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Sechstes Kapitel.

Seht diese Heldenschaar vereint,
Ein Mährchen zu vernehmen;
Soll unser blutgewohntes Schwert
Ein Thränenguß bezähmen?

Henry Mackenzie.

 

Am Abend des Tages, wo der Lord Keeper und seine Tochter einer so drohenden Gefahr entgangen waren, saßen zwei Fremde in der innersten Stube einer kleinen Herberge oder vielmehr eines Bierhauses, zum Fuchsbau genannt, ungefähr drei oder vier Meilen vom Schlosse Ravenswood entfernt, und eben so weit von der alten Burg Wolf's Crag.

Der eine dieser Fremden mochte etwa vierzig Jahre haben, er war groß, schlank, mit einer Adlernase, dunklen, durchbohrenden Augen, und seine Züge hatten einen feinen aber unheimlichen Ausdruck. Der andere, ungefähr fünfzehn Jahre jünger, war klein, gedrungen, rothwangig und rothhaarig; er hatte einen offenen, entschlossenen und freundlichen Blick, dem Sorglosigkeit und Kühnheit Feuer und Leben gaben, obgleich seine Augen grau waren. Eine Weinkanne (denn damals wurde der Wein vom Fasse in zinnernen Kannen gereicht) stand auf dem Tische, und ein Jeder hatte seinen Becher vor sich. Indeß Fröhlichkeit schien hier nicht zu herrschen. Ein jeder saß da mit gekreuzten Armen, ängstliche Erwartung in den Blicken, in seine eigenen Gedanken versunken, und ohne sich seinem Nachbar mitzutheilen.

Endlich brach der jüngere das Schweigen durch den Ausruf: »Was Teufel kann den Ravenswood so lange aufhalten? er muß in seinem Unternehmen Unglück gehabt haben. – Warum habt Ihr mir es ausgeschwatzt, ihn zu begleiten?«

»Ein Mann ist genug, sich selber Recht zu verschaffen,« sagte der ältere und größere; »wir wagen unser Leben für ihn, daß wir uns so weit in die Sache einlassen.«

»Und Ihr seid nur eine Memme, Craigengelt,« antwortete der jüngere, »und das hat mehr als Einer schon längst von Euch gedacht.«

»Aber Keiner hat gewagt, es mir zu sagen,« sagte Craigengelt, mit der Hand an's Schwert fahrend; »und hielte ich einen Hitzkopf für etwas Anderes als einen Thoren, so wollte ich« – er hielt inne, die Antwort seines Gesellschafters zu hören.

»Wollte ich?« wiederholte der Andere kalt; »und warum wollt Ihr denn nicht?«

Craigengelt zog sein Schwert einige Zoll heraus, und stieß es dann mit Gewalt in die Scheide zurück – »Weil ein anderes Wagestück ausgeführt werden soll, das mehr gilt, als das Leben von zwanzig Einfaltspinseln wie Ihr.«

»Ihr habt Recht, mich so zu nennen,« sagte sein Gesellschafter: »denn hätten mich nicht diese Beschlagnahmen und diese letzte Geldbuße, nach welcher der alte Maulaffe Turntippet schnappt, und die, wie ich annehme, bereits über mich verhängt ist, vollends von Haus und Hof getrieben; ich wäre ein Pinsel und ein Schelm dazu, wenn ich auf Euer Versprechen baute, mir eine Offizierstelle in der irischen Brigade zu verschaffen, – was geht mich die irische Brigade an? Ich bin ein guter Schottländer, wie mein Vater vor mir war, und meine Großmuhme, die Lady Girnington, kann nicht ewig leben.«

»Aber, Bucklaw,« versetzte Craigengelt, »sie kann noch eine lange Weile leben, und was Euern Vater betrifft, er hatte Land und Vermögen, nahm sich vor Pfandleihern und Wucherern in Acht, zahlte seine Schulden, und lebte auf seinem Eigenthum.«

»Und wer ist Schuld daran, daß ich es nicht auch so machte?« sagte Bucklaw – »wer? wenn nicht der Teufel und Ihr und Euresgleichen, die Ihr mir geholfen, mein schönes Gut zu verzehren, und nun soll ich, meine ich, wie Ihr wohnen und wandern – die eine Woche von einem geheimen Brieschen von St. Germain leben – die andere von der Nachricht eines Aufstandes in den Hochlanden – mein Frühstück von alten Jakobistischen Matronen gewinnen, und ihnen Haare aus einer alten Perücke für Locken des Ritters geben – meinem Freunde in seiner Sache helfen, und ihn im Augenblick der Noth im Stiche lassen, damit ein so bedeutender politischer Agent nicht zu Schaden komme. Und all dies soll ich des Brodes halber thun, außer daß ich mich einen Capitain nenne!«

»Ihr glaubt da eine schöne Rede zu halten,« sagte Craigengelt, »und auf meine Unkosten Euern Witz zu zeigen. Ist Hungers sterben oder gehenkt werden besser, als ein Leben zu führen, wie ich es führen muß, weil der König in seinen jetzigen Umständen seine Gesandten nicht hinlänglich bezahlen kann?«

»Hungers sterben ist ehrenvoller, Craigengelt, und gehenkt werden könnte wohl das Ende davon sein – Aber was Ihr mit dem armen Schlucker, dem Ravenswood, machen wollt, ich seh's nicht ein – er hat so wenig Geld wie ich – alle seine Güter sind verpfändet, die Wucherzinsen verzehren die Einkünfte, und haben nicht genug, – und was bewegt Euch nun, Euch mit ihm einzulassen?«

»Beruhigt Euch, Bucklaw; ich verstehe meine Sache,« versetzte Craigengelt. »Außerdem daß sein Name und seines Vaters Verdienste von 1689 dazu beitragen werden, eine solche Erwerbung zu Versailles und zu St. Germain zu rühmen – so mögt Ihr auch erfahren, daß der Herr von Ravenswood ein ganz anderer Kauz ist als Ihr. Er hat Geschick und Gaben, so gut als Herz und Muth, und er wird sich in der Fremde als ein junger Mann von Kopf und Herz erweisen, der sich auf mehr versteht, als auf den Lauf der Pferde und den Flug der Falken. Ich habe das letztemal das Zutrauen verloren, weil ich keinen hinübergebracht, der für etwas anderes Sinn gehabt hätte, als einen Hirsch aufzutreiben, oder einen Falken zu rufen. Der Herr von Ravenswood hat Erziehung und Verstand.«

»Und doch ist er nicht gescheid genug, den Pfiffen eines Seelenverkäufers zu entwischen, Craigengelt?« versetzte der jüngere Mann. »Werdet doch nicht böse; Ihr wißt, Ihr wollt Euch nicht schlagen, und Ihr mögt also füglich Euer Heft in Frieden lassen. Erzählt mir lieber trocken heraus, wie Ihr den Ravenswood in Euer Vertrauen gezogen?«

»Indem ich seiner Rachsucht schmeichelte, Bucklaw,« antwortete Craigengelt. »Er war immer mißtrauisch gegen mich; aber ich ersah meine Zeit, und hämmerte darauf los, als er vor Zorn und Rache gluthroth war. Er geht nun, wie er sagt, und vielleicht denkt, den Sir William Ashton zur Rede zu stellen. Ich sage, daß, wenn sie zusammenkommen, und der Rechtsgelehrte ihn zwingt, sich zu vertheidigen, Ravenswood ihn erschlagen wird, denn er hat den Funken im Auge, der nicht trügt, wenn man Jemands Vorsatz erspähen will. Jedenfalls wird er ihm einen solchen Streich spielen, daß daraus leicht ein Attentat gegen ein Geheimrathsmitglied gemacht werden kann; demnach wird zwischen ihm und der Regierung ein vollkommener Bruch entstehen: Schottland wird zu heiß für ihn werden, Frankreich wird ihn gewinnen, und wir werden zusammen auf der französischen Brigantine l'Espoir, die für uns vor Eyemouth kreuzt, unter Segel gehen.«

»Ich bin es zufrieden,« sagte Bucklaw; »in Schottland ist nichts mehr übrig, wornach ich frage, und wenn uns die Gesellschaft von Ravenswood eine bessere Aufnahme in Frankreich verschafft – ei, so sei es denn in Gottesnamen also. Mir scheint's, daß uns unsere Verdienste geringe Beförderung verschaffen werden, und ich bin gewiß, daß er dem Lord Keeper eine Kugel durch's Hirn jagt, ehe er hierher kommt. Jedes Jahr sollten einer oder zwei dieser schurkenhaften Staatsmänner niedergeschossen werden; das wäre genug, um die Anderen zu einer guten Aufführung zu zwingen.«

»Vollkommen wahr,« versetzte Craigengelt; »und das erinnert mich, nach unseren Pferden zu sehen, ob sie gefüttert und bereit sind, denn sollte sich diese That ereignet haben, so hätte das Gras keine Zeit, unter ihren Hufen zu wachsen.« – Er ging bis zur Thüre, kehrte dann um, und sagte zu Bucklaw mit einem ernsten Blick: »Was auch aus dieser Sache werden mag, Ihr werdet so gut sein, Euch zu erinnern, daß ich nichts zu Ravenswood sagte, wodurch ich der Theilnahme an einer Gewaltthätigkeit, die er vielleicht in seinem Kopfe ausgeheckt hat, bezüchtigt werden könnte.«

»Nein, nein, kein Wort von Theilnahme,« versetzte Bucklaw; »Ihr wisset nur zu gut, was die zwei schrecklichen Worte: Weisen und Heißen auf sich haben.« Dann sprach er die folgenden Verse wie vor sich hin:

»Der Weiser sprach nicht, doch er zeigte fein,
Und deutete genau auf blut'gen Mord.«

»Was sprecht Ihr da mit Euch selbst?« sagte Craigengelt, sich mit einer Aengstlichkeit herumdrehend.

»Nichts – nur zwei Verse, die ich auf der Bühne gehört habe,« versetzte sein Geselle.

»Bucklaw,« sagte Craigengelt, »ich denke oft, Ihr hättet ein Schauspieler werden sollen; Alles ist Scherz und Lust an Euch.«

»Ich habe es selbst oft gesagt,« sagte Bucklaw. »Ich glaube, es wäre heilsamer für mich, als mit Euch eine Rolle in der unheilvollen Verschwörung zu spielen. – Doch fort, spielt Eure Rolle und seht nach den Pferden gleich einem Stallknechte, wie Ihr seid. – Ein Schauspieler – ein Bretterheld!« wiederholte er für sich; »das hätte einen Schwertstoß verdient; aber dieser Craigengelt ist nur eine Memme – Und doch wäre ich im Stande, diese Kunst zu lieben – Halt' einmal – ich will sehen – ja – ich möchte auftreten in Alexander –

»Vom Grab steig' ich zu meiner Liebe Schutz,
Zieht eure Schwerter all', und bietet Trutz;
Wie Spreu zerstieben sollt ihr, stürm' ich an –
Die Liebe ruft, der Ruhm zeigt mir die Bahn.«

Während Bucklaw mit einer Donnerstimme, die Hand an's Schwert haltend, die überspannten Verse des armen Lee wiederholte, kam Craigengelt mit bestürzter Miene zurück.

»Wir sind verloren, Bucklaw! das Handpferd Ravenswoods hat im Stalle den Halfter überschlagen, und ist lahm – sein Miethpferd wird nach dem Tagwerk müde sein, und nun haben wir kein frisches Pferd; er wird nicht fort können.«

»Freilich, diesmal wird es nicht mit der Schnelligkeit des Blitzes gehen,« sagte Bucklaw trocken. »Aber halt, Ihr könnt ihm das Eurige geben.«

»Was! und mich fangen lassen? Ich danke für Euren Rath,« sagte Craigengelt.

»Warum,« versetzte Bucklaw, »wenn dem Lord Keeper ein Unfall begegnet ist, was ich für mein Theil nicht glauben kann, da Ravenswood nicht der Kerl ist, einen alten waffenlosen Mann zu erschießen – aber wenn es im Schlosse Lärm gegeben haben sollte, Ihr wart weder Heißer noch Weiser dabei, und habt also, wie Ihr wißt, nichts zu befürchten.«

»Wahr, wahr,« antwortete der Andere verlegen; »aber bedenkt meinen Auftrag von St. Germain.«

»Von dem ein Mancher glaubt, daß er Euer eigenes Machwerk ist, edler Capitain. – Gut, wenn Ihr ihm Euer Pferd nicht geben wollt, so soll er das meinige haben.«

»Das Eurige?« sagte Craigengelt.

»Ja, das meinige,« wiederholte Bucklaw; »man soll von mir nicht sagen, daß ich einen Edelmann in einer kleinen Ehrensache verlassen hätte, und daß ich ihm weder dabei, noch daraus geholfen.«

»Ihr wollt ihm Euer Pferd geben? Habt Ihr auch den Verlust bedacht?«

»Verlust! warum? Grey Gilbert kostet mich zwanzig Jakobuse, das ist wahr, aber da sein Miethpferd ist etwas werth, und sein Black Moor ist doppelt so viel werth, wenn er gesund ist, und ich weiß ihn zu behandeln. Nimm einen fetten, säugenden Bullenbeißer, schinde und weide ihn aus, fülle den Bauch mit schwarzen und grauen Schnecken an, brate ihn eine Zeit lang, und beträufle ihn mit Spicköl, Safran, Zimmt und Honig, schmiere das Pferd mit dem Bratenfett, reibe es –«

»Ja, Bucklaw; aber unterdessen, ehe die Verrenkung geheilt ist, ja ehe ihr den Bullenbeißer braten könnt, werdet Ihr ergriffen und gehangen werden. Verlaßt Euch darauf, die Jagd wird scharf hinter Ravenswood her sein. Ich wollte, er hätte uns einen Platz zur Zusammenkunft bestimmt, der näher an der Küste wäre.«

»Meiner Treu' denn,« sagte Bucklaw, »so wäre es das Beste, mich gleich aus dem Staube zu machen, und ihm mein Pferd zu lassen – Horch, horch, er kommt, ich höre Huftritte.«

»Seid Ihr gewiß, daß es nur Einer ist?« sagte Craigengelt; »ich fürchte, es kommt eine ganze Hetze; es kommt mir vor, als höre ich drei oder vier herangesprengt kommen – ich bin gewiß, ich höre mehr Pferde als eins.«

»Gemach, gemach, es ist die Hausmagd, die in ihren Holzschuhen zum Brunnen geht. Bei meiner Treu, Capitain, Ihr sollt Eure Capitainschaft und Euren geheimen Dienst aufgeben, denn Ihr werdet so leicht scheu wie eine wilde Gans. Doch da kommt Ravenswood allein und finster wie eine Novembernacht.«

Der Herr von Ravenswood trat in die Stube, in seinen Mantel gehüllt, mit gekreuzten Armen, finsteren und zugleich niedergeschlagenen Blicken. Er warf den Mantel von sich, als er hereingetreten, setzte sich auf einen Stuhl, und schien in tiefes Nachsinnen versunken.

»Was hat's gegeben? Was habt Ihr gethan?« fragten Craigengelt und Bucklaw hastig und zugleich.

»Nichts,« war die kurze und mürrische Antwort.

»Nichts? und Ihr verließet uns fest entschlossen, den alten Schurken zur Rechenschaft zu ziehen für all' die Unbilde, die Ihr, wir, das ganze Land von ihm erfahren? Habt Ihr ihn gesehen?«

»Ja,« versetzte der Herr von Ravenswood.

»Ihn gesehn? und seid fortgegangen, ohne die alten Schulden in Richtigkeit zu bringen?« sagte Bucklaw, »das hätte ich von dem Herrn von Ravenswood nicht erwartet.«

»Ihr habt nichts zu erwarten,« versetzte Ravenswood; »Ihr seid es nicht, Herr, dem ich geneigt wäre, für mein Betragen Rede zu stehen.«

»Ruhig, Bucklaw,« sagte Craigengelt, seinem Gesellen, der eine beißende Antwort geben zu wollen schien, in die Rede fallend. »Der Herr von Ravenswood ist durch irgend einen Zufall in seinem Entschluß gestört worden; doch er muß Freunden, die ihm so ergeben sind, wie Ihr und ich, die ängstliche Neugierde verzeihen.«

»Freunden! Kapitän Craigengelt,« versetzte Ravenswood stolz; »ich weiß nicht, was für eine Vertraulichkeit zwischen uns Euch das Recht gibt, diesen Ausdruck zu gebrauchen. Unsere Freundschaft besteht in nichts weiter, als daß wir übereingekommen sind, zusammen Schottland zu verlassen, sobald ich das Stammschloß meiner Väter besucht, und eine Unterredung mit dem derzeitigen Besitzer, ich will nicht sagen Eigenthümer, gehabt haben würde.«

»Sehr wahr, Herr,« antwortete Bucklaw; »und da wir glaubten, daß Ihr etwas vor hättet, was Euren Hals auf's Spiel setzte, so waren Craigengelt und ich so gefällig, auf Euch zu warten, obgleich dies für uns gefährlich hätte werden können. Was Craigengelt belangt, so hat dies nicht viel zu bedeuten, denn bei seiner Geburt schon war ihm der Galgen an die Stirn geschrieben; aber mich sollte es nicht gelüsten, um eines fremden Mannes Sache willen durch ein solches Ende meine Verwandtschaft zu entehren.«

»Ihr Herren,« sagte Ravenswood, »es thut mir leid, euch Ungelegenheiten verursacht zu haben, jedoch ich muß mir mein Recht vorbehalten, in meinen Sachen das Beste wählen zu können, ohne einem Andern darüber Rede zu stehen. Ich habe meinen Vorsatz geändert, und es ist nicht mein Wille, das Land jetzt zu verlassen.«

»Das Land nicht zu verlassen!« rief Craigengelt aus. »Nicht hinüberzugehen nach all' der Mühe und Auslage, die es mich gekostet – nach all' der Gefahr, entdeckt zu werden, und der Auslage von Fracht- und Liegegeld!«

»Herr,« versetzte von Ravenswood, »als ich im Sinne hatte, dies Land eilig zu verlassen, machte ich von Eurem zuvorkommenden Anerbieten, mir die Reisekosten zu verschaffen, Gebrauch, aber ich entsinne mich nicht, daß ich mich verpflichtet hätte, fortzugehen, wenn mein Vorsatz sich ändern sollte. Es thut mir leid, Euch Mühe gemacht zu haben, und ich danke Euch dafür; Eure Auslage,« fügte er hinzu, die Hand in die Tasche steckend, »verstattet eine handgreiflichere Vergütung – Fracht- und Liegegeld sind Dinge, die ich nicht verstehe, Kapitän Craigengelt; aber nehmt meine Börse, und bezahlt Euch selbst nach Eurem Gewissen.« Und somit reichte er eine Börse mit einigem Gold dem sogenannten Kapitän.

Aber Bucklaw trat hier in's Mittel. »Eure Finger, Craigengelt, scheint's nach dem Ding da von grünem Netzwerk zu jucken,« sagte er; »aber ich schwöre Euch zu Gott, wenn sie darnach greifen, so haue ich sie Euch mit meinem Messer ab. Weil der Herr seinen Vorsatz geändert hat, so halt' ich dafür, daß wir uns hier nicht verweilen; aber vor Allem bitte ich ihn um Erlaubniß, ihm zu sagen – –«

»Sagt ihm, was Ihr wollt,« sagte Craigengelt, »wenn Ihr mir zuvor vergönnen wollt, ihm die Unannehmlichkeiten zu schildern, denen er sich durch die Veranlassung unserer Gesellschaft aussetzen wird, sowie ihn an die Hindernisse zu erinnern, die sein Hierbleiben finden wird, und an die Schwierigkeiten, die sich seiner Aufnahme in Versailles und St. Germain entgegen stellen werden, wenn er daselbst ohne die Empfehlung einflußreicher Personen erscheint.«

»Außer dem Verlust der Freundschaft wenigstens eines Mannes von Geist und Ehre,« sagte Bucklaw.

»Ihr Herren,« sagte Ravenswood, »erlaubt mir noch einmal, euch zu versichern, daß ihr unserer vorübergehenden Bekanntschaft mehr Bedeutung gegeben habt, als ich je gewünscht. Wenn ich an fremden Höfen erscheine, so brauche ich weder die Empfehlung eines ränkevollen Abenteurers, noch die Freundschaft eines hitzköpfigen Eisenfressers.« Mit diesen Worten und ohne auf Antwort zu warten, verließ er die Stube, bestieg sein Pferd, und man hörte ihn davonreiten.

» Morbleu!« sagte Kapitän Craigengelt, »mein Rekrut ist fort!«

»Ja, Kapitän,« sagte Bucklaw, »der Lachs ist davon mit Angel und Allem. Aber ich will ihm nach, denn er hat mir mit seiner Grobheit mehr zu verschlingen gegeben, als ich wohl verdauen mag.«

Craigengelt erbot sich, ihn zu begleiten; aber Bucklaw versetzte: »Nein, nein, Kapitän, haltet Euch zum Kamin, bis ich wieder komme; es schläft sich gut in einem dicken Pelz.

Was kümmert's die Alte beim Feuer im Hause,
Ob schneidend der Wind über's Heideland sause!«

Diese Worte singend verließ er die Stube.

 


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