Georg Queri
Die Schnurren des Rochus Mang
Georg Queri

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Der Hennendreck, der schiabt, der Honig, der ziahgt!

Der Schmied Xaverl, der ist ein Fünfundzwanziger geworden, ehbevor ihm nur ein Härl auf den Lippen gewachsen ist. Die mit ihm bei der Militari gedient haben, der Fischhaber Anderl und der Gori Sepp, die haben schon Schnauzbärt unter der Nasen gehabt, daß es schier wüst ausgesehen hat und hast gemeint, es hat ein jeder ein paar Eichkatzeln geschnupft und die Schwänz von den Eichkatzeln haben in den Nasenlöchern nimmer Platz gefunden und hängen jetzt buschig herunter und warten, bis sie hinaufgeschnupft werden. Aber der Xaverl: kein einziges Härl im Gsicht!

»Wann man nur ein einziges sehn tät und sagen könnt, der Xaverl kriegt einmal Federn oder gar Haar«, hat die alte Schmiedin geschimpft, »dann tät ich ja nix sagen, aber kein einziges Haarl!«

Den Anderl und den Sepp haben die Mädel gern am Kammerfenster gesehen. Aber der Schmied Xaverl, der hat nicht ans Fenster kommen dürfen, der mit seinem Milchgesicht, das man von einem Sitzfleisch nicht unterscheiden kann.

Geht der Xaverl einmal zum Bader Flinserer, der für alles ein Mittel weiß, und vertraut ihm an, daß ihm kein Schnauzbart nicht kommen mag.

»Pfeifst ihm halt«, sagt der Flinserer, »vielleicht kommt er aufs Pfeifen!«

Seinen Witz tät er nicht brauchen, sagt der Xaverl, aber seinen Verstand und seine Künst'.

Der Bader: »Hm, hm! Das ist aber ein anderst schwerer Fall. Da gibt's halt nur ein Mittel, und das mag halt nicht ein jeder gern nehmen.«

Der Xaverl: er tät alles nehmen, und wann der Teufel in dem Mittel drinsitzen tät!

»Hm, hm!« sagt der Bader, »dann will ich dir's halt anvertrauen. Das hab ich erst in einem alten Buch gefunden, das Mittel. Und in dem alten Buch, da heißt's:

der Hennendreck, der schiabt,
der Honig, der ziahgt!

Das heißt aber so: wannst ins Bett gehst auf die Nacht, alsdann mußt einwendig an den Lefzen den Hennendreck einschmieren und über die Nacht drinlassen und auswendig einen Honig. Der Hennendreck, der schiebt und schiebt und schiebt, und wann die Haar ein bissel durchgeschoben sind durch die Haut, dann packt sie der Honig gleich beim Spitzl und zieht und zieht und zieht. Und auf einmal, da ist der Schnauzbart da als ein ganzer.«

Der Xaverl hat nicht viel drauf gesagt und ist heimgegangen. Einwendig einen Hennendreck, nein, das kann er gar niemals nicht machen. Und auswendig einen Honig – warum nicht einwendig den Honig? Vielleicht hat der Bader das alte Buch doch falsch gelesen!

Und schmiert den Honig einwendig ein und den Hennendreck auswendig.

Nicht ist ihm der Bart gewachsen! Der Xaverl kommt zum Flinserer und sagt: »Du, Bader, mit deinem Mittel ist's aber nix!«

»Hoho!« sagt der Bader, »das wär mir noch schöner, wann meine Mittel auf einmal nix mehr taugen täten! Da hast du aber eine scharfe Lug gesagt und der Sparifankerl wird dir in der Höll schon einheizen dafür. Und jetzt machst mir aber dein Maul auf, daß ich seh, wo die Lug hergeflogen ist.«

Gut, der Xaverl macht sein Maul auf und der Bader hebt die Lefzen auf und schaut sie ganz genau an. »Du bist mir aber ein Lump, du! Du hast ja den Honig einwendig geschmiert, du!«

Ja, da hätt er den Flinserer halt falsch verstanden, sagt der Xaverl. Oder hätt der Bader nicht so gesagt:

Der Honig, der schiabt,
der Hennendreck, der ziahgt!

»Umkehrt ist auch gefahren!« sagt der Bader. Wann der Xaverl nicht mögen tät, dann soll er halt ohne Bart umeinanderlaufen!

Aber in derselben Nacht hat's der Xaverl wieder mit dem Fensterln probiert und hat bei der Brettschneider Kathrein ihrem Fensterl angeklopft.

Wer draußen wär?

Der Xaverl wär halt draußen!

Der Xaverl – dann soll er sein Milchgesicht nur gleich wieder heimtragen zu seiner Mutter. Und Kinder gehören ins Bett auf die Nacht.

Da ist der Xaverl heim und hat die Hennen aus dem Schlaf geweckt und hat in der Hennensteigen eine Hand voll Mist zusammengeklaubt und der Gockel hat immer geschrieen:

»Gickericki!
Mein Dreck, der bleibt hie!«

Aber der Xaverl hat ihn doch weggenommen und ist in seine Kammer und hat mit der Einsalberei angefangen, auswendig den Honig und einwendig den Dreck. Leut, das ist dir aber ein schweres Stück Arbeit gewesen!

Und vierzehn Täg lang so weiter: auswendig den Honig, aber einwendig den Dreck!

Meinst, der Bart wär ihm gewachsen? Nicht um die Welt und noch drei Häuser, der Bart ist ihm nicht gewachsen. Da ist der Xaverl zum Bader: »Bader, du bist mir aber ein rechter Lump – kannst du einen Bart sehen?«

Wann er in den Spiegel schaut, könnt er einen Bart sehn, und wann er in das Wirtshaus ging, dann könnt er einen Bart sehn, sagt der Bader.

Ja, aber ob er bei ihm einen Bart sehn könnt? sagt der Xaverl. Wo er an die vierzehn Täg gutding an die zehn Händ voll Hennendreck hingeschmiert hätt!

»Und wo hast ihn hergenommen, denselbigen Dreck?«

»Wo werd ich ihn hergenommen haben – einen jeden Tag schön frisch aus der Hennensteigen!«

»Ah, wann's so ist!« sagt der Bader und schüttelt den Kopf, »das ist halt freilich nicht richtig! Da wird halt der Gockel den seinen auch dabei haben!«


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