Johann Gabriel Seidl
Gedichte
Johann Gabriel Seidl

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Sternenmahnung

          Von den Sternen laßt uns lernen
Stille Ruh' und reinen Sinn:
Friedsam in den blauen Fernen
Ziehn sie über uns dahin.

Was geschehen, anzusehen
Ist jahrtausendlang ihr Los,
Und sie wandeln und sie stehen
Ewig klar und ewig groß.

Unerschüttert, wenn's gewittert,
Schimmern sie nach Sturm und Not,
Und ihr sanfter Schimmer zittert
Heller noch ins Morgenrot.

Mag in Kämpfen und in Krämpfen
Zuckend ringen Land und Meer,
Unberührt von Dunst und Dämpfen
Schaun sie nieder hold und hehr.

Und so werden sie auf Erden
Noch herabsehn im Moment,
Wenn schon auf der Menschheit Herden
Einst die letzte Flamme brennt.

Wahrer Wächter der Geschlechter
Stehn sie dort in stiller Nacht,
Mahnend jeden Gottverächter,
Daß ein richtend Auge wacht.

Gott zum Preise ziehn sie leise
Nächtlich aus am Himmelssaal,
Daß der Fromme, daß der Weise
Trost sich schöpf' aus ihrem Strahl. –

Ruh' und Frieden, wie beschieden
Er den Sternen droben ist,
Und Beständigkeit hiernieden
Tut uns not zu dieser Frist.

Darum lernen von den Sternen
Laßt uns hohen, reinen Sinn,
Und wir blicken in die Fernen
Trostreich dann und mutvoll hin!

 


 


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