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Liebeskämmerlein.

Und zu derselben Zeit der Nacht
Sitzt Amaranth im Kämmerlein;
Das Spinnen hat sie müd' gemacht,
Und voll von Garn, wie Seide fein,
Die Spindel ihr im Schoose liegt.
Ihr Köpfchen lehnt am Fensterrand,
Drum schaukelnd sich die Rebe schmiegt,
Durch deren Grün der Vollmond prangt.
Und ihr genüber von der Wand
Sie sinnend Walthers Laute langt,
Drückt einen Kuß auf's blasse Band,
Bevor sie um den Hals es schlingt,
Und sie gedenket sein und singt:

»Die lieb ist wie ein Kämmerlein,
Darin du liegst in goldnem Traum;
Zum Fenster schaut der Mond herein,
Und draußen rauscht der Tannenbaum.«

»In duft'gen Blumen liegt das Haupt,
Und Vöglein fliegen drüber hin;
Die Wände rings sind grün belaubt
Von Myrthen und von Rosmarin.«

»Ein Engel auf und niederfährt,
Der all' die Traumesbilder bringt,
Die Blumen pflegt, das Mondlicht klärt,
Und der die Vöglein all' beschwingt.«

»Gieb nur auf diesen Engel Acht!
Wie Sonnenstaub sein Leib zerrinnt,
Wenn nicht dein Herz hält treue Wacht,
Was Böses thut, was Arges sinnt.«

»Die Blumen sterben über Nacht,
Und dunkel wird der Mondenschein,
Und weinend bist du aufgewacht
Im öden, dunkeln Kämmerlein.«

Was rinnt ein Schauer heiß und kalt
Ihr plötzlich durch die zarten Glieder?
Was stürzt die Thräne mit Gewalt? –
Die Laute mit gelöstem Band
Fällt klingend in den Schoos ihr nieder;
Ihr Finger zuckt an's Herz erschreckt –
War's doch, als spürt an ihre Hand
Sie einen feuchten Ring gesteckt!



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