Poggio Fiorentino
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220.
Von einem Narren, der einen Florentiner Edelmann verspottete.

Es lebte einst in Florenz ein Edelmann, den ich gekannt habe, und der von sehr kleiner Statur war, aber einen ziemlich langen Bart trug. Einem Narren gefiel es, ihn zu verspotten und über seine Figur und seinen Bart Witze zu machen, so oft er ihm begegnete, und zwar machte er das auf eine Weise, daß er ihm beschwerlich fiel. Als die Frau des Edelmanns dies vernahm, ließ sie den Narren zu sich kommen, gab ihm sehr gut zu essen und schenkte ihm ein Gewand mit der Bitte, ihren Gemahl nicht mehr zu verspotten. Er versprach es, und wenn es sich traf, daß er dem Edelmanne begegnete, ging er vorüber, ohne ein Wort zu sagen. Leute, die das sahen, 218 wunderten sich darüber und forschten ihn aus, warum er den Edelmann nicht mehr, wie es sonst seine Gewohnheit, anrede. Darauf antwortete der Narr, indem er den Finger an den Mund legte: »Er hat meinen Mund verstopft, so daß ich nicht mehr reden kann.« Das beste Mittel, um sich Wohlwollen zu verschaffen, ist den Leuten das Maul mit Futter zu stopfen.

 


 


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