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Die nächsten Tage in der Ischler Villa erwartete sie fieberig eine Nachricht von Kasimir. Vergebens. Ihr erregtes Wesen begann aufzufallen, es wurde ihr klar, daß sie irgend etwas unternehmen, daß sie zum mindesten mit irgend jemandem sprechen mußte. Wem aber sollte sie sich anvertrauen? Am nächsten fühlte sie sich der fünfzehnjährigen Bertha, die jeden Tag in einen andern verliebt war und sich vor dem Schlafengehen an Theresens Herz auszuweinen pflegte. Gerade dieses Kind, so schien es ihr, hätte sie am besten verstehen und trösten können. Aber bald sah sie die Unsinnigkeit ihres Einfalls ein, und sie schwieg. Unter den Erzieherinnen und Gesellschafterinnen, denen das sommerliche Beisammensein sie näher gebracht hatte, war keine, zu der sie sich hingezogen fühlte. Manche 108 von ihnen mochte wohl ihre persönlichen Erfahrungen haben, doch Therese fürchtete Spott, Indiskretion, Verrat. Sie wußte natürlich, daß es Mittel und Wege gäbe, ihr zu helfen, doch es war ihr auch nicht unbekannt, daß dergleichen mit Gefahr verbunden war, daß man krank werden, sterben oder auch in den Kerker kommen konnte. Und irgendeine halb vergessene Geschichte, die sich vor zwei oder drei Jahren in Salzburg ereignet und ein tragisches Ende genommen hatte, wachte dumpf in ihrem Gedächtnis auf.
Sie gab sich eine letzte Frist von acht Tagen, um eine Nachricht von Kasimir zu erwarten. Während dieser Zeit fand sie in den Zerstreuungen des Landaufenthalts immerhin einige trügerische Ablenkung und Beruhigung. Als die acht Tage verstrichen waren, erbat sie sich drei Tage Urlaub. Sie hätte wegen der Verlassenschaft von ihrem Vater her mit ihrem Bruder dringend persönlich zu sprechen. Der Urlaub wurde ohne weiteres gewährt.