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3. Kapitel.

§ 26. Das Herangehen an ein Mädchen.

Das Gewinnen des Vertrauens eines Mädchens, welches man unter Beachtung der Regeln für das Freien erlangt hat, ist nun abgetan. Bei einer aber, die man nicht erlangen kann, auch wenn man um sie freit, gibt es vier Hochzeitsarten, die der Gandharven usw. Zuvörderst gibt (der Verfasser) die Gründe an, weshalb sie nicht erlangt werden kann:

Ein an Geld Armer, wenn auch an Vorzügen Reicher; oder einer mit mäßigen Vorzügen, aber arm an Vorwänden; oder ein reicher Nachbar; einer, der von den Eltern und Brüdern abhängt; oder einer, der als Kind gilt und ein gewöhnlicher Gast ist, soll aber nicht um das Mädchen freien, da es unerreichbar ist. Von Kindheit an soll er selbst sie sich geneigt machen. Und wenn er, mit solchen Eigenschaften, im Hause eines Onkels im Südlande als Kind, von Vater und Mutter getrennt, in demütiger Stellung weilt, soll er die infolge des Geldreichtums für ihn unerreichbare Tochter des Onkels, auch wenn sie vorher schon versagt ist, zu gewinnen suchen; auch nach einer anderen, außerhalb Stehenden, soll er trachten. Da auf diese Weise bei dem Mädchen der Dharma erreicht wird, so ist diese Erlangung preiswürdig, sagt Ghoṭakamukha.

»Ein an Geld Armer«, ein Mittelloser bekommt das Mädchen nicht, auch wenn er an Vorzügen, Angehörigen usw. reich ist. – »Oder einer mit mäßigen Vorzügen, aber arm an Vorwänden«: dessen Vorzüge, Schönheit, Charakter usw. mäßig sind und der arm an Vorwänden ist, da die Hauptsache, Angehörige, fehlt. – »Oder ein reicher Nachbar«, der in der Nähe ihres Hauses wohnt, bekommt sie nicht, aus Geldstolz und da er Streit usw. über das Grenzgebiet erhebt. – »Ein Abhängiger«, Unselbständiger, da die Eltern und Brüder noch da sind, bekommt sie nicht, auch wenn er Geld hat. – »Oder einer, der als Kind gilt und ein gewöhnlicher Gast ist«, der wie ein Knabe angesehen wird und auch ungehinderten Zutritt im Hause hat, bekommt sie nicht, da man ihn nicht beachtet. – Wenn man nicht freit, wie kann man sie da erlangen? Darauf antwortet (der Verfasser): »Von Kindheit an soll er sie sich geneigt machen.« Denn wenn sie Zuneigung liegt, läßt sie sich von selbst nach dem Gandharvenritus heimführen. Denn »der Gandharvenritus besteht in der eigenmächtigen Verbindung«. Darum werden die verschiedenen Weisen namhaft gemacht, um durch Galanterie gegen das Mädchen dasselbe geneigt zu machen. In welcher Gegend nun hauptsächlich eine derartige Gepflogenheit herrscht, mit Bezug darauf sagt (der Verfasser): »Mit solchen Eigenschaften«, der Armut usw. versehen; »im Südlande«, da man hier die Tochter des Mutterbruders heiraten kann; »von Vater und Mutter getrennt«, da sie tot sind, »in demütiger Stellung« mit der Familie des Onkels vereint. »Auch wenn sie vorher schon einem andern zugesagt ist« oder auch in dem Falle, daß nicht zugesagt ist. – »Auch nach einer andern, außerhalb Stehenden, soll er trachten«, die nicht Tochter des Onkels ist und außerhalb der Verwandtschaft mit den Eltern steht. Hier heißt es, selbst handeln, da es sich um eine Person handelt, deren sehr wünschenswerter Besitz nur durch eigene Tätigkeit erlangt wird. Damit deutet (der Verfasser) an, daß diese Regel auch in anderen Gegenden gilt. – Da von Jugend auf die Erstrebung des Dharmas geschieht und bei dem Mädchen um des Dharma willen die durch Sehen und Unterhaltung gekennzeichnete Erlangung stattfindet, »so ist diese Erlangung«, das Gewinnen, bestehend in dem Geneigtmachen, »preiswürdig«. Wie sonst sollte durch das bloße Sehen ein Erlangen möglich sein? – Und die Gandharvenhochzeit usw. ist gesetzlich gebilligt: so heißt es denn: »Da (unter den Heiratsformen) sind die vier ersten rechtmäßig; einige meinen, die sechs ersten«. –

Je nach der Art der Annäherung unterscheidet man zwischen Knaben und Jünglingen. Mit Bezug auf die ersteren sagt (der Verfasser), wie man ein Mädchen sich geneigt machen könne:

Mit ihr zusammen treibe er Blumensammeln, Flechten, Häuserbauen, Puppenspiel und Speise und Trank bereiten. Er richte sich nach dem Grade der Bekanntschaft und dem Aller. Das Würfelspiel, Webespiel, Par oder unpar, Kleinfingerspiel usw., Mittelfingerfangen, Sechssteinespiel und andere lokale Spiele soll er mit Rücksicht auf ihre Neigung mit ihren damit beschäftigten Sklaven und Sklavinnen und mit ihr spielen. Bewegungsspiele: das Augenschließen, Anfangen, Salzkarawane, Windschlagen, Weizenhaufen, Fingertippen und andere lokale Spiele mit den Freundinnen.

»Mit ihr«, dem Mädchen. – »Sammeln«, von einem hohen Baume. »Flechten«, der Blumen. – »Häuserbauen«, aus Holz oder Lehm; sehr kleine. – Puppen bestehen aus Garn, Holz usw. – »Speise und Trank bereiten«: richtige Speisen aus Reiskörnern, andere aus Sand. – »Nach dem Grade der Bekanntschaft und dem Alter«: indem er darauf achtet, ob seine Bekanntschaft noch sehr jung oder vorgeschritten und das Alter kindlich oder jugendlich ist, handele er dementsprechend. Das wird nicht weiter ausgeführt. – »Würfelspiel«, Spiel mit Würfeln. »Webespiel«: das Weben von Zeugstreifen. – »Par oder unpar«; bekannt! – »Kleinfingerspiel usw.«, pañcasamaya usw. – »Mittelfingerfangen«, das Ergreifen des Mittelfingers, der durch Umstellen der Finger versteckt wird. – »Sechssteinespiel«, wobei sechs ganz kleine Steine mit dem Innern der Hand hochgeworfen und mit dem Rücken aufgefangen werden. – Das Wort »usw.« bedeutet: auch noch andere »lokale Spiele«, Fünfspiel, Handausstrecken usw. – »Mit Rücksicht auf ihre Neigung«, wohin der Geliebten der Sinn steht. – »Mit ihren damit beschäftigten Sklaven und Sklavinnen«: wenn ihre Sklaven und Sklavinnen spielen, soll er mitspielen; und, nachdem er so zu ungehindertem Auftreten gelangt ist, auch »mit ihr«. – »Bewegungsspiele«, womit körperliche Anstrengung verbunden ist. Diese nennt der Verfasser: »Augenschließen«: hierbei läßt man einen die Augen schließen, die übrigen verstecken sich an versteckten Orten; darauf tut jener die Augen auf und wen er findet, dem werden die Augen geschlossen. – »Anfangen«, ein Spiel mit schwarzen Früchten. – »Salzkarawane«, bekannt als Salzmarkt. – »Windschlagen«: wobei man die Arme wie ein Paar Flügel ausstreckt und sie wie ein Rad dreht. – »Weizenhaufen«. Das Wort ›Weizen‹ ist elliptische Bezeichnung für Reis. Hierbei nimmt jeder einzelne unter vielen einige Rupien, tut sie in den Reis, vermischt sie damit und macht so und so viele Teile. Nun nehmen jene nach Belieben je einen Teil und suchen die Rupien: wer sie hierbei nicht findet, gibt eine andere. – »Fingertippen«: hierbei schließt einer die Augen; die andern tippen ihn auf die Stirn und fragen: ›Wer hat dich angetippt?‹ – »Und andere lokale Spiele«: Froschspiel, Einfuß usw. – Das sind gewöhnlich die Mittel der Annäherung für einen Knaben.

(Der Verfasser) nennt nun diejenigen, welche gewöhnlich einem Jünglinge zukommen:

Welche er als ihre Vertraute kennt, mit der soll er feste Freundschaft schließen und auf vertrauten Umgang achten. Ihre Milchschwester soll er außerordentlich mit Liebe und Fürsorge behandeln. Denn wenn diese (ihm) geneigt ist, kann sie, auch wenn sie den Stand der Dinge kennen gelernt hat, ihn und sie vereinigen, ohne ihn abzuweisen. Auch wenn sie nicht darum angeredet wird, kann sie als Lehrerin handeln: Wenn sie nämlich den Stand der Dinge auch nicht keimt, kann sie doch aus Zuneigung seine Vorzüge ins rechte Licht setzen, damit die Umworbene Zuneigung empfindet. Wonach auch immer die Umworbene Verlangen zeigt, alles das möge er ausfindig machen und ihr verschaffen. Seltsame Spielzeuge, auch solche, die man nur selten bei anderen (Mädchen) findet, mache er ihr mühelos zurecht. Hierbei zeige er ihr einen mit vielen Streifen versehenen und mit kleinen Linien verzierten Ball und sonstige; ferner Puppen aus Garn, Holz, Büffelhorn und Elfenbein; aus dem Überreste des Honigs, Mehl und Ton. Er zeige ihr seine Kochkunst, um Essen zu kochen; zwei aus Holz gefertigte, verbundene Schafe, ein männliches und ein weibliches; Ziegen und Schafe, Gotteshäuser aus Ton, gespaltenem Rohr oder Holz gefertigt; Käfige für Papageien, Nachtigallen, Liebespredigerkrähen, Reiher, Hähne und Rebhühner; Wassergefäße von seltsamer Form; Amulette, zierliche Lauten; Toilettegefäße, Lack; roten Arsenik, gelben Arsenik, Zinnober, Schwarzes usw.; ferner Sandel und Saffran; Betelfrüchte und Blätter je nach der Zeit, schenke er je nach Möglichkeit heimlich, die offenen Sachen offen. Er strebe dahin, daß sie merkt, daß er alle ihre Gedanken befriedigt. Zum Sehen bitte er heimlich. Ebenso beginne er eine Unterhaltung. Als Grund für das heimliche Schenken gebe er die Furcht vor den Eltern an und daß auch ein andrer nach dem Geschenke verlangt. Wenn die Zuneigung wächst, dann ergötze er sie, falls sie an Geschichten Gefallen findet, durch entsprechende, herzerfreuende Erzählungen. Wenn sie an wundersamen Dingen Gefallen findet, dann setze er sie in Erstaunen durch Zauberkunststücke. Ist sie für die Künste eingenommen, so erfreue er sie mit seiner Geschicklichkeit darin; liebt sie den Gesang, mit ohrbezaubernden Gesängen; am Tage Āśvayujī, Aṣṭamīcandraka und Kaumudī, an Festtagen, bei Prozessionen, Verfinsterungen oder wenn sie auf dem Heimwege ist, mit mannigfachen Kränzen, verschiedenen Arten Schmucksachen für die Ohren, besonders mit reichen Perlengehängen und dem Spenden von Kleidern, Ringen und Schmucksachen, wenn er nicht meint, daß es ihm Schaden bringt. Da er hervorragendere Kenntnisse als andere Männer besitzt, lehre er ihre Milchschwester, bei dem Vorhandensein von Männern, die vierundsechzig Künste. Durch den darauf abzielenden Unterricht offenbare er seine Gewandtheit im Liebesgenusse bei der Umworbenen. Er zeige sich selbst unausgesetzt in feiner Kleidung; und daß sie Liebe empfinde, merke er an ihren Gebärden und ihrem Äußern. Jungfrauen nämlich lieben in erster Linie einen Mann, den sie kennen und der sich beständig zeigt. Aber auch wenn sie lieben, treten sie doch nicht selbst werbend auf, nach der gangbaren Redensart. – Das ist das Herangehen an ein Mädchen.

»Ihre Vertraute«, der Liebhaberin. – »Feste«, ununterbrochene, »Freundschaft soll er schließen und auf vertrauten Umgang achten«, in dem Gedanken: ›Sie, die Milchschwester, wird meine Sache führen!‹ In irgend einer Weise stellt er sich auch gegen sie freundschaftlich. – »Milchschwester«, die Tochter der Amme. »Liebe« bringt Freude in der Gegenwart, »Fürsorge« in der Zukunft. – Nun nennt (der Verfasser) den Gewinn bei einem außerordentlichen Geneigtmachen: »Denn wenn diese (ihm) geneigt ist«, Zuneigung empfindet, »kann sie, auch wenn sie den Stand der Dinge kennen gelernt hat«, nachdem sie die Gedanken des Liebhabers durchschaut hat, daß er die Geliebte ersehnt, »ohne ihn abzuweisen«, ohne den Liebhaber zurückzustoßen, »ihn und sie vereinigen«, die Liebhaberin, indem sie sie durch Beseitigen von Furcht und Scham vorwärts treibt. – »Auch wenn sie nicht darum angeredet wird, kann sie als Lehrerin handeln«: wenn sie auch von dem Liebhaber nicht mit Bezug darauf, seine Lehrerin bei der Vereinigung sein zu wollen, aufgefordert wird, so kann sie doch die Vereinigung herbeiführen: so ist zu verbinden. – »Wenn sie nämlich den Stand der Dinge auch nicht kennt«, wenn sie auch nicht weiß, daß der Liebhaber jene erstrebt, »so kann sie doch seine Vorzüge ins rechte Licht setzen«; »aus Zuneigung«, auf Grund der Zuneigung, welche die Milchschwester gegen den Liebhaber hegt. – »Wo auch immer«, bei dem Verfahren, die Zuneigung zu erlangen. »Das möge er ausfindig machen«, in Erfahrung bringen »und ihr verschaffen«, zurechtmachen. – Die »Spielzeuge« beschreibt der Verfasser später. – »Bei anderen« Mädchen. – »Nur selten«, nicht häufig. – »Mühelos«: das deutet die Geschicklichkeit an, es zu erreichen. – Nun beschreibt er die Spielsachen: »Einen Ball«, der »mit kleinen Linien verziert« ist: das soll andeuten, daß er zu den kostbaren Dingen gehört. – »Und sonstige«, da ja die Streifen sehr mannigfach sein können. – »Holz«, Baumstoff. – »Büffelhorn«, Horn. – »Puppen«, künstliche Kinder »zeige er«. – »Überrest des Honigs«, Wachs. – »Kochkunst«, die Tätigkeit, die sich auf die Küche bezieht, heißt Kochkunst. Das Wort ›Essen‹ ist elliptisch gebraucht: gemeint ist das Zeigen einer Tätigkeit, die zum Zwecke das Bereiten von Essen usw. nach den im Lehrbuche angegebenen Regeln hat. Das ist ja das hauptsächlichste Wissen der Frauen. – »Er zeige zwei verbundene«, aus einem Holze gefertigte, »Schafe, ein männliches und ein weibliches«, um die Unmöglichkeit der Trennung anzudeuten. – »Ziegen und Schafe«, aus Holz gefertigt. Da das elliptisch gesagt ist, so sind auch Kühe und Pferde usw. gemeint. – »Aus Ton, gespaltenem Rohr oder Holz gefertigte Gotteshäuser«, Göttertempel. – »Käfige für Papageien« usw. aus Ton usw. gefertigt. Hier liest (der Verfasser) ›Liebespredigerkrähe‹. – »Wassergefäße«, Stücke von Conchylien, Perlenmuscheln, aus Ton, Holz oder Stein gefertigt, »von seltsamer Form«, von farbigem Aussehen, Äußeren. – »Amulette«, die im Alphabete der Diagramme genannt sind. – »Zierliche Lauten«: sehr kleine. – (»Puppenstuben«, wo die Puppen hingestellt werden.) – »Toilettegefäße«, womit man die Toilette anordnet. – »Schwarzes«, Pulver von Lapis lazuli, welches zum Malen paßt. – »Blätter« vom Betelbaume. – »Je nach der Zeit«: d. h. je nachdem sie zu den verschiedenen Zeiten Verlangen hat, das zeige er dann. – »Je nach Möglichkeit«, wo er imstande ist, heimlich vorzugehen, da gebe er es, indem Saffran usw. nicht offen vorzuzeigen ist. »Offene Sachen«, Bälle usw., gebe er offen ab, da mit diesen offen zu hantieren ist. – »Daß er alle ihre Gedanken befriedigt«: er führt alles aus, was im Leben gewünscht wird, wenn alle Wünsche zusammenkommen. – Er bitte, daß er seine Gaben heimlich geben dürfe: Warum? Darauf sagt (der Verfasser): »Zum Sehen«, um des Sehens willen. Wenn sie heimlich gesehen wird, läßt sie sich unbesorgt verehren. – »Ebenso beginne er eine Unterhaltung«: durch den Mund eines andern beginne er, der Förderung halber, eine Unterhaltung. – Als Grund aber für die Heimlichkeit gilt zweierlei: »er gebe seine eigne Furcht vor den Eltern an«: ›Deine Eltern könnten unwillig werden!‹ – »und daß auch ein andrer danach verlangt«: auch ein andrer, der das gesehen hat, hat auch Verlangen danach und könnte es wegnehmen. – »Durch entsprechende Erzählungen«, die er selbst vorbringt, von Śakuntalā, der Gemahlin des Königs; »herzerfreuende«, andere von Liebe handelnde. – »Wenn sie an wundersamen Dingen Gefallen findet«, zu Wundern Neigung hat. »Künste«, Blätter einzuritzen usw. »Liebt sie den Gesang«: die nochmalige Nennung des Gesanges, wiewohl er unter den Künsten mit eingeschlossen ist, geschieht, weil er eine Hauptsache ist; denn gewöhnlich liebt die Welt den Gesang. – »Am Tage Āśvayujī«: die unter Wachen und Spielen gefeierte Vollmondnacht im Monat Aśviṇa; »Aṣṭamīcandraka«, am achten Tage der dunklen Hälfte des Monates Mārgaśīrṣa: dann nämlich wird gegessen, nachdem man am Tage gefastet hat, sobald der Mond aufgegangen ist; »Kaumudī«: trotz der allgemein gebräuchlichen Nennung dieses Tages ist doch zu beachten, daß der gemeint ist, an dem von den Mädchen die Mondscheibe verehrt wird; das geschieht am Vollmondstage im Monate Kārttika. – »An Festtagen«: am Indra-Feste usw. – »Prozessionen«, zu Ehren einer Gottheit; »Verfinsterungen« von Sonne und Mond. – »Wenn sie auf dem Heimwege ist«, nach Hause geht. – »Mit mannigfachen Kränzen« usw. setze er sie in Erstaunen: so ist der Zusammenhang. – »Wenn er nicht meint, daß es ihm Schaden bringen wird«: falls er bei solchen Spenden für sich keinen Schaden sehen sollte. – »Da er hervorragendere Kenntnisse als andere Männer besitzt«. ›Die Milchschwester soll meine Vorzüge gegenüber anderen Männern einsehen!‹ – »Bei dem Vorhandensein von Männern«: sie hat also schon mit andern Männern Umgang gehabt: wie sollte sonst von einem Vorzuge die Rede sein? – »Durch den darauf abzielenden Unterricht«, vermittelst des Unterrichtes der Milchschwester. »Gewandtheit im Liebesgenusse«, Erfahrung darin. – »Er zeige sich selbst unausgesetzt«; das Mittel dazu ist die »feine Kleidung«. – »Daß sie Liebe empfinde«, im Herzen Zuneigung fühle, nachdem sie ihn in diesem Aufzuge gesehen hat, »merke er an ihren Gebärden und ihrem Äußeren«, an gewissen Zeichen. – Warum soll er sich denn unausgesetzt zeigen? Darauf antwortet (der Verfasser): »Jungfrauen nämlich«, die in das jugendliche Alter eingetreten sind, »lieben«, ersehnen, »einen Mann, den sie kennen«, mit dem sie viel verkehren, »und der sich beständig zeigt«, sich stets sehen läßt. – »Sie treten nicht selbst werbend auf«, aus einem gewissen Schamgefühle usw.

*

§ 27. Erklärung der Gebärden und des Äußeren.

Es hieß oben: »Daß sie Liebe empfinde, merke er an ihren Gebärden und ihrem Äußern«. Jetzt wird deren Erklärung, deutliche Beschreibung gegeben. So sagt (der Verfasser):

Die Gebärden und das Äußere wollen wir jetzt behandeln.

Hier ist »Gebärde« ein Verändern des Benehmens und »Äußeres« die Liebe in Mund und Augen. Dies Beides ist weiter unten nach den Umständen zu beachten.

Auge in Auge sieht sie ihn aber nicht an. Wenn er sie ansieht, zeigt sie Verlegenheit. Ihren prächtigen Körper enthüllt sie ihm unter einem Vorwande. Sie betrachtet den Liebhaber, wenn er andere Gedanken hat, versteckt ist und vorübergegangen ist. Nach etwas gefragt antwortet sie lächelnd, mit undeutlichen Lauten und unsicherem Sinne, ganz langsam und das Antlitz geneigt. Sie liebt langes Verweilen in seiner Nähe. In der Ferne stehend redet sie in der Meinung, daß er sie sehen könne, die Umgebung an unter Veränderungen des Gesichts; diese Stelle verläßt sie nicht; irgend etwas erblickend stößt sie ein Lachen aus; dort beginnt sie eine Erzählung, um verweilen zu können; sie umarmt und küßt ein auf ihrem Schoße sitzendes Kind; sie malt einer Dienerin ein Stirnzeichen; auf ihre Umgebung gestützt zeigt sie diese und jene Scherze; sie vertraut seinen Freunden; ihre Worte hält sie hoch und befolgt sie; mit seinen Dienern hält sie Freundschaft, unterhält sich und spielt mit ihnen; sie beauftragt sie mit ihren Geschäften, als wäre sie die Herrin; wenn sie zu einem andern von dem Liebhaber erzählen, hört sie aufmerksam zu; von der Milchschwester angetrieben betritt sie die Behausung des Liebhabers; sie dazwischen stellend verlangt sie, mit ihm zu spielen, zu scherzen und zu sprechen; sie vermeidet, ungeschmückt gesehen zu werden; um den Ohrschmuck, einen Ring oder Kranz von ihm gebeten nimmt sie es beherzt von dem Gliede ab und legt es in die Hand der Freundin; was er ihr gegeben hat, behält sie stets; bei der Erwähnung anderer Freier ist sie bestürzt und mit deren Anhang verkehrt sie nicht.

»Auge in Auge sieht sie ihn nicht an«, aus Scham: mit abgewendetem Antlitz. »Jenen aber«, den Liebhaber. – »Wenn er sie ansieht«, der Liebhaber, »zeigt sie Verlegenheit«, indem sie das Gesicht senkt. – »Prächtig«, außerordentlich herzerfreuend. »Ihren Körper«, Brüste, Achseln usw. – »Unter einem Vorwande«, unter dem Vorwande, sie verhüllen zu wollen. Wenn »er andere Gedanken hat«, nicht aufpaßt; »versteckt ist«, in der Einsamkeit weilt »und vorübergegangen ist«, sich entfernt hat. – »Nach etwas gefragt«, von dem Liebhaber. Durch die Worte »lächelnd« usw. wird das Verlangen nach Zuneigung und die Verlegenheit angedeutet. – »In seiner Nähe«, in der Nähe des Liebhabers. – »Die Umgebung«, die eigne. – »Unter Veränderung des Gesichtes«: unter Brauenrunzeln und Seitenblicken. – »Diese Stelle«, von wo aus sie ihn sehen kann. Dort »irgend etwas erblickend«, bricht sie in Lachen aus, indem sie schräg blickt. – »Dort beginnt sie eine Erzählung«, indem sie eine Freundin auffordert. – »Ein Kind«, einen Knaben, den sie auf ihren Schoß gesetzt hat. – Diese Küsse und Umarmungen sind »übertragene«. – »Sie malt einer Dienerin«, der eignen, »ein Stirnzeichen«, wobei sie den Liebhaber anblickt. – »Auf ihre Umgebung gestützt«, auf dem Schoße der Begleiterinnen sitzend. »Diese und jene«, Ordnen des Haares, Gestikulationen, Gähnen usw. – »Seinen Freunden«, den Freunden des Liebhabers. »Sie vertraut«, offenbart ihnen ihr Wesen. »Ihre Worte« behandelt sie mit Hochachtung, indem sie dementsprechend handelt. – »Mit seinen Dienern«, den Dienern des Liebhabers. – »Sie«, die Diener des Liebhabers. – »Wenn sie«, die Diener, »zu einem andern erzählen«. – »Darauf«, auf diese Erzählung. – »Von der Milchschwester angetrieben«, hinzugehen. – »Die Behausung«, das Haus. – »Sie dazwischen stellend«, die Milchschwester vorschiebend, »verlangt sie«, mit dem Liebhaber Spiele usw. zu spielen. »Gesehen zu werden«, von dem Liebhaber. – »Sie nimmt es beherzt ab« mit dem Gedanken: ›Wird er es wohl annehmen?‹ – »In die Hand der Freundin«: aus Scham gibt sie es nicht ihm in die Hand. – »Sie behält stets«, aus Pietät. – »Mit deren Anhang«, mit dem Anhange der anderen Freier.

Die beiden Paragraphen zusammenfassend sagt (der Verfasser):

Es gibt hier zwei Verse:

Wenn man diese von Liebe erfüllten Gebärden und dieses Äußere gesehen hat, so erwäge man um der Vereinigung mit dem Mädchen willen diese und jene Mittel.

»Diese«: unter Veränderung des Geschlechtes muß man es mit »Gebärden« und »Äußere« verbinden. – »Von Liebe erfüllt«, von Zuneigung begleitet. – »Um der Vereinigung willen«: unter der Vereinigung ist hier der Gandharvenritus, gekennzeichnet durch das Zusammengehen, zu verstehen. – »Mittel«, Umwerbungen.

Von dreierlei Art ist das Mädchen: Kind, Mädchen und Erwachsene. (Der Verfasser) gibt nun der Reihe nach die Art des Umwerbens an:

Durch kindliche Spiele ist das Kind zu gewinnen, durch die Künste die im Jugendalter Stehende; und die Zärtliche vermittelst des Gewinnens von Vertrauten.

»Durch die Künste« die Liebliche. – »Die Zärtliche«, die Erwachsene. Diese ist zu gewinnen durch das Geneigtmachen derjenigen Leute, die ihr Vertrauen genießen.

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