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Er liebte es, in die alten Kirchen von Paris zu gehen und, im Halbdunkel verborgen, unter den gotischen Bogen zu stehen, während der Meßgesang ertönte. Die langen Klänge zogen ihre Schleppe durch die Kirche wie Laute des offenen Meeres und trugen seine Gedanken, verliehen ihnen Gewicht und lösten sie zugleich zu Schaum auf. Er sah verzaubert auf das gebrochene Feuerlicht der kreisrunden Scheiben über dem Chor, die schöne Glasmosaik der berühmten Rosen. Alle Dinge wurden flüchtig, alles Schwere ward unwirklich.
Es wurde hier drinnen so leicht, Kraft und Klarheit in einem Traum zu erlangen. Der Sprung aus der wirklichen Welt in die gedachte wurde zum Fluge. Es war, als ob man aus dem harten Lärm der Straße in eine völlig neue, stofflose Existenz trat, einen Schritt nur, von einem Plan in eine andere Dimension. Hier erst verstand er die Stärke in einer großen Religion mit Dogmen, Bildersprache, mit Sakramenten und Symbolen. Es war die andere, wahre Wirklichkeit, vollkommen frei und unabhängig von dem stahlgrauen Tage draußen. Sie beeinträchtigten sich nicht eine Sekunde, die beiden Welten, sie existierten gleichzeitig, jede in ihrer Größe. Hier war es erlaubt, Farbe und Schönheit zu genießen, die Erinnerung an die Dinge draußen, an die, die man liebte, hervorzuholen und sie verklärt, gewaltiger, edler, auf einen Goldgrund abgestimmt, monumental historisch zu sehen.
Seine Geliebte wandelte herein, bewegte sich geschmeidig, aufrecht, lautlos wie ein Leopard hier tief im Schatten der steingrauen gotischen Säulen wie in einem Urwald. Wer war sie jetzt? Die Mutter – Madonna? – oder Isthar – die Mutter des Frühlingsgottes und seine Geliebte zugleich? In dem Räucherwerk war Duft von ihrem Haar, in den Violoncellos des Chors der süße Ton, wenn sie sprach, in dem Brausen der Orgel war ihr Atem, das rosenrote Licht, das sich leise um ihn schmiegte, war ihre Umarmung.
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