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15. Ein Kuliaufstand.

Die Sicherheit vor Überfallen ist in der Minahassa mindestens ebenso gross wie in Deutschland, ja man kann hier zur beliebigen Tages- und Nachtzeit ohne Zweifel sorgloser herumspazieren als zur mitternächtlichen Stunde in Berlin N., Ackerstrasse u. s. w. In den südlicheren Staaten, wie Bolang Mongondo, kommt es auf ein Bischen Menschenleben allerdings nicht so sehr an, aber trotzdem hat man als Weisser im Allgemeinen auch dort nicht für Kopf und Skalp zu fürchten.

Bei besonderen Anlässen regt sich aber ein Mal die Bestie im Malayen; man sagt, dass sie in Wuth versetzt, »amok«, blind um sich stechen, gleichgültig ob sie Hinz oder Kunz, Vater oder Tochter dran glauben lassen. Jeder hat das Recht, einen solchen amok auf irgend eine Weise unschädlich zu machen.

In Sumalata, an der uns gegenüber liegenden Küste von Celebes, hatte man aber kürzlich einen richtigen Aufstand. Er begann mit einem Streite brauner Arbeiter unter einander, der zu ziemlicher Heftigkeit gedieh und sich auf einige hundert Malayen ausdehnte, sodass der Assistent-Resident mit seinen Leuten einzugreifen sich genöthigt sah. Diese Einmischung nahmen ihm die dunklen Brüder aber übel, und die Streitspitze kehrte sich jetzt gegen die blanda (Holländer=Weisse). Die Kerle schleppten heran, was aus Urvaters Zeit an Lanzen, Dolchen, Schwertern aufzufinden war, alte und neue Flintenungethüme tauchten auf, aus einem Hause wurde eine förmliche Festung gemacht. Der Aufforderung des Assistent-Residenten, der sich aus Gorontalo einige Verstärkung geholt hatte, ihm eine Abordnung vorzuführen, kam man aber nach. Einige zehn Leute erschienen und wurden festgehalten. Sie wussten aber alsbald aus dem Verhandlungshause zu entfliehen und ihre Waffen zu erreichen, die sie in der Nähe im Gebüsch vorher versteckt hatten. Die nachsetzenden Polizeisoldaten richteten nichts aus, ja es waren sehr bald vier von ihnen niedergestochen. So war das erste Blut geflossen, und die Sache wurde für die Europäer bedenklich. Da wagte dann der Administrator Knappert, ein alter Herr von grossem Ansehen bei den Malayen, den Versuch, die Sache noch zum Guten zu lenken und im Vertrauen auf seinen Einfluss beschwichtigend zu den Arbeitern zu reden. Er wurde alsbald in dem Volkshaufen hinterrücks mit Rehhagel erschossen. Einige scheuere der Aufständischen legten den noch Lebenden auf einen langen Stuhl, andere drangen jedoch auf den Wehrlosen ein, hieben seine zum Schutz vorgehaltene Rechte durch und versetzten ihm tödtliche Schwertschläge in den Nacken. Den übrigen wenigen Europäern war es leider nicht möglich, durch die nach Hunderten zählende Menschenmenge zu dringen und einzugreifen. Man musste sich vielmehr nun gleichfalls verschanzen und aufs Äusserste gefasst machen. Es wurden Boten zum Hülfeholen ausgesandt, und als glücklicherweise ein Dampfer in Sumalata anlegte, dieser zur Rückkehr nach dem nahen Menado, dem Sitze des Residenten, und zur Heranbeförderung von Soldaten und Miliz veranlasst.

Inzwischen legten sich die Volkshaufen aufs Plündern. Mit Hülfe der Conserven, die man in den Häusern der Europäer fand, wurden Festgelage veranstaltet, natürlich wurde auch der Whisky nicht verschmäht, während das brausende, kühle Selterswasser nicht mundete und, da es doch vertilgt werden musste, zum Waschen gebraucht wurde.

Als die Menado-Truppen anlangten, hielten es die Aufständischen für gerathen, in die Berge zu gehen. Durch Vermittelung eines angesehenen Eingeborenen brachte man es fertig, zehn der Schuldigen zu ermitteln und ausgeliefert zu bekommen. Sie harren ihrer Bestrafung in Menado. Die Miliz ist wieder abgezogen und allmählich alles wieder in normalen Gang gekommen. In der ersten Zeit gingen die Europäer noch schwer bewaffnet einher, besonders vier, von denen die Malayen als von nächsten Opfern gesprochen hatten. Schliesslich ist aber alles wieder ins friedliche Geleise gelenkt. Die Leute sind aus den Bergen zurückgekehrt, und das edle Golderz wird wieder gefördert.


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