Johann Gabriel Seidl
Gedichte
Johann Gabriel Seidl

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Wetterrose

(Carlina acaulis)

         

Mein Herz, das ruhelose,
Mit seinem Wohl und Weh,
Es gleicht der Wetterrose
Auf steiler Bergeshöh'.

Lacht hell im Sonnenglanze
Der Himmel fern und nah,
Mit offnem Blätterkranze
Steht dann die Rose da.

Doch trübt ein nahes Wetter
Des Himmels sanfte Ruh',
Dann schließt sie ihre Blätter
In stiller Trauer zu.

So ist's mit meinem Herzen,
Dem ich vertrauen kann,
Es kündet Lust und Schmerzen
Mir immer treulich an.

Wenn's krampfig sich verschließet,
Sich in sich selber kehrt,
Dann fließet, Tränen, fließet:
Das Zeichen ist bewährt.

Doch beut sich's manchmal offen,
Der Welt zum Spiegel gern,
Dann ist, – o süßes Hoffen –
Ein Freudenblick nicht fern!

 


 


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