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Die Gletschernymphe liebt so heiß
Den schönen Jägersmann,
Und blickt aus ihrem Haus von Eis
Ihn oft begehrend an.
Allein des Gemsenjägers Sinn
Ist rauh wie seine Welt;
Sie schmeichelt ihm, sie warnet ihn, –
Er bleibt der Felsenheld.
Als Alpenröslein neigt sie oft
Ihr Blütenhaupt ihm zu:
Als Zephir wiegt sie, unverhofft,
Ihn still in weiche Ruh';
Oft droht sie wild als Nebelbild
Vom Schreckhorngipfel ihm:
Durchbrauset oft das Schneegefild
Mit bösem Ungestüm.
Er aber stehet unverzagt,
Trotz Schmeicheln und Gefahr,
Ob es ihm gleich sein Ahnen sagt,
Daß es die Nymphe war.
Sein Spiel ist kühne Gemsenhetz,
Sein Reichtum keckes Blut;
Er achtet nicht der Nymphe Netz,
In seinem Übermut.
Drob glühet sie in grauser Glut,
Er hat ihr's angetan;
Und sei's in seinem roten Blut,
Sie muß ihn doch umfahn;
Sie muß an seine Brust die Brust
Anschmiegen weich und warm;
Muß einmal büßen ihre Lust
In Gemsenjägers Arm!
Drum schmückt sich, wild von Wut erfaßt,
Mit vollem Schmuck die Maid:
Wirft um den Leib in toller Hast
Ihr Berglawinenkleid;
Reiht um ihr Haupt das Zackenband
Mit eisdemantnem Haft:
Bewehrt mit Donnerwucht die Hand,
Den Fuß mit Schwindelkraft.
Da steht der schöne Jägersmann
Am hohen Alpensteg:
Die Nymphe schaut's und eilt heran
Auf schrägem Felsenweg.
Er sieht sie nahn; sie sieht ihn fliehn;
Flieht nach von Schacht zu Schacht;
Da bückt er sich, da faßt sie ihn
Mit wilder Liebesmacht.
Da stürzt sie sich mit ihm hinab
Aufs himmeltiefe Pfühl,
Und treibt im kühlen Felsengrab
Mit ihm ihr Liebesspiel. –
Manch einer, der dem Jäger gut,
Weiß nicht, wohin er kam:
Doch in der Schneebraut Armen ruht
Der Jägerbräutigam! |