Poggio Fiorentino
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141.
Erzählung Zuccaros von einer Frau, die einen Priester um ein Heilmittel fragte.

Zuccaro, der liebenswürdigste Mensch, den man sich denken kann, erzählte gern eine Geschichte von seiner Nachbarin, einer recht annehmbar aussehenden Frau, welche, da sie unfruchtbar war, den Geistlichen, den sie zum Beichtvater hatte, mehrfach fragte, ob er nicht ein Mittel wüßte, durch dessen Hilfe sie Kinder bekommen könne. Dieser sagte schließlich ja und trug ihr auf, am Donnerstag, der zu dergleichen besonders geeignet sei, zu ihm zu kommen. Als nun das kinderbedürftige Weib in die Wohnung des Priesters kam, sagte dieser: »Ich werde mich eines Zaubermittels bedienen, das viele und verschiedenartige Illusionen hervorruft, so daß zu geschehen scheint, was in Wirklichkeit nicht geschieht. Damit sich Erfolg einstellt, ist also Standhaftigkeit und Mut vonnöten. Es wird dir vorkommen, als ob ich 145 dich berührte, küßte und umarmte, ja sogar jene intimeren Dinge ausführte, die sonst nur dein Gatte zu tun pflegt – und dennoch wird nichts davon geschehen; es wird dir nur infolge der Kraft der Zauberworte, die ich gebrauchen muß, so scheinen, die so mächtig ist, daß zu sein scheint, was gar nicht stattfindet.« Die Frau willigte im Vertrauen auf die Worte des Paters ein und sagte, sie werde sich durch diese Zauberei nicht aus der Fassung bringen lassen. Nachdem der Priester dann viele Zeichen gemacht und ihr geheimnisvolle Worte ins Ohr geraunt hatte, fing er an, die Frau zu küssen und legte sie aufs Bett. Und als sie zitternd fragte, was er tue, antwortete er: »Sagte ich dir nicht im voraus, daß du für wahr halten würdest, was in der Tat nicht geschieht?« Damit schwächte er das leichtgläubige Weib zweimal hintereinander, immer versichernd, daß ihr das nur so scheine. Als er fertig war, kehrte sie dann, überzeugt, durch ein Trugbild getäuscht worden zu sein, nach Hause zurück.

 


 


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