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In Montevarchi, einem Orte in unserer Nähe, kam ein Gärtner, den ich kenne, einmal aus seinem Garten nach Hause, während sein junges Weib zum Waschen des Leinenzeugs abwesend 120 war. Da kam ihm der Wunsch, zu hören, was seine Frau sagen und wie sie sich verhalten würde, wenn sie ihn tot fände, und so streckte er sich im Vorraume auf dem Rücken aus, als sei er tot. Als nun seine Frau, mit Wäsche beladen, nach Hause kam und ihren Gatten, wie sie glaubte, tot fand, zögerte sie einen Augenblick und überlegte, ob sie sofort über sein Hinscheiden wehklagen, oder zuerst (sie war nämlich den ganzen Vormittag über nüchtern geblieben) etwas essen sollte. Da sich der Hunger ihr aber stark fühlbar machte, entschloß sie sich, Speise zu sich zu nehmen, briet sich ein Stück Speck, aß es hastig auf und vergaß dabei in ihrer Eile zu trinken. Als sie darauf infolge der Salzigkeit des Fleisches heftigen Durst verspürte, ergriff sie einen Fiasko und stieg die Treppe hinunter, um Wein aus dem Keller zu holen. Gerade, als sie in Eile die Treppe wieder hinaufgestiegen war, erschien unerwartet eine Nachbarin, die um Feuer bitten wollte. Sofort ließ sie, trotz ihres Durstes, den Fiasko fallen und fing an zu schreien, als ob ihr Mann eben erst gestorben sei und jammerte in wortreichen Klagen über seinen Tod. Auf ihr Jammern und Weinen eilte die ganze Nachbarschaft, Männer und Weiber herbei, betroffen über einen so plötzlichen Tod. Denn der Mann lag mit 121 geschlossenen Augen da und hielt den Atem an, und zwar so gut, daß er tatsächlich tot schien. Endlich, als er meinte, das Spiel habe lange genug gedauert, unterbrach er das Wehgeschrei seiner Frau, die ein übers andremal ausrief: »Mein lieber Mann, was werde ich jetzt beginnen?« und sagte, indem er die Augen aufschlug: »Eine Dummheit, liebe Frau, wenn du nicht sofort gehst und trinkst!« Das Weinen verwandelte sich bei allen in Lachen, zumal, als sie die ganze Geschichte und die Ursache des Durstes vernahmen.