Friedrich Nicolai
Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker
Friedrich Nicolai

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Seb. Ist es denn in Deutschland nicht eben so?

Hier. Sehr selten. Der Stand der Schriftsteller beziehet sich in Deutschland beinahe bloß auf sich selber, oder auf den gelehrten Stand. Sehr selten ist bey uns ein Gelehrter ein Homme de Lettres. Ein Gelehrter ist bey uns ein Theologe, ein Jurist, ein Mediciner, ein Philosoph, ein Professor, ein Magister, ein Director, ein Rector, ein Conrector, ein Subrector, ein Baccalaureus, ein Collega infimus, und er schreibt auch nur für seine Zuhörer und seine Untergebnen. Dieses gelehrte Völkchen von Lehrern und Lernenden, das etwa 20 000 Menschen stark ist, verachtet die übrigen 20 Millionen Menschen, die außer ihnen deutsch reden, so herzlich, daß es sich nicht die Mühe nimmt für sie zu schreiben, und wenn es zuweilen geschiehet, so riecht das Werk gemeiniglich dermaßen nach der Lampe,Der Verfasser, der als ein Deutscher, sich in nichts dessen was deutsch ist schämet, bekennet gern, daß auch dieses Werk von diesem Geruche nicht wenig an sich hat. Er warnet alle Weltleute, nicht zu wagen es zu lesen. daß es niemand anrühren will. Die zwanzig Millionen Ungelehrten, vergelten den 20 000 Gelehrten Verachtung mit Vergessenheit, sie wissen kaum daß die Gelehrten in der Welt sind. Weil nun kein Gelehrter für Ungelehrte schreiben will, und da doch die ungelehrte Welt so gut ihr Bedürfniß zu lesen hat, als die gelehrte, so bleibt das Amt für Ungelehrte zu schreiben, endlich den Verfassern der Inseln Felsenburg, den Postillenschreibern, und den moralischen Wochenblättern, deren Fähigkeiten den Fähigkeiten der Leser, die sie sich gewählt haben, viel genauer entsprechen, als die Fähigkeiten der grösten Gelehrten ihren Lesern, die daher weit mehr gelesen werden, als die grösten Genien, die aber auch ihre Leser nicht um einen Daumbreit höher hinaufheben, die vielmehr sehr oft nicht wenig beytragen, daß das Licht der wahren Gelehrten sich nicht auf die Ungelehrten ausbreitet. Daher sind einige Städte bey uns so helle, und ganze Länder sind in der grösten Finsterniß.

Seb. Aber die Wissenschaften können nicht allemahl so faßlich vorgetragen werden, daß sie der große Haufen begreifen kan, sie würden sonst nicht allein nicht erweitert werden, sondern sie würden endlich in ein seichtes Geschwätz ausarten, das man bey halbem Hinhören begreifen kan, aber ihre wichtigste Wahrheiten würden sie entbehren müssen, weil sie nicht durch eine flüchtige Lectur, sondern nur durch ein gründliches Studium begriffen werden können. Ich erinnere mich gehört zu haben, daß die Franzosen auf diese Art verschiedenen Wissenschaften geschadet haben, weil sie popular vortragen wolten, was sich nicht popular vortragen läst. Man würde auch dem Gelehrten alle Begierde nach neuen Entdeckungen nehmen, wenn er nie für die Gelehrten, sondern nur für die Unwissenden schreiben sollte. Es müssen also gelehrte Bücher, bloß für Gelehrten geschrieben werden.

Hier. Ganz recht! Nur wenn die Nation durch die Schriften der Gelehrten soll erleuchtet werden, so muß sich die Anzahl der bloß für Gelehrten geschriebenen Bücher, zu den für das ganze menschliche Geschlecht geschriebenen Büchern verhalten, wie die Anzahl der Gelehrten zu dem übrigen menschlichen Geschlechte, vielleicht wie 1 zu 1000, vielleicht wie 1 zu 2000. Ich befürchte aber, es wird in Deutschland gerade umgekehrt seyn.

Seb. Aber wenn nun bey uns in Deutschland die Anzahl der Gelehrten größer ist, die sich fähig finden, durch neue Erfindungen die Gränzen der Wissenschaften zu erweitern, als derer die sich fähig finden, die schon erfundenen Wahrheiten für das Publicum faßlich zu machen?

Hier. Ich zweifle, daß deshalb die deutschen Gelehrten bloß für Gelehrten schreiben, weil sie viel neue Entdeckungen zu machen hätten. Es sind in Deutschland nach einer gewiß nicht zu starken Berechnung seit hundert Jahren 400 bis 500 Logiken geschrieben worden; vielleicht in dreyen oder vieren mag diese Wissenschaft durch neue Entdeckungen seyn bereichert worden, die übrigen schreiben sich aus, und auf höchste haben sie einige Definitionen verändert, und einige Lehrsätze anders eingekleidet, und dies sind die neuen Erfindungen worauf sie stolz thun. Sind solche Entdeckungen wohl der Mühe werth? und wäre es nicht besser gewesen, wenn die, die so wenig entdecken konnten, sich lieber beflissen hätten, das schon entdeckte gemeinnützig zu machen? Es kommt mir vor, als ob in Deutschland in den beiden vorigen Jahrhunderten Materialien zu dem großen Gebäude der Wissenschaften wären gesammlet worden, die aber in ziemlicher Unordnung untereinander herumlagen, Quadersteine, Backsteine, Dachziegel, Balken, Bretter, Eisenwerk u. s. w. Im vorigen Jahrhunderte war die Beschäftigung der Gelehrten, die Materialien abzusondern, und jede Art in zierliche Schichten übereinander zu setzen. In diesem Jahrhunderte hätten Baumeister kommen sollen, die aus diesen Materialien, dem menschlichen Geschlechte zum besten, Gebäude gebauet hätten. Aber jeder Gelehrte fährt fort, sein Schichtchen Backsteine vor sich her dicht aufeinander zu legen, und nennt es ein Lehrgebäude. Ist jemand so glücklich auf seinem Spaziergange ein paar einzelne Steine zu finden, und sie in guter Ordnung zu seinem Häufchen hinzuzulegen, so heißt er ein Erfinder. Derjenige der große Quadersteine in Graben neben einander wälzt, daß sie einmahl künftig einem Gebäude zum Grunde dienen könnten, heißt ein tiefsinniger gründlicher Mann. So thun unsere sämtliche Gelehrten nichts, als Materialien in Ordnung bringen und einen Grund legen. Fängt aber jemand an, aus den verschiedenen großen Haufen Materialien die Jahrhunderte lang dicht aufeinander gelegen haben, auf den schon gelegten Grund ein Gebäude zu bauen, so verspottet man ihn als einen seichten Kopf, der Materialien und Grund von andern nimmt, und dessen Ordnung voller Lücken ist. Man bedenkt nicht, daß durch diese Lücken das Licht in das Gebäude fällt, und daß durch dieselben, Menschen in das Gebäude hineingehen können, dahingegen in den dichten Haufen weder Licht noch Wärme dringen und keine menschliche Creatur darin wohnen konnte. Man sollte nicht zufrieden seyn, jede Wissenschaft vor sich in ein Lehrgebäude zu ordnen, sondern eine jede Wissenschaft sollte billig auf alle andere, und alle zum Besten der menschlichen Gesellschaft angewendet werden.

Seb. Aber ich wiederhole noch einmahl, die Wissenschaften würden seicht werden, wenn man nicht fortführe ihre Theorien zu untersuchen. Wohin soll es endlich mit ihnen kommen, wenn man bloß das, was davon dem gemeinen Haufen faßlich ist, bearbeiten will?

Hier. Und wohin soll es endlich mit der Beförderung der Entwicklung aller Kräfte des Geistes, mit der Erleuchtung des ganzen menschlichen Geschlechts kommen, die der vorzüglichste Zweck der Wissenschaften ist, wenn die Gelehrten bloß für sich, und jede Art von Gelehrten besonders für sich, in ihrem kleinem Zirkel bleiben, und den großen Zirkel der übrigen ganzen Nation ihrer Achtsamkeit unwürdig halten wollen. Es können zwar immer einige Gelehrten von Profession bleiben, davon jeder über seine Wissenschaft einzeln nachdenkt, und seine Bemerkungen den Gelehrten mittheilet. Aber haben denn die Gelehrten gar keine Pflichten gegen das übrige menschliche Geschlecht? Der Bauer der das Feld besäet, der Weber der Zeuge bereitet, der Maurer der Häuser bauet, der Kaufmann, der die zur Nothwendigkeit und Bequemlichkeit gereichenden Dinge zusammenbringt, tragen jeder durch ihren Fleiß das ihrige zum gemeinen Besten bey, und auch die Gelehrten werden durch sie genähret, bekleidet, vor den Ungemächlichkeiten des Wetters bewahrt, und mit Bequemlichkeiten versehen; sollten die Gelehrten nun ein Recht haben, ihre Einsichten beständig nur unter sich zu behalten, und sie nie diesem geschäftigen Theile der Nation, für die Wohlthaten, die sie täglich von ihm empfangen, mitzutheilen. Sie können dieses nicht allein dadurch thun, wenn sie gewisse gemeinnützige Wahrheiten faßlich vortragen, welche Beschäftigung viele Gelehrten deshalb verachten, weil sie glauben, daß nur mäßige Geschicklichkeit dazu gehöre. Es giebt vielmehr noch eine höhere Art der Gemeinnützigkeit, die Genie, Gelehrsamkeit, Anstrengung aller Geisteskräfte erfodert, und die man dadurch erreicht, wenn man, wie ich schon gesagt habe, nicht allein jede Wissenschaft vor sich selbst, sondern auch in Absicht auf alle andere, und alle in Absicht auf die menschliche Gesellschaft betrachtet. Hierin fehlen die meisten deutschen Schriftsteller, die ihre Wissenschaft zwar aus dem Grunde verstehen, aber sie bloß allein für sich, und nie in dem Zusammenhange der übrigen Wissenschaften, und nie in Absicht auf den Nutzen des menschlichen Geschlechts, betrachten. Ein Criminalist ist ein grundgelehrter Mann, wenn er alle Ausgaben der peinlichen Halsgerichtsordnung mit ihren Commentarien durchgelesen und verglichen hat, und genau zu bestimmen weiß, in welchem Falle, und im wie vielstem Grade man zur Tortur schreiten soll. Er hält den für einen schwachen Kopf, der noch erst untersuchen will, ob ein Erforschungsmittel der Wahrheit, das im Heil. Römischen Reiche schon vor mehr als zweihundert Jahren durch Gesetze vorgeschrieben worden, unzulänglich ja gar unmenschlich seyn könne. Ein Lehrer des deutschen Kirchenrechts wird mit grössester Gründlichkeit und Belesenheit beweisen, daß im Heil. Römischen Reiche nur zwey Religionen existiren dürfen, und daß es reichsgesetzwidrig sey, wenn derjenige, der keiner dieser beiden Religionen beyfällt, nicht sogleich des deutschen Vaterlandes verwiesen werde. Laß den friedfertigen Gottesgelehrten, laß den menschenfreundlichen Philosophen, laß den einsichtsvollen Politiker dawider auftreten, und versichern, wahre Religion, Wohl des Menschen, und Wohl des Staats erfodere, daß man niemand dogmatischer Lehren wegen verdamme, und keinen Ketzer, sobald er ein guter Bürger ist, aus dem Lande jage, er wird sie bloß bedauren, daß sie in der Kenntniß des deutschen Kirchenrechts so unwissend sind; laß sie sich auf die gesunde Vernunft berufen, er wird voll Verachtung antworten, daß man so wenig das deutsche Kirchenrecht als das deutsche Staatsrecht, nach der Vernunft, sondern nach dem Herkommen beurtheilen müsse. Eben so samlet der Geschichtschreiher eine Menge Facten, ohne Wahl und Absicht, ohne daraus Philosophie, Politik oder Kenntniß des Menschen zu erläutern, und der Philologe zieht klassische Autoren heraus, samlet Lesearten und berichtigt Varianten, ohne ein einzigmahl seine Leser auf den Geist der alten Schriftsteller, auf den Zweck warum sie geschrieben haben, zu führen. Wenn ich nicht gewohnt wäre, weder im Guten noch im Bösen von Gottesgelehrten zu reden, so würde ich die anführen, die mit ihren Nebengottesgelehrten beständig Dogmatik, Exegese und Polemik wechseln, ohne jemals zu überlegen, welchen Einfluß Dogmatik, Exegese und Polemik auf die Verbesserung des menschlichen Geistes haben könne, und wie sie sich gegen Geschichte, Philosophie und Politik verhalten. Wenn jemals die deutschen Schriftsteller anfangen, die Wissenschaften aus solchen Augenpunkten zu betrachten, so werden sie sie mit weit glücklicherm Erfolge erweitern, als durch trockne Compendien, leere Speculationen und absichtlose Compilationen, sie werden für Kenner schreiben, und doch den Lesern aus allen Ständen interessant werden. Selbst durch dieses Interesse, werden sie alle Arten von Lesern zum Studiren wissenschaftlicher Kenntnisse ermuntern, so werden sich die Wissenschaften in mehrere Stände ausbreiten, und gelehrte Schriftsteller werden den mehr erleuchteten Lesern fasslich schreiben können, ohne der seichten Denkungsart des großen Haufens zu Gefallen, eine unrechtverstandene Popularität zu affectiren.

Seb. Ich finde, daß Sie vollkommen Recht haben. Ich kenne keinen höhern Nutzen der Wissenschaften, als die Erleuchtung des menschlichen Geschlechts. Aber hiezu haben gewiß vortrefliche deutsche Schriftsteller auch das Ihrige beygetragen, ich darf ihnen nur aus dem Fache, das ich kenne, die würdigen Gottesgelehrten unsers Vaterlandes ins Gemüth bringen, die sich mit glücklichem Erfolge bemühet haben, Dogmatik, Exegese und Polemik, nach dem Nutzen und dem Schaden, den sie dem menschlichen Geschlechte bringen können, zu betrachten.

Hier. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich von keinem Gottesgelehrten urtheilen will: aber ich verehre die großen Schriftsteller in allen Wissenschaften, die von philosophischen und menschenfreundlichen Absichten belebt, mehrere Wissenschaften zugleich überschauen, und das wahre Verhältniß einer jeden zur allgemeinen Erkenntniß zu bestimmen suchen. Deutschland hat einige, und sie sind vortreflich, aber sie sind in sehr geringer Anzahl. Die meisten deutschen Schriftsteller, sind voll pedantischen Stolzes, nur bemühet, den Theil der Wissenschaften den sie lehren, er mag nun klein, unbeträchtlich, ja wohl schädlich seyn, als den wichtigsten auszugeben, und ihm dünkt, um zu meinem vorigen Gleichnisse zurück zu kommen, daß der kleine Haufen Steine den sie sammlen und Stein über Stein aufstapeln, wichtiger und nützlicher sey, als das gröste Gebäude.

Seb. Mein Freund! Sie sind wirklich gegen die deutschen Gelehrten ungerecht, und nehmen Sie es mir nicht übel, fast muß ich glauben, dis komme von ihrem Stande her. Sie selbst haben die Tiefen der Gelehrsamkeit nicht erforschet, und wissen also auch nicht, wie ein wahrer Gelehrter eigentlich beschaffen ist. Ein wahrer Gelehrter siehet alle Gegenstände der menschlichen Erkenntniß in einem weit hellern Lichte, als ein Ungelehrter, und kan daher von ihrem Werthe und Unwerthe besser urtheilen; er wird nie die Wissenschaft in der er arbeitet höher achten, als sie es werth ist, oder deshalb die andern Wissenschaften, wenn sie wichtiger sind, vernachläßigen. Die Wissenschaften, mein lieber Herr Hieronymus, sind durch ein allgemeines Band verbunden, und wer bloß seine Wissenschaft schätzen wollte und die andern nicht, handelte so thöricht, daß sich dies von keinem wahren Gelehrten vermuthen läßt. Lernen Sie die Gelehrten besser kennen.

Hier. Haben sie den Messcatalogus von dieser Messe schon gelesen.

Seb. Wie kommen Sie darauf? Nein noch nicht.

Hier. Wir wollen einmahl die Beschaffenheit der neuen deutschen Bücher aus diesem Catalogus beurtheilen. Lassen Sie uns einmahl zusammenrechnen, wie viel von jeder Art der Wissenschaften Bücher herausgekommen sind, und hernach darüber Betrachtungen anstellen.

Seb. Sehr gern. Dis wird Sie am besten widerlegen. Wahre Gelehrten sehen allemahl, das lasse ich mir nicht ausreden, auf dasjenige was dem Ganzen vortheilhaft ist, nicht, was ihnen insbesondere gefällt.

Sie fingen also an den Meßkatalogus durchzugehen, und fanden 350 UebersetzungenDiejenigen, denen etwa die Anzahl der Uebersetzungen und Journale, nach Proportion allzustark dünken sollte, müssen bedenken, daß es eine Michaelmesse war. Denn wenn auch einige Schriftsteller im Sommer spazieren gehen, so arbeiten doch Uebersetzer und Journalisten, im Sommer und Winter, mit gleicher Thätigkeit fort. aus verschiedenen Sprachen, 65 neue Stücke von Journalen, 40 Compendien und Lesebücher, 74 Dissertationen und Programmen, 53 Bände Predigten, 67 theologische Bücher von allerhand Art, aber nur 9 juristische, weil die Anweisungen zum Reichsproceß und zum Criminalproceß schon oben unter den Compendien gerechnet worden, 23 medicinische Bücher, 16 Wochenblätter, 5 Geschichtbücher, 37 diplomatische Bücher, 17 Romanen, meistens in Erfurt, Dresden und Regenspurg gedruckt, 31 Gedichte, 3 mathematische Bücher, 1 physicalisch Buch und 15 aus der Naturhistorie. Hingegen fanden sie nur zwey einige Wochen vor der Messe erschienene Bücher, worin die Wissenschaften in ihrer Verbindung und in Verhältniß auf die Menschheit betrachtet wurden, und von diesen versicherten verschiedene gelehrte Zeitungen, voller Verachtung, daß ihre Verfasser seichte Köpfe wären, die keine gründliche Einsichten in die Wissenschaften hätten, und bloß durch das geringe Verdienst einer guten Schreibart, bey dem gelehrten Pöbel Beyfall erschlichen.

Hieronymus ging in ein Nebenzimmer, um diese Zeitungsstücke zu suchen, weil er aber dabey etwas verweilte, hatte Sebaldus indessen eiligst 13 Titel von neuen Büchern über die Apocalypse, die er sich beym Durchsehen des Catalogus heimlich mit dem Nagel gezeichnet hatte, auf einen Zettel ausgezogen, mit dem er dem Hieronymus entgegen kam, und ihn sehr angelegentlich bat, ihm diese Bücher zu leihen. Der gefällige Hieronymus fing gleich an zu suchen und kaum hatte er sie herbey geholt, als Sebaldus, des bisherigen Gesprächs ganz uneingedenk, sie unter den Arm nahm und damit nach Hause eilte, wo er nicht ruhete, bis er eins nach dem andern durchgelaufen hatte.

Den dritten Tag brachte er dem Hieronymus die Bücher zurück, und nahm sich unterweges vor, seinem Freunde zwar für die Bücher zu danken, aber ihm doch wegen seiner irrigen Meinung, von der partheyischen Achtung der Gelehrten für ihre Lieblingswissenschaft, den Kopf zurechte zu setzen; allein er fand zu seinem Misvergnügen, daß der gute Hieronymus bereits abgereiset war; daher er sowohl seinen Dank als seine Ermahnung bey sich behalten mußte.


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