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Richard wollte so eben noch Waltern fragen, ob sein Entschluß nicht aus jenem wirklichen, aber unbegreiflichen Reiz entspringe: eine Türkin zu besitzen, wie ein Wesen aus einem ganz anderen Himmel, als ob er sie ihrem Gott, ihrem Propheten hinterrücks entwende und zu entwenden der Mann sei – da fiel ein Schuß. Geschrei drang aus dem Hause, und als sie schnell aus dem Garten hinzugeeilt, sahen sie in einer Felucke eine Anzahl bewaffneter Türken mit Salianen darin mit raschen Ruderschlägen entfliehen. Petronella stürzte blaß auf sie zu; die Mutter, händeringend, und die wenigen Diener vermehrten die Verwirrung, und Alle eilten nach dem Thor des Gehöftes. Da, an dem Fuß der hohen Cypresse, lag Arkot für todt herabgestürzt. Petronella erklärte mit flüchtigen Worten den Hergang. Geräuschlos war eine Schar Türken in das Haus gekommen, wahrscheinlich um Salianen und den Zwerg zu rauben; dieser aber hatte sich eilig verborgen, und Saliane war, noch fränkisch gekleidet in Olivia's Anzug, sogar mitten durch die Männer gegangen. Die Einen bedrohten die Diener, die Andern durchsuchten das Haus, und hatten nun Olivia und Arkot statt jener beiden ergriffen; denn Olivia hatte den neuen türkischen Anzug, für Saliane bestimmt und heut' morgen erst gebracht, von Salianen bewogen, in ihrer Gedankenlosigkeit angelegt; und Arkot und Amok gingen immer sich gleich gekleidet, und Farbe und Gesicht, wie die Größe, konnten auf den ersten Anblick sie leicht verwechseln lassen. Olivia war vor der wilden Rotte zusammengeschaudert; entsetzt vor den blanken Säbeln und tief erschüttert hatten die Männer mit roher Gewalt sie nach der Felucke geschleppt. Arkot aber hatte den Einen, der ihn gefaßt und fortgezerrt, in die Hand gebissen, war dadurch los geworden, und hatte sich auf die Cypresse geflüchtet. Der Verwundete hatte nun aus Rache sein Pistol auf ihn in die Höhe losgefeuert, und so war er herabgestürzt. Aber wie sie jetzt eben sahen, war der arme Arkot nicht getroffen; er blutete nirgends, war nur blaß wie eine Leiche, und saß und zitterte und bebte, hielt sich die Brust und hustete Blut. Das Hülfegeschrei hatte die Flüchtigen, Unsicheren gedrängt, mit der – falschen – Saliane sich zu begnügen.
Richard war außer sich über den Verlust seiner Olivia. Die Mutter indeß, auf das Dach des Hauses geeilt, gab Acht, in welcher Gegend der Stadt die Felucke anlegen würde. Richard wartete ihre Ankunft nicht ab, sondern ruderte voll Pläne den Räubern nach. Walter, beinahe froh, daß man ihm nicht Saliane geraubt, blieb auf inständiges Bitten der furchtsam gewordenen Frauen zu Hause. Er tröstete sie jetzt, und mit Recht, sogar damit, was bisher allen nur Jammer erregt: daß Olivia wahnsinnig sei, und daß die Türken alles, was sinnlos ist, für heilig hielten.... zu welcher Vernunft wir es leider noch nicht gebracht. – Aber sein Trost war echt. Er ging indeß, dem heiligen Affen Hülfe zu leisten.
Der Zwerg Amok und Saliane kamen nach einigen Stunden erst aus ihren Schlupfwinkeln hervor. Sie fiel Waltern um den Hals, und bat ihn, mit ihr zu fliehen! Denn wie er sehe, sei es durch irgend einen Menschen oder Umstand verrathen, daß sie lebe, daß sie hier sei! Sie fürchte ihren Bruder Joseph; sie verwünschte den alten Ezeleddin mit seinen dreißig Söhnen und zwanzig Töchtern aus dem von seiner Jugend auf immer reich besetzt gewesenen Harem. – Nur nach langer Erklärung, daß Richard von dem Gesandten ihr und dem ganzen Hause hinlängliche Sicherheit verschaffen werde, wenn er nur seine arme Olivia wiedergebracht, beruhigte sie sich zum Schein, aber sie sahe ihn immer wehmüthig bittend an.