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Horch! Stößt des Thurmes Wärtel nickt dreimal in das Horn?
Es wirbelt hinterm Walde der Staub am schwarzen Dorn.
Schon funkelt's an dem Saume der Tannen tief im Thal,
Wie ries'ge Thauestropfen im Morgensonnenstrahl.
Vom kühlen Felsenborne flieht aufgescheucht das Reh,
Es flattern zu den Wipfeln die Amseln aus dem Schleh.
Jung Walther späht vom Söller in Unruh thaleswärts:
Hei, daß es Feinde wären! jauchzt kampfesfroh sein Herz.
Doch sieh?! Von Reisgewinden bekrönt ist das Panier,
Die blanken Hüte prangen in grüner Kränze Zier.
Aus offnem Helmsturz blitzet manch keckes Augenpaar,
Sie tragen hingesenket die Lanze lässig dar.
Wie zum Bankette laden die Zinken und Schalmein –
So nahen nicht die Feinde in festlich heitern Reihn.
Doch sieh', welch' fremde Trachten, welch' ungewohnte Wehr!
Das kömmt aus fremden Landen, und gar wohl über's Meer.
Schon hallt im engen Burgweg des Hufes ehrner laut,
Gestört im Frühgebete die Mutter niederschaut.
Jetzt schweigen die Trompeten, sie halten an dem Thor,
Es sprengt im Scharlachwammse der schmucke Herold vor.
Und klirrend fällt die Brücke, das Thor geht gastlich auf,
Begafft von dem Gesinde zieht ein der stolze Hauf.
Herr Walther steigt zum Hofe, die Gäste zu empfahn,
Die Knechte ehrerbietig den Silberbügeln nahn.
Der Mägde Neugier musternd zu Roß und Reiter blickt,
Das ist ein schämig Schäckern, wenn Einer niedernickt;
Das ist ein flüsternd Rathen voll Neugier und von Hast:
Woher sind sie gekommen? Was will der fremde Gast?
Im Rittersaale droben, im Armstuhl sonder Prunk,
Harrt ihres Gasts die Burgfrau zum alten Ehrentrunk.
Sie trägt kein Gold am Gürtel, sie trägt ein schlichtes Kleid,
Im Haare keine Perlen, am Arme kein Geschmeid.
Der schwarze Wittwenschleier umwallt den edeln Leib,
Doch blickt sie hehr darnieder gleich einem Königsweib.
Schon tritt an Walthers Seite der Fremdling stolz daher,
Es folgen die Genossen in reicher Zier und Wehr.
Er beugt nach Hofessitte das Knie, küßt ihr die Hand,
Sie reicht ihm hold den Becher, er nippt am goldnen Rand.
»Von Euerm welschen Freunde viellieben Gruß ich bring',
Ich komm' mit froher Botschaft, ich komm' mit güldnem Ring.«
»Was sich die Väter schwuren im heil'gen Lande dort,
Den Kindern bleibt zu lösen der Waffenbrüder Wort.«
»Denn meinem Herrn erblühet ein einzig Töchterlein,
Ihr Leib voll holder Schöne, an Kleinod reich ihr Schrein.«
»Ihn sehnet nach dem Eidam, drum hat er mich entsandt,
Zu werben für
Ghismonden um Ritter Walthers Hand.«
Sich' nur, wie tieferglühend der Jungherr schaut verwirrt,
Wie von dem Gast zur Mutter sein Auge leuchtend irrt!
Die Mutter drauf: »Des Todten, des theuern Gatten Eid,
Es hat ihn nicht vergessen der Wittwe Gram und Leid.«
»Sie löst, wie's ihr geziemet, ihn treu für den Gemahl,
Doch Wunsch nur ist der Mutter, dem Sohne bleibt die Wahl.«
»So frag' ich dich, mein Walther, gieb frei den Willen kund!
Willst du den Eid erfüllen? Willst du den Ehebund?«
Er liegt zu ihren Füßen, die Thräne ringt sich los;
Er birgt sein glühend Antlitz in seiner Mutter Schoos.
Sie küßt ihn an die Stirne, sie hält ihn eng umfaßt;
Den Brautring an die Linke streift ihm der welsche Gast.