allgemeine Wohlbefinden der Gesellschaft durchaus nötig.

Würde kein Kapital dazu verwendet, Rohprodukte in einer gewissen Fülle herbeizuschaffen, so könnten auch keinerlei Manufakturen oder Handelsgewerbe bestehen.

Würde kein Kapital dazu verwendet, jenen Teil der Rohprodukte, der viel Bearbeitung erfordert, ehe er sich für den Gebrauch und die Konsumtion eignet, gewerblich zu verarbeiten, so würde er entweder niemals erzeugt werden, weil keine Nachfrage darnach vorhanden wäre, oder er würde, wenn er von selbst wüchse, keinen Tauschwert haben und könnte den Wohlstand der Gesellschaft um nichts vermehren.

Würde kein Kapital dazu verwendet, die rohen oder verarbeiteten Produkte von den Plätzen, wo sie im Überfluß vorhanden sind, nach denen zu transportieren, wo man ihrer bedarf, so könnte nicht mehr davon produziert werden, als für die Konsumtion der nächsten Umgebung nötig wäre. Das Kapital des Kaufmanns vertauscht das überschüssige Produkt des einen Ortes gegen das eines anderen, ermutigt dadurch in beiden die Gewerbtätigkeit und vermehrt ihre Genüsse.

Würde kein Kapital dazu verwendet, ganze Posten von rohen oder verarbeiteten Produkten in so kleine Stücke zu zerlegen und zu verteilen, daß sie der gelegentlichen Nachfrage derer, die sie brauchen, entsprechen, so würde jedermann gezwungen sein, eine größere Menge von den Gütern anzukaufen, als sein unmittelbares Bedürfnis erfordert. Gäbe es z. B. keinen Fleischhandel, so wäre jeder genötigt, einen ganzen Ochsen oder ein ganzes Schaf auf einmal zu kaufen. Dies wäre gewöhnlich für den Reichen unbequem, für den Armen aber noch weit unbequemer. Wenn ein armer Arbeitsmann genötigt wäre, auf einmal Lebensmittel für einen oder für sechs Monate zu kaufen, so müßte er einen großen Teil des Vorrats, den er als ein Kapital auf Werkzeuge, oder auf die Ausstattung seines Ladens verwendet, und der ihm ein Einkommen abwirft, zu demjenigen Teile seines Vorrats schlagen, den er für den unmittelbaren Verbrauch zurücklegt, und der ihm kein Einkommen abwirft. Nichts kann für einen solchen Menschen bequemer sein, als wenn er imstande ist, seine Lebensmittel von Tag zu Tag, oder selbst von Stunde zu Stunde zu kaufen, wie er sie gerade braucht. Dadurch wird er in die Lage versetzt, beinahe seinen ganzen Vorrat als Kapital zu verwenden. Er ist nun in der Lage, Arbeiten von größerem Werte zu liefern, und der Profit, den er so durch sie macht, gleicht reichlich den Zusatz aus, den der Kleinhändler um seines Profits willen auf die Preise der Waren setzt. Die Vorurteile einiger politischer Schriftsteller gegen die Krämer und Geschäftsleute sind allesamt unbegründet. Ebensowenig ist es nötig, sie zu schätzen oder ihre Zahl zu beschränken, daß sie sich nie stark genug vermehren können, um dem Publikum schaden zu können, wenngleich genug um einander zu schaden. Es ist die Menge Materialwaren z. B., die in einer bestimmten Stadt verkauft werden kann, durch die Nachfrage innerhalb der Stadt und ihrer Umgegend begrenzt. Darum kann das Kapital, das im Materialwarenhandel angelegt werden kann, nicht größer sein, als es zum Ankauf dieser Menge nötig ist. Ist dieses Kapital zwischen zwei verschiedenen Materialwarenhändlern geteilt, so wird ihre Konkurrenz bewirken, daß sie beide wohlfeiler verkaufen, als wenn es in einer Hand vereinigt wäre; und wäre es unter zwanzig verteilt, so würde ihre Konkurrenz um soviel größer und die Wahrscheinlichkeit, daß sie sich zu einer Preiserhöhung verabreden könnten, um ebensoviel geringer sein. Ihre Konkurrenz würde vielleicht einige unter ihnen zugrunde richten; sich jedoch darum zu kümmern, ist Sache der betroffenen Teile und kann ihnen getrost überlassen werden. Es kann weder den Konsumenten noch den Produzenten schaden; im Gegenteil, es muß dahin führen, daß die Kleinhändler wohlfeiler verkaufen und teurer kaufen, als sie es täten, wenn der ganze Handel von einer oder zwei Personen monopolisiert wäre. Bisweilen mag freilich ein nachgiebiger Käufer von einem von ihnen verlockt werden, etwas zu kaufen, was er nicht braucht. Dies Übel ist jedoch zu unbedeutend, als daß es die öffentliche Aufmerksamkeit verdiente, und würde auch durch Einschränkung ihrer Zahl nicht mit Notwendigkeit verhütet werden. Nicht die Menge der Bierschenken ist es, die, um hier das verdächtigste Beispiel zu wählen, unter dem gemeinen Volke einen allgemeinen Hang zum Trunke hervorbringt, sondern dieser Hang selbst, der aus anderen Ursachen entspringt, gibt notwendig einer Menge von Bierschenken Nahrung.

Diejenigen, deren Kapitalien auf eine dieser vier Arten angelegt werden, sind selbst produktive Arbeiter. Wenn ihre Arbeit richtig geleitet wird, fixiert und verwirklicht sie sich in dem Gegenstande oder der verkäuflichen Ware, auf die sie verwendet wird, und fügt im allgemeinen zu deren Preise wenigstens den Wert ihres eigenen Unterhaltes und Verbrauches hinzu. Die Profite des Pächters, des Manufakturunternehmers, des Kaufmanns und des Kleinhändlers werden alle aus dem Preise der Waren gezogen, welche die beiden ersten hervorbringen, und die beiden letzten kaufen und verkaufen. Jedoch werden gleiche Kapitalien, auf jede dieser vier verschiedenen Arten angelegt, unmittelbar sehr verschiedene Mengen von produktiver Arbeit in Gang setzen und auch in sehr ungleichen Verhältnissen den Wert des jährlichen Boden- und Arbeitsproduktes der Gesellschaft, der sie angehören, vermehren.

Das Kapital des Kleinhändlers erstattet das des Kaufmannes, von dem er seine Waren kauft, samt seinen Profiten wieder und setzt ihn dadurch instand, sein Geschäft fortzuführen. Der Kleinhändler selbst ist der einzige produktive Arbeiter, den es unmittelbar beschäftigt. Aus seinen Profiten besteht der ganze Wert, den die Anwendung des Kapitals zu dem jährlichen Boden- und Arbeitsprodukte der Gesellschaft hinzusetzt.

Das Kapital des Großhändlers erstattet die Kapitalien der Pächter und Manufakturunternehmer, von denen er die rohen und verarbeiteten Produkte, mit denen er handelt, kauft, samt ihren Profiten wieder und setzt sie dadurch instand, ihre Gewerbe fortzuführen. Dieser Dienst ist es hauptsächlich, durch den er mittelbar dazu beiträgt, die produktive Arbeit der Gesellschaft zu unterstützen und den Wert ihres jährlichen Produktes zu vergrößern. Auch beschäftigt sein Kapital die Schiffer und Fuhrleute, die seine Güter von einem Platze zum anderen befördern, und vermehrt den Preis dieser Güter nicht nur um den Wert seiner Profite, sondern auch um den ihrer Löhne. Das ist aber auch alle produktive Arbeit, die es unmittelbar in Gang setzt, und aller Wert, den es unmittelbar dem jährlichen Produkte zusetzt. Seine Wirkung ist in beiderlei Beziehung um vieles stärker, als die des Kleinhändlerkapitals.

Ein Teil von dem Kapital des Unternehmers in der Manufaktur wird als ein stehendes Kapital auf die Werkzeuge seines Gewerbes verwendet und erstattet das einiger anderer Gewerbtätigen, von denen er sie kauft, samt seinen Profiten wieder. Ein Teil seines umlaufenden Kapitals wird auf den Aufkauf von Materialien verwendet und erstattet die Kapitalien der Pächter und Bergwerksbesitzer, von denen er sie kauft, samt ihren Profiten wieder. Aber ein großer Teil davon wird immer, sei es alle Jahre oder in viel kleineren Zeitabschnitten, unter die verschiedenen Arbeiter verteilt, die er beschäftigt. Er vermehrt den Wert jener Materialien um ihren Arbeitslohn und um den Profit ihres Meisters, den er aus der ganzen auf Arbeitslohn, Materialien und Werkzeuge im Geschäft verwandten Summe zieht. Sie setzt daher unmittelbar eine weit größere Menge produktiver Arbeit in Gang und fügt dem jährlichen Boden- und Arbeitsprodukte der Gesellschaft einen weit größeren Wert hinzu als ein gleiches Kapital in den Händen eines Großhändlers.

Kein Kapital setzt aber eine größere Menge produktiver Arbeit in Gang als das des Pächters. Nicht nur sein arbeitendes Gesinde, sondern auch sein arbeitendes Vieh sind produktive Arbeiter. In der Landwirtschaft arbeitet auch die Natur mit dem Menschen, und ihre Produkte haben, obgleich ihre Arbeit nichts kostet, doch ebensogut ihren Wert, als die der kostspieligsten Arbeiter. Die wichtigsten Verrichtungen beim Ackerbau scheinen den Zweck zu haben, die Fruchtbarkeit der Natur nicht sowohl zu vermehren – obgleich sie auch das tun – als sie zur Erzeugung der dem Menschen nützlichsten Gewächse hinzuleiten. Ein mit Dornen und Buschwerk bewachsenes Feld kann oft ebensoviel Pflanzen hervorbringen als der bestangebaute Weinberg oder Kornacker. Das Pflanzen und Bebauen regeln oft mehr die tätige Fruchtbarkeit der Natur, als daß sie sie anregen, und nach all ihrer Arbeit bleibt der Natur immer noch viel zu tun übrig. Die Arbeiter und die Arbeitstiere, die in der Landwirtschaft gebraucht werden, verursachen also nicht nur, wie die Arbeiter in den Manufakturen, die Wiedererzeugung des Wertes ihrer eigenen Verzehrung oder des Kapitals, von dem sie beschäftigt werden, samt den Profiten seines Eigentümers, sondern die eines noch weit größeren Wertes. Sie helfen gewöhnlich außer zur Hervorbringung des Kapitals des Pächters und all seiner Profite noch zu der der Rente des Grundherrn. Diese Rente kann als das Produkt derjenigen Naturkräfte angesehen werden, deren Nutzung der Grundherr dem Pächter leiht. Sie ist je nach dem veranschlagten Umfang dieser Kräfte, oder mit anderen Worten, je nach der veranschlagten natürlichen oder durch Anbau beförderten Fruchtbarkeit des Bodens größer oder kleiner. Sie ist das Werk der Natur, das übrig bleibt, nachdem alles, was als Menschenwerk betrachtet werden kann, in Abzug gebracht oder verrechnet worden ist. Sie beträgt selten weniger als ein Viertel, oft aber mehr als ein Drittel des ganzen Erzeugnisses. Niemals kann eine gleiche Menge produktiver Arbeit, die in der Manufaktur verwendet wird, eine ebenso große Reproduktion bewirken. In ihr tut die Natur nichts, der Mensch alles, und die Reproduktion muß immer im Verhältnis zur Stärke der wirkenden Ursachen stehen, die dabei tätig gewesen sind. Daher bringt das beim Landbau verwendete Kapital nicht nur eine größere Menge produktiver Arbeit in Gang als ein gleich großes in der Manufaktur verwendetes, sondern es setzt auch im Verhältnis zu der Menge produktiver Arbeit, die es beschäftigt, dem jährlichen Boden- und Arbeitsprodukte des Landes, dem wahren Reichtum und Einkommen seiner Bewohner, einen weit größeren Wert zu. Es ist unter allen Arten, auf die ein Kapital verwendet werden kann, bei weitem die nützlichste für die Gesellschaft.

Die im Landbau und im Kleinhandel einer Gesellschaft verwendeten Kapitalien bleiben immer innerhalb dieser Gesellschaft. Ihre Anwendung ist fast ganz auf einen bestimmten Ort, auf das Pachtgut und den Laden des Detaillisten beschränkt. Auch müssen sie in der Regel – obgleich es hiervon Ausnahmen gibt – ansässigen Gliedern der Gesellschaft gehören.

Das Kapital eines Großhändlers scheint dagegen nirgends einen festen und notwendigen Sitz zu haben, sondern kann von Ort zu Ort umherwandern, je nachdem es billig kaufen oder teurer verkaufen kann.

Das Kapital des Manufakturunternehmers muß zweifellos da bleiben, wo die Manufaktur betrieben wird; allein es ist nicht immer notwendig bestimmt, wo das sein soll. Er kann oft weit von dem Platze sein, wo die Materialien erzeugt werden, und ebensoweit von dem Platze, wo das fertige Produkt konsumiert wird. Lyon ist von beiden Plätzen, sowohl von denen, die das Material zu seinen Erzeugnissen liefert, als von denen, wo sie verbraucht werden, weit entfernt. Die vornehmen Leute in Sizilien tragen seidene Kleider, welche in fremden Ländern aus den Materialien gefertigt werden, die ihr eigenes Land hervorbringt. Ein Teil der spanischen Wolle wird in Großbritannien verarbeitet und teilweise als Tuch wieder nach Spanien zurückgeschickt.

Ob der Kaufmann, dessen Kapital das überschüssige Produkt einer Gesellschaft exportiert, ein Einheimischer oder ein Fremder ist, hat sehr wenig zu bedeuten. Wenn er ein Fremder ist, so ist die Zahl ihrer produktiven Arbeiter notwendigerweise nur um einen geringer, als wenn er ein Einheimischer wäre, und ebenso der Wert ihres jährlichen Produktes um den Profit dieses einen Menschen. Die Schiffer oder Fuhrleute, die er beschäftigt, können gleichfalls seinem Lande oder dem Lande jener Gesellschaft, oder irgendeinem dritten Lande angehören, geradeso, als wenn er ein Einheimischer wäre. Das Kapital eines Fremden gibt dem überschüssigen Produkte der Gesellschaft ebenso einen Wert wie das eines Einheimischen, indem er es gegen Dinge vertauscht, die im Lande begehrt werden. Es erstattet ebenso erfolgreich das Kapital dessen zurück, der jenen Überschuß hervorbringt, und setzt ihn ebenso erfolgreich instand, sein Geschäft fortzuführen; und dies ist ja der Dienst, durch den das Kapital eines Großhändlers hauptsächlich dazu beiträgt, die produktive Arbeit zu unterstützen und den Wert des jährlichen Produktes der Gesellschaft deren Mitglied er ist, zu vermehren.

Weit wichtiger ist es, daß das Kapital des Manufakturunternehmers in dem Lande selbst bleibe. Es setzt notwendig eine größere Menge produktiver Arbeit in Gang, und fügt dem jährlichen Boden- und Arbeitsprodukte der Gesellschaft einen größeren Wert hinzu. Doch kann es dem Lande immer noch sehr nützlich sein, wenn es auch nicht darin bleibt. So sind die Kapitalien der britischen Manufakturisten, die den jährlich von den baltischen Küsten zugeführten Flachs und Hanf verarbeiten, den Ländern, wo er erzeugt wird, gewiß sehr nützlich. Jene Materialien sind ein Teil des überschüssigen Produktes jener Länder, der, wenn er nicht jährlich gegen Dinge, die man dort begehrt, vertauscht würde, keinen Wert hätte, und bald nicht mehr erzeugt werden würde. Die Kaufleute, die ihn ausführen, erstatten die Kapitalien derer zurück, die ihn hervorbringen und ermuntern sie dadurch, die Erzeugung fortzusetzen; der britische Manufakturist aber erstattet die Kapitalien dieser Kaufleute wieder.

Ein einzelnes Land kann so, wie ein einzelner Mensch, oft nicht Kapital genug haben, zu gleicher Zeit alle seine Ländereien gehörig anzubauen, sein ganzes Rohprodukt für den unmittelbaren Gebrauch und Verbrauch zu verarbeiten und zuzubereiten und den überschüssigen Teil des rohen oder verarbeiteten Produktes auf jene fernen Märkte zu bringen, wo er gegen Dinge, die im Lande verlangt werden, vertauscht werden kann. Die Bewohner vieler Teile Großbritanniens haben nicht Kapital genug, um alle ihre Ländereien gehörig in Anbau zu nehmen. Die Wolle der südlichen Grafschaften Schottlands wird großenteils, nach einer langen Landfracht auf sehr schlechten Straßen, in Yorkshire verarbeitet, weil es daheim an Kapital zur Verarbeitung gebricht. Es gibt in Großbritannien viele kleine Manufakturstädte, deren Einwohner nicht Kapital genug haben, um die Erzeugnisse ihres Gewerbfleißes auf jene fernen Märkte zu schaffen, wo sich Nachfrage und Konsum für sie bietet. Gibt es einige Kaufleute unter ihnen, so sind diese eigentlich nur die Agenten reicherer Kaufleute, die in einer der größeren Handelsstädte wohnen.

Wenn das Kapital eines Landes nicht für alle jene drei Zwecke ausreicht, so wird die Menge produktiver Arbeit, die es innerhalb des Landes in Gang setzt, um so größer sein, je größer der Teil ist, der davon auf den Landbau verwendet wird; und ebenso ist es mit dem Werte, den seine Verwendung dem jährlichen Boden- und Arbeitsprodukte der Gesellschaft hinzufügt. Nächst dem Ackerbau bringt das in Manufakturen angelegte Kapital die größte Menge produktiver Arbeit in Gang und setzt dem jährlichen Produkte den größten Wert zu. Unter allen dreien aber hat dasjenige, welches im Ausfuhrhandel angelegt wird, geringste Wirkung.

Allerdings ist ein Land, dessen Kapital nicht für alle diese drei Zwecke ausreicht, noch nicht zu demjenigen Grade von Wohlstand gelangt, für den es von der Natur bestimmt zu sein scheint. Ein voreiliger und mit ungenügendem Kapital unternommener Versuch, alle drei Zwecke zu verfolgen, wäre aber sicherlich für eine Gesellschaft ebensowenig der kürzeste Weg zur Erlangung eines ausreichenden Kapitals, wie für einen einzelnen. Das Kapital aller einzelnen einer Nation hat ebenso wie das jedes einzelnen seine Grenzen und reicht nur hin, bestimmte Zwecke auszuführen. Das Kapital aller einzelnen einer Nation wird ebenso wie das jedes einzelnen, dadurch vermehrt, daß sie es stets aufhäufen und alles hinzulegen, was sie von ihrem Einkommen erübrigen. Daher wird es voraussichtlich dann am schnellsten vermehrt, wenn es so angewandt wird, daß es allen Einwohnern des Landes das größte Einkommen liefert, weil sie dann imstande sind, die größten Ersparnisse zu machen. Das Einkommen aller Einwohner eines Landes richtet sich aber notwendig nach dem Werte des jährlichen Produktes ihres Bodens und ihrer Arbeit.

Es war die Hauptursache des schnellen Fortschreitens unserer amerikanischen Kolonien zu Wohlstand und Größe, daß sie bis jetzt fast alle ihre Kapitalien auf den Landbau verwendeten. Sie haben außer jenen aufs Haus beschränkten und gröberen Gewerben, die notwendig das Fortschreiten des Landbaues begleiten und in jeder einzelnen Familie die Beschäftigung der Weiber und Kinder bilden, keine Manufakturen. Der größte Teil des amerikanischen Ausfuhr- und Küstenhandels wird mit den Kapitalien von Kaufleuten betrieben, die in Großbritannien wohnen. Selbst die Vorrats- und Warenlager, aus denen die Güter in einigen Provinzen verkauft werden, besonders in Virginien und Maryland, gehören größtenteils Kaufleuten, die im Mutterlande wohnen, und bieten eines der wenigen Beispielen dar, wie der Kleinhandel einer Gesellschaft mit den Kapitalien von Leuten betrieben wird, die ihr nicht als ansässige Glieder angehören. Wollten die Amerikaner durch Verabredung oder andere gewaltsame Mittel die Einfuhr europäischer Manufakturwaren aufhalten und dadurch, daß sie so ihren Landsleuten, die die nämlichen Güter verfertigen könnten, ein Monopol geben, einen beträchtlichen Teil ihres Kapitals in dieses Geschäft stecken, so würden sie den weiteren Wertzuwachs ihres jährlichen Produktes verzögern, statt ihn zu beschleunigen, und den Fortschritt ihres Landes zu wahrem Wohlstand und wahrer Größe hemmen, statt ihn zu befördern. Dies würde noch mehr der Fall sein, wenn sie es versuchten, auf dieselbe Weise ihren Ausfuhrhandel ganz für sich zu monopolisieren.

In der Tat scheint der menschliche Fortschritt in seinem Verlaufe fast niemals so lange angedauert zu haben, daß er ein großes Land hätte instand setzen können, ein für alle diese drei Zwecke zureichendes Kapital zu erwerben, wenn wir nicht etwa den wunderbaren Erzählungen von dem Wohlstand und der Kultur Chinas, des alten Ägyptens und der alten indostanischen Staaten Glauben schenken. Aber selbst diese drei Länder, nach allen Erzählungen die reichsten, die jemals in der Welt bestanden, sind vornehmlich wegen ihrer Überlegenheit in der Landwirtschaft und den Manufakturen berühmt. Im auswärtigen Handel scheinen sie sich nicht hervorgetan zu haben. Die alten Ägypter hatten einen abergläubischen Widerwillen gegen das Meer; ein ziemlich ähnlicher Aberglaube herrscht unter den Indiern, und die Chinesen zeichneten sich niemals im auswärtigen Handel aus. Das Meiste von dem überschüssigen Produkte aller dieser drei Länder scheinen stets Ausländer ausgeführt zu haben, die dafür etwas anderes, wonach dort Nachfrage bestand, gewöhnlich Gold und Silber, in Tausch gaben.

Es verhält sich so, daß dasselbe Kapital in einem Lande eine größere oder kleinere Menge produktiver Arbeit in Gang bringt und dem jährlichen Produkte seines Bodens und seiner Arbeit einen größeren oder kleineren Wert hinzufügt, je nach dem Verhältnis, in dem es entweder auf den Ackerbau oder auf die Manufakturen oder auf den Großhandel verwendet wird. Der Unterschied ist auch je nach den verschiedenen Arten des Großhandels, in denen ein Teil des Kapitals verwendet wird, sehr bedeutend.

Aller Großhandel, alles Kaufen, um im Großen wieder zu verkaufen, läßt sich auf drei Arten zurückführen, den inländischen Handel, den Einfuhrhandel für den Bedarf und den internationalen Handel. Der inländische Handel beschäftigt sich damit, in dem einen Teile des Landes die Produkte des Gewerbfleißes dieses Landes zu kaufen und sie in einem anderen wieder zu verkaufen; er umfaßt sowohl den Binnen- als den Küstenhandel. Der Einfuhrhandel für den Bedarf beschäftigt sich mit dem Kaufen fremder Güter für die inländische Konsumtion. Der internationale Handel beschäftigt sich mit dem Handel nach fremden Ländern oder mit der Vermittlung der überschüssigen Produkte zwischen ihnen.

Das Kapital, das dazu verwendet wird, in dem einen Teile des Landes die Produkte des Gewerbfleißes dieses Landes zu kaufen, um sie in einem anderen Teile wieder zu verkaufen, erstattet in der Regel durch jede solche Operation zwei verschiedene Kapitalien, die beide im Ackerbau oder in den Manufakturen dieses Landes beschäftigt worden sind, wieder und befähigt sie so zur Fortsetzung dieser Beschäftigung. Wenn es von dem Wohnsitze des Kaufmanns aus einen Wert an Waren versendet, so bringt es dagegen in der Regel einen gleichen Wert an anderen Waren zurück. Sind beide die Produkte einheimischen Fleißes, so erstattet es notwendig durch jede solche Operation zwei ganz verschiedene Kapitalien, die beide zum Unterhalt produktiver Arbeit gedient hatten, wieder und befähigt so dazu, diese Arbeit ferner zu unterhalten. Das Kapital, das schottische Manufakturwaren nach London sendet und englisches Getreide und englische Manufakturwaren nach Edinburgh zurückbringt, erstattet notwendig durch jede solche Operation zwei britische Kapitalien wieder, die beide auf den Ackerbau oder die Manufakturen Großbritanniens verwendet worden sind.

Das Kapital, das dazu verwendet wird, fremde Güter für die inländische Konsumtion zu kaufen, erstattet, wenn dieser Kauf mit Erzeugnissen einheimischen Gewerbfleißes gemacht worden ist, gleichfalls durch jede solche Operation zwei ganz verschiedene Kapitalien wieder; es wird jedoch nur eins zur Unterstützung des einheimischen Gewerbfleißes verwendet. Das Kapital, das britische Güter nach Portugal sendet und portugiesische Güter nach Großbritannien zurückbringt, erstattet durch jede solche Operation nur ein britisches Kapital wieder; das andere ist ein portugiesisches. Selbst wenn daher auch die Eingänge des Einfuhrhandels für den Bedarf ebenso häufig wären wie die des Binnenhandels, so würde doch das darauf verwendete Kapital dem Gewerbfleiße oder der produktiven Arbeit des Landes nur halb soviel Aufmunterung geben.

Die Eingänge des Einfuhrhandels für den Bedarf sind jedoch nur selten so häufig wie die des Binnenhandels. Die Eingänge des Binnenhandels gehen gewöhnlich vor Ende des Jahres und zuweilen drei- bis viermal im Jahre ein. Die Eingänge des Einfuhrhandels für den Bedarf gehen dagegen selten vor Ende des Jahres, manchmal aber erst nach zwei oder drei Jahren, ein. Daher macht manchmal ein im Binnenhandel angelegtes Kapital zwölf Operationen, oder geht zwölfmal weg und kommt zwölfmal zurück, ehe ein im Einfuhrhandel für den Bedarf angelegtes eine einzige gemacht hat. Sind also beide Kapitalien gleich groß, so wird das eine der Gewerbetätigkeit des Landes vierundzwanzigmal mehr Aufmunterung und Unterstützung gewähren als das andere.

Die fremden Güter werden für den inländischen Verbrauch zuweilen nicht mit den Erzeugnissen des heimischen Fleißes, sondern mit anderen fremden Gütern gekauft. Allein diese letzteren müssen entweder unmittelbar mit den Erzeugnissen des heimischen Fleißes oder mit etwas anderem, was damit erkauft wurde, gekauft worden sein; denn es können, wenn man den Fall des Krieges und der Eroberung ausnimmt, auswärtige Güter nie anders erworben werden, als indem man sie für etwas eintauscht, das, sei es unmittelbar oder nach zwei oder mehreren verschiedenen Täuschen, im Lande erzeugt worden ist. Mithin sind die Wirkungen eines in einem solchen unmittelbaren Einfuhrhandel für den Bedarf angelegten Kapitals in jeder Hinsicht dieselben, wie die eines in den unmittelbarsten Handel derselben Art gesteckten, nur daß die endlichen Eingänge wahrscheinlich um so länger ausstehen, als sie von den Eingängen zweier oder dreier verschiedener Operationen des auswärtigen Handels abhängen. Wenn der Flachs und Hanf Rigas mit dem Tabak Virginiens gekauft wird, der mit britischen Gewerbswaren gekauft worden ist, so muß der Kaufmann auf die Eingänge zweier verschiedener auswärtiger Handelsoperationen warten, ehe er das nämliche Kapital zum Wiedereinkauf einer gleichen Menge britischer Manufakturwaren brauchen kann. Wäre der virginische Tabak nicht mit britischen Manufakturwaren, sondern mit dem Rum und Zucker von Jamaika gekauft worden, der erst mit jenen Manufakturwaren gekauft worden wäre, so müßte der Kaufmann auf die Eingänge von dreien warten. Würden etwa diese zwei oder drei verschiedenen auswärtigen Handelsoperationen von zwei oder drei verschiedenen Kaufleuten gemacht, von denen der zweite die von dem ersten eingeführten Waren, und der dritte die von dem zweiten eingeführten kaufte, um sie wieder auszuführen, so würde in diesem Falle freilich jeder Kaufmann die Eingänge seines eigenen Kapitales schneller erhalten; aber die letzten Eingänge des ganzen in diesen Handel gesteckten Kapitals würden geradeso langsam sein als sonst. Ob das ganze in einen solchen mittelbaren Handel gesteckte Kapital einem oder drei Kaufleuten gehört, das macht in Bezug auf das Land keinen Unterschied, wohl aber in Bezug auf die einzelnen Kaufleute. In beiden Fällen muß ein dreimal größeres Kapital angewendet werden, um einen bestimmten Wert britischer Manufakturwaren gegen eine bestimmte Menge Flachs und Hanf umzutauschen, als nötig gewesen wäre, wenn die Manufakturwaren und der Flachs und Hanf unmittelbar gegeneinander vertauscht worden wären. Folglich gibt das ganze in einen solchen mittelbaren Einfuhrhandel für den Bedarf gesteckte Kapital der produktiven Arbeit des Landes in der Regel weniger Aufmunterung und Unterstützung, als ein gleich großes Kapital, das in einen unmittelbaren Handel derselben Art gesteckt wird.

Was immer es für ausländische Waren sind, mit denen die ausländischen Güter für den heimischen Verbrauch gekauft werden, kann weder in der Beschaffenheit dieses Handels einen wesentlichen Unterschied bewirken, noch in der Aufmunterung und Unterstützung, die er der produktiven Arbeit des Landes, von welchem aus er getrieben wird, gewähren kann. Wenn sie z. B. mit dem Golde Brasiliens oder mit dem Silber Perus gekauft werden, so muß dieses Gold und Silber ebenso wie der virginische Tabak mit etwas gekauft worden sein, was entweder das Erzeugnis des heimischen Gewerbfleißes war oder mit einem solchen gekauft worden ist. So weit es also die produktive Arbeit des Landes betrifft, hat der Einfuhrhandel für den Bedarf, der mit Gold und Silber geführt wird, alle die Vorteile und alle die Nachteile, die jeder andere mittelbare Einfuhrhandel für den Bedarf hat und erstattet ebenso schnell oder ebenso langsam das Kapital wieder, das unmittelbar zur Unterstützung der produktiven Arbeit verwendet worden ist. Er scheint sogar vor jedem anderen mittelbaren Einfuhrhandel einen Vorteil voraus zu haben. Die Verfrachtung jener Metalle von einem Orte zum anderen ist wegen ihres geringen Umfanges und großen Wertes weniger kostspielig als die fast aller anderen auswärtigen Güter von gleichem Werte: Ihre Frachtkosten sind viel geringer, und ihre Versicherungskosten nicht größer, und außerdem leiden sie weniger, als irgendein anderes Gut durch den Transport. Es kann daher eine gleiche Menge ausländischer Güter durch die Vermittlung von Gold und Silber oft mit einer kleinen Menge von Erzeugnissen einheimischen Gewerbfleißes erkauft werden als durch die irgendeines anderen fremden Gutes. Auf diese Weise kann oft die Nachfrage des Landes vollständiger und mit weniger Kosten befriedigt werden als bei jedem anderen Verfahren. Ob ein Handel dieser Art durch die beständige Ausfuhr jener Metalle das Land, von dem aus er betrieben wird, nach irgendeiner anderen Seite hin entkräften kann, werde ich weiter unten aufs ausführlichste zu prüfen haben.

Derjenige Teil vom Kapital eines Landes, der auf den Zwischenhandel verwendet wird, wird ganz dem Zwecke entzogen, die produktive Arbeit dieses bestimmten Landes zu unterstützen, um dafür der produktiven Arbeit einiger fremder Länder zugute zu kommen. Obgleich er durch jede Operation zwei verschiedene Kapitalien wiedererstattet, so gehört doch keins davon diesem bestimmten Lande an. Das Kapital des holländischen Kaufmanns, der polnisches Getreide nach Portugal bringt und portugiesische Früchte und Weine nach Polen zurückbringt, erstattet durch jede solche Operation zwei Kapitalien wieder, von denen keines zur Unterstützung holländischer produktiver Arbeit verwendet worden ist; vielmehr unterstützte das eine die produktive Arbeit Polens, das andere die Portugals. Nur die Profite kehren regelmäßig nach Holland zurück und bilden den ganzen Zuwachs, den dieser Handel dem jährlichen Boden- und Arbeitsprodukte dieses Landes notwendigerweise gewährt. Wenn freilich der Zwischenhandel eines Landes mit den Schiffen und Seeleuten dieses Landes geführt wird, so wird derjenige Teil des dabei verwendeten Kapitals, der die Frachtkosten trägt, unter eine gewisse Zahl produktiver Arbeiter dieses Landes verteilt und gibt ihnen Arbeit. Und wirklich haben fast alle Nationen, welche einen beträchtlichen Anteil am Zwischenhandel hatten, ihn auf diese Weise betrieben. Wahrscheinlich hat dieser Handel selbst, der im Englischen auch Fuhrhandel heißt, seinen Namen davon erhalten, daß Leute aus solchen Ländern die Fuhrleute für andere Länder sind. Indes scheint es für diesen Handel nicht wesentlich zu sein, daß es sich so verhalte. Es kann z. B. ein holländischer Kaufmann sein Kapital dazu verwenden, den Handel zwischen Polen und Portugal derart zu betreiben, daß er einen Teil des überschüssigen Produktes der beiden nicht in holländischen, sondern in britischen Fahrzeugen verfrachtet. Man kann annehmen, daß er in manchen Fällen wirklich so handelt. Doch hat man aus diesem Grunde angenommen, daß der Zwischenhandel für ein Land wie Großbritannien, dessen Verteidigung und Sicherheit auf der Zahl seiner Seeleute und Schiffe beruht, besonders vorteilhaft sei. Allein dasselbe Kapital könnte im Einfuhrhandel für den Bedarf und selbst im Binnenhandel, wenn er auf Küstenschiffen betrieben wird, ebensoviele Seeleute und Schiffe beschäftigen als im Zwischenhandel. Die Zahl der Seeleute und Schiffe, die ein bestimmtes Kapital zu beschäftigen vermag, hängt nicht von der Natur des Handels ab, sondern teils von dem Verhältnis, in dem der Umfang der Güter zu ihrem Werte steht, und teils von der Entfernung der Häfen, zwischen denen die Güter zu verfrachten sind; hauptsächlich vom ersteren dieser Umstände. So beschäftigt z. B. der Kohlenhandel von Newcastle nach London mehr Schiffe als der ganze Zwischenhandel Englands, obgleich die Häfen nicht weit von einander entfernt sind. Es wird also nicht immer notwendigerweise zur Vergrößerung der Schiffahrt eines Landes beitragen, wenn man durch besondere Aufmunterungen einen größeren Teil des Kapitals in den Zwischenhandel hineinzwingt, als ihm natürlicherweise zufließen würde.

Demnach gewährt das im Binnenhandel verwendete Kapital gewöhnlich einer größeren Menge von produktiver Arbeit Aufmunterung und Unterstützung im Lande und vermehrt den Wert seines Jahresproduktes mehr als ein gleich großes Kapital, das in den Einfuhrhandel für den Bedarf gesteckt wird; und wieder ist das auf diesen letzteren Handel verwendete Kapital in beiderlei Hinsicht einem gleich großen in den Zwischenhandel gesteckten Kapital überlegen. Der Reichtum und, sofern Macht von Reichtum abhängt, die Macht jedes Landes muß sich immer nach dem Werte seines jährlichen Produktes richten, des Fonds, aus welchem am Ende alle Auslagen bestritten werden müssen. Nun ist es aber der große Zweck der politischen Ökonomie jedes Landes, den Reichtum und die Macht dieses Landes zu vermehren. Sie sollte daher auch nicht den Einfuhrhandel für den Bedarf vor dem Binnenhandel oder den Zwischenhandel vor einem von beiden bevorzugen oder mehr ermuntern. Sie sollte auch in keinen dieser beiden Kanäle einen größeren Teil des Landeskapitals hineintreiben oder hineinlocken als naturgemäß von selbst hineinfließen würde.

Jeder von diesen verschiedenen Handelszweigen ist jedoch nicht nur vorteilhaft, sondern auch notwendig und unverweisbar, wenn der natürliche Lauf der Dinge ohne Zwang oder Gewaltsamkeit dazu führt.

Wenn die Produkte eines einzelnen Gewerbszweiges den Bedarf des Landes übersteigen, so muß der Überschuß ins Ausland geschickt und gegen Dinge vertauscht werden, nach denen im Lande eine Nachfrage herrscht. Ohne solche Ausfuhr müßte ein Teil der produktiven Arbeit des Landes aufhören, und der Wert seines jährlichen Produktes sich vermindern. Großbritanniens Boden und Arbeit bringen gewöhnlich mehr Getreide, Wolle und Eisenwaren hervor, als der Bedarf des heimischen Marktes erfordert. Deshalb muß der Überschuß ins Ausland geschickt und gegen Dinge vertauscht werden, nach denen im Lande Nachfrage herrscht. Nur durch solche Ausfuhr kann dieser Überschuß einen Wert erhalten, der groß genug ist, die Arbeit und die Kosten seiner Hervorbringung zu vergüten. Die Gegend an der Seeküste und die Ufer aller schiffbaren Flüsse bieten nur deshalb dem Gewerbe eine vorteilhafte Lage dar, weil sie eben die Ausfuhr und den Austausch solcher überschüssigen Produkte gegen andere, die im Lande mehr gefragt werden, erleichtern.

Wenn die ausländischen Güter, die so mit dem überschüssigen Produkte des heimischen Gewerbfleißes gekauft werden, den Bedarf des heimischen Marktes übersteigen, so muß der überflüssige Teil davon wieder ins Ausland geschickt und gegen Dinge vertauscht werden, nach denen mehr Nachfrage im Lande herrscht. Ungefähr 96 000 Oxhoft Tabak werden jährlich in Virginien und Maryland mit einem Teile vom überschüssigen Produkte des britischen Gewerbfleißes gekauft. Aber die Nachfrage Großbritanniens geht wohl nicht über 14 000 hinaus. Könnten also die übrigen 82 000 nicht ins Ausland geschickt und gegen andere Dinge vertauscht werden, die im Lande mehr gefragt sind, so müßte ihre Einfuhr sofort aufhören, und damit auch die produktive Arbeit all der großbritannischen Einwohner, die gegenwärtig damit beschäftigt sind, die Güter herzustellen, mit denen diese 82 000 Oxhoft jährlich gekauft werden. Diese Güter, die ein Teil vom Boden- und Arbeitsprodukte Großbritanniens sind, haben im Lande selbst keinen Markt und würden, wenn sie auch des ausländischen beraubt wären, nicht mehr erzeugt werden können. Es kann also ein noch so mittelbarer Einfuhrhandel für den Bedarf in manchen Fällen zur Aufrechterhaltung der produktiven Arbeit des Landes und des Wertes seines jährlichen Produktes ebenso notwendig sein wie der unmittelbarste.

Wenn der Kapitalvorrat eines Landes sich bis zu dem Grade vermehrt hat, daß er nicht mehr ganz dazu verwendet werden kann, den Bedarf zu versorgen und die produktive Arbeit dieses Landes zu unterstützen, so ergießt sich der überschüssige Teil davon natürlicherweise in den Zwischenhandel, und wird dazu verwendet, dieselben Dienste andern Ländern zu leisten. Der Zwischenhandel ist die natürliche Wirkung und das natürliche Symptom eines großen Volkswohlstandes; aber er scheint durchaus nicht dessen natürliche Ursache zu sein. Jene Staatsmänner, die ihn durch besondere Aufmunterung begünstigen wollten, haben wohl die Wirkung und das Symptom mit der Ursache verwechselt. Holland, das im Verhältnis zu seiner Gebietsausdehnung und Einwohnerzahl bei weitem das reichste europäische Land ist, hat deshalb auch den größten Anteil an dem europäischen Zwischenhandel. England, das vielleicht das zweitreichste Land Europas ist, hat gleichfalls, wie man annimmt, einen großen Anteil daran, obgleich man oft finden wird, daß das, was gewöhnlich als der Zwischenhandel Englands gilt, nichts anderes ist, als ein mittelbarer Einfuhrhandel für den Bedarf. Von dieser Art ist zu einem großen Teile der Handel, der die Güter Ost- und Westindiens und Amerikas auf verschiedene europäische Märkte bringt. Diese Güter werden gewöhnlich entweder unmittelbar mit Erzeugnissen britischen Gewerbfleißes oder mit etwas anderem, das für diese Erzeugnisse erworben worden ist, gekauft, und die allerletzten Eingänge dieses Handels werden fast immer in Großbritannien gebraucht und verzehrt. Die Hauptzweige des eigentlichen Zwischenhandels von Großbritannien bilden wohl einerseits der Handel, der zwischen den verschiedenen Häfen des Mittelmeeres durch britische Fahrzeuge betrieben wird, und andererseits ein Teil des Handels gleicher Art, den britische Kaufleute zwischen den verschiedenen Häfen Indiens betreiben.

Die Ausdehnung des Binnenhandels und des Kapitals, das in ihm angelegt werden kann, hat seine notwendigen Grenzen an dem Werte des überschüssigen Produktes aller jener im Lande verstreuten Orte, die ihre Produkte untereinander austauschen müssen, die Ausdehnung des Einfuhrhandels für den Bedarf an dem Werte des überschüssigen Produktes des ganzen Landes und dessen, was damit gekauft werden kann, die Ausdehnung des Zwischenhandels an dem überschüssigen Produkte aller Länder der Welt; seine mögliche Ausdehnung ist daher im Vergleich zu der der beiden anderen gewissermaßen unendlich, und er vermag die größten Kapitalien in sich aufzunehmen.

Die Rücksicht auf seinen eigenen privaten Profit ist der einzige Beweggrund, der den Eigentümer eines Kapitals dazu bestimmt, es im Ackerbau, in Manufakturen, oder in irgendeinem Zweige des Groß- oder Kleinhandels anzulegen. Er denkt nie daran, welche Mengen produktiver Arbeit es in Gang setzen, und welche Werte es dem jährlichen Boden- und Arbeitsprodukte der Gesellschaft hinzufügen mag, je nachdem er es auf die eine oder andere dieser drei Arten anwendet. Daher werden in Ländern, wo der Landbau das gewinnreichste aller Geschäfte, und Pachtung und Bodenverbesserung der kürzeste Weg zu einem großen Vermögen ist, die Kapitalien der Privatleute in der für die ganze Gesellschaft ersprießlichsten Weise angewandt werden. Doch scheinen die Profite des Ackerbaues in keinem Teile Europas denen anderer Tätigkeiten überlegen zu sein. Projektenmacher haben allerdings seit einigen Jahren in jedem Winkel Europas das Publikum mit den glänzendsten Berichten über Profite unterhalten, die sich durch Anbau und Verbesserung des Bodens machen ließen. Ohne daß wir in eine genaue Erörterung ihrer Rechnungen eingehen wollen, kann schon eine einfache Betrachtung hinreichen, uns von deren Falschheit zu überzeugen. Man sieht täglich die ansehnlichsten Reichtümer, die während einer Generation durch Handel und Manufakturen erworben worden sind, und das oft mit einem sehr kleinen, ja manchmal ohne alles Kapital. Dagegen ist vielleicht in diesem Jahrhundert kein einziges Beispiel in Europa vorgekommen, daß ein ähnliches Vermögen in gleicher Zeitdauer und mit gleichem Kapital auf dem Wege der Landwirtschaft erworben worden wäre. Und doch liegt in allen großen Ländern Europas noch viel guter Boden unbebaut, und der größere Teil des bebauten ist noch weit davon entfernt, so kultiviert zu sein, als er es sein könnte. Der Ackerbau also ist überall fähig, ein weit größeres Kapital aufzunehmen, als bis jetzt jemals darauf verwendet worden ist. Welche Verhältnisse in der europäischen Politik den in den Städten betriebenen Gewerben einen so großen Vorzug vor den auf dem Lande betriebenen verschafft haben, so daß es Privatleute oft vorteilhafter finden, ihre Kapitalien in dem entferntesten Zwischenhandel zwischen Asien und Amerika, als auf die Verbesserung und Kultur der fruchtbarsten Ländereien in ihrer nächsten Umgegend zu verwenden, das will ich in den beiden folgenden Büchern ganz ausführlich auseinanderzusetzen suchen.


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