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Zweites Buch.
Wesen, Aufhäufung und Verwendung des Vorrats.

Einleitung.

In jenem rohen Gesellschaftszustande, in dem es keine Arbeitsteilung gibt, in dem ein Tausch nur selten abgeschlossen wird, und in dem jedermann sich mit allem selbst versorgt, ist es nicht nötig, daß ein Vorrat im voraus aufgehäuft oder angesammelt werde, um die Geschäfte der Gesellschaft zu betreiben. Jedermann sucht durch seinen eigenen Fleiß seine gelegentlichen Bedürfnisse, wie sie auftauchen, zu befriedigen. Wenn er hungrig ist, geht er in den Wald und jagt; wenn seine Kleidung abgetragen ist, zieht er das Fell des ersten besten großen Tieres an, das er tötet, und wenn seine Hütte anfängt, schlecht zu werden, bessert er sie, so gut er kann, mit den nächsten Bäumen und Rasen aus.

Ist aber die Arbeitsteilung erst einmal durchweg eingeführt, so kann das Produkt der Arbeit eines einzigen Menschen nur einen sehr kleinen Teil seiner gelegentlichen Bedürfnisse befriedigen. Ihr größter Teil wird mit dem Produkte von anderer Menschen Arbeit, die er mit seinem eigenen Produkte, oder, was dasselbe ist, mit dem Preise seines eigenen Produktes kauft, befriedigt. Dieser Kauf kann jedoch nicht eher gemacht werden, bis das Produkt seiner eigenen Arbeit nicht nur vollendet, sondern auch verkauft ist. Es muß daher ein Vorrat von allerlei Gütern gesammelt werden, der hinreicht, ihn zu unterhalten und wenigstens so lange mit Materialien und Werkzeugen zu versorgen, bis jene beiden Tatsachen eingetreten sind. Ein Weber kann sich seinem besonderem Geschäfte nicht ganz hingeben, wenn nicht zuvor irgendwo, sei es in seinem eigenen Besitze, oder in dem einer anderer Person ein Vorrat aufgesammelt worden ist, der hinreicht, ihm Unterhalt zu gewähren und ihn mit den Materialien und Werkzeugen zu seiner Arbeit so lange zu versorgen, bis er sein Gewebe nicht nur vollendet, sondern auch verkauft hat. Diese Aufhäufung muß offenbar schon geschehen sein, bevor er seinen Fleiß auf so lange Zeit einem so besonderen Geschäfte widmet.

Wie die Aufhäufung von Vorrat naturgemäß der Arbeitsteilung vorhergehen muß, so kann auch die Arbeit nur in dem Maße immer weiter geteilt werden, als immer mehr Vorrat aufgehäuft worden ist. Die Menge der Materialien, die ein und dieselbe Anzahl Leute verarbeiten kann, wächst entsprechend rasch, wenn die Arbeit immer mehr geteilt wird; und da die Verrichtungen jedes Arbeiters auf einen immer höheren Grad von Einfachheit zurückgeführt werden, so werden viele neue Maschinen erfunden, die zur Erleichterung und Abkürzung jener Verrichtungen dienen. Wenn daher die Arbeitsteilung fortschreitet, so muß, damit einer gleichen Anzahl von Arbeitern fortwährend Beschäftigung gegeben werden kann, im voraus auch ein gleicher Vorrat von Lebensmitteln und ein größerer Vorrat von Materialien und Werkzeugen, als bei einem roheren Zustand der Dinge nötig gewesen wäre, aufgehäuft werden. Es wächst aber die Zahl der Arbeiter in jedem Geschäftszweige im allgemeinen mit der Arbeitsteilung in diesem Zweige, oder vielmehr die Zunahme ihrer Anzahl ist es, die sie befähigt, sich in dieser Weise zu verteilen und unterzuordnen.

Wie die Aufhäufung von Vorrat notwendig ist, um diese starke Zunahme der Produktivkräfte der Arbeit hervorzubringen, so führt jene Aufhäufung natürlich wieder zu dieser Vergrößerung. Wer seinen Vorrat zum Unterhalt von Arbeit anlegt, muß wünschen, ihn so anzulegen, daß ein möglichst großer Effekt damit erzielt wird. Er sucht daher sowohl unter seinen Arbeitern die zweckmäßigste Verteilung der Geschäfte einzuführen als auch sie mit den besten Maschinen zu versehen, die er erfinden oder erwerben kann. Seine Fähigkeiten in dieser zweifachen Hinsicht richten sich gewöhnlich nach der Größe seines Vorrats oder nach der Zahl von Leuten, die er beschäftigen kann. Mithin wächst der Umfang der Gewerbtätigkeit in jedem Lande nicht nur mit der Zunahme des Vorrats, der zu ihrem Unterhalte dient, sondern es bringt auch infolge dieser Zunahme eine Gewerbtätigkeit von dem nämlichen Umfange einen weit größeren Effekt hervor.

Das sind im allgemeinen die Wirkungen der Zunahme des Vorrats auf die Gewerbtätigkeit und ihre Produktivkräfte.

Ich habe in diesem Buche gesucht, das Wesen des Vorrats, die Wirkungen seiner Aufhäufung zu Kapitalien verschiedener Art und die Wirkungen der verschiedenen Anlagearten dieser Kapitalien darzulegen. Das Buch zerfällt in fünf Kapitel. In dem ersten Kapitel habe ich zu zeigen gesucht, welches die verschiedenen Teile oder Zweige sind, in die der Vorrat eines Individuums oder einer großen Gesellschaft naturgemäß von selbst zerfällt. Im zweiten habe ich das Wesen und die Verrichtungen des Geldes als eines besonderen Zweiges des allgemeinen Gesellschaftsvorrates darzustellen gesucht. Der zu einem Kapital aufgehäufte Vorrat kann entweder von der Person, der er gehört, verwendet oder irgendeiner anderen Person geliehen werden. Im dritten und vierten Kapitel habe ich gesucht, die Art, wie er in diesen beiden Fällen wirkt, zu prüfen. Das fünfte und letzte Kapitel handelt von den verschiedenen Wirkungen, welche die verschiedenen Kapitalanlagen unmittelbar auf den Umfang der nationalen Gewerbtätigkeit und auf die Menge des jährlichen Erzeugnisses von Boden und Arbeit hervorbringen.


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