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Im Erker und im Thurmgemach
Losch längst die Ampel aus;
Der Sänger nur allein ist wach
Im stillen Waldeshaus.
Er steht im alten Sängersaale,
Sieht trauernd rings umher,
Seit langem Jahr zum Erstenmale;
Es macht das Herz ihm schwer.
Und aus der Spinne grauem Flor
Er seine Harfe hebt,
Er zieht vom Stuhl sein Schwert empor,
Vom Buhlenblut umklebt;
Er muß an's Herz die Harfe pressen,
Umgürtet sich den Stahl;
Den Lieblingsbecher, rostzerfressen,
Nimmt er vom Tisch zumal.
»Nun fall' in Schutt, mein Sängerhaus!
Sei meines Grames Schrein!
Leb' wohl, leb' wohl! Dein Herr zieht aus
Zu Lied, Lieb', Schwert und Wein.
Nun stirb' du Fluch, den ich gesprochen!
Sink' mit den Hallen hin!
Die du die Treue mir gebrochen,
Ich habe dir verziehn!«
Und betend er das Knie verneigt,
Und denkt an sein Gemahl;
Da aus der dunkeln Wolke steigt
Der Mond mit vollem Strahl.
Und Thränen in den Becher gleiten,
Es bricht sein Haupt auf's Knie;
Es klingen leis der Harfe Saiten,
Und Niemand rührte sie.