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Am andern Tage kam Falk wieder nach Elbsfeld.
Er war freundlich, tat, als ob er sehr froh wäre, konnte jedoch nur ungenügend eine nervöse Gereiztheit verhehlen.
– Nicht wahr? Es ist doch nichts vorgefallen? Sie haben alles vergessen, ganz gewiß vergessen. Ich erinnere mich an gar nichts.
Marit schlug die Augen zu Boden.
– Ja, es gehe ihm zu Zeiten so, daß er auf ganze Stunden das Bewußtsein, nein nur das Erinnerungsvermögen verliere, ohne eigentlich betrunken zu sein. Freilich habe er gestern viel getrunken; aber er habe doch nicht den Anschein der Betrunkenheit erweckt? Oder doch? – Nun, dann habe er sich nur so angestellt, um alles ungestraft sagen zu können. Das tue er nämlich oft.
Falk sprach übertrieben viel und schnell; er war sehr lustig.
Marit sah ihn erstaunt an.
– Was ihm denn eigentlich so frohes passiert sei?
– O, er habe sehr gute Nachrichten aus dem Ausland bekommen; sein Buch sei ins französische übersetzt und ungemein günstig aufgenommen worden. Und er freue sich aufrichtig darüber. Er bewundere durchaus nicht die Franzosen, aber Paris sei doch die einzige Kulturstätte in Europa und das oberste Tribunal in Sachen des Geschmackes ...
Ja, und dann, das können die sich nicht denken, wie das unglaublich komisch war; das muß ich Ihnen erzählen.
Marit sah ihn wieder an; ihr Erstaunen wuchs. Was war ihm nur eigentlich?
– Wissen Sie, daß Papa mich gestern mit seiner Equipage hat nach Hause fahren lassen? Selbstverständlich wissen Sies. Wir fahren also, und fahren sehr schnell.
Auf einmal bleiben die Pferde stehen, sie schlagen aus, bäumen und wiehern wie die Hengste im Märchen, die plötzlich menschliche Stimmen bekommen. Der Kutscher schlägt auf sie los, aber es wird nur noch schlimmer. Nun steigt er vom Bock, ich krieche aus der Kutsche, wir fassen die Pferde am Zaum und versuchen sie vorwärts zu bringen. Es geht nicht; die Pferde werden wild, und der Kutscher konstatiert zum Überfluß, daß sie nicht gehen wollen. Was ist denn um Himmelswillen geschehen? Es war so dunkel, daß man hätte Ohrfeigen austeilen können, ohne gesehen zu werden. Na, ich fasse Mut, tappe mit Händen und Füßen vorsichtig auf dem Wege herum, und – glauben Sie mir, ich habe genug persönlichen Mut, die merkwürdigsten Skandale anzustellen, aber diesmal blieb mir einfach das Herz stehen. Ich stolperte nämlich über einen Sarg und fiel mit den Knien auf einen Kadaver.
Marit fuhr zusammen.
– Nein, das ist nicht möglich.
– Ja, wahrhaftig. In meiner Angst schrei ich nach dem Kutscher, im selben Nu natürlich schäm ich mich meiner menschlichen Unwillkürlichkeit, da bekomme ich aufs Neue einen furchtbaren Ruck: ich höre deutlich ein qualvolles Stöhnen. Ich erinnere mich nicht, jemals einen so tierisch unreflektierten jähen Schreck empfunden zu haben.
Aber mein Gott, Sie werden ja ganz blaß. Nein, beruhigen Sie sich; das ist ja das unglaublich Komische an der ganzen Geschichte, daß es kein Kadaver war, sondern ein wirklicher lebendiger Mensch, der betrunken aus der Stadt mit einem Sarge kam. Da er betrunken war und sehr schläfrig, hatte er den Sarg vom Wagen herunter geschleppt, das Pferd laufen lassen und sich in den Sarg hineingelegt, um seinen Rausch in Schönheit auszuschlafen.
Marit lachte herzlich.
– Das war wirklich komisch.
– Gott, wie mich das freut, daß ich Sie zum Lachen gebracht habe. Nein; Sie müssen lachen, den ganzen Tag müssen Sie lachen; ja, wir werden beide ganz wie Kinder sein, und ich werde gut bleiben, wie jetzt. Oder bin ich etwa nicht gut? Ja doch. Schön; so gut bleib ich den ganzen Tag, niemals werd ich mehr so garstig sein wie gestern.
Falk lachte ihr zu, dann wurde er ernst; er sah sie tief an. Gott, wie dies Menschenkind herrlich war!
– Marit, mein Liebling, ich möchte mich wie ein Teppich unter Ihre Füße legen, ich möchte mich ...
Nein, nein; ich werde nicht mehr über diese Dinge reden.
Falks Augen wurden feucht. Marit blickte mit unaussprechlicher Liebe in sein Gesicht.
– Er solle sich nicht quälen. Nein, das könne sie nicht sehen. Sie werde ganz krank davon. Wolle er, daß sie leide?
– Nein, nein, Marit; ich bin ja wieder lustig.
Beide schwiegen.
– Ob er nicht ein wenig spazieren gehen möchte, am See entlang?
– Ja, das wolle er sehr gern.
Es war ein herrlicher Frühlingstag.
Vor ein paar Tagen war es plötzlich grün geworden. Die Bäume trieben Blätterkeime, die Saat wuchs zusehends, und die Anhöhen am anderen Seeufer bäumten sich empor in der saftigen Pracht ihres jungen Rasens.
Sie gingen und ihre Füße versanken im weichen, feuchten Sand.
Falk schwieg; von Zeit zu Zeit sammelte er Steine am Ufer und warf sie flach über den Seespiegel hin. Sein Gesicht wurde ernster und ernster, wie das eines Menschen, der einen tiefen Gram beherbergt.
Er ging und sah vor sich hin, dann sammelte er wieder platte Steinchen und warf sie auf das Wasser.
Marit sah ihn immer trauriger an.
– Nein, er solle sie nicht so quälen. Warum spreche er denn nicht? Sie könne diese furchtbaren Pausen nicht aushalten.
– Ja, ja, ja ... Falk schien aufzuwachen. Ja; gleich, sofort! Nun, er werde ihr wunderbare Dinge erzählen ...
Er lachte übertrieben lustig.
– Also von Paris, nicht wahr? Dort habe er große Menschen getroffen. Ob sie denn überhaupt wisse, was ein großer Mensch sei? Doch? Nun, dann brauche sie wohl keine Erklärungen.
Lustig sind die großen Menschen, Fräulein Marit, das können Sie mir glauben; ich habe sehr viele von ihnen getroffen. Namentlich der Eine, o! der war ungemein merkwürdig. Er haßte die Weiber, weil er sie so maßlos liebte. Er war, verzeihen Sie mir den Ausdruck, aber er ist so bezeichnend, er war wie ein toller Hengst.
Nein, nein, sie solle solche Worte nicht mehr von ihm hören. Nein, nicht diese Geschichten. Er wisse ja: sie sei eine gute, brave Katholikin, und der Ausdruck stamme wahrhaftig nicht von den heiligen Vätern ab.
– Der große Mann also – warten Sie doch ein wenig, ich werde nichts schlimmes sagen; diese Dinge gehören nur zur Psychologie dieses Mannes. Er war nämlich merkwürdig paradoxal. Er wollte alles anders tun, als sonstige Menschen. So sagte er sich: wozu soll ich mit dem Teleskop auf den Mond schauen, das kann ich ja ebenso gut mit dem Mikroskop tun.
Nein, haben Sie aber ein wunderbares Kleid an; o, ich liebe es sehr; ja, erinnern Sie sich, ich liebte es schon im vorigen Frühling.
Nun, also der große Mann nimmt ein Mikroskop, träufelt darauf einen Tropfen Quecksilber und schaut auf den Mond. Ja, nun das Merkwürdige: Der Mond erscheint ihm selbstverständlich in sonderbarer, verschwommener Gestalt. Aber Herr Gott, sagt sich der große Mann plötzlich: der Fleck da, ist das nicht Europa? und dort, dieses viereckige Ding, das ist ja das leibhaftige Australien.
Gott, wie Sie wunderbar lachen! Wissen Sie, Sie bekommen dabei eine so wunderbare, zarte Vertiefung um die Augen ...
Nein, Sie haben recht: ich will zu Ende erzählen. Der große Mann zieht also mit der ihm eigentümlichen Genialität aus seinem Befunde folgende Konsequenz: Der Mond hat keine Krater ... Sie wissen doch, daß der Mond Vulkane haben soll? Nun, der große Mann sagt, es sind keine Krater, keine Vulkane: der Mond ist einfach mit einer glatten Kiesschicht überdeckt und unsere Erde spiegelt sich in ihm wieder.
Marit lachte wie ein Kind.
– Nein, wie lustig Sie nur über die großen Menschen sprechen; haben Sie denn gar keinen Respekt vor großen Menschen?
– Das habe er wahrhaftig nicht. Er habe sie alle gesehen, im Frack und im intimsten Negligée, sie seien immer so unendlich lächerlich. Sie nehmen sich so furchtbar ernst und feierlich und stolzieren in der steifen Grandezza einer gotischen Architektur einher. Ich muß dann immer an die lächerlichen Affenmenschen denken, die der Gott des Herrn Professors Nietzsche sich geschaffen hat, um an ihrem Ernste seinen Spaß zu haben.
Falk sann nach ... Einmal nur habe er doch einen großen Menschen gesehen: einen, vor dem er sich beuge.
– O, das müssen Sie mir absolut erzählen; das ist doch ungemein merkwürdig, daß Ihnen, Herrn Erik Falk, ein Mensch imponiert hat.
– Ja, ja, das ist wirklich merkwürdig. Ich habe tatsächlich keinen Größenwahnsinn – noch nicht; aber ich habe noch keinen Menschen getroffen, der sich mit mir messen könnte. Aber der Mann war groß. Ich habe ihn in Kristiania getroffen. Der Mann sah klein aus; er hatte eine ungeheuer stille, befangene, linkische Manier und Augen, große, sonderbare Augen. Sie hatten nicht das obligatorisch Forschende, Spionierende von den Augen sonstiger großer Menschen. Es stak in ihnen etwas von den gebrochenen Flügeln eines Vogels, eines großen königlichen Vogels. Er hatte eine Geige, und wir gingen zusammen zu einem Bekannten. Dort tranken wir Pjolter, sehr viel Pjolter, wie wir, ja, wir guten Europäer überhaupt zu trinken pflegen. Und dann fing er zu spielen an, ganz im Dunkeln; er hatte die große Verschämtheit des überfeinen Empfindens. Niemals habe ich eine so nackte Musik gehört. Es war, als ob ich ein zitterndes Taubenherz vor mir hätte, das warm, aus der Brust herausgeschnitten ist. Es war da in der Musik etwas von einem unerhörten Jammer, der die Lungen zerrt und die Kehle würgt. Marit, süße, gute Marit: und da stiegst Du vor mir auf; aus diesem Jammer der Töne: Du, Du warst dies Taubenherz, dieser eine vibrierende Ton, der nach Glück schrie und in Qual erstarb ...
Nein, erlauben Sie, Sie müssen mich jetzt ausreden lassen, ich muß davon sprechen ...
– Nein, das wolle sie um keinen Preis; sie könne solche Szenen wie gestern nicht ertragen. Er solle vernünftig sein, er sei so nervös.
Falk schwieg, Marit würgte ihre Tränen herunter. So gingen sie eine Weile schweigend.
– Sie haben mich gestern um Freundschaft gebeten, also habe ich als Freundin gewisse Rechte.
– Ja, das haben Sie, selbstverständlich.
– Ob er denn wirklich verheiratet sei?
– Nein, das bin ich nicht. Ich habe nur ein Kind, das ich über alle Maßen liebe; und zu ihm will ich nun zurück und will mit ihm leben, irgendwo in Ober-Italien – ja, das ist wirklich mein Plan. Ich liebe das Kind so unendlich; ich wüßte nichts, was ich so liebte.
Marit wurde nervös und schwieg.
– Das Kind nämlich sei wirklich ganz wunderbar ...
Und nun fing Falk an von dem Kinde zu reden mit einer ganz ungewohnten Wärme und Innigkeit, und dabei richtete er seine Augen scharf auf Marit.
Marit litt sichtlich.
– Übrigens, das wisse sie wohl nicht: er sei in Paris sehr krank gewesen, er habe sich an Nikotin vergiftet, ja, an Nikotin. Er wäre wahrscheinlich zu Grunde gegangen, wenn er nicht eine ganz ausgezeichnete Pflege gehabt hätte.
– Wer hat Sie denn gepflegt?
– Ja, das ist eine sehr merkwürdige Dame. Sie ist sehr intelligent und spielt ganz wunderbar Klavier. Oh ja, sie hat den Verstand von einem Manne.
– Ist das die Mutter von dem Kinde?
– O nein, mit der Mutter habe ich nichts zu schaffen.
Marit sah erstaunt zu ihm auf.
– Aber Sie haben doch gestern gesagt, daß sie die Dame nicht los werden können? Sie sagten, sie habe sich wie eine Klette an Sie gehängt.
Falk wurde verwirrt.
– Hab ich das wirklich gesagt?
– Ja, das haben Sie gesagt; sie sagten sogar, daß wir nur deshalb nicht glücklich werden können.
Falk dachte nach.
– Dann muß ich wirklich betrunken gewesen sein. Nein, ich verstehe nicht ...
Er stellte sich, als sei er maßlos über sich verwundert. Marit mußte ihm haarklein das Gespräch von gestern wiederholen.
– Ja, ja; ich war wirklich betrunken. Nein, Sie dürfen nichts, durchaus nichts darauf geben, was ich in solchem Zustand sage; dann pflege ich nämlich zu komponieren.
Marit sah ihn mißtrauisch an.
– Sie müssen mir glauben; ich pflege nämlich, wenn ich betrunken bin, die merkwürdigsten Geschichten zu erzählen. Nein: die Mutter ist verschwunden. Ich glaube, sie ist jetzt Modell, oder so was ähnliches, und wohnt mit einem Bildhauer zusammen.
Marit wurde sehr froh; sie lächelte.
– Also war die ganze Geschichte von gestern eine Komödie?
– Ja, ja, beeilte sich Falk zu antworten, aber das war eine Komödie, die ich im besten Glauben aufgeführt habe; ich habe nämlich an alles geglaubt, was ich sagte.
Marit konnte es noch nicht verstehen, aber sie schwieg. Falk wurde unruhig.
– Nein, nein, mit der Mutter habe ich schon lange nichts mehr zu schaffen. Die Dame, die mich gepflegt hat, ist eine ganz andere; sie heißt Fräulein ... Perier. Zwei Wochen hat sie an meinem Bette gesessen, meine furchtbaren Launen mit der Geduld eines Engels ertragen und mir die wunderbarsten Geschichten vorgespielt; Tag und Nacht saß sie bei mir.
– Wohnte sie denn bei Ihnen?
Falk machte ein erstauntes Gesicht.
– Ja, was ist denn dabei? In Europa – er unterstrich das Wort – existiert eine große Freiheit im Verkehr zwischen Frauen und Männern. Da gibt es nicht die blödsinnigen Vorurteile wie hier. Hier kann eine Dame mit einem Menschen offiziell vor aller Welt verlobt sein, und hinter dem Paar müssen doch die Mutter und zwei Tanten herlaufen. Nein, in Europa gibt es keine religiösen noch konventionellen Vorschriften in Sachen der Liebe. Da ist sich ein jeder selbst Vorschrift und Gesetz.
Ja, ja, dort ist es so frei, so frei. Herrgott, wie eng, wie unausstehlich eng ist es hier.
Hier gibt es Gesetze und Schranken und Polizeimaßregeln; die Menschen sind so eingezwängt – in tausend idiotische: das darfst du und das darfst du nicht!
Falk dachte nach.
Warum haben Sie sich denn gestern so heftig losgerissen? Darf man eine Schwester oder eine Freundin nicht küssen, was ist denn dabei?
– Nein, das könne sie nicht. Sie würde sich selbst verachten müssen. Sie würde ihm nicht mehr frei ins Gesicht sehen können. Und würde er auch nur eine Spur von Achtung vor ihr haben?
Falk lachte ganz laut mit offenem Hohn.
– Achtung? Achtung?! Nein, wo habe er nur das Wort verloren, was sei das eigentlich? Nein, er kenne überhaupt nicht das Wort noch einen solchen Begriff. Er kenne nur freie Weiber, die sich selbst Gesetz sind, und dann kenne er Weiber, die Sklavinnen sind und ihre Instinkte in idiotische Formeln pressen. Und unter diesen Sklavinnen unterscheide er Weiber mit starken Instinkten, die Macht und Schönheit und Herrlichkeit genug haben, um mit stolzer sieghafter Majestät die blödsinnigen Stricke zu zerreißen, und wiederum Weiber mit schwachen Instinkten – mit einem Worte: das Nutzvieh, das verkauft werden könne wie jede andere Ware, das gehorsam sei wie jedes andere Hausvieh.
– Also müsse er das Weib, das ihm ein Kind geboren und nachher zu einem Andern gelaufen sei, sehr hochschätzen?
– Das nicht, denn er kenne keine Wertschätzung. Sie sei nur dahin gegangen, wohin sie ihre Instinkte zogen, und das sei gewiß sehr schön.
– Nein, das ist häßlich, abscheulich!
– Hm, wie Sie wollen.
Marit wurde sehr gereizt.
– Und das Fräulein – wie heißt sie doch?
– Perier.
– Ja, dann müßte er doch Fräulein Perier als das höchste Ideal betrachten; warum liebe er sie dann nicht?
– Freilich, in der Tat sei Fräulein Perier das intelligenteste Weib, das er getroffen –
Marit zuckte auf.
– Daß er sie nicht liebe, komme nur daher, weil das Geschlecht, mit dem man nämlich liebe, völlig unabhängig vom Gehirne sei. Bei der Liebe pflege das Gehirn nicht um Rat befragt zu werden.
– Das sind also die Weiber, die Ihnen gefallen!
Marit weinte fast. Dies Fräulein Perier sei eine schlechte Person! Ja, das wisse sie ganz genau.
– Ja, ja, ja; so urteilt man vom Standpunkt der Formel und des Katholizismus.
Beide schwiegen. Falk war steif und trocken und gab deutlich zu verstehen, daß jedes Reden umsonst sei.
Marit litt. Sie fühlte nur die eine Frage: warum er ihr denn gestern alle diese Geschichten erzählt habe, von dem Weibe, das an ihm wie eine Klette hänge.
– Die Mutter ist also von dem Kinde weggelaufen? Falk, seien Sie offen! Ich habe mich die ganze Nacht damit gequält; ich bitte Sie sehr darum.
– Warum müsse sie denn das durchaus wissen?
– Ja, ich muß, ich muß.
Falk sah erstaunt zu ihr auf.
– Ja, ich habe Ihnen doch gesagt. Übrigens, wie könnte mich ein anderes Weib pflegen, wenn sie bei mir wäre.
Marit beruhigte sich. Er hatte also kein Weib um sich. Sie war ihm fast dankbar. Von Zeit zu Zeit sah sie ihn an; sie hatte etwas in ihrem Blick, etwas von einem Kinde, das abbitten möchte, aber zu stolz dazu ist.
Falk sah hartnäckig zu Boden.
So kamen sie an die Gartentür.
– Ob er nicht zum Abendessen bleiben wollte? Papa werde sich sehr freuen. Papa habe sie gebeten, ihn zurückzuhalten. Er habe so vieles mit ihm zu besprechen.
Aber Falk konnte unmöglich bleiben; er war sehr höflich, aber eisig kalt.
Dann ging er, nachdem er sich sehr korrekt verbeugt hatte.
Marit sah ihm lange nach: Jetzt müsse er sich doch nach ihr umdrehen.
Falk ging und sah sich nicht um.
Mein Gott, mein Gott, seufzte Marit qualvoll auf; was habe ich ihm denn eigentlich getan?
Sie ging in ihr Zimmer hinauf und zündete das Öllämpchen vor dem Bilde Marias an; dann kniete sie nieder und warf sich auf den Boden vor dem mildlächelnden Antlitz der wundertätigen Jungfrau.