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Wer ganze Hof gefüllt mit Rossen!
Die Halle eine Zecherstube!
Drin sitzen längs der Eichenbank,
Den Hut geschmückt mit frischen Schossen,
So Reitersmann wie Reiterbube,
Und harren laut auf Schmaus und Trank.
So sonder Rast in scharfem Traben
Im Wald durchreiten Busch und Graben,
Zu spähn nach dem verirrten Herrn,
Wer labt an Wein sich da nicht gern?
Und droben sitzt beim Wirth der Gast;
Und um ihn zu behäb'ger Rast,
Da haben, frei von Helm und Wehr,
Die welschen prunkenden Genossen
Den frohen Zecherkreis geschlossen.
Sie tranken just den Becher leer,
Da Amaranth mit vollen Krügen
Tief schweigend zu dem Tisch gegangen,
Und heimlich mit erglühten Wangen,
Betroffen von den holden Zügen,
Hat Jeder groß ihr nachgeschaut.
Nur Walther will es nimmer wagen,
Und auf den Tisch das Aug' geschlagen,
Hört halb er, wie sein Wirth ihm traut
Erzählt von alten Sängertagen.
Hinunter jetzt, von Kost und Wein
Gar schwer gedrückt den zarten Arm,
Steigt Amaranth zum Reiterschwarm.
Und wie sie tritt holdselig ein,
Wird Jeder still auf seinem Sitz
Von all' den rührigen Gesellen,
Und mitten in des Lachens Gellen,
Und manchem derben Reiterwitz
Wird ihre Zunge plötzlich lahm;
Und wie sie drauf in keuscher Schaam
Am Tische Krug und Teller breitet,
Die weiße Schürze umgethan,
Und wieder schweigend wie sie kam,
Hinauf die Wendeltreppe schreitet, –
Schau'n sie verblüfft einander an,
Als ob das All' ein Zauber sei,
Und sie des Bannes wieder frei;
Und Der spricht hin, und Der spricht her,
Was von dem Allen wohl zu halten,
Was wohl sie für ein Wesen wär';
Da weiß es Einer von den Alten,
Gar oft verstrickt in Abentheuer:
Es sei die Wirthin nicht geheuer,
Sie müss' ein Feeenkind wohl sein.
Und Alle stimmen mit ihm ein,
Und mit bedeutungsvollem Nicken
Sie stumm in ihre Krüge blicken.
Und wieder mit gefüllten Kannen
Will in das Gastgemach sie gehn;
Da bleibt sie in der Thüre stehn,
Weiß nicht, soll gehen sie von dannen,
Soll doch den frischen Wein sie bringen; –
Sie sieht ja Wirth und Gast zum Scheiden
In langem Kusse sich umschlingen,
Und sie hat dran das größte Leiden.
Da will sie denn zum Tische gehen,
Weil einmal doch sie ward gesehen,
Wie auch das arme Herz ihr bangt;
Dieweil bewegt von naher Wand
Herr Walther seine Laute langt,
Und drückt sie in des Sängers Hand,
Er mög' für immer sie behalten,
Gedenkend sein bei jedem Lied.
Und schnell aus seines Rockes Falten
Ein Pergament der Sänger zieht,
Mit Minnesängen süß beschrieben,
Und hat es seinem Gast geschenkt,
Zu ahnen draus sein altes Lieben;
Und Amaranth, das Haupt gesenkt,
Ist stumm daneben stehen blieben.
Wie jetzt der Vater sie erschaut,
Er liebreich ihre Hand erfaßt,
Und mahnt die stille Tochter traut:
»Nimm Abschied nun von unserm Gast!«
Und Hand in Hand sie schweigend fügen,
Und Eins ahnt in des Andern Zügen,
Wie doch so herb, so hart es wäre,
Daß sie auf ewig scheiden sollten,
Die ewig doch sich lieben wollten;
Doch sie verwinden Wort und Zähre.
Herr Walther wendet rasch entschlossen
Zur Thür' von Amaranth sich ab,
Und mit dem Wirth und den Genossen
Steigt er zur Halle schnell hinab.
Und im Gemach, erst noch so laut
Und nun so still, bleibt Amaranth
Allein zurück, und unverwandt
Verloren sie zur Thüre schaut.
Und drunten schickt mit raschem Wort
Herr Walther von dem besten Schmaus
Die Reiter nach den Rossen fort.
Von Sporn und Wehr klirrt hell das Haus;
Sie leeren stehend noch die Neigen,
Im Hofe flugs zum Gaul sie steigen,
Und dröhnend sprengt durch's alte Thor
Zur Brücke stolz der Hauf hervor;
Entwöhnt vom ehrnen, schweren Tritt
Die rostige Kette ächzend klirrt,
Und trabend in den Wald sie jagen.
Doch Walther folgt in stillem Schritt,
Das Roß am Zaum, mit seinem Wirth,
Bis wo die letzten Tannen ragen.
Und wie, schon halb vom Wald umhangen,
Sie eine Weile fortgegangen,
Da taucht im alten Waldeshaus
In hehrer Ruhe, geistergleich,
Zum Söller Amaranth heraus.
Ihr Angesicht ist krank und bleich,
Verweint des Auges blauer Schein,
Und leblos, wie ein Bild von Stein,
Kaum athmend, mit verhaltnem Zittern,
Sieht sie, wie immer mehr und mehr
Die dunkeln Stämme sie vergittern;
Jetzt sind sie gänzlich ihr entschwunden! – –
Mit einem Seufzer laut und schwer
Ihr zarter Leib zusammenbricht;
Die Hände jammervoll gewunden
Sinkt sie auf's Knie, tief in den Schoos
Fällt todtenbleich ihr Angesicht,
Und mit des Schmerzes Allgewalt
Bricht tausendfach die Thräne los. –
O Amaranth! Du armes Kind!
Der Wald wird stumm, das Horn verhallt –
Mir selber kömmt die Thräne lind,
Fahr' wohl, du Röslein, still und bleich!
Und hab' ich mit der Minne Licht
Den jungen Kelch dir aufgethan,
Und hab' ich dich zerknickt zugleich, –
Du bleiches Röslein zage nicht,
Und klage nicht den Sänger an!
Am Kreuz, am Kreuz, da blüh' empor!
Ein ew'ger Glanz umsonnt den Stamm,
Wie wirst du leuchten wundersam!
Ein ew'ger Thau quillt draus hervor,
Wie wird er tränken deinen Mund!
Wie wird dein Haupt, so krank und blaß,
Sich heben duftig und gesund
Von solcher Tropfen Himmelsnaß!
Ja Röslein! Schmieg' an's Kreuz dich an!
Und hat die Lieb' dir Leids gethan,
Laß nimmer doch sie dir verleiden!
Vom Kreuz der Born der Liebe quillt,
Das Kreuz auch ihre Thränen stillt –
Und nun fahr' wohl, ich muß dich meiden.
Denn fern, zu klarer Seeesfluth,
Dran eine stolze Blume ruht,
Muß ich der Minne Harfe tragen,
Auch dort ihr goldnes Spiel zu schlagen,
Und auszulösen heil'gen Schwur.
Doch Röslein, Röslein harre nur,
Und halt' an's Kreuz und meine Lieder!
Vielleicht! Das Kreuz bringt mich dir wieder.